Freitag, 11. Januar 2008

Au backe.

Wenn man die Wikipedia-Definition von Sadomasochismus nimmt:
"Der Begriff Sadomasochismus umschreibt ein Spektrum sexuell geprägter Praktiken, die sich auf das einvernehmliche Zufügen oder Erleiden von Macht, Schmerzen, Demütigungen oder Freiheitsbeschränkungen ausrichten."
und streicht die Wörtchen "sexuell geprägter" und "Zufügen", hat man den neuen Job von Klinsmann perfekt beschrieben.

Rein aus Fansicht kann das eigentlich nur schiefgehen, denn ein Mann, der bereits eine ganze Nation im Fussballrausch vereinte, kann diesen Rausch kaum auf einen einzelnen Verein ummünzen, auch wenn das sicher ein Traum der Bayernmanager ist.

Hätten die nicht Ernst Middendorp nehmen können? Bayern auf Platz 14 fänd ich spannender :P

Mittwoch, 9. Januar 2008

Schreibjunkie

73 Wörter

Und keiner will, dass ich "ma ehm" was tippe? Komisch. Zumindest ein mittelmäßig bis gutes Vorzimmerdametalent scheint bei mir vorhanden zu sein. Ausnutzen!

Und wenns mal in der Vorlesung zu langweilig wird -

spielt doch Tetris! :-)



Pole Position, Space Invaders und Pong gibts übrigens auch!
(gefunden bei renephoenix)

Montag, 7. Januar 2008

Linksrum! Rechtsrum!

Nicht Monty Python, sondern Alltag in Great Britain: Als ob Linksverkehr nicht schon anstrengend genug wäre, haben die Engländer auch noch sogenannte magic roundabouts oder "counterflow"-roundabouts erfunden. Auf dem Papier mögen solche Zahnrädchenspiele gut funktionieren, aber im fließenden Verkehr? Mir wird schwindelig. Mittlerweile ist der roundabout schon eine Sehenswürdigkeit in Swindon...
Was machen da eigentlich die Fußgänger!? (Ganz ganz früher gab es mal so ein Gameboyspiel, wo man ein Tierchen über eine x-spurige Straße lotsen musste...)

Konzert-Stöckchen

Bei toxea habe ich ein Stöckchen eingefangen, das einige Bearbeitungszeit benötigte. Es ist schön, sich an vergangene große Konzerterlebnisse zu erinnern. Ich hoffe, ich bekomme das mit dem ABC hin, damit ich nicht alles beim selben Buchstaben wiederfinde, werde ich mal nach Interpret oder mal nach Komponist gehen. Manches ist lediglich spontan notiert, denn zu einigen Buchstaben fallen mir bestimmt drei oder vier Konzerte ein. Andere hingegen waren nicht mit Erinnerung versehen...ich werde alt.
Und wer mag, nimmt es sich mit...

A Alanis Morrissette in der Jungen Garde Dresden
B Philip Boa in der Zeche Bochum, eines meiner ersten Konzerte überhaupt, daher hier vertreten...
C CocoRosie 2007 in Dresden, unbestritten mein Konzert des Jahres (Sigur Rós hab ich ja leider verpasst - narf)
D Barry Douglas, ein englischer Pianist, der zu Beginn der 1. Spielzeit von Marek Janowski in Dresden alle drei Bartok-Klavierkonzerte in einer Aufführung gab. Wahnsinn.
E
F
G Dame Gwyneth Jones: Elektra (Dirigent war Friedemann Layer oder Siegfried Kurz), 1994 oder 95 eine ihrer letzten Aufführungen in dieser Rolle, in der Berghaus-Inszenierung in der Semperoper. Ich bin fast gestorben, die Ausstrahlung und Stimme dieser Sängerin ist ohne Vergleich.
H Karl Amadeus Hartmann: Die erste Begegnung mit der "Sinfonia Tragica" in Wuppertal (Gülke dirigierte) war trotz widriger Bedingungen im damaligen Ausweichquartier Uni-Halle prägend.
I Michiyoshi Inoue, Mahler 6. Sinfonie, Dresdner Philharmonie - einer der wenigen Dirigenten, die mir dort in Erinnerung geblieben sind. Völlig überraschende, überzeugende Interpretation.
J Janacek: Jenufa, Dresden, Semperoper, wieder mit Gwyneth Jones, diesmal als Küsterin. Ein "Tatort" hätte nicht spannender sein können.
K Vesselina Kasarova: Ich rezensierte einen ihrer früheren Soloabende, muss etwa 97 gewesen sein, Semperoper - ich war äußerst berührt.
L Leonard Bernstein: 3. Sinfonie "Kaddish", Staatskapelle Dresden im Sinfoniekonzert unter Yutaka Sado
M Olivier Messiaen: Livre du Saint-Sacrement in einem Nachtkonzert mit Olivier Latry in der Christuskirche Dresden
N
O
P Allan Pettersson: Nahezu alle Aufführungen seiner Sinfonien, die ich besuchte, waren enorm berührend, vielleicht eine der signifikantesten war die der 9. Sinfonie als DE in Wuppertal mit Peter Gülke am Pult.
Q
R Rosalie war die Bühnenbildnerin bei der "Frau ohne Schatten" von Strauss, eine der letzten Opernproduktionen, die Sinopoli in Dresden dirigierte. Für mich immer noch die überzeugendste Darstellung eines wunderbaren Stückes.
S Alfred Schnittke: Leben mit einem Idioten, Oper nach Viktor Jerofejew, DE in Wuppertal, Inszenierung Meyer-Oertel, Dirigent Kalitzke, Schnittke selbst kam zur Aufführung
T Yuri Temirkanov - Schostakowitsch, 7. Sinfonie "Leningrader", Gastspiel der St. Petersburger Philharmoniker bei den Dresdner Musikfestspielen
U
V Georg Friedrich Haas: In Vain, 2007 in Hellerau mit dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik. Spannende, neue, raumgreifende Musik.
W Weihnachtsoratorium, Bach, letztes Jahr im KKL Luzern, zählt nicht ganz, da selbst mitgesungen, aber irgendwas war in der Aufführung, wo plötzlich die Musik sich selbst trug und alles strahlte und leuchtete...
X
Y
Z Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten, Dresden Semperoper, Ltg. Friedemann Layer.

Samstag, 5. Januar 2008

Bahnfahren in Berlin

Nadessa hatte ja neulich einen schönen Beitrag über die Grenze in Berlin aus der S-Bahn-Sicht, früher und heute. Nun finde ich noch eine gefilmte Bahnfahrt mit der S-Bahn aus dem Jahr 1993. Und ich erinnere mich sogar: die ICEs endeten in Michendorf und wurden dort herumgedreht. Über die Stadtbahnstrecke wurden die ICs von Lichtenberg aus mit Dieselloks geschleppt. Und wenn man im Film durch den Lehrter Stadtbahnhof fährt, weiß man, dass 1993 schon verdammt lang her ist...

Julia Fischer

Die Dame spielt sehr gut Geige und ist mit 24 Jahren eine der jüngsten Hochschulprofessoren in Deutschlands. Ihr Auftritt in einem Neujahrskonzert war mir allerdings einen kleinen Artikel im Virtuosen-Blog wert.

Gediegen und anspruchsvoll

Konzerte zum Jahreswechsel bei der Dresdner Philharmonie

Normalerweise befindet man sich am Nachmittag des Neujahrstages auf der Suche nach Rollmops und Kopfschmerztablette - maximal wagt man sich zu einem Spaziergang hinaus an die frische Luft. Von solcherlei Startschwierigkeiten unbeeindruckt zeigten sich allerdings die Konzertbesucher ebenso wie die Musiker der Dresdner Philharmonie. Letztere meisterten den Jahresübergang gleich mit vier Konzerten, da war wohl gerade noch Zeit für das "Prosit Neujahr!" und ansonsten eher eine Mütze voll Schlaf. Klassisch hörte das Jahr auf, und klassisch fing es wieder an - man ist ja mitten in der laufenden Saison. Im Programm huldigte man den Wünschen und Erwartungen der anwesenden älteren Generation: Dreivierteltakt, Operettenseligkeit und Mitklatschen im "Radetzky-Marsch" bestimmte das Konzert, das anstelle von schwerer Sinfonik der leichteren Muse verpflichtet war. Rechte "Heiterkeit und Fröhlichkeit", wie das Programmheft gleich als Überschrift anempfiehlte, wollte im nüchternen Kulturpalast trotz (oder wegen?) dicker grün-weißer Blumenbukette auf der Bühne kaum aufkommen. Zwei einzelne Luftschlangen auf Notenpulten der Musiker wirkten da schon fast wie ein Versehen. Die Dresdner Philharmonie musizierte zunächst einen großen Programmteil mit Arien und Orchesterstücken von Wolfgang Amadeus Mozart. Bereits in der Ouvertüre zur Oper "Così fan tutte" zeigte sich, dass der richtige Dirigent für ein solches Programm eingeladen wurde: Der Görlitzer Generalmusikdirektor Eckehard Stier gastierte wieder einmal in Dresden und demonstrierte eindrucksvoll, dass sich leichte Muse und hochwertige Interpretation nicht ausschließen. Immer wieder leitete Stier zu flexibler Klangbalance an und gab den Mozart-Stücken damit Präzision, aber auch einen leicht schwingenden Ausdruck. Das Programm wurde von dem international renommierten Bariton Eike Wilm Schulte konzipiert, ein rechter "Faden" ließ sich aber nicht feststellen, zumal der Ausfall des Schauspielers Zygmunt Apostol zu beklagen war. Vokal gestalteten Schulte und die Sopranistin Dagmar Schellenberger einen Großteil der Kompositionen des Konzertes, darunter bekannte Schmankerl wie die Figaro-Arie oder "Adieu, mein kleiner Gardeoffizier". Eine gewisse Gediegenheit war aber sowohl in der Programmauswahl als auch in der Interpretation nicht zu leugnen: Schulte kam kaum einmal aus der Rolle des netten, älteren Herrn heraus, während Schellenberger sich vor allem im Operettenteil wohl zu fühlen schien. Die wirklich ansprechenden Stücke waren eher die "Soli" des Orchesters, nämlich Joseph Lanners fein ausgesponnener "Mozartisten-Walzer" oder auch die bekannte "Donner-und-Blitz"-Polka von Johann Strauß. Stier wusste hier genau die Klangraffinessen herauszuarbeiten und konnte sich an diesem ersten Tag des neuen Jahres auf ein konzentriertes, klangrund agierendes Orchesterensemble verlassen. Trotzdem wäre zukünftig den Programmen gerade solch besonderer Tage eine Dramaturgie zu wünschen, die nicht ausschließlich musealen Gewohnheiten huldigt, sondern etwa das Neue, Erwartungsvolle, Offene eines neuen Jahres auch einmal in klingende Substanz umsetzt.

Freitag, 4. Januar 2008

Eternity

Dieses Rauschen im Telefonhörer war von seltsamer Natur. Gleich nachdem er den Hörer abnahm, hörte er dieses leise Knistern, das er vom Radio kannte, wenn man die Frequenz auf der Mittelwelle zwischen den Sendern einstellte, wo keinerlei Radio empfangbar war, aber etwas, was den Begriff Äther akustisch formte, ihm Gewicht verlieh. Ein sanft flirrender Raum aus Knacksern, Rauschen, 3D-Tonmolekülen im Tanz des Nirgendwo. Das Rauschen hielt ihn am Hörer, wäre nur Nichts gewesen, er hätte sicher aufgelegt, aber dies war mehr als Nichts und umgab ihn augenblicklich. Er hörte hinein in die fraktalen Strukturen des Zirpens, Flötens und einiger hölzerner Tapser im Hintergrund. Töne gaben sich mit Geräuschen die Klinke in die Hand, Sinusschwingungen formten ruhige Bögen über dieses Tonnirwana, in das er sich hörend immer weiter hinein vertiefte. Die Außenwelt verschwand langsam, und seine Gedanken kreisten um dieses Rauschen. Woher kam der Anruf? Wer hatte ihm diese Kraterwelt aus Oszillationen bereitgestellt? Seine Hand umkrampfte den Hörer fester, er versuchte sich zu konzentrieren. Aus den eher nicht wesenhaft wirkenden Geräuschen kristallisierte sich nach und nach eine regelmäßige Bewegung, ein Hauchen, das er erst nach Minuten einer menschlichen Stimme zuordnen konnte. Doch dies war kein Atmen oder Hecheln, keine bekannte Regung. Ihm war, als sei er in einen ruhig daliegenden Menschen eingestiegen, dessen Atmung er nun von innen wahrnahm, ruhig hebend und senkend. Nah dabei und die Wärme des Körpers spürend und doch in der akustischen Wirkung unendlich fern, wie man einen Windhauch an einem Berghang spürt, den man gerade noch verfehlt. Aus unerfindlichen Gründen ließ man ihn teilhaben an diesem anderen Leben. War es überhaupt ein Leben? Hörte er über den so elend materiellen Telefonhörer nicht gerade in eine Mondlandschaft der Seelen hinein? Alle schienen anwesend, niemand sprach, nur die Geborgenheit der stetig präsenten Luftsäule vermittelte ihm die Botschaft: DU bist da, du bist angekommen, sei willkommen. Er schloß die Augen, schaltete die Welt ab. Die Geräuschplaneten umkreisten ihn immer sanfter und doch eindringlicher. In der Auflösung seiner Gedanken verwandelte sich der Hörer in ein Staubkorn, gleichzeitig fing seine Hand an zu brennen, als würden ihn die ostinaten Geräuschfiguren immer wieder, immer öfter stechen. Für Gedanken war keine Zeit mehr. Gleich einer Saltofigur eines Turmspringers wurde er in einer einzigen rasanten Bewegung in seine eigene Hand gesogen. Im Wohnungsflur pendelte die hörerlose Strippe des Telefons noch einige Male über dem Boden und stand dann still. Seine Reise hatte begonnen.

Original hier. Dort kann übrigens jeder schreiben, im Januar gibt es wieder neue Textanfänge für Geschichten!

Dienstag, 1. Januar 2008

Fliegen lernen

Simeon ten Holts "Canto Ostinato" im Coselpalais

In der Konzertreihe "Musik zwischen den Welten" kam es zu einem ganz besonderen Jahresendkonzert. Der "Ausklang" wurde wörtlich genommen und gestaltete sich über 80 Minuten Dauer in einer großen Schleife des Repetitiven: Simeon ten Holts "Canto Ostinato" ist eine Komposition, die der Minimal Music zuzuordnen ist. Wie viele andere Werke dieser Gattung spielt das Stück mit der Freiheit und der Festlegung, mit Aufführungsdauern, Mustern und der Wiederholung als Phänomen. Minimal Music ist heutzutage schon selbstverständlich geworden, viele Film-Dokumentationen nutzen die Musik von Phil Glass und Steve Reich, insbesondere der kaum geistig genutzte Bereich der "Hintergrundmusik" freut sich über repetitive Muster, die dem Hirn eine vordergründige Entspannung bieten, da leere Repetition keinerlei Botschaften vermittelt. Wohl dem, der sich bei diesen Wiederholungsgewittern also bequem zurücklehnen kann. Im Coselpalais sorgte eine fabelhafte Interpretation zweier Pianisten für den rechten Drive des Werkes, das in den Niederlanden bereits Kult-Charakter besitzt, aber kaum einmal über die Grenzen dringt. Stefan Eder (Dresden) und Johannes Wohlgenannt Zincke (Wien) ließen sich auf die Wegstrecke des ununterbrochenen Musikbandes ein, das übrigens keineswegs eintönig wirkte, die Muster changierten immer wieder leicht und bildeten so den Nährboden von dramatischen Prozessen oder Beruhigung. Dabei durchlaufen Interpreten wie Zuhörer verschiedene Phasen von Konzentration und Hin-Hören vom kompletten Sich-Beruhigen bis hin zum innerlichen Aufwühlen. Insgesamt bleibt ten Holts Stück eine Übung im Weg-Fliegen der Gedanken, denn die geistige Konzentration auf den pianistischen Vollrausch führt zu nichts außer der Erkenntnis, dass man es an den Flügeln mit zwei souveränen Sachwaltern dieser Musik zu tun hat. Die vom Veranstalter hergestellte Konzert-Situation mit Vollbestuhlung und den Flügeln in der Mitte hat Konsequenzen: die Atmosphäre bleibt "klassisch" und außer Augenschließen und Beine ausschütteln passiert in den 80 Minuten im Auditorium nicht viel. Ein vom Klavierklang und der Komposition geprägtes und daher stark begrenztes Frequenzspektrum, das über eine große Zeitspanne pausenlos ins Zuhörerohr gepustet wird, entfaltet dennoch interessante körperliche Wirkungen. Ob man dies "eigenwillige Schönheit" (Programmheft) nennen mag, sei dahingestellt. "Zutiefst bewegend" kam das Werk ebenfalls nicht an, denn eine kompositorische Aussage fehlt den nackten Klavierläufen. Melodie und Harmonik verbleiben im Banalen, sodass ab und an das bewusste Hin-Hören zur Qual wird. Dass Meditation einhergehen soll mit der Entleerung des Geistigen, bleibt insbesondere im musikalischen Bereich eine diskutierenswerte These, die sich gerade anhand dieses faszinierenden Konzertes wieder neu stellte.

Kalender mit Klängen

"Modus Vivendi" - Orgelforum in Blasewitz

Zeitgenössische Musik zu vermitteln, dieser Aufgabe stellt sich die Sächsische Gesellschaft für Neue Musik seit Jahren. In diesem Jahr gilt das Hauptaugenmerk der neuen Orgelmusik - für das Instrument werden immer wieder Kompositionen zumeist mit sakralem Hintergrund geschrieben, seltener erlebt man heutzutage weltliche Konzertstücke für die Orgel. Im "Modus Vivendi"-Konzert in der Heilig-Geist-Kirche in Dresden-Blasewitz wurden zum 2. Advent Stücke ausgewählt, die sich mit der Betrachtung Gottes beschäftigten. In Jörg Herchets OEuvre ist diese Beschäftigung gleichsam ein roter Faden - seine Marienkantaten und der Orgelzyklus "NAMEN GOTTES" entstehen seit Jahren in vielfältiger Ausprägung einer Glaubenshaltung. Das Konzert wurde von den Stücken 13 und 14 aus dem Zykus umrahmt, während das Eingangsstück eine klares Ineinanderweben und Gegenübertreten verschiedener Klangmodelle zeigte und damit in gut abgestufter Registrierung fast tröstlichen Ausdruck erhielt, bestand Nr. 14 aus deutlich voneinander abgesetzten Passagen, die individuell und kaum aufeinander bezogen wirkten. Man wurde fast an eine Art Adventskalender erinnert, in welchem hinter jeder Tür neue Klänge, neue Inspirationen warten, somit ging hier auf eine unbestimmte Entdeckungsreise. Leider war das gesamte Konzert von einer nicht ausreichend beheizten Kirche betroffen, daher fiel die ungetrübte Konzentration auf die neuen Werke schwer. Außerdem wäre den Konzerten im nächsten Jahrgang eine größere Zuhörerschaft zu wünschen. Die Art der Vermittlung der Werke ist zu überdenken, zwar war der in der Mitte platzierte Vortrag von Lydia Weißgerber sicherlich kompetent, doch das Gespräch mit dem Freiburger Komponisten Peter Förtig waberte lediglich um bekannte, eigentlich nicht bestehende Probleme in der Vermittlung Neuer Musik herum. Neue Musik sollte selbstverständlich sein, dem alten Klagelied des Ignorierens und Nichtverstehens kann man sowohl als Veranstalter als auch als Komponist durchaus widersprechen. Förtigs eigenes Werk "L'Ange de la Nativité" schließlich konnte kaum die vorher gegebene Einführung einlösen, weder hörte man den angekündigten "Engelssturz", noch erschlossen sich polyphone Linien des Werkes. Unvermittelt standen verschiedene traditionelle Techniken und ein undurchsichtiges Material nebeneinander - die Dramaturgie des Stückes überzeugte indes nicht. Als Kontrast spielte Reimund Böhmig-Weißgerber an der Eule-Orgel außerdem eine Partita von Samuel Scheidt, diese sollte den Horizont zur neuen Musik erweitern. Als typisch frühbarocke cantus-firmus-Variation war allerdings dieses "schulmäßige" Stück kaum dazu geeignet, die neuen Werke in anderem Licht erscheinen zu lassen. Gerade die vielfarbigen Stücke von Jörg Herchet hätten eines deutlichen Werkkontrastes bedurft, um das Konzert insgesamt nicht zu trocken wirken zu lassen. Lebendiger und vor allem wärmer darf es demnächst durchaus sein.

Handballspiel im leeren Schwimmbecken

Klaviertrio elole mit drei Uraufführungen in Hellerau

Nicht nur zur Weihnachtszeit erfreut das Dresdner Ensemble "elole" das Publikum mit anspruchsvoller neuer Musik für Klaviertrio. Dennoch hatte das Konzert am Vorabend des 1. Advent im Festspielhaus Hellerau durchaus eine "besinnliche" Atmosphäre. Dass dies mit gleich drei Uraufführungen gelingt, lag an der gelungenen Konzertdramaturgie und der souveränen Interpretation aller präsentierten Werke. Umrundet wurden vier größere Werke von einem Zyklus des Amerikaners Tom Johnson, die wie ein freundliches Pausenzeichen den Geist wieder reinigten und "klar Schiff" für das nächste größere Stück machten. Diese kleinen "Predictables" (Vorhersagbares) spielten in minimalistischer Struktur mit Hörerwartungen und waren dabei doch abwechslungsreich, augenzwinkernd und eben auf den Punkt gebracht, mit keiner Note zuviel.
Letzteres Merkmal trifft auf viele Kompositionen neuerer Art zu, die Dichte mancher Uraufführungen übertrifft oft das, was ein Hörer aufzufassen vermag. Wenn dies aber in konsequent explosivem Spannungsverlauf wie bei Carsten Hennigs "desire III" geschieht, merkt man auf, zumal man sich den Hintergrund des Stückes - "Die belebende Wirkung des Geldes" zunächst kaum in Musik dargestellt vorstellen konnte. Doch die Rotierungsmomente im Stück, sowohl durch Metallscheiben als auch durch die Instrumente plastisch dargestellt, wirkten dynamisch und durchdacht. Krasser Gegenpol dieses Werkes war Juan Maria Solares "EL-ES", das sich kaum einmal über nacktes Material heraushob, verhalten gestikulierte und im Programmhefttext nur mit Anspielungen kokettierte, die entweder gar nichts mit dem Werk zu tun hatten oder eins zu eins und damit langweilig umgesetzt wurden. Dies bleib aber die einzige kompositorische Enttäuschung. Hartmut Dorschner, neben Hennig ein weiterer umtriebiger Dresdner Komponist, steuerte "Tendenzen" bei. Diese Uraufführung beeindruckte durch eine packende Emotionswelt, in welcher selbst verhinderte, verzerrte, geplante und nicht ausgeführte Noten ihren Platz fanden. "Calabi-Yau" von William Pertz schließlich war ein nachgereichter Beitrag zum im letzten Jahr ausgeführten Wettbewerb "Klang-Stadt-Stille". Uta-Maria Lempert (Vl), Matthias Lorens (Vcl) und Stefan Eder (Klavier) widmeten sich auch diesem Werk mit äußerster Konzentration und schufen ein vitales Klanggemälde, das vor allem durch seine unterschiedlichen Bewegungsmuster überzeugte, nur an einigen Punkten wirkte das Stück fast überdreht, dennoch zeigte der Umgang mit dem Klangmaterial eine durchgehende Sinnlichkeit. Während andere Komponisten sich im Programmheft in der "Beschreibung des Essens" verloren, zeigte Pertz fast literarische Qualitäten und steuerte mit der Assoziation eines Handballspiels in einem leeren Schwimmbecken ein absurdes Moment bei, was zwar partout nicht in das Stück passen wollte, aber diesem auf jeden Fall eine weitere, ebenfalls freundliche Ebene hinzufügte.

Montag, 24. Dezember 2007

Allen meinen Lesern

wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest!!

Samstag, 22. Dezember 2007

...

Ich bin nicht immer meiner Meinung.

(Paul Valéry)

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Schreibwerkstatt

Gerne weise ich hier auf die Schreibwerkstatt hin, wo jeden Monat mit einem Textanfang (diesmal sind es zwei Anfänge) Prosa und Lyrik entstehen kann. Die Stories werden anonym eingestellt, links oben auf der Seite steht, wie es funktioniert. Ein kleines Voting kürt Ende des Monats die lesenswerteste Geschichte.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Toooooooooooooooor!

Dieser Jubel blieb bei einem Verein in der badenwürttembergischen Kreisliga B leider bisher aus, heute meldeten die Zeitungen , dass der SSC Stubersheim in dieser Saison noch kein Tor geschossen hat. In der Tabelle dürfte der Rückstand von 0:151 Toren schwer aufzuholen sein und die bisherigen Spielergebnisse lesen sich wie ein Horrordrama. Nur das 0:5 gegen Lonsee läßt hoffen - die Luft wird eng für die Gegner.

Montag, 17. Dezember 2007

Brand im Stallhof

Heute mittag bin ich auf dem Weg zur Arbeit am Stallhof vorbeigekommen, das sah wirklich sehr übel aus:



links vorne die verrußte Fassade des Schlosses, unter den Arkaden müssen wohl die Stände gebrannt haben, hinten sieht man deutlich den Unterschied zur weißen Fassade. Als ich dort war, wurde bereits aufgeräumt und die meisten Stände wurden zusammengelegt. Offenbar war wohl ein technischer Defekt die Ursache.

Mehr dazu auch hier und da (SZ-Online).

Hinter mir...

Manchmal hat man solche SItuationen, dass man denkt "Glück gehabt", oft sind es ja auch nur Zufälle: in Bochum besuchten wir das "Elixia" mit Fitness und Sauna, einen Tag später schloß das Etablissement plötzlich. Auf der Autobahn höre ich öfters im Radio, dass es hinter mir einen Mega-Stau gibt, und ich bin dann froh, dort schon vorbeigerauscht zu sein. Und heute das:

Brand auf Dresdner Weihnachtsmarkt

Dresden: Auf dem historischen Weihnachtsmarkt im Hof des Schlosses hat es am Morgen gebrannt. Nach Angaben der Feuerwehr wurde die Hälfte der Stände vernichtet. Die Flammen beschädigten auch die Schloss-Fassade. Mehrere Fenster zersprangen durch die Hitze. Das Dresdner Schloss beherbergt auch das Grüne Gewölbe, das erst vor einem Jahr dort wieder eröffnet wurde. (Quelle: MDR)

Dabei haben wir am Samstag noch die tolle Atmosphäre dort genossen...nun dürfte der Markt erstmal geschlossen haben :/

Sonntag, 16. Dezember 2007

...

Zwei Liebende im Glück kennen weder Ende noch Tod,
solange sie leben, werden sie vielfach geboren und sterben,
in ihnen wirkt Natur in ihrer Ewigkeit.

(Pablo Neruda)


gefunden bei Meguinha

Ulzhan

Schonmal vormerken zum Angucken...Hat den schon jemand gesehen?

Plätzkes

Kein Advent ohne Plätzkenbacken - der 3. Advent ging größtenteils für dieses Highlight drauf und die Küche ist nun sogar wieder aufgeräumt, nur der Duft und eine riesige gefüllte Blechkiste (7 Bleche) erinnern an die Backorgie. Ein paar Tipps habe ich mir natürlich hier und da geholt. Und zur Erinnerung natürlich auch zwei Fotos:

*mjam*


lecker "Bethmännchen"

Freitag, 14. Dezember 2007

Mpfpffmffmppmpmpffmffmmfmfp Fmmmmfmfpmffpmfpmfmpppff: Mpmmffmpp Mmpüpffmfmfmmmmfmfpmmmmpffmp

Ffpfmf Mpmmffppfpppffmfmm, mpmmppppm Fmpffmpffmmmppppppmppppp, fmmmmfmfppmfmffmmfmfp
Mpmmmmppmppfppp, mpmmppppp Mpmppfpmfmmfmfp mffppm Mfmmppfppmmmpppmpmmpp;
Mffmfpppp fmmmmfmfppmffmfmfmmppppp mpmmffmpp Mfpäfmmmmfmfpmpppff mffppp Mmpmmmpppmpmmpp.
"Fppmmmfmm fppppfpmfpmffmpmppfmmfmp mpmfmf ppmmfffmp mpmmppppm Mpmppfpmfmmfmfpmpp, fmmpfmpffmffmmfmfp!"
Mpppppfmpmfmmppmfmpppmppfmp mffmfpppm mpfmffpppfmmfmpmpppff mpmmpppff Fppüfmpmpppffmffmmfmfp.
"Mpmmffmpp Fmmfmpmmmmpmfmp fpmppfppm Fmpffmpffmmmppppppmppppp mmpmppmpfpffmppmffmppppp!"
"Mpmmmmfmm fmmppfpmfpmffmmfmp mpmfmf mmmppm Pmppffmppfmfffpmpp mmpmpppffmppfmfmppppp."

(Rache ist süß)

Donnerstag, 13. Dezember 2007

...

Paul Fleming (1609-1640)

An sich


Sei dennoch unverzagt. Gib dennoch unverloren.
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid.
Vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, laß alles unbereut.
Tu, was getan muß sein, und eh man dir's gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,

Und eh du förder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite Welt und alles untertan.

(via Lyrikmail)

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