Rezensionen

Freitag, 3. April 2015

Mozart-Show und ernste Sinfonik

Sinfoniekonzert der Elblandphilharmonie Sachsen in Radebeul

Zu leisen gehaltenen Streichertönen wandelt ein Klarinettist durch den Zuschauersaal, improvisiert singend, tänzelnd, gar heulend auf seinem Instrument und schreitet zur Bühne. So beginnt Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert. Nein, natürlich nicht. Aber zumindest hätte dies denken können, wer nur flüchtig in das Programmheft des 5. Philharmonischen Konzertes der Elbland Philharmonie Sachsen geschaut hat. Wer den Klarinettisten Helmut Eisel zu einem Konzert einlädt, muss sich auf einen experimentellen Mozart-Zugang gefasst machen.

Eisel ist Klezmer-Musiker und spielt ansonsten solistisch und in verschiedenen Jazz- und Klezmerformationen. Das Mozart-Konzert hat er umfassend für seine Zwecke bearbeitet und eben auch mit diesem theatralischen Prolog ausgestattet - allerdings fragte man sich beim Hören mehrfach, welchen Sinn dies machen soll. Von Mozart blieb nicht mehr viel übrig: komponierte Form, Werkproportionen und klassische Klangsinnlichkeit waren nur mehr Begleiterscheinung. Originalpassagen verschliff und verzierte Eisel bis zur Unkenntlichkeit und anstelle des klassischen Finales wird eine Tanzpassage hinzugefügt - Crossover nennt sich das, und dem Publikum gefiel außerordentlich, was dann in einer Zugabe bis zur Show ausartete. Dirigent Jan Michael Horstmann folgte mit dem Orchester brav, leider waren die Streicher hier nicht auf dem höchsten Level ihres Könnens - die lässige Atmosphäre des Solisten übertrug sich halt von den ersten Takten an.

Dem Motto des Konzertes - Schweden - konnte man erst nach der Pause folgen und die Pause war nötig, um einen Weltenwechsel zu vollziehen. Ernst und geradezu existenziell emotional ging es mit Allan Petterssons 7. Sinfonie weiter, die überhaupt in Radebeul zum ersten Mal erklang. Pettersson wurde 1968 mit diesem Werk überhaupt erst einer breiten Öffentlichkeit bekannt, heute ist der schwedische Sinfoniker (1911-1980) immer noch selten in den Konzertsälen zu hören. Es gehört von Zuhörern wie Musikern viel Offenheit dazu, sich diesen kompromisslosen, ausdrucksstarken Stücken zu widmen. Dann aber öffnet sich - wie auch an diesem Abend durch eine intensive Darstellung geschehen - eine Welt voller katastrophischer Entwicklung, aber auch melancholischer Schönheit. Nach dem ersten, fast apokalyptisch sich zu mehreren Höhepunkten aufschwingenden Drittel der einsätzigen 7. Sinfonie beginnt ein großes Ausschwingen eines schlichten Gesangs, der unterbrochen von immer wieder anrollenden Wellen des Unbills erst in den letzten Takten zu ungestörter Ruhe findet.

Einige Abschnitte vor allem nach der vom Orchester dynamisch gut ausbalancierten, warm timbrierten Streicherpassage waren von Horstmann sehr ausgestaltend langsam genommen, doch hielt die Elbland Philharmonie stets die innere Spannung - mit aufmerksamen Streichern, die auch in schwindelnder Höhe gut phrasierten, einer toll artikulierenden, noch nicht immer ganz auf den Punkt gebrachten Bläsergruppe und exzellent agierenden Schlagzeugern, die im Stück einen wichtigen Part übernahmen. Am Ende hatte man das Gefühl, dass ein einziges Konzert für diese starke Begegnung doch zu wenig war: diese Klänge verlangen nach viel intensiver Beschäftigung. Man darf gespannt sein, ob das Orchester sich auch an eine der anderen faszinierenden, enorm fordernden Sinfonien des Schweden herantraut: die erste Tür wurde geöffnet.
(24.3.15)

Komponieren zur Freude

Porträtkonzert für Manfred Weiss zum 80. Geburtstag an der Musikhochschule

Es gibt nur wenige musikinteressierte Dresdner und noch weniger Dresdner Musiker, die den Komponisten Manfred Weiss nicht kennen - seinen Kompositions- und Theorieunterricht an der Dresdner Musikhochschule haben seit 1959 Generationen von Studenten genossen. Ohne Übertreibung darf man sagen, Manfred Weiss ist ein wichtiger Teil der Dresdner Musikgeschichte im 20. Jahrhundert, denn mit großbesetzen Werken wie auch mit Kammermusik ist Weiss über die Jahrzehnte bis zum heutigen Tag im Musikleben Dresdens präsent - das wissen vor allem die Chöre zu schätzen, denn in den letzten Jahren lag Weiss' Augenmerk verstärkt bei der Vokalmusik. Im Februar feierte Manfred Weiss seinen 80. Geburtstag - ein schöner Anlass also, dass das ihm so eng verbundene Institut, die Hochschule für Musik Dresden, dem Komponisten ein Porträtkonzert im Konzertsaal ausrichtete, bei welchem Weiss Publikum und Musiker gleich mit zwei Uraufführungen beschenkte. Die sorgfältig ausgearbeiteten Stücke, aber auch die ruhig vorgetragenen Worte im Gespräch mit Rektor Ekkehard Klemm - selbst ein Kompositionsschüler von Manfred Weiss - zeugen von einem in-sich-Ruhen in der Musik, das von vielfältigen Erfahrungen gespeist ist. Der 1935 in Niesky geborene Komponist berichtete von ersten Erfahrungen mit Instrumentalunterricht nach dem 2. Weltkrieg und gefundenen Partituren auf einem Dachboden, die er auf der Violine nachspielte. Der Entschluss, Komposition zu studieren, führte Manfred Weiss nach Halle (Prof. Hans Stieber) und Berlin, wo er Meisterschüler von Rudolf Wagner-Régeny wurde, um gleich im Anschluss daran die Dozentur in Dresden aufzunehmen. Später erhielt er ebenda eine Professur und war nach der Wende bis 1997 Prorektor der Hochschule. Prägend seien für ihn Begegnungen mit der Musik von Hindemith und Bartók gewesen, in späterer Zeit auch die polnische Avantgarde um Penderecki und Lutoslawski. Zwar waren die Komponisten zu DDR-Zeiten als Kulturschaffende in selbstverständlicherer Weise mit Aufträgen gesegnet als es heute der Fall ist, es war jedoch keine leichte Aufgabe, innerhalb der politischen Umstände die künstlerische Stimme ertönen zu lassen. Aufschlussreich war die Tonbandwiedergabe eines Ausschnittes aus dem Violinkonzert, uraufgeführt 1979 von Ralf-Carsten Brömsel und der Dresdner Philharmonie - wer vor allem die jüngeren Werke des Komponisten kannte, konnte anhand des Gespräches die avancierte Sprache dieses Stückes kennen und verstehen lernen. Manfred Weiss hat sich immer zu seinen großen musikalischen Vorbildern bekannt, Neues nur um des Neuen willen ist ihm fremd. Der bereits in den sechziger Jahren feststehende Entschluss einer aus christlicher Weltanschauung heraus entstehenden Musik und die fast im Nebensatz im Gespräch fallende Bemerkung "Musik zu schreiben, die mir Freude macht, die mich weiterbringt" beschreiben den Ethos, dem sich Weiss verpflichtet. Im zweiten Teil der Veranstaltung erklangen kammermusikalische Werke: Prof. Annette Unger spielte die Uraufführung einer Fantasie für Violine Solo, ein Stück mit melancholischen Schwerpunkten, das Nachdenken in Musik und über Musik zum Thema haben könnte. Nach "Vier kleinen Stücken" für Violine und Harfe und dem "Feierlichen Hymnus und Tanzlied" in der ungewöhnlichen Besetzung für Bassposaune, Harfe und Schlagzeug traten kleine, aphoristische Formen in den Duetten für 2 Violinen hervor. Dass Weiss nahezu für jedes Instrument nicht nur gut spielbare, sondern auch klangfarblich abwechslungsreiche Stücke erfindet, zeigte die Uraufführung des "Quintetto Spirito" für Blechbläserquintett. Hartmut Flath, Ludwig Kowollik, Sebastian Fischer, Jörg Withulz und Burkhard Swaboda brachten das neue Werk zu lebendigster Entfaltung. Vom Autor dieser Zeilen ergehen an Manfred Weiss herzliche Glückwünsche und ebenso neugierig, wie der fleißige Konzertbesucher Weiss die neuen Werke der Kollegen aufnimmt, sind wir auf die nächsten Kompositionen von ihm.

* Zum 80. Geburtstag von Manfred Weiss hat die Sächsische Landesbibliothek, die viele Autographen des Komponisten archiviert hat, eine Spezialseite geschaltet.

Samstag, 14. März 2015

Kleine Besetzung - feine Interpretationen

Landeskapelle Eisenach gastierte im Absolventenkonzert der Musikhochschule

Über die aktuelle Situation der Orchester in Mitteldeutschland zu räsonieren, ruft schnell Bitternis und Ärger hervor, vor allem angesichts der Tatsache, dass bereits reduzierte oder fusionierte Ensembles erneut in die Diskussion geraten, wo eigentlich nichts mehr zu sparen ist - im Gegenteil: würden Politiker den Wert der Kulturaktivitäten der Orchester landauf und landab wirklich erkennen, müßte ein sofortiger Appell der Schutzwürdigkeit und der Ausweitung der Kapazitäten erfolgen. Was beispielsweise die Landeskapelle Eisenach, deren Stammhaus 2007 das Musiktheater und damit auch fast die Hälfte der Orchestermusiker verlor, kurz vor ihrem 70jährigen Bestehen zu leisten imstande ist, nötigt höchsten Respekt ab.

Davon durften sich am Dienstagabend auch das Dresdner Publikum überzeugen, denn der Initiative von Rektor Ekkehard Klemm ist es zu danken, dass die Kapelle dessen Idee eines Absolventenkonzertes gleich in die Tat umsetzte und mit einem kompletten Konzertprogramm, das zuvor in Eisenach als Saisonbeitrag erklang, nach Dresden reiste. Dort warteten gleich vier Dirigierstudenten auf das kleine, feine Ensemble und schlossen mit ihren Aufführungen ihre Ausbildung in Dresden ab.

Das Programm war auf die Größe des Orchesters gut zugeschnitten und mit zwei Konzertwerken, einer Sinfonie und einem kammermusikalischen Stück des 20. Jahrhunderts abwechslungsreich. So unterschiedlich sich also die Aufgaben am Pult gestalteten, so persönlich authentisch und ausdrucksstark gaben sich die Dirigenten und Solisten. Damit gelang ein runder Konzertabend, an dem die leidenschaftlich agierende und diesen besonderen Anforderungen gewachsene Landeskapelle Eisenach großen Anteil hatte.

Gleich das Kammerkonzert für 13 Instrumente von György Ligeti erfordert höchste Konzentration und bietet solistische Entfaltungsmöglichkeiten - Dirigent Wolfgang Drescher sorgte von Beginn an für die nötige Klarheit im Verlauf; so konnten sich feinsinnige rhythmische und klangfarbliche Nuancen einstellen. Ein wenig frei von der Anspannung des Eingangswerkes spielten sich die Musiker anschließend in Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert B-Dur KV 456 - David Holzinger am Pult und Hyelim Oh (Klavier) sorgten dabei für sprudelnde Lebendigkeit, aber auch für Sauberkeit und Deutlichkeit in der Phrasierung.

Ähnlich lebensfroh in der Darstellung gaben sich nach der Pause Wawrzyniec Szymanski (Horn) und Andrea Barizza am Dirigentenpult mit Richard Strauss' 1. Hornkonzert Es-Dur. Barizza ließ vor allem die Ecksätze vorwärtsgerichtet pulsieren, Szymanski kostete die virtuosen Möglichkeiten seines Instruments sorgsam und souverän aus. Am Ende stand ein Meisterwerk von Joseph Haydn: dessen aus der Londoner Serie stammende 99. Sinfonie wartet mit opulenter Bläserbesetzung und einer Menge harmonischer und satztechnischer Überraschungen auf. Dass dieses Werk auch stilistisch klar gegriffen und in der Wirkung nie langweilig wurde, ist der japanischen Dirigentin Yukari Saito zu danken. Die Dresdner Musikhochschule präsentierte sich nicht ganz ohne Stolz als Dirigentenschmiede, aber auch als wichtiger Partner der Orchester im mitteldeutschen Umland; dafür dankte auch das zu solchen Gelegenheiten im Konzertsaal der Hochschule zahlreich erscheinende Publikum herzlich.
(13.3.15)

Freitag, 20. Februar 2015

Fortwährende Gänsehaut

Dmitri Schostakowitschs 11. Sinfonie im Gedenkkonzert der Dresdner Philharmonie

Die Konzerte zum Dresdner Gedenktag fanden bisher immer einen Kanon des Erinnerns und des Innehaltens in der Musik - oft wählten Dirigenten Requiem-Kompositionen, die in der Stimmung diese Haltung direkt vermitteln. Chefdirigent Michael Sanderling dirigierte im letzten Jahr eine beeindruckende Aufführung von Dmitri Schostakowitschs 8. Sinfonie, die - 1943 entstanden - die Gefühle und den Irrsinn dieser Zeit musikalisch bündelt. Ähnlich verhält es auch mit der in diesem Jahr vorgestellten 11. Sinfonie g-Moll "Das Jahr 1905", wenngleich auf den ersten Blick die Brücke zum Gedenktag in Dresden schwer herzustellen ist. Es sind historische Ereignisse und deren Reflektion zu verknüpfen, die in intensiver innerer Beschäftigung ein komplexes Geflecht ergeben, in dem politische, künstlerisch-biografische und emotionale Ebenen schwer zu trennen sind.

Wenn der sich nach vielen Repressalien im sowjetischen Kulturleben rehabilitierende Komponist Schostakowitsch 1957 mit dieser Sinfonie als bekennender Patriot vorstellte, dafür den Leninpreis erhielt und wir heute am 13. Februar im Konzert sitzen und sich dieses monumentale, zuweilen kinematographisch direkte sinfonische Gemälde der - erfolglosen - russischen Revolution 1905 über uns ergießt, kann der Weg des Erinnerns kein direkter sein, sondern er schließt einen intellektuellen Nachvollzug ein. Was die Musik äußert, ist von extremer Natur - Begriffe wie Aufbegehren und Widerstand, Niederschlagung, Trauer und Hoffnung ziehen sich wie ein Band durch die Sinfonie - populär wurde sie zudem, weil Schostakowitsch darin etliche Volks- und Revolutionslieder verarbeitete.

Es ist etwas wie eine fortwährende, in keine Richtung direkt erklärbare Gänsehaut, die Michael Sanderling mit der Dresdner Philharmonie mit diesem sinfonischen Urstrom über sechzig Minuten erzeugte. Fahle Bilder des ersten, unerhörte Wucht im Schlachtengemälde des zweiten Satzes verbinden sich mit wunderbaren Soli von Trompeten, dem Englisch-Horn und der Bratschengruppe, die im 3. Satz still zu singen beginnt. Für viele Zuhörer war dies eine extreme, möglicherweise kontroverse, hoffentlich bereichernde Hörerfahrung, wozu Max Regers Transkription von Bachs "O Mensch, bewein dein Sünde groß" die äußerst passende Einleitung darstellte. Am Sonnabend wurde das Konzert mit geändertem Programm wiederholt - statt Reger wurde Sergej Prokofieffs 2. Klavierkonzert gegeben.

Der Artist-in-Residence Martin Helmchen näherte sich diesem großen viersätzigen und abwechslungsreich-virtuosen Konzert mit großer Klarheit in der Darstellung, gab sich weniger bärbeißig-trocken denn vor allem in den Ecksätzen der großbögigen Phrasierung kundig und überraschte mit einem weichen, melodischen Zugang, der auch im Orchester aufgenommen wurde - eine gewissermaßen entschärfte, aber insgesamt sehr schlüssige Interpretation, die großen Wert auf Klangfarben und klare Charakteristik in den Satzkontrasten legte.

Die Klangfarben entfalteten sich auch im zweiten Durchgang der Schostakowitsch-Sinfonie noch einmal intensiver als am Freitag, und nachdem am Freitag nach dem Konzert die angemessene Stille eintrat, durften Sanderling und die Philharmoniker am Sonnabend den Jubel des Publikums entgegennehmen - Klangverständnis und Leistungsfähigkeit des Orchesters in Sanderlings Schostakowitsch-Aufführungen sprechen für eine unbedingte Fortsetzung.

Sonntag, 15. Februar 2015

Mit innerem Furor

Schostakowitsch und Tschaikowsky im Kapell-Sinfoniekonzert

Es kommt selten vor, dass Partituren der großen Komponisten wie ein offenes Buch vor uns liegen und wir alles entschlüsseln können, was die Musik uns sagen will. Das ist gut so, weil so die Werke über die Jahrhunderte und mit dem Können und der Persönlichkeit der Interpreten immer neu erscheinen und die Faszination der Musik, die eben nicht immer Antworten auf alle Fragen gibt, erhalten bleibt. Zwei Meisterwerke der russischen Sinfonik hatte die Staatskapelle Dresden für ihr 6. Sinfoniekonzert ausgewählt, die man zu kennen meint - die Stücke werden oft gespielt, die "Pathétique" von Peter Tschaikowsky, oft als sein Requiem bezeichnet, hat sogar Eingang in die Literatur gefunden.

Mit den ersten Takten, die der Solist Nikolaj Znaider im 1. Violinkonzert von Dmitri Schostakowitsch gestaltete, war jedoch klar, dass hier keineswegs ausgetretene Pfade betreten wurden. Dafür sorgte die unglaublich packende Präsenz des Geigers auf der Bühne, der den langsamen ersten Satz zu einer großen Klangrede formte, in der die Ausformulierung des Gesagten bis in die Punktierungen der Noten spürbar war. Mit einer solchen Vorrede war die Basis gelegt für ein Scherzo, das sich niemals in Fröhlichkeit erging, sondern durch Znaiders klare Ansage in Tempo und Phrasierung eher eine aschgraue Färbung erhielt - da lagen die Knochen der Musik blank, aber die Intensität des Spiels blieb durchweg hoch.

Znaider nahm diese in den 3. Satz mit, formte eine fast stählerne Kadenz und blieb auch im Finale überdeutlich, als seien Ausrufezeichen in die Partitur eingeschrieben. Die Konsequenz seiner Interpretation, die einen inneren Furor eben nicht durch rohe Übertreibung, sondern durch ein geerdetes Spiel erzeugte, wirkte sehr überzeugend. Nicht durchweg konnte Chefdirigent Christian Thielemann da mit der Staatskapelle exakt folgen - sehr gut gelang dies in der Übernahme der Klangfarben, manchmal weniger in rhythmischer Genauigkeit in schnellen, zwischen Solist und Orchester aufgeteilten Passagen.

Auch in der "Pathétique", der 6. Sinfonie h-Moll von Peter Tschaikowsky galt es, die Ohren von möglichem Rezeptionsballast zu befreien. Trotz einer insgesamt sehr guten Aufführung befriedigte die Interpretation vielleicht nicht diejenigen, die vor allem die emotionale Größe des Werkes zuvorderst hören wollten. Dafür waren die Tempi etwa im Höhepunkt des 1. Satzes und im Finale zu zügig. Vieles war sauber und korrekt gearbeitet, was ja zunächst erst einmal eine Qualität ist, aber bei einem solchen Stück lohnt eben der Grenzübertritt jenseits des Schönspielens, die Nuance des Extremen in kleinen Details der Agogik eben doch. Interessanterweise blieben die Mittelsätze am deutlichsten in der Erinnerung - Thielemann kostete das "Allegro con grazia" sehr delikat aus und verpasste dem Lebensmarsch des 3. Satzes gehörigen Zug, verließ aber dabei nicht den Kontext der Sinfonie. Insofern hatten auch die normalerweise tränenreichen Wellen des letzten Satzes in der hier energetischen, keineswegs ausschließlich Endgültigkeit verheißenden Deutung durchaus ihre Berechtigung.
(8.2.15)

Klassiker der Popmusik im orchestralen Gewand

Bormann, Götze und das Kreuzschulorchester unter Dietrich Zöllner im Benefizkonzert

In der heutigen Zeit gibt es viele schlaue Bücher, die Lehrern und Eltern musikbegeisterter Kinder mitteilen, wie die Sprößlinge am besten an die hehre Musik herangeführt werden sollen. Das zerteilt sich schnell in Spreu und Weizen, doch es gibt gottlob auch abseits der Lehrbücher Wege, die vielleicht steiniger sind, aber schon deshalb ehrlicher, weil die Musik und der kreative Prozess stets im Mittelpunkt bleiben.

Man nehme also einen enthusiasmierten Musiklehrer, der auch außerhalb der Schule Musik sein Leben nennt, dazu einen Bassisten und einen Gitarristen, die gemeinsam eines der phantasie- und stimmungsvollsten Duos der Stadt bilden, sowie 73 junge Schüler des Kreuzschulorchesters, die erwartungsgespannt mit ihrem Instrument der Dinge harren, die da auf sie zukommen. Der Schlüssel ist das gemeinsame Tun und Erarbeiten des Neuen - Überraschungen und Entdeckungen sind da inklusive. Vom Erfolg dieses einmaligen Projektes "10 Saiten und ein Orchester" konnte man sich am Sonntag in der Kreuzkirche überzeugen - die als Benefizkonzert für die Sanierung des Treppenhauses der Kirche durchgeführte Veranstaltung zog sehr viele Besucher an, die begeistert mitgingen.

Musiklehrer und Dirigent Dietrich Zöllner wird mächtig stolz auf seine Schüler gewesen sein, die bei weiten nicht nur einen Background für Gitarrist Stephan Bormann und Bassist Tom Götze bildeten, sondern gleichberechtigter Teil des Ganzen waren. Dafür sorgten Zöllners farbige Arrangements, die eben alle Instrumente des bunten Ensembles berücksichtigten ohne den besonderen Charakter der Songs zu verfremden. Ebenso wie das Duo sich eine eigene gefühlvolle Welt in den Songs erschuf, hatte Zöllner in den Bearbeitungen der Klassiker von Sting, Peter Gabriel oder Pink Floyd die Klangfarbenpalette ausgereizt - hier ein Violinsolo, dort ein sanfter Teppich der Flöten, die Vocals wurden gleich aus dem Orchester mitbesetzt. Dabei überwog im gesamten Konzert die Sorgfalt und der Respekt vor den Originalen. Lernen konnte man auf jeden Fall, dass guter Jazz und Pop keineswegs allein durch das hemmungslose Austoben im Bandkeller entsteht (was auch nötig ist) - es steckt viel disziplinierte Arbeit dahinter.

Das stimmungsvolle "Let it be" war ebenso ein Höhepunkt wie die mit allem Schlagwerk einzureißenden Mauern in "The Wall" von Pink Floyd. Wenn Götze und Bormann alleine spielten, verließ das Orchester nicht etwa den Altarraum, sondern lauschte gespannt und ließ sich inspirieren - ebenso wie die Zuhörer, die ihre Volksliedkenntnisse beim wunderschön ausgearbeiteten "Vöglein" auffrischen konnten. Großer Jubel für alle Beteiligten stand am Ende des Konzertes, das für die Schüler sicher einen einmaligen Höhepunkt der Vorbereitung über ein halbes Jahr bedeutete - der Beifall der Zuhörer rief indes eindringlich zur Wiederholung oder gar Fortsetzung auf. Wie auch immer die nächsten Projekte sich anhören werden, an Kreativität herrscht beim Kreuzschulorchester kein Mangel.

CD-Tipp: Stephan Bormann / Tom Götze: Pearls (2013)
(3.2.15)

Überbordende Phantasie

Hans Rotts 1. Sinfonie E-Dur im Philharmoniekonzert

Es macht Sinn, in die Komponierstuben im Jahr 1878 zu schauen, um zu begreifen, was sich am Sonnabend im Schauspielhaus auf der Bühne abspielte: der 65jährige Richard Wagner saß in Bayreuth an der Ausarbeitung der Parsifal-Partitur, in Wien genoß Brahms den Erfolg der Uraufführung seiner 2. Sinfonie, während Bruckner nach dem Durchfallen seiner Dritten bereits mit dem fertiggestellten Nachfolger, der "Romantischen" Sinfonie, haderte. In Bruckners Theorieklasse examinierte gerade der junge Gustav Mahler, der seinem "Klagenden Lied" nicht nur ein bombastisches Instrumentarium verpasste, sondern auch gleich die Gedichte selbst verfasste. Strauss schrieb als gerade 14jähriger erste Kompositionen für die familiäre Hausmusik, Reger war 5 Jahre alt.

Ebenfalls bei Bruckner studierte der junge Hans Rott und legte eben in diesem Jahr den 1. Satz seiner Sinfonie E-Dur zu einem Kompositionswettbewerb vor, es war trotz Fürsprache von Bruckner ein erfolgloses Vorhaben und dem Komponisten widerfuhren weitere Niederlagen, die in psychische Krisen und schließlich einen frühen Tod mündeten. Erst 1989 wurde die Sinfonie uraufgeführt - der Frankfurter Opernchef Sebastian Weigle hat sie in den letzten zehn Jahren oft dirigiert. Im Dresdner Schauspielhaus gelang eine beeindruckende Aufführung. Trotz der akustischen Unzulänglichkeiten breiteten die Philharmoniker ein ganzes Füllhorn an musikalischen Details und Nuancen aus.

In allen Sätzen sind die Bläser stark beteiligt am thematischen Geschehen; hier galt es, mit differenziertem Spiel nicht nur die Übergänge auszuformen, sondern einen großen Bogen herzustellen, was bei Rotts überbordender Phantasie nicht gerade leicht ist. Doch Weigle gelang mit dem Orchester sogar ein bis in kleinste motivische Fäden verstehendes Spiel; hervorragende Soli von Trompete, Horn und Oboe gesellten sich hinzu, so dass man an diesem riesigen spätromantischen Farbtopf großen Spaß hatte und die harmonischen und klangfarblichen Sensationen - an denen sich auch Gustav Mahler später weidete - genau wahrnehmen konnte. Dass die nahezu von Linz nach Wien breit ausgelegten Orgelpunkte dann im 4. Satz doch etwas die Faktur zur Erschöpfung brachten, war in der bis zum letzten Aushauchen stimmigen Interpretation kaum spürbar - hier gaben alle Musiker ihr Bestes, weil man wohl auch gar nicht anders kann angesichts des Raffinements der Erfindung.

Vorangegangen war ein Klassiker des romantischen Klavierkonzertes - Edvard Griegs einziges Konzert gibt sich unbekümmert von großem Pathos weitgehend lyrisch. Der junge ukrainische, in New York lebende Pianist Dmitri Levkovich zehrt zwar von ersten Wettbewerbserfolgen, doch dieses Debut mit dem Dresdner Orchester ging gründlich schief: bereits der erste Akkord war nicht mit den Philharmonikern zusammen, in der Folge zeigte Levkovich viel zu viele falsche Töne und verwaschen gespielte Phrasenenden, die er ungünstig mit dem Pedal verschleierte.

Seine kaum verständlichen Rubati blieben ohne Konzept und es reihten sich nurmehr einzelne Momente aneinander. Sebastian Weigle folgte tapfer mit dem Orchester dem sich zuweilen in geschwind-virtuosen, aber kaum präzisen Gewaltausbrüchen ergehenden Solisten, der auch den Beginn des 3. Satzes kaum bewältigte und am Ende im Tutti nicht einmal auf den Schlag mit dem Orchester zusammenfand. Die in der Folge erster Wettbewerbserfolge versprochenen und eingelösten Orchesterdebuts sollten generell einmal hinterfragt werden, wenn die pianistische Reife schlicht noch Zeit und Fleiß benötigt.
(2.2.15)

Mittwoch, 28. Januar 2015

Ein derbes und vergnügliches Pasticcio

Ernst Lubitschs "So this is Paris" als Filmmusikkonzert mit der Dresdner Philharmonie

Die Sinfoniekonzerte sind das Hauptbetätigungsfeld eines Orchesters wie der Dresdner Philharmonie, doch einmal im Jahr wagt das Ensemble einen Ausflug in die Welt der Filmmusik. Seit der Schließung des Kulturpalastes dient der große Saal im Hygienemuseum als Kinokasten und wäre nicht die etwas plautzende Akustik im Weg, würde man glatt ausrufen: "Mehr davon!", denn die Klassiker der Stummfilmzeit in Verbindung mit packender Livemusik von einem großen Orchester gespielt, das kann keine Flimmerkiste und auch keine noch so gute Restaurationsfassung eines Filmes auf DVD ersetzen.

Diesmal stand mit "So this is Paris" aus dem Jahr 1926 eine der großen Gesellschaftskomödien von Ernst Lubitsch auf dem Programm, nachdem die Partnerschaft mit dem Dirigenten und Arrangeur Helmut Imig in den letzten Jahren vor allem Chaplin-Filmen gewidmet war. Es ist ein Film mit vielen reizenden Details und vier großen Stummfilmstars - eigentlich fünf, denn Myrna Loy ist da noch als Haushälterin in einer Nebenrolle zu sehen und darf nur einmal kurz durchs Zimmer schreiten. Der hier genüßlich erzählte Ehebruch im Quartett führt nicht nur dazu, dass der Falsche im Gefängnis landet, man bekommt auch mit der Ballszene eine opulente Inszenierung Lubitschs mit Hunderten Tänzern zu sehen.

Der "Künstlerball" ist ein filmischer Rauschzustand, der perfekt in diese doch manchmal auch weltfern anmutende Komödie passt. Imig hat für die musikalische Begleitung des Films Musik kompiliert, die das Paris der 20er Jahre als Schmelztiegel zeigt: von Chopin über Satie bis Ibert und Françaix reichen die musikalischen Allusionen, mal im Original zitiert, dann wieder jazzig mit Posaunendämpfern und rhythmischer Verzerrung in der Partitur versteckt. Film und Musik verbinden sich gut und sorgen beim Zuschauen für größtes Vergnügen.

Verschwiegen werden darf dabei nicht, dass die Philharmoniker sich hier auf einem Terrain bewegen, das keinesfalls als leichte Muse missinterpretiert werden darf. Was da so beschwingt klingt und vor allem in der von einem Charleston dominierten acht Minuten langen Ball-Szene auch die Beine unruhig werden läßt, will erst einmal leichtfüßig aus den Instrumenten hervorgebracht werden. Zudem sparte Helmut Imig in der Live-Aufführung am Sonntagvormittag nicht mit spontaner Tempoarbeit, um zur nächsten Ohrfeige einer der Protagonisten auf der Leinwand wieder exakt auf der Filmspur zu liegen.

Bei allem Spaß und guter Konzentration, den die Philharmoniker in diesem auch vor Schlagern und Johann Strauß nicht haltmachendem Pasticcio zeigten: etwas weniger heiß gestrickt darf es schon zugehen. In vielen Szenen überwog, das war auch manchmal der Instrumentation geschuldet, eine eher laute Derbheit, die dem Spannungsaufbau im Film fast zuvorkam. Der süffisante, leise Humor eines Satie oder Poulenc kam, obwohl von Imig in der Einführung angekündigt, insgesamt zu kurz. Komödiantisch gab sich der Arrangeur Imig auch in einigen Zitaten: die Hinwendung der Doktorsgattin zu seichten Liebesromanen mit orientalischem Background mit Rimski-Korsakows Sheherazade zu kommentieren, ist eine schöne Geste, Lubitschs bildnerischen Humor im Musikalischen fortzusetzen.

Sonntag, 25. Januar 2015

Ehrung für den Komponisten Rudi Stephan

Abwechslungsreiches Sinfoniekonzert von "medicanti" in der Kreuzkirche

Wenn von den Kulturinstitutionen neue Konzertprogramme erstellt werden, hört man manchmal den Satz "Damit bekommen wir den Saal nicht voll." Abgesehen davon, dass die Quote niemals der einzige Grund einer musikalischen Darbietung sein sollte, kann man in Dresden erfreulicherweise oft erleben, wie leidenschaftliches Musizieren und eine spannende Programmgestaltung auch in Sphären des Unbekannten durchaus viele Zuhörer interessieren. "medicanti", das Orchester an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, kann hier wiederholt als lebendiges Beispiel herangezogen werden: zum Sinfoniekonzert am Sonntag gab es in der Kreuzkirche großen Publikumsandrang.

Die Entdeckerlust praktiziert Dirigent Wolfgang Behrend mit seinem Ensemble seit Jahren erfolgreich - diesmal galt das Augenmerk drei farbig orchestrierten Werken des 20. Jahrhunderts. Stilistisch beschritten Rudi Stephan, Alexander Arutjunjan und Sergej Prokofieff unterschiedliche Wege. Die Begegnung mit der "Musik für Orchester" des vor 100 Jahren im 1. Weltkrieg gefallenen, 1887 in Worms geborenen Komponisten geriet eindrücklich. Stephans Experimente einer frei in der Klangfarbe fließenden Musik, gerade noch mit ähnlichen Wegbeschreitungen in frühen Werken von Berg und Schönberg vergleichbar, endeten abrupt. medicanti setzten sich mit viel Engagement für dieses Stück ein, schon hier beeindruckte neben der souverän agierenden Horngruppe ein das Stück durchdringender, verstehender Gesamtklang, was bei den vielen flirrenden Nebenstimmen gerade der Bläser in der schwierigen Akustik nicht selbstverständlich ist. Im April ist übrigens eine erneute musikalische Begegnung mit Rudi Stephan möglich - die Dresdner Philharmonie wird dann die "Musik für Geige und Orchester" vorstellen.

Vielleicht beim ersten Hören leichter zugänglich, aber vor allem rhythmisch keineswegs einfacher spielbar ist Arutjunjans Trompetenkonzert aus dem Jahr 1950. Es ist bis heute das einzige Werk des musikalisch einen konservativen Stil pflegenden armenischen Komponisten, das dank eines dankbar-spielfreudigen solistischen Parts öfters zu erleben ist. Für selbigen war der Dresdner Trompeter Sebastian Schöne zuständig - die im Kirchenraum nutzbare dynamische Bandbreite des Instruments kostete er ebenso aus wie die Virtuosität, die Arutjunjan dem Solisten zur Entfaltung gibt. Behrend gab dem Orchester hier regelrecht die Sporen in den schnellen Passagen, ein saftiger Tutti-Klang war die Folge, der der aber genau zu dieser Stilistik passte.

Zum Beschluss stellte medicanti die letzte, die 7. Sinfonie cis-Moll von Sergej Prokofieff vor, ein wegen der schwer festzulegenden Ausrichtung der Grundcharakteristik nicht einfach zu handhabendes Stück. Behrend setzte auf die melodischen Qualitäten der Sinfonie - der typische "Prokofieff-Sound" entfaltete sich vor allem in Motiven, die an die Stilistik der bekannten Ballettmusiken erinnern. Selbst manche zunächst naiv anmutenden Passagen waren da schlicht schön ausgearbeitet und so gelang auch ein Bogen bis zum nachdenklich auspendelnden Schluss des Werkes.

Naturalistische Schwerpunkte

Zeitgenössische Musik mit dem TALEA Ensemble im Kulturrathaus

Rund siebzig sächsische Komponisten präsentieren sich auf einer Website, die der Komponistenverband vor einigen Jahren installiert hat. Nimmt man alle sich nicht dort vorstellenden Tonsetzer sowie den komponierenden Nachwuchs an den Hochschulen und Musikschulen hinzu, muss man um die Entstehung von neuer Musik keine Sorge tragen - allein, wer führt sie auf? Im Verbund von KlangNetz Dresden ist auch der Sächsische Musikbund vertreten, der sich seit 1998 genau um die Pflege der Musik lebender Komponisten in Sachsen bemüht und im Schnitt pro Jahr sechs Projekte initiiert, die jeweils in den drei sächsischen Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz stattfinden.

Das TALEA Ensemble, das in diesem Rahmen am Sonnabend im Kulturrathaus musizierte, schlägt zudem eine Brücke nach Sachsen-Anhalt - die Musiker des gemischten Kammerensembles stammen aus Orchestern in Leipzig und Halle. Abwechslungsreich und stimmig wirkte die Dramaturgie des Konzertes, dessen zwei Hälften von je einem "Klassiker" der zeitgenössischen Musik eröffnet wurden. Stilistisch sehr unterschiedlich, waren die beiden Stücke von George Crumb (Eleven Echoes of Autumn) und György Kurtág (Hommage à R. Schumann) doch verwandt in ihrem Angebot vielfältiger Bezüge innerhalb und außerhalb der Musik. Sie waren auch hervorragend geeignet als Einstimmung auf die neuen Kompositionen in Sachsen lebender Komponisten.

Carsten Hennigs aus einem Zyklus namens "desire" stammendes Werk "Die belebende Wirkung des Geldes" trägt zwar einen blumigen Titel, erzeugt aber mit seinen musikalischen Rotationen nicht nur den naturalistischen Effekt sich drehender Münzen, sondern auch eine beunruhigende Grundhaltung der Erwartung. Naturalismus war überraschenderweise ein Element, das dann das ganze Konzert in mehr oder weniger starker Weise durchzog und zum Nachdenken, auch über ästhetische Dimensionen aufrief. Steffen Reinholds "Echoes of Staffa" mit Bezug zur Fingalshöhle auf den Hebriden rief dazu ebenso auf wie Jens Marggrafs Gedichtbetrachtungen nach Octavio Paz "Piedras y Pájaros". Bei Knut Müllers "UTRIUSQUE COSMI" war der Bezug zur bildenden Kunst der Renaissance stark ausgearbeitet und schlug sich doch in einer eigenen, rhythmisch prägnanten und urwüchsigen Musiksprache nieder. Das Talea Ensemble zeigte sich versiert für diese sehr verschiedenen Handschriften, die sechs Musiker pflegten bei der zeitgenössischen Musik ein atmendes Miteinander und wussten auch in der schwierigen Akustik die Nuancen der Werke solistisch wie im Ensemble gut offenzulegen.

Konzerte des Sächsischen Musikbundes in Dresden
Mi, 25. März, 19:30 Uhr, Konzertsaal der HfM, "Komponieren in Sachsen", Doppelportrait mit Werken von Christian FP Kram und Christian Münch

Do, 07. Mai, Dreikönigskirche: Konzert mit vocal modern zum 100jährigen Gedenken an den Völkermord in Armenien

Mo, 29. Juni, 19:30 Uhr, Kleiner Saal der HfM: Klavierabend mit dem Pianisten Moritz Ernst, mit Werken u.a. von Johannes K. Hildebrandt, Christian FP Kram und Tobias Schick

Di, 6. Oktober, 20 Uhr, Leonhardi-Museum: "Klangportraits Sachsen-Schweiz" mit dem Schweizer Trio Saeitenwind, mit Stücken u.a. von Michael Pelzel, Knut Müller und Tobias Eduard Schick

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Sich in Tönen zu (ent-)äußern
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