Sonntag, 23. Oktober 2011

Endhaltestellenwanderungen Teil I

Wohin am Sonntag? Dresden hat ja wahrlich genug zu bieten, gerade auch fürs Ausflugsvolk. Vergnügt man sich nicht in der Stadt, fährt man raus aufs Land. Doch immer Pillnitz oder Moritzburg wird auch langweilig, und daher setzen wir nun eine neue Idee um, die uns heute früh beim Kaffee kam: Die Endhaltestellenwanderung!! Meist kennt man die Endhaltestelle ja nur ab 2 Promille aufwärts, wenn man nachts den Ausstieg verpasst hat. Wir haben nun beschlossen, Dresden von seinen runden Ecken her zu erkunden. Dafür stehen uns 12 Straßenbahnlinien zur Verfügung, Dopplungen abgezogen sind es also 19 Ziele, die wir anfahren werden (-> Liniennetzplan)***. Heute ging es los mit der Linie 1 nach Leutewitz. Das ist allerdings schon gleich ein Highlight, denn wenn die 1 in Cotta die Meißner Landstraße verläßt, geht es gleich bergan und nah an der alten Schule an der Warthaer Straße endet die Linie. Ein Stück die Straße hoch und links halten, dann betritt man den Omsewitzer Grund, einen Fußweg durch Gärten und Streuobstwiesen, der sogar einen auch für Kinder spannenden Naturlehrpfad aufweist. Am Ende des Lehrpfades ist man im alten Dorf Omsewitz angekommen, die Straße "Altomsewitz" verläuft mitten durch den Kern, an welchem alte Seithöfe stehen. Hier gibt es viele kleine Handwerksbetriebe und als kulturellen Mittelpunkt die Kümmelschänke, in der die Einkehr zu Kaffee und Kuchen oder leckeren Mittagsgerichten lohnt. Wir laufen weiter gen Osten und stoßen bald auf die Gompitzer Straße, die in Nord-Süd-Richtung die an das Plattenbauviertel Gorbitz grenzenden Örtlichkeiten verbindet. Wieder stadteinwärts laufend, kommen wir bald zur Leutewitzer Windmühle, einer Restauration mt viel Erholungswert drumherum: neben einem Außenbereich mit Volleyballfeld lohnt auch der Besuch im Leutewitzer Park, oft hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. Vom nahegelegenen Hebbelplatz fahren wir mit der 2 zurück in die Stadt.
Die nächste Tour geht ans andere Ende der 1, nach Prohlis. Wer nicht glaubt, dass es dort etwas zu entdecken gibt, lese den nächsten Bericht :-)

*** Ich hoffe ja nicht, dass das so süchtig macht, dass wir dann noch die Buslinien abklappern...dann brauche ich neue Trekkingschuhe ;)

Montag, 5. September 2011

CD-Tipp September

Im Sommer gab es eine kleine Pause - auch mangels Neuerscheinungen, die aber nun gleich stapelweise kommen. Und voilá, une pianiste superbe:



2010 war sie schon für mich sozusagen die "Überraschung des Tages", als sie bei einem Konzert des Moritzburg Festivals im Schumann Klavierquartett gastierte, und man will ständig mehr hören von dieser gerade einma 23jährigen Künstlerin. Allerdings tourt sie auch ordentlich herum und hat ein beängstigend breites Repertoire, gerade gastiert sie mit Beethovens 4. Klavierkonzert in Ludwigshafen. Leider ist ihre Website derzeit eine Baustelle. Aber auch auf facebook und twitter ist sie fleißig unterwegs und versorgt ihre Fangemeinde mit Neuigkeiten.

Nachdem sie 2009 noch mit Luisi das (in dieser Lesart ungewohnt breitwandige) 2. Chopin-Konzert und Balladen veröffentlichte, haben wir nun Liszt vor uns - was auch sonst. Bevor ich aber nun sinniere, ob der Wert des Komponisten relativ gesehen zur Anzahl der auf den Markt geworfenen Scheiben mit seiner Musik sinkt, lobe ich lieber diese CD. Lise legt die Platte auf Kontrast an, wagt es gar, die intimsten Liedbearbeitungen neben Dante-Sonate und Mazeppa zu legen - man muss ja schließlich auch einmal durchatmen, nachdem Frau de la Salle den Steinway offenbar mit einem Donnerspeer bearbeitet hat. Sicher: die sportlichen Zuhörer greifen lieber zu Volodos und Kissin, aber darum geht es auch gar nicht. Möchten wir nicht die Stücke erzählt bekommen, wollen wir nicht das spezifische Temperament der Pianistin erfassen können? Wollen wir gar überrascht und gepackt werden? Dann sind wir bei Lise de la Salle perfekt aufgehoben.

Wenn in "Nuages gris" dann noch dieser Schuß französischer Sanftmut hineingerät, sind wir vollkommen glücklich... Ach, Liszt, ein schlechter, langweiliger Komponist? Das steht und fällt, sieht man hier wieder deutlich, mit dem, der sich seiner Musik nähert. Und nähern will.
* Lise de la Salle bei facebook

Außerdem hörenswert:
* Björk - Biophilia -- ein bißchen Geduld brauchen wir noch, bis die CD am 7.10. erscheint. Trotzdem heute schon die Vorfreude, denn dann könnte die Geschichte der Sicht auf unsere Welt zumindest um ein kleines musikalisches Meisterwerk bereichert sein...
* Ich erwähnte schon oben das Moritzburg Festival. So frisch wie her Jahr für Jahr Kammermusik zelebriert wird, könnte Kult daraus entstehen. Noch nicht überzeugt? Forelle hören! -> Jan Vogler - Sony - Forellenquintett
* ein "neuer" Rattle bei EMI? nunja, zumindest eine Schönberg-Platte, wenngleich die Hälfte von der Orchestration des Brahms-Klavierquartettes eingenommen wird. Trotzdem ein tolles Stück, ebenso wie die hier (leider) in großer Besetzung umgesetzte 1. Kammermusik und die Lichtspielszene. Nach dem zweiten Hören bin ich aber dennoch etwas entsetzt von einem durchweg aufrechterhaltenen sämigen Gesamtklang, der die CD leider höhepunktsarm erscheinen läßt.
* Bon Iver - Bon Iver: Hoppla, die Alternative (ich hasse Genres...) - Entdeckung des Monats. Beim Einsortieren in den Laden wird es hier wirklich schwierig. Folk trifft Einsamkeit, satter Bandsound trifft Ohrwurmkunst... Anhören. Überraschen lassen.

Sonntag, 28. August 2011

Wie am Schnürchen

Gustav-Mahler-Jugendorchester gastierte unter Sir Colin Davis in der Semperoper

Es ist schon eine ganz kleine, feine Tradition geworden: bereits zum dritten Mal eröffnete das Gustav-Mahler-Jugendorchester mit einem spätsommerlichen Gastspiel in der Semperoper die neue Konzertsaison der Sächsischen Staatskapelle. Wohl müssen wir uns noch zwei Wochen bis zum 1. Sinfoniekonzert unter Leitung von Christian Thielemann gedulden, doch der Auftritt des Gustav-Mahler-Jugendorchesters war weit mehr als ein Appetithappen.

Schließlich stand mit Sir Colin Davis kein Geringerer als der Ehrendirigent der Staatskapelle am Pult, der das Jugendorchester nun zum zweiten Mal nach 2008 während seiner Sommertournee leitete. Die Zuhörer konnten sich bei dem Genuss eines abwechslungsreichen Programmes, das einen Bogen von Tschaikowsky über Ravel zu Strawinsky spannte, von der hohen Qualität des europäischen Instrumentalistennachwuchses überzeugen - viele ehemalige Mitglieder des Jugendorchesters spielen heute in den großen Orchestern in aller Welt, einige auch in Dresdner Orchestern.

Doch auch wenn in diesem, zweifellos einem der besten Jugendorchester Europas ein atemberaubend hohes technisches Niveau zu beobachten ist, die halbjährlichen Projektphasen dienen eben nicht nur dem professionellen Erarbeiten großer Konzertliteratur, sondern bieten auch das Erlebnis, in den Konzertzentren Europas unvergessliche musikalische Augenblicke mitzugestalten.

Ein solcher wurde den Zuhörern beim Dresdner Konzert ausgerechnet im leisesten, intimsten Stück des Abends geschenkt, nämlich in Maurice Ravels Liederzyklus "Shéhérazade". Was Sir Colin hier vor allem im zweiten und dritten Satz in enger Partnerschaft mit der herausragenden amerikanischen Mezzosopranistin Susan Graham an seidigem Klang aus dem Orchester hervorzauberte, war einzigartig. Man hatte das Gefühl, der Entstehung eines pastellenen Gemäldes beizuwohnen, und das auch noch in völlig entschleunigter Zeit. Grahams tolle Stimmführung kannte daher auch keine Grenzen in der poetischen Ausdeutung des Textes, und das Orchester folgte mit hervorragendem Piano und feinster Klanggestaltung.

Dass ausgerechnet diesem Werk nach der Pause eine der offenherzig lautesten Sinfonien der russischen Spätromatik folgte, war der Farbigkeit des Programms geschuldet und stellte kein Problem dar. Die jungen Musiker zeigten sich bei der 4. Sinfonie f-Moll von Peter Tschaikowsky hoch-, aber niemals übermotiviert und konnten auch in der thematischen Gestaltung brillieren. Im Pizzicato-Scherzo ließ Davis den mächtigen Streicherapparat ganz allein musizieren - das muntere Räderwerk der 74 Saiteninstrumente lief wie am Schnürchen. Im Andantino wurde flüssig und ohne Leidenspathos musiziert, in den Ecksätzen war ordentlich Pomp, aber auch staunenswerte Präzision aufgefahren - das führte zu großem Beifall am Konzertende.

Allerdings hatte das offenbar noch halb im Urlaub befindliche Publikum damit ohnehin nicht gespart und damit sowohl die Spannung im Liederzyklus zerstört als auch den Fluss der eingangs aufgeführten "Sinfonie in drei Sätzen" von Igor Strawinsky unterbrochen. Hier war dem Gustav-Mahler-Jugendorchester unter Davis kompromisslos klarer Führung bereits eine prägnante Interpretation gelungen, die Kraft und Leichtigkeit dieses manchmal fahl-rhythmischen, manchmal augenzwinkernd liebreizenden Werkes völlig selbstverständlich vereinte.

[24.8.2011]

Äußerst kreativer Jahrgang

Moritzburg Festival ging erfolgreich zu Ende

Mit zwei umjubelten Konzerten ist am Sonntag das diesjährige Moritzburg Festival zu Ende gegangen. Sowohl am Sonnabend als auch zum Abschlusskonzert am Sonntagvormittag war die Evangelische Kirche Moritzburg ausverkauft und die Zuhörer hatten noch einmal Gelegenheit, hochkarätigen Instrumentalisten im gemeinsamen Spiel zu lauschen.

Am Sonnabend stellte sich zunächst die Pianistin Alice Sara Ott im Porträtkonzert dem Publikum vor. Die junge deutsch-japanische Musikerin wählte dafür die Sonate Opus 3 Nr. 2 in C-Dur von Ludwig van Beethoven aus. Temperamentvoll und geschwind war ihr Ansatz; ein wenig zu nervös gerieten ihr die ersten beiden Sätze, in denen Atmung und Artikulation zu wenig ausgeprägt waren. Erst im Scherzo und Finale leuchtete luftigeres Spiel auf. In den beiden Zugaben von Liszt und Chopin war sie ungleich sicherer und konnte das Publikum begeistern.

Im darauf folgenden Konzert konnte man das auf den Musikpodien schon renommierte "Trio Zimmermann" kennenlernen, das bestehend aus dem Geiger Frank Peter Zimmermann, dem Bratscher Antoine Tamestit und dem Cellisten Christian Poltéra drei außerordentliche Solisten vereint. Dem D-Dur-Streichtrio von Ludwig van Beethoven wurde höchste Wertschätzung verliehen. Mit knackigen Impulsen komplett auf den Punkt musiziert und dabei dennoch flexibel und farbenreich gestaltet, war dies "früher Beethoven" par excellence.

Der britische Schwerpunkt des Festivals brachte diesmal Arnold Bax (1883-1953) ins Programm, dessen schwermütig-spätromantisches "Elegisches Trio" von Astrid von Brück, Max Mandel und Marina Piccinini mit schöner Ausgestaltung und toller Balance zwischen Harfe, Bratsche und Flöte erklang. Höhepunkt dieses Konzertes war das Streichsextett B-Dur, Opus 18 von Johannes Brahms. Frank Peter Zimmermann als Primarius gab die Richtung vor und doch entstand mit Serge Zimmermann, Antoine Tamestit, Nils Mönkemeyer, Christian Poltéra und Jan Vogler eine einzigartiges Miteinander in dieser Kammermusik, die oft sinfonische Dimensionen aufwies. Diese Brahms-Interpretation klang selbstverständlich, federleicht und vor allem in rhythmischer Hinsicht spannend. Wiegen, Insistieren, Drängen und Innehalten - alle Sätze bekamen in der Einmaligkeit der Live-Darbietung ihre hier sehr musikantische, höchst treffende Gestalt.

Dem staunenswerten Abend folgte das Abschlusskonzert, das noch einmal Perlen der Kammermusik hob: neben einem Gruß an die englische Consort-Musik des 17. Jahrhunderts in Form von Henry Purcells Chaconne g-Moll war dies vor allem das Klavierquartett g-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart (mit Chun-Wen Huang, Lise Berthaud, Danjulo Ishikaza und Alice Sara Ott), in dem besonders das nachdenkliche Andante gefiel. Nach einem "männlichen" ersten Satz setzten die Musiker das Stück leicht und flüssig fort; nicht immer befriedigend gelang der Klavierpart von Alice Sara Ott.

Der Abschluss gehörte traditionell dem Oktett Es-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy, in hervorragender Besetzung und so frisch musiziert, als wäre es das erste Mal - besonders das in leichtem piano zelebrierte Scherzo überzeugte sehr. Indes forderten die Zuhörer kräftig eine Wiederholung, und sie bekamen das Finale erneut geboten. Intendant Jan Vogler konnte am Sonntag zufrieden auf einen "diesmal äußerst kreativen Jahrgang" zurückblicken. Neben dem sehr abwechslungsreichen Programm der 13 Konzerte, Porträts und öffentlichen Proben durfte sich der Vogler über insgesamt 6600 Besucher und eine Auslastung von 97% freuen. Zudem war auch die Moritzburg Festival Akademie mit 38 Musikstudenten aus 13 Nationen mit mehreren Konzerten in Dresden und Moritzburg ein Besuchermagnet.

2012 findet das Moritzburg Festival vom 5. bis 19. August statt.

[Nachtrag vom 22.8.2011]

Mozart auf See

Familienkonzert des Moritzburg Festivals

Zum sechsten Mal lud die VW-Manufaktur die Musiker der Moritzburg Festival Akademie zum Familienkonzert in ihre gläsernen Hallen am Straßburger Platz ein. Viele Zuhörer fanden sich samt großem und kleinem Nachwuchs ein, die einmal Jonathan Swifts Abenteuerroman "Gullivers Reisen" anders erleben wollten. Dass nämlich die Liliputaner ein äußerst musikliebendes Völkchen sind, war so bisher nicht bekannt.

Schauspieler Tom Quaas, der aufgrund riesiger Gestalt die Geschichte glaubwürdig verkörperte, konnte etliche musikalische Gelegenheiten aus der Abenteuergeschichte herauslesen. So wurde Mozarts Oboenquartett in Gullivers musikalischer Analyse kurzerhand zum Seemannsstück. Der Liliputaner Kaiserhymne wurde natürlich von keinem anderen als Joseph Haydn komponiert - Ähnlichkeiten mit der deutschen Nationalhymne im "Kaiserquartett" waren rein zufällig. So spann sich der Bogen über zahlreiche Abenteuer Gullivers bis hin zur Abreise heim nach England - wo der Weitgereiste auch gleich von einem Divertimento von Franz Anton Hoffmeister begrüßt wurde. Das ist musikgeschichtlich gar nicht einmal weit hergeholt, denn Hoffmeisters Kammermusik erfreute sich europaweit großer Beliebtheit.

So ergänzten sich Geschichte und Musik im Familienkonzert vortrefflich, wurde statt Holzhammerpädagogik lieber kräftig an einer echten Windmaschine gerührt, und es war gerade bei den Bläserstücken von Martinu und Francaix deutlich zu beobachten, dass die muntere Spielkultur der jungen Akademisten des Moritzburg Festivals die Kinder rund um die Bühne in den Bann zog. Es blieb ein kleines, in der Manufaktur altbekanntes Manko: die mangelhafte Akustik, gegen die die Musiker, Trompeten ausgenommen, auch am Sonnabend tapfer anspielten.

Hier hatten jüngste Zuhörer im Schneidersitz direkt vor der ersten Geige hockend einen gewissen Vorteil. Großes Lob gebührt auch den jederzeit frisch aufspielenden Musikern der Akademie, die beim Festival keinesfalls unter Beschäftigungsarmut leiden - gleich nach dem Familienkonzert ging es - nach gemeinsamer Stärkung mit dem Publikum - in der Frauenkirche mit einem Orchesterprogramm weiter.

[Nachtrag vom 14.8.2011]

Freundschaftlicher Wettstreit

"Lange Nacht der Kammermusik" beim Moritzburg Festival

Ein bißchen irreführend ist der Titel ja schon: Die "Lange Nacht der Kammermusik" beim Moritzburg Festival war schon um kurz vor 23 Uhr beendet, nach nicht einmal vier Stunden Dauer. Doch das Konzert mit den jungen Akademisten ist ohnehin bei den Zuhörern fester und beliebter Bestandteil des Festivals und dank ausreichender Weingabe und Pausen gerät der Abend so gesellig wie es die Griechen einst im Symposion vorexerzierten.

Dazu gehört natürlich musikalischer Diskurs, und hier sind es schon die nüchternen Daten, die faszinieren: Studenten aus 15 Ländern spielten 15 verschiedene Werke von Komponisten aus vier Jahrhunderten in Besetzungen vom Duo bis zum Tentett. Eine Bewertung dieser Leistung kann nicht die eines normalen Konzertes sein, denn hier trafen Talente aufeinander, die gerade mal nach einer Woche "Beschnuppern" gestandene Kammermusik im Konzert interpretieren sollten, und das neben allen anderen Engagements, die sie während des Festivals erwartet. Daher prognostizierte Intendant Jan Vogler zu Beginn auch einen "freundschaftlichen Wettstreit", und der war vor allem kurzweilig, dabei aber immer von hohem Anspruch getragen.

Es ist unmöglich, alle Stücke und Interpreten aufzuzählen; in der Kirche von Moritzburg gaben sich Mozart und Dvorak, Haydn und Strauss ein Stelldichein. Einige Perlen gab es zu entdecken, wie etwa Anton Reichas munteres Bläserquintett oder das "Kaiserquartett" von Joseph Haydn. Hier wie in vielen anderen Formationen war auch schon zu bemerken, dass über das reine Interpretieren der Noten hinaus der kammermusikalische Gedanke immer im Vordergrund stand. Obwohl man an vielen Instrumenten große individuelle Talente bemerkte, stellten sich doch alle Musiker in den Dienst der gemeinsamen Sache.

Bei den Proben erforderte dies auch logistisches Know-How, denn einige Musiker waren in bis zu drei verschiedenen Besetzungen vertreten. Das hohe Niveau setzte sich fort in Quartettkompositionen von Mozart und in dem aufmerksam musizierten Streichsextett aus "Capriccio" von Richard Strauss. Den Atem hielt man an, als "Chant de Linos" von André Jolivet erklang - Jared Harrisons (Flöte) fliegende Arabesken reihten sich aber mühelos in den Satz aus Streichtrio und Harfe ein - für mich war dies einer der Höhepunkte im Konzert.

Eine schöne Abwechslung bildete die von Jazz und Chanson inspirierte Musik von Bohuslav Martinu (aus "La Revue de Cuisine") und Jean Francaix ("Musique pour faire plaisir"). Diese Stücke wurden dann auch beim abschließenden Publikumspreis, der vom Förderverein des Festivals gestiftet wurde, auf den vorderen Plätzen erwähnt, das Rennen allerdings machte ein klangvoll und homogen interpretierter Satz aus dem Streichquintett G-Dur von Antonin Dvorak und das einzige Duo des Abends - ein Satz aus der Violinsonate von Richard Strauss, mutig von Armen Derkevorkian (Violine) und Hunter Noack (Klavier) in Szene gesetzt.

[Nachtrag vom 12.8.2011]

Passable Leistung

Werkstattorchester der Hochschule im Konzert

Man mag es kaum glauben, aber das Werkstattorchester an der Hochschule für Musik hat bereits elf stolze Jahre auf dem Buckel und dabei viele Mitglieder und Dirigenten gesehen. Gegründet im Jahr 2000 von einigen Schulmusikstudierenden, sollte es vor allem der Praxis dieser Studenten dienen und nebenbei Laien auch die Möglichkeit geben, in einem Ensemble zu musizieren. Die Idee bewährte sich, hier und da gab es größere und kleinere Projekte und in diesem Jahr bemerkt man staunend, dass sich da ein ganzes Sinfonieorchester gemausert hat - ein paar Hornisten und Posaunisten wird man sicher noch finden.

Offenbar hat das Orchester für sein sommerliches Konzert auch ordentlich die Werbetrommel gerührt: der Konzertsaal der Hochschule für Musik war trotz des sommerlichen Sonnabendnachmittags sehr gut gefüllt - vielleicht auch ein Zeichen, dass sich die Veranstaltungen der Hochschule mehr und mehr zum Geheimtipp gerade auch für die älteren Semester der umliegenden Wohnviertel entwickeln. "Werkstattorchester" heißt das Ensemble auch nach zehn Jahren noch und betont ausdrücklich den Anspruch der Freude an der Musik als oberste Priorität. Freilich ist damit allein nicht zu erklären, wie es bei einem recht schweren, bunt gemischten und daher auch anspruchsvollen Programm zu einer so passablen Leistung wie am Sonnabend kam. Es muss wohl doch einige intensive Proben mit dem Leister Michael Ellis Ingram und den Schulmusikstudenten gegeben haben.

Sonst hätte das "Bacchanal" aus Saint-Saens' Oper "Samson et Dalila" nicht so rund und feurig geklungen, wäre die ohnehin selten aufgeführte Filmmusiksuite "Die Hornisse" von Dmitri Schostakowitsch kaum so differenziert ausmusiziert gewesen. Beide Stücke waren auch gut geeignet, klingenden Erfolg und rhythmischen Drive zu kombinieren.

Das war bei den anderen Werken des Konzertes nicht immer so glücklich gelungen, besonders Händels' Feuerwerksmusik litt nicht nur unter einer ächzenden Orchestration sondern entpuppte sich gerade in der Ouvertüre auch als verteufelt schwer zusammenzubekommen. Michael Hiemke gelangen aber Bourrée und "La Paix" dann sehr gut. Ebenso erfreut war man über Ausschnitte aus der Tschechischen Suite von Dvorak (Leitung Felix Weickelt) und dem 1. Satz der 2. Sinfonie von Ludwig van Beethoven (Claudia Pitzer).

Sicher, hier und da wackelte die Intonation oder war die Phrasierung noch etwas eckig, aber es war schön zu hören, wie alle sich den wechselnden Wünschen der Dirigenten anpassten und eine gute Spielkultur entwickelten. Der sonst oft als Zugabenknaller missbrauchte Ungarische Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms wurde als schöner Abschluss ins Programm integriert, und das Orchester wurde vom Publikum mit großem Beifall in die Semesterferien geschickt.

[Nachtrag vom 17.7.2011]

Guter Schliff

Absolventenkonzert der Hochschule mit der Erzgebirgischen Philharmonie Aue

Mancher Besucher wird sich gefragt haben, was die Erzgebirgische Philharmonie Aue nach Dresden treibt? Und warum findet auch noch ein reguläres Spielzeit-Sinfoniekonzert so fern der Heimat statt? An der Hochschule für Musik ist man hocherfreut über das Gastspiel und Rektor Ekkehard Klemm betonte in der Begrüßung die gute Zusammenarbeit mit den Orchestern der Region in Sachsen. Denn die kommt nicht nur den Zuhörern des Konzertes im Saal der Hochschule für Musik zugute, sondern auch den jungen Solisten und Dirigierstudenten, die hier wertvolle Praxis erüben können.

Dem Absolventenkonzert, welches das Orchester natürlich auch in Annaberg-Buchholz und Aue vorgestellt hatte, ging ein einwöchiges Seminar mit intensiver Probenphase voraus. Auf nicht weniger als sieben junge Dirigenten und drei große Werke des Repertoires hatte sich das Orchester dabei eingelassen. Im dritten Konzert in Dresden war dann der gute Schliff und die Souveränität in der Interpretation überall spürbar. Die Offenheit der Instrumentalisten gegenüber den Absichten der Dirigenten versteht sich von selbst - sieben Jahre währt schon die Zusammenarbeit und für die Musiker ist es immer eine Herausforderung, sich auf die verschiedenen Persönlichkeiten am Pult einzulassen.

Mit Igor Strawinskys Ballettsuite "Jeu de Cartes" war eine witzig-virtuose Eingangsmusik gewählt, die Theodor Schubach - ein sich derzeit im Bereich der Orchesterleitung weiterbildender Kompositionsstudent - mit straffem Zugang leitete und somit sowohl die rhythmische Basis als auch den spezifisch ironisch-trockenen Klang dieses Werkes fand.

Franz Liszts 2. Klavierkonzert scheint derzeit ein Dauerbrenner unter den Studenten der Hochschule zu sein - es erklang bereits im letzten Absolventenkonzert in der Semperoper. Die Russin Anna Ryaguzova (Klasse Prof. Arkadi Zenziper) bot nun eine recht robuste Darstellung des Konzertes mit harter Abgrenzung der unterschiedlichen Teile. Cheng Jie Zhang übertrug das zackige Temperament nahtlos auf das Orchester - dem Publikum gefiel diese saftige Interpretation.

Nach der Pause wurde zunächst das Posaunenquartett der Hochschule für Musik mit einem Musikförderpreis der BASF Schwarzheide ausgezeichnet; es stellte sogleich sein Können in drei kleinen sauber ausmusizierten Stücken unter Beweis. Zum Ausklang dirigierte Cornelius Volke die 3. Sinfonie F-Dur von Johannes Brahms. In ruhigem Grundpuls den ersten Satz ausgestaltend und mit viel Sinn für Details der Mittelsätze fand Volke die richtigen Mittel um eine runde Gesamtleistung zu formen: da bedankte sich sogar das Orchester, das auch in den letzten Tönen des umfangreichen Konzertes noch hochmotiviert und konzentriert wirkte, beim Dirigenten herzlich.

[Nachtrag vom 24.6.2011]

Samstag, 27. August 2011

Ernst, virtuos und dramatisch

8. Aufführungsabend der Sächsischen Staatskapelle

Der letzte Aufführungsabend der laufenden Saison der Sächsischen Staatskapelle bot wieder einmal Gelegenheit, kleiner besetzte Werke, einen jungen Dirigenten und einen Solisten aus den Reihen des Orchesters kennenzulernen.

Erstmalig stand der als Dirigent freischaffend wirkende Niederländer Lawrence Renes am Pult der Kapelle und stellte zunächst mit dem "Requiem" für Streicher (1957) ein Werk eines der wichtigsten japanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts vor - Toru Takemitsu, der 1996 verstarb. Gleichwohl dürfte das Stück trotz der Bedeutung des Komponisten Neuland für die Zuhörer gewesen sein. Die Aufgabe für die Staatskapelle lag darin, eine fast sprachlos anmutende Klanglichkeit, die immer wieder Verwehungen und Pausen beinhaltete, umzusetzen. Der durchweg verhaltenen, vorsichtigen Lesart fehlte eine Tiefenschärfe - als unkommentiertes Werk zu Beginn hatte es dieses sehr ernste Stück schwer.

Das folgende Cellokonzert Nr. 1 von Camille Saint-Saëns stand in keinerlei Bezug zum Vorhergehenden. Es ist ein typisches Virtuosenkonzert des 19. Jahrhunderts und wird bis heute dank seines Melodiereichtums und einem durchaus sportlichen Charakter gerne von den Cellisten aufgeführt. Simon Kalbhenn, Solocellist in der Kapelle seit 1996 und bestens auch als kammermusikalischer Partner geschätzt, stürzte sich mit reichlich Temperament in die Wogen dieser Partitur. Technich bewältigte Kalbhenn das Stück sehr souverän, doch lag im Vorwärtsdrang der Interpretation einiges Problempotenzial, zumal Renes das Orchester nicht immer ruhig auf den Punkt zusammenbekam. Sehr schön hingegen waren die Ruhepunkte im Allegretto verteilt und Kalbhenn musizierte sämtliche Linien voll aus. Ein zweites Manko wurde in diesem Werk offenbar, was ungewöhnlich für ein Kapellkonzert ist, sich aber dann im abschließenden Schubert-Werk fortsetzte: man mag es auf die Gewitterfeuchtigkeit der Luft an diesem Abend schieben, aber die Intonation der Streicher war in diesem Konzert nicht zum Besten bestellt.

Gustav Mahlers Streichorchesterfassung des bekannten Quartetts d-Moll von Franz Schubert mit dem Beinamen "Der Tod und das Mädchen" deutete Lawrence Renes ganz und gar sinfonisch - von betulicher Hausmusik im Quartett ist hier nichts mehr zu spüren, dies läßt Schuberts Musik aber auch gar nicht zu. Drängende Tempi, ein dynamisch oft zu offener Klang und leider auch eine gewisse Unruhe im Dirigat sollten wohl das dem Stück innewohnende Drama herauskitzeln. Doch die Untiefen dieses Werkes kamen so eben nicht zur Geltung. Der 2. Satz mit den bekannten Variationen aus dem Klavierlied hastete dahin und den Ecksätzen fehlten scharfe dynamische Kontraste ebenso wie die bei Schubert (selbst auch in dieser auffüllenden Bearbeitung) notwendige Flexibilität in der Themengestaltung.

[Nachtrag vom 23.6.2011]

Sonntag, 21. August 2011

30 Minuten auf dem Dresdner Stadtfest

...und schon mindestens 6 Gründe, warum dieses Fest für mich nur schwer ertragbar ist:

- weil ich noch nie ein Fan von "HANDTASCHEN AUSVERKAUF", Portemonnaie-Ständen und Rummel-Schießbuden war
- weil meine Nahrungssuche auf der Hauptstr. außer zwei 150m auseinanderliegenden auseinanderliegenden Fladenbrotständen und verrußten Bratwürsten nichts ergeben hat.
- weil Dresden genau DIESE Meile unter dem Motte "Kulturen begegnen auf der Hauptstraße" auf ihrer Stadtfestseite anpreist.
- weil ich auf Leute verzichten kann, die meinen Spaziergang mit Hund bei der Begegnung mit einer Plaste-Hunde am Stiel vertickenden Gewerbetreibenden mit den Worten kommentieren "Haha, guck mal, der Hund hat Angst" - oder die an der nächsten Ampel, an der ich warten muss, eben meinen Hund ohne Nachfrage betatschen müssen.
- weil ich ebenso keinen Bock habe, ständig Familienvätern zu begegnen, die in Ermangelung ihrer Karosse und damit der Betätigung ihrer Licht- oder Tonhupe ihre 7jährigen Töchter mit einem in einer kolossalen Bierfahne getränkten "Sachma spinnst Du??" anschnauzen.
- weil Dresden bei solchen Feierlichkeiten keinerlei Maß beweist. Auch der letzte Zentimeter Elbwiese wird noch zugestellt, aus aller Herren Länder kommt alles herbei, was eine Verkaufsbude oder einen Anhänger hat. Geldverdienen Hauptsache? Oder sind da doch etwa Besucher, die möglicherweise Spaß und Unterhaltung suchen? Irrelevant, Hauptsache der HANDTASCHEN AUSVERKAUF brummt.

Für mich bedeutet "Attraktion" und "Feiern" etwas Besonderes. Abwechslung, Anspruch, Anstrengung. Schönes. Genießen. Darin manifestiert sich Kultur. Und nicht im Langos-Stand, der letzte Woche noch ein Stadtviertel weiter stand - das Stadtfest ist doch kein Verschiebebahnhof. Und muss jede Hupfdohle ein eigenes Bühnenprogramm bekommen? Jeder noch so schlecht intonierende Schlageronkel den promilleverseuchten Bierbänklern seine nicht mal fürs MDR-Vollplayback tauglichen ReimDichOderIchFressDich-Lieder entgegenschlagen?

Da sind mir die Kinder einer Neustädter Schule hundertmal lieber, die mit ihren Eltern bei der BRN Jahr für Jahr für einen guten Zweck die leckersten Kuchen kredenzen.

Und was machen die Dresdner? Heulen per Bild-Zeitung und Facebook rum, dass ihnen bei gefühlt 300 Ständen ihre geliebte "Bowleparty" weggenommen wurde. Och Gottchen.

Ich freue mich aufs Hechtfest.

Montag, 15. August 2011

Struktur und Oberfläche

elole-Trio veröffentlicht CD zum 10jährigen Bestehen

Kammermusikformationen gibt es in Dresden viele. Klaviertrios schon eher weniger. Entweder sind es ad-hoc-Ensembles oder studentische Gruppen, oder es sind Musiker der großen Orchester, die nebenbei die Hausmusik pflegen. Doch ein Ensemble aus der freien Szene, das sich komplett der zeitgenössischen Musik verschrieben hat, kann in diesem Jahr das 10jährige Bestehen feiern: elole heißt das Trio, das beständig das Dresdner Musikleben aufmischt und zwischen Hellerau, der Blauen Fabrik oder dem Leonhardi-Museum seine innovativen Programme vor einem treuen und aufgeschlossenen Publikum darbietet.

Der Name "elole" ist gebildet aus den Mitgliedernamen: Uta-Maria Lempert (Violine), Matthias Lorenz (Cello) und Stefan Eder (Klavier) können nicht nur auf rund drei Dutzend Uraufführungen verweisen, die meisten Werke spielen sie auch mehrfach und legen großen Wert darauf, in der Entstehungs- und Erarbeitungsphase mit den Komponisten zusammenzuarbeiten. So entsteht Nachhaltiges, und wer meint, das Klaviertrio sei eine antiquierte Besetzungsform wird angesichts der Repertoireliste des Ensembles schnell eines Besseren belehrt.

Pünktlich zum Jubiläum haben die drei ihre erste CD veröffentlicht - es ist ein Mitschnitt eines Konzertes in der Denkmalschmiede Höfgen 2009. Der Motto-Titel "Struktur und Oberfläche" weist auf die Besonderheiten der Werke hin: zwei Uraufführungen von Stefan Streich und Jürg Frey gesellen sich zum Klaviertrio von Nikolaus Brass. Wenn Brass vom "Aufspüren und Aufdecken" im Komponieren spricht, so ist dies auch eine Haltung, die den Hörern bei dieser CD anempfohlen sei - nebenbei wird man die Tonerforschungen, Momentaufnahmen und Entwicklungen nicht hören können, aber selbst ohne erschließende Worte erschließen sich faszinierende Landschaften:

"Paysage pour Gustave Roud" von Frey verweigert sich in atemlosen Pochen fast dem Fortgang, während Streichs "Bagatellen" eine eigenwillige Eigendynamik entwickeln. Brass' rund vierzigminütiges Trio nimmt sich da schon wie ein Großgemälde gegenüber den anderen Werken aus. Auf der elole-Homepage finden sich übrigens zum Weiterlesen viele interessante Informationen zu den Werken und Komponisten, auch dies ein Hinweis auf den eigenen Anspruch, mit den Konzerttönen nur den spannenden Anfang einer Auseinandersetzung mit Musik anbieten zu wollen.

Das Trio selbst feiert sein Jubiläum konzertierend: den bereits vergangenen Konzerten im Leonhardimuseum und beim Kirchentag folgt ein großes Jubiläumskonzert am 5. Oktober, 20 Uhr beim "Tonlagen"-Festival in Hellerau, auf dem Programm stehen dann Werke von Friedemann Schmidt-Mechau, Charlotte Seither und Michael Maierhof. Der gar nicht alltäglichen und doch für die Musiker leidenschaftlichen und selbstverständlichen Aufgabe, das Neue in der Musik immer wieder in den Blickpunkt zu rücken, kann man nur mit hohem Respekt, Glückwunschen und der Hoffnung auf mindestens weitere 10 Jahre elole begegnen.
Alexander Keuk

"Struktur und Oberfläche" - Werke von Streich, Frey und Brass
elole Klaviertrio, Label Beoton, erhältlich bei Opus61 Dresden

https://www.elole.de

Sonntag, 3. Juli 2011

Ein Beethoven-Fest

Sinfonieorchester "medicanti" im Konzert in der Dreikönigskirche

Bei Laienorchestern erlebt man oft angenehme Überraschungen - nur wenige dieser Ensembles geben sich mit den beliebten "Best of Classics" zufrieden. Leichte Literatur, große Wirkung - das taugt nicht immer als Konzept, wenn Musiker und Leitung sich derart leidenschaftlich der Musik hingeben, dass ein gewisser Anspruch nicht unterschreitbar ist. Darf man sich dann noch rühmen, dass das Orchester gerade sein 25jähriges Bestehen feiert, so ist es nur verständlich, dass ein Konzert mit zwei großen Werken der klassischen Literatur in Angriff genommen wird. Dass dies gelingen würde, daran ist bei den "medicanti" - dem Orchester der medizinischen Fakultät an der TU Dresden, ohnehin kein Zweifel, das bewiesen vergangene Konzerte.

Dirigent Wolfgang Behrend kann sich auf einen motivierten Klangkörper verlassen und Nachwuchsprobleme hat das in der Streichern opulent besetzte Orchester wohl derzeit auch nicht. Ist schon eine Beethoven-Sinfonie im Programm zumeist ein hartes Stück Arbeit (und das noch mitten in der Prüfungszeit!), so bieten derer zwei reizvollen Kontrast und natürlich einen tiefen Innenblick in das sinfonische Werk. Doch auch bei den Profis erlebt man eine Kombination der 3. Sinfonie Es-Dur "Eroica" mit der 5. Sinfonie c-Moll, der sogenannten "Schicksalssinfonie" eher selten.

Dabei ist der Vergleich dieser großen, genialen sinfonischen Konzeptionen (dass Behrend die schlanke 4. Sinfonie unterschlägt, sehen wir angesichts der Konzertlänge nach) sinnfällig - kaum vier Jahre stehen zwischen den Entwürfen beider Sinfonien und doch gibt es sowohl Ähnlichkeiten als auch deutliche Weiterentwicklungen zu beobachten. Behrend und die medicanti gehen aber noch weiter in ihrem Anspruch, das zeigte die sorgfältige Interpretation der Stücke beim Konzert am Sonntag in der Dreikönigskirche. Da waren nicht nur Tempi und Ausdruck gut vorbereitet und auf den Punkt gebracht, sondern es gab viele Details zu entdecken, angefangen bei der vibratoarmen Klanggestaltung in den Streichern, prägnanten Bläsereinsätzen und von Behrend gut betreuten Soli. Der Trauermarsch der 3. Sinfonie behielt sein ruhiges Tempo bei ohne stillzustehen - auch der zusammenfallende Schluss war gut ausmusiziert. Auch den 3. Satz nahm Behrend gemäßigt schnell, damit gelangen ihm aber schöne Schattierungen in den Bläsern, gerade auch der Hörner im Trio. Im Finale verhalf er den Konzertmeistern zu einem feinen Streichquartettsolo und setzte die kontrapunktischen Teile immer wieder fest ins Tempo.

Die konsequent verfolgte rhythmische Basis war es auch, die in der 5. Sinfonie fasznierte - dabei war das berühmte Anfangsthema fast zweitrangig, viel toller zu entdecken war die Intensität des 2. Satzes. Natürlich konzentrierte sich das Scherzo hier in seiner Hinwendung auf das befreiende Finale und Behrend entlockte seinen Musikern, nun auch voll besetzt mit Posaunen und Kontrafagott, noch einmal zu vollem Klang. Damit gelang schon vor dem eigentlichen Jubiläumskonzert am 6. November ein großes Festkonzert - in der nahezu ausverkauften Dreikönigskirche gab es dafür jubelnden Applaus.

Freitag, 24. Juni 2011

Gewaltige Wirkung

Sakrale Musik aus Frankreich im TU-Sinfoniekonzert

Ein spannendes, ungewöhnliches Programm hatten sich die Protagonisten von TU-Sinfonieorchester und TU-Chor für ihr gemeinsames Frühjahrskonzert zurechtgelegt. In vergangenen Jahren hatte man sich Musik aus England und der Schweiz gewidmet, am Sonntagnachmittag lagen in der - übrigens trotz aller Festivitäten sehr gut gefüllten - Kreuzkirche drei Partituren französischer Herkunft auf Monica Bucklands Pult. Alle diese Werke atmeten einen geistlichen Hintergrund, ohne jedoch zu tiefgründig zu sein. Kirchenmusik "light" also?

Zumindest von Georges Bizet ist zweifelsfrei festzustellen, dass er keinesfalls als bedeutender Komponist geistlicher Musik in die Geschichte einging. So fließt sein jugendlich-akademisches "Te Deum" in vier braven, durchkomponierten Teilen dahin ohne wirklich Akzente zu setzen. Das blieb der Interpretation überlassen und Monica Buckland führte mit Übersicht durch das Werk. Manuel Günther (Tenor) und Barbara Böhi (Sopran) unterstrichen in den Solopartien den lyrischen Grundcharakter des Werkes treffsicher.

Nach dieser kompakten Einleitung verschwand das gesamte Orchester auf die hintere Empore, um unter der Orgel die "Sinfonia Sacra" von Charles-Marie Widor zu begleiten, ein etwas im Schatten von Saint-Saens berühmter Orgelsinfonie stehendes Werk gleichen Genres. Solist war der Schweizer Philipp Mestrinel, der klug abgestuft registrierte, so dass das Orchester auch im forte nicht völlig verdeckt wurde. Dass die dickichtartigen Strukturen des Variationswerkes über den Choral "Nun komm der Heiden Heiland" sich nicht wirklich im Raum mitteilten, war zweitrangig zugunsten der gewaltigen Wirkung der Fuge, die auch von den Streichern plastisch umgesetzt wurde.

Krönender Abschluss des Konzertes war das "Gloria" von Francis Poulenc, wiederum ein Werk, das mit ungewöhnlicher Zeichnung eine große Atmosphäre schafft. Der TU-Chor (Einstudierung Maja Sequeira/Karl-Friedrich Winter) nahm hier noch einmal Kraft und Können zusammen - trotz der Leichtigkeit der Wirkung ist der Anspruch des Werkes nämlich nicht zu unterschätzen. Die gute Deklamation (etwa des "Suscipe") im Chor erfreute hier ebenso wie das schön ausgeformte Spiel des Orchesters, trotzdem wäre im Chor noch mehr Deutlichkeit und Genauigkeit vor allem in der gemeinsamen Klangausformung wünschenswert gewesen. Barbara Böhi konnte in ihren beiden Soli mit einem abgehangenen piano nicht mehr gefallen. Schade auch, dass der aus Zürich mitgebrachte Chor "ars cantata", dem Buckland bis 2009 als Dirigentin vorstand, nicht einmal optisch auf der Bühne auszumachen war - er diente lediglich als Verstärkung und bekam nicht die Gelegenheit, sich mit eigenem Programm vorzustellen.

Russischer Touch mit neuen Glocken

Jugensinfonieorchester des HSKD beim Benefizkonzert in der Kreuzkirche

Zum wiederholten Male war das Dresdner Jugendsinfonieorchester am Heinrich-Schütz-Konservatorium zu Gast bei den Benefizkonzerten zugunsten der Innensanierung der Kreuzkirche. Am für den ehemaligen Kruzianer Milko Kersten heimischen Ort war es dennoch eine Herausforderung, den Jugendlichen zu einem satten Orchesterklang zu verhelfen, der die Schwierigkeiten des Raumes überbrückt. Doch die zahlreichen Instrumentalisten (diesmal mit auffällig vielen Celli, während nur zwei Kontrabässe um ihr Leben spielten) bemühten sich konzentriert, das anspruchsvolle Programm gut zu interpretieren.

Alle Stücke am Pfingstsonntagnachmittag hatten solistische Beteiligung - damit verabschiedeten sich aus dem Orchester junge Talente wie der Schlagzeuger Eike Nürnberger. Andere wie die Klarinettistin Franziska Scheffler, die bereits in Lübeck studiert, kehrten gerne zu ihrem Ensemble als Solisten zurück und auch im Orchester saßen Ehemalige. Kersten verlieh dem Konzert programmatisch einen russischen Touch: Reinhold Glières Hornkonzert machte den Anfang.

Aaron Hornschild, seit 12 Jahren in der Hornklasse von Andreas Roth, überzeugte mit mächtigem Ton und einiger Virtuosität. Dem Orchester war der farbige spätromantische Satz etwas ungewohnt, Kersten zeigte die Phrasierungen deutlich, aber recht freispielen mochte sich das Orchester noch nicht. Ebenso musikalisches Neuland dürfte auch für manchen Zuhörer das Konzert für Klarinette, Viola und Orchester von Max Bruch gewesen sein. Christina Voigt und Franziska Scheffler interpretierten das lichte, lyrische Werk kundig und mit vollem Ton, das Orchester musizierte hier dicht und aufmerksam.

Schlagzeuger Eike Nürnberger hielt dann mit dem "Hummelflug" von Rimski-Korsakov das Bonbon des Nachmittags parat und beeindruckte in der Marimbaphonfassung nicht mit Geschwindigkeit, sondern mit sauberem Spiel. Den Abschluss des Konzertes bildeten Alexander Borodins "Polowetzer Tänze" aus der Oper "Fürst Igor" in einer melodramatischen Fassung, die Milko Kersten auf Basis des von Rainer Maria Rilke ins Deutsche übertragenen "Igor-Liedes" selbst erstellt hatte.

Trotz schöner Deklamation der beiden Hochschul-Gesangsstudenten Elisabeth Auerbach und Daniel Müller (Sprecher) blieb der Eindruck des blutrünstig-wortschwangeren Heldenepos zwiespältig. Obwohl Kersten durch die Hinzufügung des Textes den historischen Urgrund der Oper beleuchtete, wurde die musikalische Faktur der Tänze zerschnitten und zumindest darf man Zweifel hegen, ob die Schlachtopfer am Ufer des Don wirklich die jugendlichen Musiker und Zuhörer interessieren. Schön allerdings, dass das Heinrich-Schütz-Konservatorium nun mit geballter Fördervereinskraft ein neues Röhrenglockenspiel anschaffen konnte, das mit diesem Stück und einer kernigen Zugabe von Fried Walter eingeweiht wurde.

Freitag, 10. Juni 2011

Pessimistische Litanei des Urbanen

Monodram "Der Riß durch den Tag" von Johannes Maria Staud uraufgeführt

Nach dem Orchesterstück "Tondo" des aktuellen Capell-Compositeurs Johannes Maria Staud, das vor Monatsfrist im Sinfoniekonzert der Staatskapelle uraufgeführt wurde, kam es am vergangenen Sonnabend in einem Sonderkonzert zu den Dresdner Musikfestspielen zu einer weiteren Premiere, diesmal in der Halle der VW-Manufaktur.

Dabei trafen zwei Capell-Compositeure erstmals in einem Konzert aufeinander, denn Isabel Mundry, 2007 erste Capell-Compositrice der Staatskapelle, war eingeladen, ihre 2010 uraufgeführten "Scandello-Verwehungen" für Chor und Ensemble erneut zu präsentieren. Das "Vocal Concert Dresden" (Leitung Peter Kopp) präsentierte zunächst von einer Empore wirkungsvoll Gloria und Credo aus der 1553 entstandenen Messe von Antonio Scandello - ebenfalls ein früher Hofcompositeur in Dresden und einer der ersten, der aus Italien eintraf und damit eine äußerst fruchtbare musikalische Epoche in Dresden einleitete. Mundrys "Verwehungen" bewegen sich ganz auf dem Boden dieser Musik; sie verwischen, verstärken und spiegeln bestimmte Aspekte - eine Art neuer Renaissance-Drive entsteht da, der Altes nicht verleugnet und mit Wahrnehmungsphysiologien bewusst spielt. Akustisch konnte man mit dem Ergebnis (der Chor stand nun vor einem immensen schwarzen Vorhang) aber nicht zufrieden sein, so transparent das kleine Kapell-Ensemble unter Gastdirigent Asher Fisch auch musizierte.

Nach der Pause wurde Stauds Monodram "Der Riß durch den Tag" aus der Taufe gehoben - es ist nach der Oper "Berenice" (2004) Stauds zweite Zusammenarbeit mit dem Dichter Durs Grünbein. Zwar ist dieser in Dresden geboren und sein Text (aus: "Nach den Satiren" aus dem Jahr 1999) zeigte ganz eindeutig die Beschäftigung mit urbanen Perspektiven und Atmosphären, doch ist der Rahmen weiter gefasst. Im Mittelpunkt steht eine dramatische, be- und aufgeladene und wenig optimistische städtische Bilderwelt, die Staud vermutlich eine mühelose musikalische Projektionsfläche anbot - Poesie wird hier zu einer Litanei des kaum Erträglichen, der Ausweg geht nur über Ignoranz oder einer möglichen Wendung nach innen. Die bleibt (fast) aus in Grünbeins Text - Wandlung oder Reinigung scheint nicht beabsichtigt.

Trotzdem ordnet Staud die musikalischen Formen in fünf Teilen fast klassisch an und strukturiert daher den oft blutigen Wörtersee stimmig, um nicht zu sehr in die Abstraktion zu gleiten. Durch die kluge Proportionierung von Wort und Musik sorgte Staud auch für eine Deutlichkeit in der Darstellung. In den Möglichkeiten des großen Kammerensembles fand er zudem plastische Gesten des (nur selten theatralischen) Kommentars - von der Staatskapelle wurde das sehr engagiert umgesetzt. Eine bessere Besetzung als der Schauspieler Bruno Ganz in der Sprecherrolle war kaum denkbar - Ganz füllte das Monodram nicht mehr und nicht weniger als ein professionell geführtes Instrument aus, stellte sich in den Dienst der Musik und des Textes und ließ so ausreichend Gedankenfreiheit beim Zuhören zu.

Aufrechter Untergang

Mahlers 6. Sinfonie mit den Berliner Philharmonikern

Äußerst gespannt erwartete das Publikum im voll besetzten Semperbau das Gastspiel der Berliner Philharmoniker unter Leitung ihres Chefdirigenten Sir Simon Rattle bei den Dresdner Musikfestspielen. Vor dem Konzert wurde dem Orchester der "Glashütte Original Musikfestspiel Preis 2011" verliehen, und zwar für das Education-Programm "Zukunft@BPhil", das seit mehreren Jahren auf höchstem Niveau nicht nur Nachwuchskünstler fördert, sondern umfangreich Vermittlung, Workshops und Projekte mit Jugendlichen innerhalb und außerhalb von Schulen initiiert.

Dass Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt die Laudatio hielt, war nicht nur als nette Geste zwischen beiden Veranstaltungen gemeint, sondern zeigte einmal mehr, dass gesellschaftliches Engagement alle angeht und in den vielfachen Verbindungen ein nicht zu unterschätzender Wert geschaffen und gehalten wird. Wie konnte man sich aber nach dieser festlichen und Hoffnung machenden Preisverleihung auf das einzige sinfonische Werk des Abends einlassen, Gustav Mahlers 6. Sinfonie, die einem bereits mit den ersten harten Schlägen des "Allegro Energico" alle Zuversicht raubt?

Das nur als großartig zu bezeichnende Konzert schaffte genau diesen Brückenschlag: Musik eröffnet einem ungeahnte Welten, wenn man sich als Interpret wie als Zuhörer hundertprozentig darauf einläßt - der stürmische Beifall am Ende war also auch ein Akt des bedingungslosen Nachvollzugs, den die Interpretation von Sir Simon Rattle möglich gemacht hatte und so enorm tief ging. Alle Sinfonien von Mahler mögen einzigartig in ihrer Konzeption sein, in ihrer Konsequenz der Darstellung des Unabwendbaren, einhergehend mit einer sich immer dunkler färbenden, zerstörischen und bitteren Emotionswelt, ist diese Sinfonie vergleichslos.

Rattle interpretierte die Sechste daher auch schonungslos und doch mit höchster Aufmerksamkeit und Kontrolle. Dies bedeutete auch ein scharfen Hineinleuchten in feinste Details, dazu kam eine satzübergreifende Tempoarbeit, die von allen mitgetragen wurde und so brauchte Rattle selbst bei flexiblen Übergängen kaum Unterstützung leisten: der Weg war allen klar, Rückkehr unmöglich. In immer neu aufgeladenen Wellen formte sich schon im 1. Satz in eine unglaublich greifbar klingende Energie. Für jedes Thema, jede noch so kurze Geste des gefühlvollen Aufflimmerns gab es bei allen Musikern genaueste Klangvorstellungen; so entstand ein monumentales Fresko einer inneren Katastrophe, in der selbst die Herdenglocken kaum mehr als glaubhafte Reminiszenz vergangener Welten wahrgenommen konnten.

Das Andante inszenierte Rattle nicht als Beruhigung, stattdessen setzte sich der Bildersturm auf einer inneren Ebene fort; die Berliner behielten den dumpf-herben Ton selbst in den letzten Resten eines unmöglich scheinenden lyrischen Ausweges bei. Der morendo-Ausklang dieses Satzes verhieß nichts Gutes mehr, die Tür zum Jenseits war mit Beginn des Scherzos, in dem die Bläser einen Höllentanz vollführten, weit aufgestoßen. Und doch hatte Rattle selbst im Finale noch Mut, Akkuratesse und zauberhaften Glanz in zurückhaltenden solistischen Passagen zu formen: den beiden Hammerschlägen und dem Ende, dem nichts mehr folgen kann, wurde mit offenen Augen entgegengesehen: ein aufrechter sinfonischer Untergang.

Montag, 6. Juni 2011

Starke Kontraste

Christian Münchs Requiem-Uraufführung "bleiben" in der Auferstehungskirche Dresden-Plauen

Musik erklang beim Kirchentag in Dresden bereits an vielen Orten, unzählige Chöre und Instrumentalisten zeigten die breite Vielfalt geistlicher Musik in organisierten und spontanen Konzerten. Die Auseinandersetzung mit dem Glauben oder einer weit gefassten Spiritualität interessiert auch zeitgenössische Komponisten, umgekehrt gibt es gerade zu ambitionierten kirchlichen Musikveranstaltungen ein offenes Publikum, das bereit ist, sich auch mit neuen, ungewöhnlichen Klängen auseinanderzusetzen.

So war es auch in der Auferstehungskirche Dresden-Plauen am Donnerstagabend, Ort der Uraufführung eines neuen Werkes des Dresdner Komponisten Christian Münch. Das Vokalensemble "AuditivVokal" (Leitung Olaf Katzer), diesmal mit sechs Frauenstimmen besetzt, Blechbläser überwiegend aus der Musikhochschule Dresden, sowie Reimund Böhmig-Weißgerber an der Orgel sorgten für eine eindringliche Interpretation des Stückes - zuvor hatte Lydia Weißgerber mit George Crumbs Orgelwerk "Pastoral Drone" (1982) quasi ein musikalisches Vorwort gegeben - klar umrissene Klangflächen und bewegte Splitter über gehaltenen Fundamentaltönen formten eine volltönende Einleitung.

Christian Münchs Komposition "bleiben" läßt sich als moderne Requiem-Variante verstehen - das Festhalten an der Liturgie und den althergebrachten Formen ist da obsolet, wo Münch durch eindeutige Strukturierung und eine emotional stark wirkende Musiksprache sich der Region der Totenmesse neu annähert und sie persönlich interpretiert. In wechselnden Besetzungen mit dem kleinen Frauenchor (der fast ausschließlich auf textlos auf Vokalisen sang und somit zu einem eigenen Instrument verschmolz), den Bläsern und der Orgel, dazu in changierenden Raum- und Lichtanordnungen entstanden abgegrenzte, blockhafte Abschnitte, die eher diskurshaft eine Klanglichkeit umkreisten, oft mit Wiederholungen oder Zu- und Abnahme der musikalischen Dichte versehen.

Zu Boden fallende schwere Eisenkugeln waren das wohl bildhafteste Element des Werkes und erzeugten in der Parallelität mit den fast körperlos schwebenden Frauenstimmen eine ungeheure Wirkung. Insgesamt entstanden extreme Wahrnehmungen von Länge, Lautheit und Intensität und damit genau eine "bleibende" Erinnerung starker Kontraste. Und um nichts anderes ging es Münch: Musik zu schaffen, die über Zeiten und Befindlichkeiten hinaus gilt und tönt. Letztlich war diese von allen Musikern mit höchstem Können ausgeführte Interpretation auch eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit Kunst und Gegenwart im geistlichen Raum, die Freiraum ließ für eigene Gedanken, dafür gab es am Ende großen Beifall.

Festlich gestimmt

Musikhochschul-Matinee mit Beethoven, Liszt, Yun und Mozart

Am Himmelfahrtstag lud die Musikhochschule in die Semperoper Dresden ein - die Matineekonzerte am Vormittag mit dem Hochschulsinfonieorchester haben schon eine lange Tradition. Der Termin parallel zum Kirchentag und im Rahmen der Musikfestspiele verführte Rektor Ekkehard Klemm zu einer besonderen Programmkonzeption, die weniger eine Quadratur des Kreises vollführte als vielmehr stimmig auf die Grundgedanken der umgebenden Festivitäten musikalisch einging.

Kurzum: der Gedanke der Freiheit war wie eine Klammer um das Konzert gelegt, umfasste Beethovens Leonoren-Ouvertüre ebenso wie Isang Yuns Kammersinfonie und auch Mozarts musikalische Freiheit in der knapp gehaltenen "Krönungsmesse". Dazu wurde dem Jubilar Liszt gehuldigt, asiatische Solisten und Dirigenten vorgestellt und Jörg Faßmann (Violine), Michael Schütze (Vokalkorrepetition) und Henry Philipp (Klarinette) bekamen Honorarprofessuren verliehen.

Solchermaßen festlich gestimmt startete das Orchester auch mit der selbstbewusst und klangstark musizierten dritten "Leonoren-Ouvertüre" (Leitung Cheng Jie Zhang). Anschließend bewunderte man die Koreanerin Seul Ah Youn auf ihrem durchweg sicheren, manchmal freilich noch etwas zu korrektem Weg durch das Klavierkonzert A-Dur von Franz Liszt. Auch Soo-Yeoul Choi am Dirigentenpult setzte mehr auf geradliniges Temperament - hier sei hervorzuheben, dass der junge Dirigent schon mehrfach zeitgenössische europäische Werke in Südkorea zur Aufführung brachte, der lebendige Kulturaustausch in alle Richtungen war also hier besonders spürbar.

Nach der Pause übernahm Ekkehard Klemm die Leitung in Isang Yuns umfangreicher "Kammersinfonie II - Den Opfern der Freiheit", die der politisch selbst verfolgte Komponist angesichts der Entwicklungen in Europa 1989 schrieb. Eindringlich, fremdartig und sehr persönlich geriet die Begegnung mit Yuns klar gesetzten Klangwelten - virtuos und zuverlässig auf den Punkt interpretierte das hier stark solistisch eingesetzte Orchester die keinesfalls leichte Partitur.

Die "Krönungsmesse" am Schluss wirkte dann wie eine freundlich-frische Bestätigung des Lebens und Klemm hatte keinerlei Mühe, diesen Affekt der Singakademie Dresdens zu entlocken, die mitsamt dem Orchester und einem vorzüglichen Solistenquartett der Hochschule (Sulki Chung, Henriette Gödde, Benjamin Glaubitz und Gunyong Na) für einen positiven und in den Tempi auch ordentlich flotten Ausklang sorgte.

Alle Register gezogen

Bejubeltes Recital von Arcadi Volodos in der Semperoper

Man vergleicht ihn gerne mit Horowitz und unbestritten ist, dass der 38jährige Pianist Arcadi Volodos zur Weltelite seiner Zunft gehört. Dabei ist Volodos keinesfalls der Tastenlöwe, der durch die Konzertsäle der Welt gereicht wird und im Vierteljahresrhythmus die Plattenindustrie mit Aufnahmen versorgt. Seine Beschäftigung mit den großen Klavierkomponisten der Vergangenheit benötigt Zeit und Intensität, und die Ergebnisse sind einzigartige Konzerterlebnisse mit einem Künstler, der eine schier unglaubliche Technik, Intellekt und Persönlichkeit zu verbinden weiß.

So geriet das Recital in der Semperoper am Mittwochabend auch zu einem Höhepunkt der Musikfestspiele und ganz ohne es zu betonen standen die "Fünf Elemente" auch hier im Mittelpunkt. Volodos versteht es, nicht nur Feuer, Wasser, Erde, Luft und den Äther in seinem Spiel hervorzuzaubern, er erfindet auch mühelos noch weitere Elemente, kleine und große Klangwunder, von denen man nie glaubte, dass sie einem Konzertflügel entlockbar seien. Doch wie geht der Virtuose Volodos mit Franz Schubert um, einem Komponisten, dessen oft introvertierte Kantabilität gerade am Klavier einen fast objektiven Zugang verlangt?

Volodos beherrscht diese respektvolle Annäherung und so geraten die drei "Moments Musicaux" zu wertvollen Perlen, glasklar wie eine Wasseroberfläche, mit fast dokumentarischem Anspruch. Auch die Sonate f-Moll D625 atmet diese Ruhe: ökonomisch und doch mit impulshafter Kraft zeigt Volodos exemplarisch die Kanten und Risse dieses Werkes - nicht in offen virtuoser Manier, sondern immer mit Atmung und Zeitgefühl. Doch in diesem lyrischen ersten Teil spürte man bereits das Brodeln - Volodos fuhr den Schubertschen Weg ruhig und besonnen wie ein Lamborghini in einer 30er-Zone.

Himmel und Hölle waren durch die Konzertpause getrennt; im zweiten Teil stand nur ein Werk auf dem Programm: die h-Moll-Sonate von Franz Liszt, Gipfelpunkt und Markstein der romantischen Klaviermusik schlechthin. Volodos versank fast in der Lento-Einleitung, nahm das "Grandioso" wörtlich und zeigte ein entfesseltes Presto mit Oktavläufen, die den Resonanzkorpus des Steinways bis in die Grundfesten forderten. Und doch war alles Toben, alles Innehalten unter einen großen Bogen gesetzt, Volodos verlor niemals die innere Spannung für das gesamte Werk.

Atemlos folgte das Publikum im Semperbau dem Pianisten bis hin zu den letzten satt und leise gesetzten Tönen, dann brach sich begeisterter Jubel Bahn. Volodos dankte mit insgesamt sechs Zugaben, in welchen er zwischen intimstem Albumblatt und rasanter Paraphrase noch einmal alle Register zog - Standing Ovations bildeten das Finale dieses großartigen Konzertes.

"Arabian Nights" - grenzenlos modern und turbulent

Absolute Ensemble (New York) bei den Dresdner Musikfestspielen

Wo liegt eigentlich dieses "Arabien"? Wenn schon auf diese Frage die Antwort schwer fällt, weil man hierfür je nach Kriterium eine gedachte Linie von Westafrika bis in den Irak ziehen könnte, so muss man bei der Antwort auf die Frage, was denn dann arabische Musik sei, ganz tief Luft holen, denn das oft gehörte Statement "das klingt doch arabisch" ist lediglich eine idiomatische Wendung.

Das Interesse Europas und Amerikas an der traditionellen arabischen Musik hat zudem in den letzten Jahrzehnten zu reichlich Forschung und Erhellung beigetragen, aber auch zur kreativen Weiterentwicklung dieser Musik. Da passt dann erst recht keine Schublade mehr und so ist es folgerichtig, dass sich das amerikanische "Absolute Ensemble" genau auf dem Grenzgrat zwischen World, Jazz und Klassik bewegt - bei den präsentierten Stücken gaben sich Joe Zawinul, Abdullah Ibrahim und Marcel Khalife (dessen Sohn Bachar im Ensemble mitspielte) die Ehre.

Möglicherweise hat das Ensemble bei seinem Gastspiel bei den Dresdner Musikfestspielen in der VW-Manufaktur am Sonnabend ein ganz neues "Arabien" geschaffen, was es so noch auf keiner Landkarte gibt. Verrückt genug, dass die Herkunft der drei Solisten ein Dreieck zwischen Nordwestafrika, der Schweiz und dem Libanon bildet: hier Bassam Saba, der mit Nay (arabische Flöte) und Oud (Kurzhalslaute) das Publium verzauberte, dort Aziz Sahmaoui aus Marokko, der vielen der präsentierten Stücke eindringlichen Gesang zugab. Dazwischen ein Schweizer - aber das spielt nun wahrlich keine Rolle mehr, denn der Saxophonist Daniel Schnyder ist auf allen Pfaden ein Vollblutmusiker, so entstammte etwa das rhythmisch pulsierende Nay-Konzert in vier Sätzen seiner Feder.

Im "Absolute Ensemble", das charismatisch und natürlich auch mit ein bißchen Showfeeling von seinem Leiter und Gründer Kristjan Järvi geführt wurde, ist aber jeder Platz ein kreativer, und so staunte man über die völlig selbstverständliche Komplexität der Arrangements. Deren Beats schrammten frecherweise oft gefährlich nah an Rap oder Clubsounds vorbei, so dass das Füßestillhalten schwerfiel. Bei allem rhythmischen Drive, blieb aber eine Frage offen: sind denn "Arabian Nights" denn wirklich so gar von stetig vorwärtsdrängender Motorik geprägt? Gerne hätte man dem Ensemble die Stille und Weite arabischer Landschaften auch musikalisch entnommen, doch dafür hätte der opulente Satz mancher doch sehr amerikanisch aufgefrischter Arrangements erheblich ausgedünnt werden müssen. Es entstand ein Klangbild des turbulenten, vielleicht modernen Arabiens, das auch in der Geschwindigkeit längst mit der westlichen Welt Schritt hält. Nach Mitternacht war der hochinteressante Ausflug beendet, der Derwisch hielt inne, eine Khalife-Zugabe wurde noch einmal innig.

Montag, 30. Mai 2011

CD-Tipp Mai: Anna Prohaska - Sirène



Das ist das Debut-Album der jungen Sängerin Anna Prohaska, unbedingter und einziger großer Hörtipp des Monats Mai. Wer auf die Zusammenstellung der Lieder schaut, könnte irritiert sein: Debussy, Dowland, Szymanowski, Dvorak? Wie passt das zusammen? Es passt, nicht nur thematisch mit dem Motto "Sirène", sondern auch gerade in der Abwechslung und im Kontrast der Stile und Geschichten, die Anna Prohaska uns hier plastisch und mit ihrem strömend warmen Sopranklang ausbreitet. Eric Schneider am Klavier begleitet ebenso zauberhaft - und wer meint, da nebenbei anderen Beschäftigungen nachgehen zu können, irrt - hier ist Zuhören gefragt, die Belohnung folgt auf dem Fuße (DGG)

Neues auf dem Plattenmarkt:
* Tolle Idee: The Art of the Cigar - Das Huelgas-Ensemble widmet eine ganze CD dem Thema Tabak. Wie geht das? Es geht, und es klingt auch noch spannend mit recht unbekannten Bonbons der Musikgeschichte (DHM)
* Noch ein Lied-Album: Sandrine Piau widmet sich wunderschönen Liedern von Fauré, Strauss, Mendelssohn, Chausson. Wer weiß, wie groß diese Sängerin im barocken Repertoire ist, wird schätzen, wie glasklar und ausgeformt sie sich in der Romantik bewegt.
* Die "LiegtwieBlei"-CD des Monats: Erwin Schrott mit Tangomusik, etwas wüst zusammengepresst aus den letzten Sony-Tangoveröffentlichungen (Sony)

Am Schnittpunkt der Kulturen

Asiatische Streichquartette bei "Global Ear" im Rahmen der Musikfestspiele

Wer, wenn nicht die schon seit Jahren in Dresden aktive Konzertreihe "Global Ear", hätte zum aktuellen Thema der "Fünf Elemente" der Dresdner Musikfestspiele einen spannenden Beitrag zu leisten? Der Blick nach Asien ist hier zeitgenössisch, keines der Werke war älter als 30 Jahre. Das renommierte Faust-Quartett stellte Kammermusik zweier Komponisten vor, die am Schnittpunkt verschiedener Kulturen arbeiten. Die kulturellen Wechselwirkungen im Schaffen östlicher wie auch westlicher (deswegen war Hans Zender im Programm präsent) Komponisten erschaffen mittlerweile eine ganz eigene Musikgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert.

Der Chinese Tan Dun und der Japaner Toshio Hosokawa weisen zwar unterschiedliche Biographien auf, vereint sind sie aber in dem Aspekt, westliche Erfahrung und kultureller Verwurzelung in der Heimat spielerisch zu verbinden. Das führte im Konzert zu außergewöhnlichen Hörerlebnissen, die das Faust-Quartett hervorragend darbot: Tan Duns Streichquartett "Eight Colors" arbeitet mit bewusst gesetzten Gesten aus dem vokalen und instrumentalen Vorrat der chinesischen Musik und wirkte dabei seltsam zwiespältig auf einem Grat zwischen Folklore und Avantgarde.

Auf diese Miniaturen folgte Hosokawas Streichquartett "Eight Flowers", das stärker westlichen Strömungen verpflichtet ist. In der Modellierung der vielen einzelnen Gesten und Situationen war zwar das Faust-Quartett unglaublich gut, jedoch konnte dies nicht über eine Spannungsschwäche beider Stücke hinwegtäuschen, die an der Orientierung der Komponisten im (oft entwicklungslos konstruierten) Momenthaften lag.

Zenders Streichquartett "Hölderlin lesen I" verlegte die kulturellen Synthesen auf die Zeitachse: Klassisches Zeitalter traf auf Gegenwart und Zender scheute sich nicht, die Epochen musikalisch hart aufeinanderprallen zu lassen. Das führte zu einem zerrissenen Klangergebnis, bei dem am Ende trotz des dramatisch auffahrenden Schlusses musikalische Emotionen zugunsten der vom Komponisten intellektuell beleuchteten Hölderlin-Thematik zurücktraten. Das Faust-Quartett zeigte sich den hohen Ansprüchen der Stücke komplett gewachsen und präsentierte sich einem sehr konzentriert folgenden Publikum mit kenntnisreicher und klanglich höchst flexibler Spielkultur.

Sinnlichkeit und Mut

Ye-Eun Choi und Yu Kosuge auf Schloss Wackerbarth

Dass "Asiens Stars von morgen" innerhalb der so bezeichneten Reihe bei den Dresdner Musikfestspielen gleich fünf Mal im Weingut Schloss Wackerbarth auftreten, macht Sinn, wenn man die historischen Gebäude und Weinberge im Kontrast zur modernen Manufakturhalle betrachtet, die für diese Reihe als - auch akustisch sehr angenehmer - Konzertsaal fungiert. Hier verbinden sich Tradition und Gegenwart und in der Musik des ersten Konzertes war das nicht anders.

So erschienen nahezu alle Werke nicht als verstaubte Exemplare ihres Genres, sondern als schöpferische Gegenwartsaussage ihrer jeweiligen Zeit. Zum Auftakt der Reihe hatte sich die - von Anne-Sophie Mutter früh entdeckte und geförderte - junge koreanische Geigerin Ye-Eun Choi ein großes Programm vorgenommen: Sonaten von Beethoven, Mendelssohn Bartholdy und Strauss, dazu ein Solowerk von Isang Yun.

Dies sprengte etwas den Rahmen eines Kammerkonzertes, und am Ende reichten Kraft und Konzentration nicht mehr ganz für die Sonate Es-Dur, Opus 18 von Richard Strauss. Nun ist dies ohnehin ein nicht ohne Stirnrunzeln zu rezipierendes Werk, dessen noch jugendlicher Schöpfer kraftvoll hinlangte und man sich fragt, ob die Sonate nicht doch einem bearbeitetes Particell einer opulenten sinfonischen Dichtung entspringt. Dieser Schlusspunkt des Konzertes, in dem die vom Komponisten ausgebreitete Unruhe eine gelassene Sicherheit der Interpreten erfordert, konnte nicht recht befriedigen, da Choi und ihre Partnerin am Klavier Yu Kosuge (die Japanerin genießt auch hohes Renommee als Solistin) den enormen Energiewellen des Stückes einen interpretatorischen Eifer hinzufügten, der das Stück nahezu zum Überlaufen brachte.

Zuvor hatten die beiden aber schon hohen Ansprüchen entsprechende Interpretationen gezeigt. Das begann mit der ausgereiften Darstellung von Beethovens Sonate c-Moll Opus 30/2, bei der Choi schlanken Ton und kluge Phrasierung zeigte und die Sonate auf Kontraste anlegte. Choi zeigte Mut für eine innig-schwebende Gestaltung des zweiten Satzes und packende Impulse in den Ecksätzen, niemals aber überspannte sie den Bogen der Interpretation, so dass man die Geschliffenheit der Komposition sorgsam nachvollziehen konnte. Yu Kosuge begleitete hier wie auch in der Mendelssohn-Sonate F-Dur souverän und mit komplett überzeugender, intensiver Gestaltung. Auch der romantische Ton Mendelssohns lag Choi, immer behielt sie dabei Form und Fluss im Blick.

Das überzeugendste Werk war jedoch ausgerechnet Isang Yuns fünfsätzige Solophantasie "Li-Na im Garten", die keineswegs als ins Programm eingestreute Miniatur der Moderne wirkte, sondern als ein ausgewachsenes, virtuos gespicktes und doch eigenwillig kantables Solowerk erschien. Die Violinvirtuosin Ye-Eun Choi ist jung und zeigte in diesem Konzert bereits eine erstaunliche Reife - behält sie ihre erstaunliche Sinnlichkeit in der Formung der Töne und den gleichzeitigen Mut zum Eigenen, Außergewöhnlichen, werden wir noch viel von ihr hören.

Im Schatten des Repertoires

Rott, Mahler und Bartók im 9. Zykluskonzert der Philharmonie

In verschiedenen Konzerten der laufenden Saison heißt es bei der Dresdner Philharmonie "Mahler, der Lyriker". Zwar könnte man dieses Attribut auch auf die Sinfonien des in diesem Jahr zu seinem 100. Todestag gewürdigten Komponisten anwenden, doch die Themenreihe ist vorrangig dem vokalen Schaffen gewidmet. Während man im Juli bei einem Konzert der Philharmoniker in der Frauenkirche den interessanten Kontrast zu Werken von Arvo Pärt erleben kann, stellte das 9. Zykluskonzert am vergangenen Wochenende den "Rückert-Liedern" ein sinfonisches Werk von einem Mahler-Zeitgenossen zur Seite, der erst in den letzten Jahren wiederentdeckt wurde:

Dem Komponisten Hans Rott (1858-1884), Kommilitone Gustav Mahlers und Schüler unter anderem von Anton Bruckner war nur ein kurzes Leben bedacht und anstelle von Erfolgen, die sein unbestrittenes musikalisches Talent befördert hätten, stand bereits in jungen Jahren eine psychische Erkrankung. Eine klare persönliche Handschrift ist indes schon in Rotts 1. Sinfonie E-Dur und auch in dem von der Philharmonie aufgeführten "Pastoralen Vorspiel F-Dur" zu spüren. Der spanische Gastdirigent Juanjo Mena - designierter Chefdirigent des BBC Philharmonic Orchestra - wusste gut mit diesem im Tonfall zwischen Brahms und Reger changierenden Werk umzugehen. Die Besonderheiten, etwa harmonische Überraschungen oder plötzliches Versiegen des Verlaufes, wurden auch als solche inszeniert; somit bekam das Werk eigene, starke Qualität, die über die von Rott gewählte lapidare Betitelung hinauswies.

Das komplette Zykluskonzert hätte auch eine weitere Thematik bedienen können: Entdeckungen im Schatten des Repertoires - denn das traf mit sicher unterschiedlichen Begründungen auf alle drei Werke des Konzertes zu. Dass die Neugier auf ungehobene Schätze immer weniger den Kulturpalast zu füllen vermag, ist leider kein Geheimnis mehr, doch ob innere Bereicherung durch stetiges Wiederkäuen des Bekannten erreicht wird, sei dahingestellt. Die Schattenposition in der Rezeption gilt merkwürdigerweise auch für Gustav Mahlers "Rückert-Lieder", die vermutlich wegen ihrer zerbrechlich anmutenden, direkten Intimität den Standards der Popularität kaum folgen wollen. Die Philharmoniker zeigten dabei kammermusikalischen Geist und Raffinesse, konnten aber in Nuancen der Übergänge und Tempi gemeinsam mit dem Bariton Michael Volle nicht immer zur letzten Hingabe gelangen - dann nämlich wäre "Ich bin der Welt abhanden gekommen" zum luziden Diamanten geraten. Volles ausführliche Diktion bremste in "Ich atmet einen linden Duft" den Fluss etwas ab, doch im bitteren "Um Mitternacht" fand er wunderbaren, unwidersprechbaren Ausdruck.

Nach der Pause wartete dann in Gestalt des ebenfalls selten aufgeführten Tanzspiels "Der holzgeschnitzte Prinz" von Béla Bartók echte Schwerstarbeit auf die in voller Besetzung angetretenen Philharmoniker. Mena nahm die Orchestermusiker mit auf die Reise in die zerklüftete und farbenreiche Klangwelt des Märchens, das in einigen der Tänze nahezu taktweise komplett den Charakter wechselt und dabei in immer neuen kleinen und großen Wellen pulsiert. Alle Musiker schufen gemeinsam eine gute, von Intensität und mutigem Herangehen geprägte Interpretation; für das sorgfältige, stets energiegeladene Dirigat durfte Mena am Ende auch den Dank des Orchesters entgegennehmen.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Eine runde Sache mit Ecken und Kanten

10. Sinfoniekonzert der Staatskapelle mit einer Uraufführung von Johannes Maria Staud

Es brauchte in dieser Saison etwas Geduld - nachdem der Capell-Virtuos Rudolf Buchbinder seine Residenz in Dresden schon abgeschlossen hatte, konnte Orchester und Publikum zum 10. Sinfoniekonzert auch den Capell-Compositeur dieses Jahrgangs begrüßen, den Österreicher Johannes Maria Staud. Gleich drei neue Werke werden bis Saisonende bei der Kapelle erklingen - das ursprünglich für den Beginn der Saison gedachte Preludio "Tondo" wurde von der Sächsischen Staatskapelle unter Leitung von Christoph Eschenbach uraufgeführt und wird auch auf der nun folgenden Tournee durch europäische Konzertzentren im Gepäck sein.

"Tondo" ist trotz seiner klanglichen Kanten und Ecken eine "runde Sache", denn das Stück bezieht seinen Reiz aus der absichtsvoll vom Komponisten gewählten Kreisform, die auch beinhaltet, dass das Stück eigentlich kein Ende hat. Doch der Fluss der Zeit macht vor einem Konzertwerk nicht halt (auch das Orgelstück "as slow as possible" von John Cage in Halberstadt wird in 639 Jahren ein Ende haben), und so entschied sich Eschenbach für eine kurze Abrundung in Form der Wiederholung des ersten Teils des neuen Werkes. Da hatte das Publikum allerdings schon größtenteils abgeschaltet, und am dürftigen Applaus war leider nur zu deutlich spürbar, dass das Semperoper-Publikum am Sonntagvormittag kaum an einer lebendigen Auseinandersetzung mit der Musik unserer Gegenwart interessiert ist. Dabei war die Aufführung sehr engagiert und farbenreich - Staud versteht es sich mit dem Instrument Orchester auszudrücken und klare Klangsituationen zu komponieren, die oftmals im Untergrund mit einer welligen Unruhe einhergehen. Daher ragten besonders die stillen, gehaltenen Töne aus diesem Eröffnungsstück heraus.

Sehr scharf war dann der Übergang in bekanntere Klangwelten: Robert Schumanns Cellokonzert a-Moll stand auf dem Programm. Manchem dürfte aufgefallen sein, dass auch dieses Stück schwer zum Mitsingen oder genießerischen Zurücklehnen geeignet ist. Was Staud von seinen Zuhörern fordert, ist bei Schumann nicht minder anspruchsvoll: dieses Konzert will nachvollzogen werden, und es braucht einen hervorragenden Solisten, der es zum Sprechen und Singen bringt. Der junge Cellist Leonard Elschenbroich stellte sich erstmals in einem Kapell-Konzert vor, konnte aber trotz selbstbewusster Herangehensweise nur dann überzeugen, wenn großbögige Melodik im Vordergrund stand. Elschenbroich agierte zwar immer hochmusikalisch in der Phrasierung, aber die Interpretation war stellenweise zu sehr von Überlegung und augenblicklicher Emphase geprägt. Doch wird man von dem Cellisten hoffentlich noch viel hören - die Hindemith-Zugabe zeigte großes Potenzial mit zupackender Gestaltung.

Im zweiten Teil des Konzertes bejubelte das Publikum Christoph Eschenbachs Darstellung der 1. Sinfonie c-Moll von Johannes Brahms - für den in der Spätromantik verwurzelten goldenen Klang der Kapelle ist es ein höchst dankbares Werk, bei dem Eschenbach keine Mühe hatte, die tiefgehende Wärme des Klanges auszubalancieren. Dem stand in den Ecksätzen eine große Energie gegenüber, die sich frei entladen durfte. Die Mittelsätze musizierte Eschenbach mit Raffinesse; Kai Vogler (Violine) und Robert Langbein (Horn) steuerten wunderbare Soli bei. Extreme Ausdruckswelten und Tempi vermied Eschenbach und fand stattdessen wunderbar atmende Übergänge. So wies die Sinfonie trotz rasanter Coda im Finale eine Erdung auf, die fast ein romantisches Idealbild zeichnete. Auszusprechen verbleibt der Wunsch, dass die Musik lebender Komponisten ebenso eine solche Selbstverständlichkeit und Tiefe in Rezeption und Wahrnehmung verdient hat - der Capell-Compositeur ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Wenig Trauer bei Haydn

"Spiegelungen"-Konzert der Sinfonietta Dresden

Verhext - dieses Wort benutzt man oft angesichts eines unerklärlichen Umstandes. Auch den Veranstaltern des letzten Sinfonietta Dresden-Konzertes dürfte das Wort über die Lippen gerutscht sein angesichts des leider nur spärlichen Besucherzustroms in der Dreikönigskirche am Sonnabend. Im doppelten Sinne verhext war es wohl, weil der Vorabend zum 1. Mai traditionell von vielerlei Feiervolk bestimmt wird - vielleicht hätte das Thema "Trauer" des halbjährlich stattfindenden Zyklus "Spiegelungen" der Sinfonietta dann doch besser ins November-Programm gepasst. Dennoch: die Zuhörer erfreuten sich wiederum eines anspruchsvollen Konzertes, das architektonisch gleich mehrere Bögen schlug zwischen Ländern und Zeiten, Literatur und Musik, Klassik und Moderne.

Die Präsenz der "Trauer" als Thematik war indes marginal, selbst in der so bezeichneten 44. Sinfonie e-Moll von Joseph Haydn ließ sich maximal die Tonart und der langsame Satz damit konnotieren, der Rest ist funkensprühender Sturm und Drang. Damit gelang der Bogen zum Beginn, denn mit einem ebenso bunten Werk startete die Sinfonietta: das 2001 entstandene Saxophonkonzert des Isländers Steingrimur Rohloff (geb. 1971) war trotz avancierter Klangsprache höchst abwechslungsreich - scharfe Schnitte und abrupt beendete Entwicklungen bestimmten das Werk, das aber immer wieder kleine Ruheinseln ausbreitete. Der hervorragende Solist Sascha Armbruster verstand es, seinen Solopart insbesondere mit seinem Double an der Klarinette zu verschmelzen. Ekkehard Klemm fügte mit übersichtlichem Dirigat eine Gesamtbalance hinzu, die Spannung trug und das Werk auch im Kirchenraum adäquat darbot.

Schön, dass es wieder eine Uraufführung mit einer Dresdner Verbindung gab - die Komponistin Annette Schlünz kehrt immer wieder einmal mit neuen Werken an ihren einstigen Studienort Dresden zurück. Ihre "Spuren)(Suche" war ein sehr sensibel tastendes Werk mit melancholischer Grundstimmung, das eher im Finden von Klangsituationen kreiste als fertige Formen anbot. Wenn hier schon literarische Subtexte aufschienen, so war die Rezitation von Texten von Oscar Wilde durch den Schauspieler Tom Quaas eine weitere Bereicherung des Konzertes - auch hier war weniger Trauer das Thema als vielmehr Menschlichkeit, die anrührte.

Ekkehard Klemm musizierte zum Abschluss die Haydn-Sinfonie mit Detailreichtum und jederzeit gut phrasierten Themen. Das gute Miteinander im Orchester angesichts der Vielzahl an Herausforderungen, die die Partituren dieses Abends stellten, ist bemerkenswert und macht diese Konzertreihe des in Dresden auch in Kirchenkonzerten stets aktiven Ensembles so wertvoll.

Akustische Filme

Studio für Elektronische Musik der Hochschule präsentiert sich im Konzert

Kleine und feine Konzerte mit Studierenden der Hochschule für Musik kann man fast täglich und zumeist kostenlos im Konzertsaal in der Schützengasse erleben. Am Donnerstag stellten sich Kompositionsstudenten mit elektronischen Arbeiten vor, seit Jahren besitzt die Dresdner Hochschule ein hervorragend ausgestattetes Studio für Elektronische Musik (Leitung Prof. Franz Martin Olbrisch), das in das Studium der Kompositionsstudenten integriert ist und vielfältige Möglichkeiten bietet.

Hinzu kommt der Konzertsaal als hervorragender Präsentationsort mit ebenso professionellem Equipment. Hier sollte die Hochschule aber baldmöglichst auch Schritte gehen, um interessiertes Publikum und Partner jenseits der Hochschule zu gewinnen, schließlich hat die Kombination aus erstklassigem Saal und auch die hohe Qualität der Kompositionen beste Voraussetzungen, um etwa ein wichtiger Aufführungsort für Klangkunstexperimente zu sein, die z. B. auch mit bildender und performender Kunst Verbindungen eingehen könnten.

Natürlich lassen sich im laufenden Studium eher kleine Projekte realisieren und man merkte den Stücken an, dass sich deren Urheber gerade mit dezidierten musikalischen Aspekten und Ästhetiken auseinandersetzten. So beleuchtete Johannes Voits "inTERjection" einen Zustand der vokalen Artikulation, die genau auf der Schwelle zur Sinngebung steht: Silben und Äußerungen fügten sich zu Situationen, ordnend von der Elektronik unterstützt. Hans Martin Baumgärtel ging da mit noch wissenschaftlicherem Eifer heran und reduzierte Laute auf Phoneme und Geräuschmaterial einer E-Gitarre - Konzentration der Struktur war auch hier das Maß der Dinge.

Neele Hülcker untersuchte in "Sie sind ja ein richtig kleines junges Fräulein" Aspekte von Kitsch im Gehörten, wurde allerdings von ihrer eigenen Klangauswahl überrumpelt, denn bis eine Gruppe von Zuhörern Kitsch im Klangangebot als solchen ausmacht, gehören viele Faktoren hinzuaddiert; die emotionale und soziologische Konditionierung läßt sich über Elektronische Musik eben noch nicht ganz beherrschen. Doch Elektronische Musik kann den Hörer herrlich entführen, ganz legal und doch in Grenzbereiche und Abgründe hinein: Jakob Gilles "Akoi Vibe" hätte das Zeug, sich installativ auch in die Clubszene einzumischen und dürfte auch VJs oder Filmemacher anregen, denn hier lief ein außerordentlich gut gemachter Akustikfilm mit überraschenden Überblendungen und Nachhörem im vermeintlich Populären ab, sorgfältig und mit dramaturgischem Gespür wurden die einzelnen Materialien begutachtet und fast zu einem Story-Board geschichtet. Tobias Eduard Schicks "Lost in Viola" war wiederum eine Studie mit Live-Elektronik, Katharina Vogt verschwand mit der Bratsche fast hinter den riesigen Notenblättern, und bevor das im pp-Bereich suchende Stück sich musikalisch auf eine Form oder Tönen festlegen wollte, war es auch schon wieder vorbei.

Übungen im Flächenbrand

Johannes Maria Staud stellt sich als Capell-Compositeur vor

Der aktuelle Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle ist der österreichische Komponist Johannes Maria Staud (geb. 1974), dessen Orchesterwerk "Tondo" im nächsten Sinfoniekonzert am 1. Mai uraufgeführt wird. Staud unterhielt sich mit Alexander Keuk über seine neuen Werke, die er in Dresden vorstellt.

Wie fühlt man sich als Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle?
Der Ruf kam ja schon vor einigen Jahren, noch zu Luisis Zeiten und ich bin sehr glücklich darüber, denn bei dieser Residenz hat man als Komponist die Chance sich in verschiedenen Besetzungen zu artikulieren. Man ist nicht ausschließlich mit Neue-Musik-Spezialisten konfrontiert, sondern mit Musikern, die eine eigene Klang-Geschichte mitbringen.

Wie haben Sie sich dem Orchester und dem Kompositionsauftrag genähert?
Ich habe mehrere Konzerte der Staatskapelle auf Gastspielen in Wien gehört. Mich interessierte dieser spezielle, runde, sehr balancierte Klang des Orchesters, insbesondere für das Repertoire der deutschen Romantik. Dabei bleibt es aber nicht stehen, und der "Capell-Compositeur" beweist, dass man hier nach vorne schaut, es ist lebendige Musikgeschichte, die eben nicht museal ist. Es ist also eine absolute Freude für mich, für dieses Orchester zu komponieren.

Schreiben heutige Komponisten noch gerne für den Apparat „Orchester“?
Das Komponieren für Orchester beschäftigt mich schon seit sehr langer Zeit und es ist und bleibt interessant für mich. Es ist ein Klischee, dass man heute sagt, für Orchester schreiben ist anachronistisch. Egal was ich als Komponist mache, ich stehe immer in einer Tradition. Für die Staatskapelle zu schreiben, heißt für einen Klangkörper schreiben, der auf einem unglaublich hohen Perfektionsgrad agiert und viele individuelle Stärken mitbringt.

Denkt man da auch an sein Publikum?
Ich denke nicht an das Publikum, ich denke an die Musik, die ich schreiben will und muss. "Das Publikum" existiert ja so gar nicht, das ist eine Vielzahl von Individuen mit unterschiedlichen Geschmäckern.

Gab es eine Grundidee für „Tondo“, ihr neues Orchesterwerk?
Die Grundidee war ein "warmer Klang", den es auch so in Dresden gibt: Hörner, Klarinetten, hohe Celli - vielleicht stand da die eher lichte, positive Frühromantik ein wenig Pate - Weber wäre ein gutes Beispiel, Mendelssohn wäre ebenfalls ein Beispiel dieser kultivierten Romantik - ich habe dann mein Stück um einen Hörnerklang gruppiert, sozusagen um diese Mitte herumgeschrieben. Außerdem ist die Form ebenfalls rund: "Tondo" heißt rund, das Stück ist kreisrund und es ist so komponiert, dass es entweder endet oder dass es von vorne beginnt - man spielt, so lange es einen freut.

Wie fließen diese Bezüge zur Romantik in ihr Stück ein?
Nein, das muss dann wieder weg. Diese Musik ist mir natürlich ästhetisch sehr fern. Sie inspiriert mich, und ich höre diese Musik gerne, aber ich zitiere sie nicht, ich bin auch kein Neoklassizist. Interessant finde ich diese Aussage des „deutschen Klangideals“, man vergisst dabei leicht, wie kosmopolitisch ja schon Mozart war - Musik, wenn sie interessant sein will, verkriecht sich nicht in ein völlig banalisiertes Bild von kultureller Tradition, das funktioniert nicht.

Was bringen Sie außerdem Neues nach Dresden mit, es gibt ja an der Hochschule eine ganze Projektwoche mit Ihnen?
Neben "Tondo" gibt es das Monodram, das im Juni uraufgeführt wird, außerdem ein Fagott-Solostück für Joachim Hans, das im Kammerabend vorgestellt wird und mehrere Stücke an der Hochschule. Ich bin glücklich, dass ich für das Monodram den großen Schauspieler Bruno Ganz als Sprecher bekommen habe - das Stück heißt "Riss durch den Tag" mit einem sehr persönlichen Text von Durs Grünbein, es geht um das Leben in den Städten nach den großen Katastrophen, über den Umgang mit der Geschichte, Entmündigung des Bürgers, Flucht in schnelle Vergnügungen, Zerstreuungskultur - Durs legt politisch den Finger in die Wunde, es ist keine Oper, eher ein Zwitterwesen, ein Monolog mit Musik.

Erfindet sich der Komponist Staud mit jedem Stück neu?
Ja, man hat natürlich seinen Stil, ich schreibe Kammermusik nicht anders als für Orchester und ich will ich mich auch nicht wiederholen. Das Fagott-Solostück - das ist eine Tour de Force, ich gehe da bewusst an Grenzen, erforsche die Virtuosität des Fagottes - Joachim Hans stürzt sich mit Feuereifer hinein. "Celluloid", der Titel des Stückes hat eine stoffliche Komponente, ich denke da sofort an eine alte Filmrolle, das Fagott ist kein "Digitalfilm" in diesem Sinn. Celluloid brennt auch sehr gut - und vielleicht ist mein Stück eine kleine Übung im Flächenbrand....

Kann man Komponieren lernen? Oder was lernt man da heutzutage im Meer der vielen künstlerischen Handschriften?
Was man erlernen kann, und das ist nicht zu unterschätzen und auch wieder eine ganz aktuelle, wichtige Sache, das ist das Handwerk. Die Wiederentdeckung eines gut gemachten Dinges, das kann man erlernen. Handwerk einsetzen, um neue Klänge für sich authentisch zu schreiben, Handwerk nicht als Ballast, sondern damit etwas neues zu machen. Ein Instrument wurde ja ursprünglich auch gebaut um schön zu klingen, aber damit hört es ja nicht auf, die Spieltechniken wurden ja ständig erweitert - gerade das Fagott wurde ja noch einmal im 20. Jahrhundert richtig modernisiert, so bleibt das lebendig.

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Konzerte mit Johannes Maria Staud
siehe auch https://www.staatskapelle-dresden.de/konzertsaison/capell-compositeur/

10. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle
"Tondo", Preludio für Orchester (UA), Dirigent Christoph Eschenbach
1.5.11, 11 Uhr / 2.5.11 20 Uhr / 3.5.11 20 Uhr

Hochschule für Musik
4.5.11 Symposium 15-18 Uhr, Porträtkonzert 19.30 Uhr

Konzert in der Gläsernen Manufaktur
"Riss durch den Tag" - Monodram (UA)
Bruno Ganz, Sprecher / Asher Fisch, Dirigent
4.6.11, 20 Uhr / 5.6.11, 11 Uhr

8. Kammerabend der Staatskapelle
"Celluloid" für Fagott Solo
7.6.11, 20 Uhr

Ideal des schönen Klanges

Mozart und Bruckner im philharmonischen Zykluskonzert mit Karl-Heinz Steffens

Man möchte meinen, das Klarinettenkonzert A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart ist hinlänglich bekannt und als Klassik-Highlight ohnehin ständig zu hören, doch auf Dresdner Konzertpodien war es länger nicht präsent. So hatten die Zuhörer der Philharmonie einmal Gelegenheit, es wieder frisch in die Ohren zu bekommen. Der ehemalige Klarinettist der Berliner Philharmoniker Karl-Heinz Steffens, der seit 2007 eine enorme Karriere als Dirigent gemacht hat, war sowohl Solist als auch Leiter der Aufführung im 8. Zykluskonzert und brachte seine Erfahrung in die Interpretation ein.

Steffens Grundkonzept ließ das Mozart-Konzert weich und nobel erscheinen. Allerdings war dieser Ansatz durch alle drei Sätze so konsequent durchgeführt, dass dies an vielen Stellen eher zu einem Eindruck von nicht genutztem Potenzial an Farbmöglichkeiten und Konturen führte. Steffens selbst spielte den Solopart immer mit ruhiger Ausgestaltung und feinen Nuancen in den leisen Registern des Instrumentes. Im 1. Satz brauchten die Philharmoniker einige Zeit, um zu gemeinsamer Ausführung zu kommen, was möglicherweise gegen die These spricht, dass Solist und Dirigent alle Aufgaben in einer Person genügend abdecken können. Das Adagio hingegen hatte kein definiertes Tempo und war einem "molto largo" oft gefährlich nahe. Die Ästhetik der Zurücknahme dominierte auch den 3. Satz, ein zupackendes Tutti fehlte sogar dem Schluss.

Vielleicht hatte Steffens die Gegenüberstellung mit der 4. Sinfonie Es-Dur, der "Romantischen" von Anton Bruckner auch derart mit Bedacht gewählt, weil dem streng verfolgten Ideal eines mozartschen Schönklangs nun im Kontrast eine wahre Farbexplosion der Instrumente folgte. Steffens' Zugang zu dieser Sinfonie überraschte in mehrfacher Hinsicht und führte zu großem Jubel des Publikums. Der Dirigent gab sich weder der Aufführungspraxis des hingebungsvollen Gottesdienstes hin, noch fabulierte er in die Vierte seelische Abgründe hinein, die dort nicht hingehören. Stattdessen hatte die Aufführung eine fast unerhörte Selbstverständlichkeit der Musikalität, was sich in einem flüssigen, niemals übersteigerten Grundpuls äußerte und zu freiem, dennoch intensiv von Steffens gefördertem Spiel der Gruppen und Soli führte.

Exemplarisch sind die solistischen Melodieentfaltungen des 2. Satzes zu nennen, zudem ein vortreffliches 1. Horn und ein absolut runder Blech-Satz mit nötiger Kraft, die aber transparent und rhythmisch gut im Gesamtklang eingebettet war. Die Inszenierung dieser Sinfonie als fast frühlingshaft positives Stück mit all ihrer Stärke im Auskosten von Entwicklung, Steigerung und absoluter Ruhe im 2. Satz war völlig überzeugend und fand im Finale einen majestätisch strahlenden Abschluss.

Montag, 25. April 2011

Passionsmusik mit Pettersson und Liszt

“Vox Humana” und “Via Crucis” im Konzert der Sing-Akademie zu Berlin

Außergewöhnlich bewegend geriet das Passionskonzert am Karfreitag in der vollbesetzten Gethsemane-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg durch die Auswahl der musikalischen Werke – keine der großen bekannten Passionsmusiken erklang, die Sing-Akademie zu Berlin unter Leitung von Kai-Uwe Jirka widmete sich stattdessen zwei Jubilaren des Jahres 2011: Franz Liszt und Allan Pettersson. Während man dem durch seine Klavierkompositionen im Konzertleben verankerten Liszt Raum für seine kaum bekannte späte, geistliche Vokalmusik gab, ist der Schwede Allan Pettersson (1911-1980) in unserer Konzertlandschaft völlig unterrepräsentiert – und das bei einem gewaltigen sinfonischen Werk, das er der Nachwelt hinterließ – die letzte deutsche Komplett-Aufführung der “Vox Humana”-Kantate datiert aus dem Jahr 1995 und es gibt eine einzige Plattenaufnahme, die kurz nach der Uraufführung entstand.

Die genaue Kenntnis des OEuvres dieser beiden Komponisten ließ wohl die Idee aufkommen, Liszt und Pettersson zu kombinieren. Jirka formte das Konzert als Kreuzweg in 14 Stationen und ließ sogar die einzelnen Werkteile beider Komponisten aufeinander prallen. Das Konzept ging vor allem deswegen auf, weil die verinnerlichte, manchmal kryptische Sichtweise von Liszt auf eine hochemotionale, offen die nackte, oft erbarmungslose Welt zeichnende Musik von Pettersson traf. Zudem konnte sich Jirka so im Liszt-Werk vor Längen bewahren, bei Pettersson hatte die Entscheidung zur Einbettung in ein Passionskonzert weitaus heftigere Folgen: Oft wurde dessen kompositorisches Werk als seine eigene Passion bezeichnet und das Bild vom leidenden Künstler bemüht. Jirka und auch der gute Programmhefttext gingen dieser unzureichenden Darstellung nicht nach, stattdessen wurden die Vertonungen der Kantate “Vox Humana”, die Pettersson 1974 nach seiner ebenfalls chorsinfonischen 12. Sinfonie schrieb, in den christlichen Passions-Kontext integriert.

Die Texte lateinamerikanischer Dichter und aus Inka-Gesängen erhielten so eine tiefere Bedeutung, wirkten fast wie ein zeitgenössischer Spiegel der Christus-Geschichte. Pettersson selbst hatte übrigens vorgesehen, dass die insgesamt 18 Teile der Kantate auch nichtzyklisch aufgeführt werden können – umrahmt von Liszt wirkten sie als geschlossene Bildwelten – Leif Aare beschrieb sie schon 1976 als “vokalmusikalisches Fresco”.

Der Sing-Akademie zu Berlin, vereint mit dem Staats- und Domchor kam die umfangreiche Aufgabe zu, die musikalischen Welten adäquat darzustellen und das gelang vortrefflich, mit wacher Konzentration und Durchdringung der Partituren. Rhythmischen Ausdruck wie in “Lynch” oder ungewohnte harmonische Fortgänge wie in “Der Unbussfertige” meisterte der Chor mühelos. Die Symphonische Compagney lieferte im Streichorchester nicht nur Orientierung, sondern bot starke eigene Farben dieser Musik an. Einige Pettersson-Stücke wurden vor der Aufführung auf deutsch rezitiert, dies vertiefte das Verständnis; Altistin Hilke Andersen überzeugte in den Solostücken mit flexiblem Ausdruck.

Im Kontrast zu dieser zeitgenössischen Sicht standen die Liszt-Stücke aus “Via Crucis”, dem “Tristis Anima Mea” und dem abschließenden “Stabat Mater”. Während die Kreuzweg-Stücke mit Orgelbegleitung fast meditativen Charakter zeigten (mit dem Gerhardt-Choral “O Haupt voll Blut und Wunden im Mittelpunkt), war die Wahl des “Stabat Mater” das einzige Wagnis des Konzertes, denn das fast vierzigminütige Stück am Ende des Konzertes verwischte ein den Kontrastreichtum des bereits Gehörten und konnte auch im Zusammenspiel zwischen Harmonium und Solisten – hier dazu Julia Giebel (Sopran), Ferdinand von Bothmer (Tenor) und Nikolay Borchev (Bariton) – nicht immer überzeugen. Der Chor konnte hier noch einmal ein großes romantisches Klangbild anlegen.

Dieses Passionskonzert war mutig, erzeugte großen Beifall vom Publikum und regte zum Nachdenken an, zudem wurde eine der wenigen Jubiläums-Aufführungen eines Werkes von Allan Pettersson in Deutschland überhaupt realisiert, dafür darf man gratulieren.

Unvergessen

Sächsische Staatskapelle erinnert an Giuseppe Sinopoli

Gedenken und Erinnern muss nicht immer zwingend mit Trauer und Bedrücktheit einhergehen - Erinnerung hält einen verstorbenen Menschen lebendig und man umgibt sich gerne mit dem, was ihn ausgemacht hat. Einig waren sich alle Beteiligten und die Sächsische Staatskapelle Dresden als Veranstalter des Benefizkonzertes zum 10. Todestag von Giuseppe Sinopoli, das am Gründonnerstag in der Lukaskirche stattfand, in dem Willen, eben diese Lebendigkeit der künstlerischen Persönlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Wort und Musik füllten dieses - von MDR Figaro live übertragene - Gedenkkonzert an den großen, am 20. April 2001 während einer Aida-Aufführung in Berlin verstorbenen Maestro und Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle auf eine würdige Weise.

Sinopolis Familie und zahlreiche Weggefährten vor allem aus der Dresdner Zeit wohnten dem Konzert bei, dessen Erlös der nunmehr in "Giuseppe-Sinopoli-Akademie" umbenannten Orchesterakademie der Staatskapelle zugute kommt, die 1993 auf Initiative Sinopolis gegründet wurde und praxisnah hervorragende Nachwuchsmusiker im Orchester ausbildet. Der künftige Chefdirigent der Staatskapelle, Christian Thielemann übernahm die Leitung dieses Erinnerungskonzertes; er selbst arbeitete schon 1980 an der Deutschen Oper Berlin mit Sinopoli bei dessem umjubeltem Debut mit Verdis "Macbeth" zusammen.

Orchesterdirektor Jan Nast und Kapellmusiker Frank Other berichteten über den umfassend gebildeten, mehrere Wissenschaften parallel studierenden Künstler. Ihre Worte umrahmten die Aufführung der "Klangfarben" für Streichquintett des Komponisten Sinopoli: vier ausdrucksstarke Miniaturen fundamentiert auf strenger struktureller Basis. Eine Ansprache des ehemaligen Klassik-Chefs der Deutschen Grammophon Ewald Markl rückte vor allem Sinopolis umfangreiche Tonträger-Produktionen in den Fokus, zumal man sich in der Lukaskirche - seit den 60er-Jahren Studio unzähliger DDR-Klassikschallplattenaufnahmen - an dem Ort befand, wo Sinopoli 1987 bei einer Aufnahme der 4. Sinfonie von Anton Bruckner erstmals mit der Kapelle zusammenarbeitete. Leider verlor sich Markl in wortreichen Beschreibungen der Produktionen und ließ zudem Feinfühligkeit in seinem kaum den Dirigenten treffend würdigenden Beitrag vermissen.

Christian Thielemann folgte dann aber mit einer musikalischen Glanzleistung. Zwar kann man die Streicher der Kapelle nachts anrufen und sich die "Metamorphosen" von Richard Strauss vorsingen lassen, so sehr haben sie nach vielen Aufführungen gerade auch unter Sinopolis Leitung dieses Werk verinnerlicht. Doch die Kunst besteht aus dem Miteinander der 23 Solostreicher und Thielemann schaffte es kongenial, Führung und Freiheit in seinem Dirigat zu einem unaufhörlichen Spannungsfluß der Musik zu verbinden - Trauer war nicht das Motto dieser Interpretation, sondern eine konstruktive, fast positiv schimmernde Art von Wandlung. So waren die Themen hier auch nicht als filmmusikalische Seufzer geformt, sondern als Mittel zum Zweck einer höheren musikalischen Ebene, die viel weiter ging.

Einen fast ähnlichen Ansatz wählte Thielemann auch für Robert Schumanns 1. Sinfonie B-Dur, der "Frühlingssinfonie", das letzte Werk, das Sinopoli in einem Kapellkonzert dirigierte. Thielemann arbeitete starke Kontraste in dem oft als romantischem Schmuckstück unterschätzten Stück heraus und brillierte mit einem fast verhalten genommenen Scherzo und einer rasanten Stretta im Finale. Am Ende vereinten sich in diesem Konzert auf wundersame Weise Erinnerung, Gegenwart und Zukunft in der Musik - dem Philosophen Sinopoli hätte diese Einheit der fließenden Zeit gefallen - er bleibt unvergessen.

Montag, 18. April 2011

CD-Tipp April: Poulenc-Lieder

Hier sind endlich die Tipps für den April, meine persönliche CD des Monats ist diese hier:

...und das nicht nur, weil Felicity Lott darauf einige Lieder singt. Auch Lorna Anderson und Christopher Maltman legen alles Können in diese kleinen Liedjuwelen, die mal als echter Chanson mit Leichtigkeit herüberkommen, dann wieder balladesk und melancholisch klingen - typisch französisch, typisch Poulenc. Und vor allem klingen die Lieder hier einmal adäquat interpretiert, weder wird hier die Opernkeule ausgepackt, noch wird zu wenig gestaltet - schöne Entdeckung!

Weitere durchgehörte CDs mit Top oder Flop:
* nach Gods, Kings und Demons nun schlicht "Wagner" - klar, dass René Pape sich "seinem" Meister widmet. Und schön auch, dass diese Platte nirgends nach hoppla-schnell-noch-ein-Arien-Album klingt, sondern nach Konzept und hochwertiger musikalischer Arbeit.
* für Wiederentdecker: Fricsay dirigiert Bartók - überflüssig etwas dazu zu schreiben, die opulente 3-CD-Box bietet spannende Musikgeschichte - insbesondere, wenn man andere Aufnahmen der bekannteren Stücke kennt - was bei den "Zauberhirschen" allerdings schwierig werden dürfte...
* Kammermusik von Allan Pettersson ist bei MDG erschienen. Man dürfte erwarten, dass ich das aufgrund meiner großen Verehrung für den Komponisten rückhaltlos empfehle, aber natürlich bin ich auch hier kritisch und sage: Das ist eine tolle Platte. Und zwar, weil das Leipziger Streichquartett und Yamei Yu ganz vorbehaltlos an die Partituren gehen, dabei manches für sich entdecken und auskosten und mit ihrer energiereichen Interpretation den Rang des Komponisten bestätigen. Im Jubiläumsjahr von Allan Pettersson also nun endlich die erste Neuerscheinung, wenngleich nicht mit Sinfonik. Aber hier spricht eine wichtige musikalische Stimme des 20. Jahrhunderts....
* für die Kaffeestunde zu Ostern: Julia Fischers "Poeme", einfach entspannende, gut gespielte Geigenstücke von Chausson, Vaughan Williams u. a. - dazu ist dies wohl eine der letzten Produktionen des jüngst verstorbenen Yakov Kreizberg.
* Und noch ein Ausflug ins Alternative-Genre (wenns das überhaupt gibt - aber Amazon braucht ja ne Kategorie, man hätte sie auch "coole Musik" nennen können...): aus Kanada kommen immer mal wieder spannende Dinge wie etwa das Bell Orchestre, jetzt darf ich auf Olivier Alary hinweisen, der unter dem Namen Ensemble eine Platte namens "Excerpts" veröffentlicht hat. Ich verrate nicht zuviel, aber wer die etwas flächigen, orchestralen und auch manchmal klangexperimentellen Bands mag, ist hier gut aufgehoben. Reinhören!

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