Dienstag, 13. Juni 2006

Vier Stunden Vehemenz und Inspiration

"Die Walküre" mit Fabio Luisi in der Semperoper

Drei Mal geht in diesem Jahr der komplette "Ring des Nibelungen" von Richard Wagner unter Leitung des designierten Generalmusikdirektors Fabio Luisi über die Bühne der Semperoper. Der erste "Ring" eines Dirigenten ist natürlich immer etwas Besonderes. Das ohnehin breite Repertoire von Luisi innerhalb der Spätromantik ließ auf eine spannende Deutung hoffen. Der zweite Abend des Zyklus geriet unter seiner Leitung zu einem Wagner-Fest, denn Luisi schaffte das Unmögliche: er betreute Sänger und Orchester mit nie versiegender Inspiration über vier Stunden und konnte selbst im 3. Akt Längen der Komposition mit immer wieder ausgestalteten Details in der musikalischen Linie wettmachen. Faszinierend war zu beobachten, wie Luisis charismatische Darstellung sich auf Graben und Bühne übertrug. Schon im Vorspiel zum ersten Akt war die Marschrichtung klar: Luisi hält sich nicht mit Emphase oder Klangverliebtheit auf, sondern betont vor allem die der Musik innewohnende Dramatik. Interessant war, dass nicht der mühelos dynamisch auftrumpfende Walkürenritt Dreh- und Angelpunkt des Werkes war, sondern Luisi gerade stillen Nahtstellen Vehemenz verlieh. Die Steigerungen des Werkes baut der Dirigent mit unbändiger Kraft auf - es war ein Wagner-Klang, den ich in solcher Konsequenz bei bisherigen Vorstellungen des Rings noch nicht gehört habe. Große Aufmerksamkeit widmete Luisi den motivischen Emotionen von Weltzweifel, Überwindung, Liebe und Strafe, dies fand im Spiel der Kapelle deutliche Strukturierung. Verständlich, dass bei einer solchen Pultleistung auch die Sänger dieser "Walküre" über sich hinaus wuchsen, allen voran Evelyn Herlitzius (Brünnhilde) und Michaela Schuster (Sieglinde). Wie leicht und strahlend Wagners mörderische Partien klingen können, war hier eine reine Freude. Auch Stig Andersen (Siegmund), Mihoko Fujimura (Fricka) und Hans-Peter König (Hunding) überzeugten durchweg, wogegen ich mit Jukka Rasilainens Wotan arge Probleme hatte, seine rezitativischen Passagen sind stets zerhackt und kurzatmig, dagegen singt er wunderbar, wenn es um den großen Bogen geht. Für Fabio Luisi war dieser zweite Abend bereits die "halbe Miete" des "Rings", man darf jetzt schon resümieren, dass man sich in Dresden auf viele temperamentvolle und klangstarke Opernabende unter seiner Leitung freuen darf.

Mir fehlen die Worte.

Johann König soeben in einer WM-Comedy-Show ("Nachgetreten") im ZDF: "Die (deutschen Spieler) sollen doch ihre freien Tage im Osten der Republik verbringen, da lernen sie laufen", und: "Odonkor nach dem Moorbad ungewaschen durch Hoyerswerda rennen lassen, da wird er schneller" - kein Applaus für den Gag, stattdessen Schweigen im Studiopublikum, wo mehrere Ausländer sitzen. Die Moderatorin windet sich mit einem Kommentar zur "klasse Stimmung" aus der Peinlichkeit heraus. König, mach deine Bühnenprogramme meinetwegen hinter verschlossenen Türen, aber solche Unverschämtheiten über den Äther live zu verbreiten, sollte dir zumindest eine fette Rüge einhandeln. Irgendwo, am Rande von Gürtellinie und mit Blick auf Sensibilität und Würde, hat Satire und Comedy auch mal ein Ende.

Montag, 12. Juni 2006

György Ligeti ist tot

Einer der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts verläßt die Bühne. Für mich war Ligeti immer ein "Musikant" - die rhythmische Vitalität, Spiel-Freude und das akkurate Ausmalen der Erzeugung musikalischer Emotion war ihm zu eigen. Selten habe ich soviel Freude und Entspannung bei neuer Musik gehabt wie bei einer Aufführung des Klavierkonzertes 1988 in Wuppertal. Auch die beiden Streichquartette sowie "Lux Aeterna" und "Lontano" (das ich noch gelungener als die bekannten "Atmosphères" finde) haben tiefen Eindruck hinterlassen, aber auch die nur vermeintlich "kleinen" Werke, etwa die Stücke für Bläserquintett, das irisierende "Continuum" für Cembalo oder die äußerst vertrackten Klavieretüden sind meisterlich. Merkwürdig, dass viele Gazetten nun Kubrick als Aufhänger für den Artikel herbeiziehen. Dass der Ligetis Musik verwendete, hat dem Komponisten weder Ruhm gebracht, noch wird damit der Rang Ligetis für die zeitgenössische Musik beschrieben. Ich erinnere mich aber auch an Interviews, wo Ligeti ziemlich kantig auftrat und gegen Politik, Kollegen und Gesellschaft wetterte. Bei seiner von Höhen und Tiefen geprägten Biografie kein Wunder und umso bewundernswürdiger, das spezifisch "Eigene", die musikalische Überzeugung in der Musikwelt zu vertreten.
Nachrufe finden sich u.a. bei der FAZ und bei Schott.

Dresden versus Rom

Weber und Respighi im 9. Zykluskonzert der Philharmonie

Das letzte Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie fand im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele statt und wurde vom Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos geleitet. Der Dresdner Schwerpunkt der Thematik fand mit Carl Maria von Webers Musik einen vortrefflichen Abschluss, das Publikum lernte zwei weniger bekannte Werke des Komponisten kennen. Aus der zu Unrecht vergessenen Oberon-Musik erklang die Ouvertüre. In dem kurzen Stück waren reichlich farbige Klangbilder verborgen, die die Philharmoniker mit Sinn für Akkuratesse formten. Frühbeck de Burgos setzte dabei auf ein natürliches, fließendes Klangbild. Die beiden Klarinettenkonzerte von Weber sind heute kaum bekannt, dabei gelten sie als frühes Meisterbeispiel für Virtuosenmusik im 19. Jahrhundert und sind bis heute nicht nur Prüfsteine für junge Musiker, sondern überdies voller Brillanz und melodischem Reichtum. Sharon Kam demonstrierte den Rang des 2. Konzertes in absolut begeisternder Weise. Die israelische Klarinettistin fand zu einem Spiel, in welchem jede Melodie zu betörendem Gesang geriet, vor allem der 2. Satz erzählte Geschichten über Einsamkeit und Melancholie. Man konnte sich in der warmen Klangfarbe, die Kam ihrem Instrument verlieh, regelrecht verlieren, atemberaubende Koloraturen in den Ecksätzen gelangen leicht und wunderbar ausgestaltet. George Gershwins "Summertime" als Zugabe veranlasste die Philharmoniker bargerechtem Backgroundspiel, bei welchem Sharon Kam die dynamischen Möglichkeiten am Rande des Verstummens der Klarinette optimal ausnutzte. Nach der Pause ging es nach Italien. Ottorino Respighis "römischer Trilogie" widerfährt ein ähnliches Schicksal wie Ravels "Bolero": vom Komponisten nach der Niederschrift abgelehnt wurden es Repertoirestücke mit unzähligen Konzerten und Aufnahmen bis zur heutigen Zeit. Respighis Werke verlangen große Sorgfalt, die farbige Instrumentation ist nicht "nebenher" zu erzeugen. So fehlte bei Frühbecks recht flotten Tempi in den "Fontane di Roma" der Zauber der Melodik zu Beginn. Mehr Freiheit im Tempo und vor allem eine völlige Zurücknahme von herausstechenden Stimmen wäre hier wünschenswert gewesen, der Mut zu extrem leisen Musizieren würde in diesem Werk mit sehr feinen, schwebenden Klangerlebnissen belohnt, darauf wartete ich vergeblich. Zu Recht pompös kamen die "Pinien von Rom" daher, der finale Marsch mit aller Dezibelkraft stellte für die Philharmoniker kein Problem dar, doch zu Beginn des Werkes ("Pini di Villa Borghese") konnte man einzelne Musiker fast zählen hören, das wirbelnde Bild war noch nicht fertig zusammengesetzt und hatte sich nicht freigespielt. Frühbeck de Burgos überfuhr das Lento zu Beginn der "Katakomben" im Tempo, die tolle Stimmung mit dunklen Streicherfarben war daher schon vorbei, als sie kaum angefangen hatte. Trotz fantastischer Orchesterfarben und einem sehr schönen Klarinettensolo im 3. Satz blieben hier manche Wünsche offen.

Sonntag, 11. Juni 2006

Walküre

nein, noch nicht die Rezension. Aber eins geht mir nicht in den Kopf: ich finde ebensoviele Gründe, Wagner von der Bühne zu verbannen und ihn nicht zu mögen, wie ich ihn gleichzeitig (!) genial und fantastisch finde. Ich kenne keinen weiteren Komponisten, bei dem ich ein so gespaltenes Verhältnis konsequent und ohne Aussicht auf (Er-)Lösung durchhalte. Und nach der Aufführung bleiben einem nur Konjunktive... (was wäre... / ach hätte doch... / könnte man nicht...)

Nachwuchs bei Familie Elster

Als ich gestern unter einem Baum herging, kam plötzlich lautes Gekreische von oben: Mama Elster befahl mir, schnellstmöglich Land zu gewinnen. Grund war natürlich der Nachwuchs, der auf dem untersten Ast saß, aber noch nicht richtig flügge war. Für zwei fixe Handy-Fotos hat es aber doch noch gereicht.



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Freitag, 9. Juni 2006

Offline.

Denn da ist genug zu tun:
heute nach einem Gespräch über Morton Feldman zu einem Polterabend eingeladen, bei dem praktischerweise im Pfarrgarten die Leinwand für das sportliche Highlight des Tages aufgebaut ist, morgen erst 8h Dienst im Laden, dann Sharon Kam, Weber und Respighi mit der Philharmonie, sonntagfrüh eine Cage-Probe und am Nachmittag die Walküre. Klingt nach angenehmen Stress :)
Außerdem habe ich es endlich geschafft, eine Unterkunft an der ligurischen Küste zu finden und bin sehr erfreut. Es geht nämlich dorthin:

Lieber Herr Lang Lang,

was Sie da am 6.6. im Olympiastadion in München beim Konzert "3 Orchester" zeigten und ich gerade in der Aufzeichnung der ARD verfolge, hat so gar nichts mit dem kultivierten Spiel zu tun, an welches ich mich bei dem Gastspiel in der Semperoper im letzten Jahr (Chopin-Konzert) erinnere. Leider hat es auch mit Liszt nichts zu tun. Die Frisur sitzt, die Noten kommen allerdings wie rückwärts aus einem Müllschlucker geschleudert, gestaltet ist da nichts. Was soll diese Sensationsheischerei, die nur noch musikalische Trümmer hinterläßt? Das haben Sie doch nicht nötig? Auch die Rhapsody in Blue scheint eher Pianisten zu "irgendwas" zu animieren, was irgendwie groovig ist. Der Notentext spielt bei Ihnen wohl keine Rolle mehr (Über Gershwins kompositorische Genauigkeit mag man sich an anderer Stelle streiten). Sobald es kompliziert wird, werfen Sie, verehrter Pianist, linke und rechte Hand in eine alles zermalmende Salatschleuder und den Rhythmus darf die Putzfrau hinterher zusammenkehren.
Was für eine Enttäuschung.

Donnerstag, 8. Juni 2006

WM-Tippspiel

Bei den großen offiziellen Wett- und Tipp-Portalen bin ich nicht zu finden. Spaß macht das WM-Tippen allerdings hier. Fein gemachte Seite einer Bonner Werbeagentur, die das quasi nebenbei macht. Gruppenanmeldung möglich, paar kleine Gewinne gibt es auch. Allerdings landete ich bei der letzten EM irgendwo auf einem vierstelligen Platz.

P.S. Wenn ihr WM-freie Zonen sucht, geht doch hierhin, dorthin, oder suchtdochselbstbinichhierderLinkHeini?, hier jedenfalls seid ihr dann falsch :D

Mittwoch, 7. Juni 2006

Wiederbelebt

...ist die alte SB-Gaststätte "Picknick" am Straßburger Platz. Ein Relikt aus der DDR-Zeit. In der Stadt gibt es übrigens noch ein paar dieser Gaststätten, die auch noch in Betrieb sind, Kennzeichen: schwere Gardinen, beschlagene Fenster, Publikum jenseits der 70. Ich gehöre noch zu denen, die nach der Wende den Selbsttest gemacht haben, da das Picknick in unmittelbarer Nähe zur Musikhochschule lag, deren Küche zeitweise ähnliche Qualitäten aufwies. Erst später hörte ich davon, dass das Picknick im Volksmund auch "Gaststätte zum dreggschen Löffel" genannt wurde. Es blieb bei einem Einzelbesuch. Jetzt lohnt wohl wieder ein Hingehen - nachdem das Gebäude einige Jahre brachlag, versammeln sich jetzt Ideen im Raum: urbane Kunst, Werkstatt, Musik, Ausstellungen, Videos. Die erste Ausstellung habe ich bereits verpasst, der Rest kommt in den Terminkalender.
(via Presse und redaktusse)

Montag, 5. Juni 2006

Fundstück

Hier ein Trostpflaster für diejenigen, die keine WM-Tickets bekamen. Da hat wohl ein findiger Geschäftsmann zu oft "Amelie" geguckt...

Sonntag, 4. Juni 2006

achja...

und diesen Satz aus dem eben (s. vorherigen Eintrag) zitierten Artikel lassen wir uns nochmal gesondert auf der Zunge zergehen:

"Der Theaterbetrieb befindet sich gegenwärtig in einer Gefahrenzone, aus der er nur mit einem wieder verstärkten finanziellen Bekenntnis der Stadt zum Ensemble- und Repertoiretheater herausgefahren werden kann."

In diesem Satz liegt das Dilemma deutscher Theaterpolitik, für welche Heilbronn offenbar bestens als Beispiel herhalten kann. Es ist zum Heulen. "Finanzielle Bekenntnisse" haben seitens der Politik für THEATER generell zu erfolgen, und nicht für bestimmte Sparten oder "erfolgversprechende" Methoden. VOLKS-Theater ist kein STADTRATS-Theater.

leave


Platz vor der Kilianskirche in Heilbronn

Die Zeichen stehen gut, dass ich doch morgen fahren kann. Es ist jedes Mal ein logistischer Aufwand, hier der Vogel, dort der Hund, hin- und herfahren entweder mit Käfig oder Hundekorb, dazu die Betreuung des Vogels am fernesten Ort organisieren. Zukünftig muss das anders werden, bloß wie, wenn man alleine ist (im Sinne von "Einzelperson"). Immer Freunde belasten ist mir unangenehm. Vielleicht sollte ich wieder in eine ornithologisch problemfreie WG ziehen. Heute stand noch ein Besuch in Heilbronn (Bild) auf dem Programm. Mir fiel auf, dass in der (ich wage es kaum, das Adjektiv erneut zu benutzen..."beschaulichen"...) Innenstadt am heutigen Sonntag ausschließlich Ausländerfamilien flanierten. Der gemeine Schwabe verzieht sich an sonnigen Feiertagen wohl eher in Besenwirtschaften oder auf die heimische Terrasse, die bei den Eigenheimen hier offenbar mindestens so obligat ist wie ein WC im Haus. Und doch, ich habe noch Kultur mitbekommen aus der Region, die Absägung des hiesigen Theaterintendanten ist nämlich gerade aktuell (Bericht aus der Stuttgarter Zeitung). Dabei wollte ich da schon immer mal hin, immerhin spielen die dort u.a. Janacek-Opern und Garcia-Lorca-Theater. Das ist natürlich eine glatte Provokation für die Provinzabonnenten, klar, dass der gehen muss...
Die Fahrt morgen schätze ich eher als Abenteuer ein, ich ziehe wohl das Hauptlos, am Pfingstmontag Richtung Nordosten unterwegs zu sein. Ich nehme mir Zeit, und die Alternativroute über Würzburg-Bamberg, das hat zumindest auf der Hinfahrt (Hagel, geh fort!) gut geklappt.
Und falls Anfang Juli jemand noch ein Domizil in Ligurien leerstehen hat, bitte melden ;)

Samstag, 3. Juni 2006

stay

Entgegen meiner Pläne bin ich noch nicht nach DD zurückgefahren und verbleibe im Norden von Baden-Württemberg. Aus vielerlei Gründen komme ich mir hier immer vor wie im Ausland. Ich verstehe die Sprache nicht, die Landschaft ist mir fremd und unheimlich, weder trinke ich den hier angebauten Wein gerne noch finde ich in diesem Landstrich Kultur, die anders zu beschreiben ist als beschaulich und gesättigt. Das mag daran liegen, dass ich wenig bis gar keinen Kontakt zur hiesigen Bevölkerung habe (dieser könnte meine Einschätzung möglicherweise revidieren), aber der Zusammenhang zwischen starker Wirtschaft, Jahrzehnte gewachsenen Strukturen in gesunden bis reichen (Neckarsulm) Klein- und Mittelzentren und einer ausgesprochenen bildlichen Langeweile, die sich schon beim Durchfahren der Orte entfaltet, ist offensichtlich. Und da stehe ich heute auf dem Berg mit der Burgruine Weibertreu, blicke hinunter und stelle fest, dass das einzig Interesse erregende Detail das Autobahnkreuz Weinsberg ist, Sinnbild für den Satz, der in mir schlummert: "bloß weg hier".

Freitag, 2. Juni 2006

Radiofrei bis 9.7.

Diese Pfeiferei geht mir auf den Geist. Ich sollte bis 9. Juli kein Radio mehr hören. Auch wegen dieser Schreierei. Aber da bin ich ja nicht der erste, den das stört. Ich Bastard.

Donnerstag, 1. Juni 2006

Testspiele

Mit den WM-Tickets hat es ja nicht geklappt. Vielleicht hätte ich mich stattdessen mal mehr um Testspiele kümmern sollen, eine Partie wie Holland-Mexiko (heute) hätte ich ja gerne gesehen. Aber darüber hat im Voraus irgendwie keiner berichtet, naja, einige dieser Spiele finden ja auch im Ausland statt. Erst jetzt finde ich dafür eine Testspielübersicht. Da spielt heute Costa Rica gegen eine "Kurpfalz-Auswahl" (was bitte ist das?) in Sandhausen (wo bitte liegt das?!). Ahja. Mein persönlicher Knüller wäre eher Togo gegen die Allgäu-Auswahl, 7500 Tickets sind schon verkauft und die kleine Stadt Wangen (dort sind die Afrikaner einquartiert) scheint überzeugt, dass entweder Togo oder Deutschland Weltmeister wird, wie ich heute im Radio erfuhr...

Regenbogen

man kann dem Wetter auch schöne Seiten abgewinnen. Dieser Regenbogen spannte sich eben über das Kochertal, der Ring war einige Minuten lang sogar doppelt zu sehen. Danke für das schöne Schauspiel, aber nun will ich wieder Wärme und Sonne. Vor allem morgen, wenn es mit Hund & Audi zurück in sächsische Gefilde geht.

Regenbogen

Hagel

Ist zwar schon zwei Tage her und war vor allem nervig, wenn man irgendwo unterwegs war, aber die Wolkenformationen (hier nahe Bamberg) waren irre:


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Mittwoch, 31. Mai 2006

heute abend...

lasse ich mich mal gepflegt unterhalten. Zu gerne würde ich ja auch nochmal die Scarlatti-Sendung sehen...Einen Hörausschnitt davon gibt es hier, das Corpus delicti selbst ist leider am Ende des Files auf ein paar Sekunden zusammengepresst, schade.

Konzert zum Mitnehmen

bei hith finde ich heute einen Eintrag über eine seit Oktober 2005 bestehende Einrichtung des Gürzenich-Orchesters in Köln. Unter dem Titel GO live kann man nach dem Konzert eine CD des eben gehörten Konzertes mit nach Hause nehmen, neuerdings sind die Konzerte auch im Internet über itunes käuflich verfügbar. Ich bin da gespaltener Ansicht. Auf der einen Seite meine ich, das Konzerterlebnis wird niemals von einer CD ersetzt werden können. Andererseits sprechen zwei Gründe für diese Einrichtung: wenn ich in dem betreffenden Konzert wäre, gäbe es sicher den Wunsch, ein Werk des Abends noch einmal zu hören, insbesondere bei zeitgenössischer Musik. Und natürlich ist das zukünftig auch eine Möglichkeit, sich über stattgefundene Konzerte im Lande nicht nur lesend, sondern nun auch nach-hörend zu informieren. Das darf nur keine Schule machen, sonst heißt es irgendwann, wenn ich n Freund in Dresden treffe: "Na, hast Du gestern die Münchner Philharmoniker gehört?" - "Nein, ich hab mir erstmal das letzte Sinfoniekonzert der Hamburger runtergeladen" - und irgendwann bleibt dann das Radio aus und der Konzertsaal leer, weil eh alles "downloadable" ist? Gruselige Vorstellung...

Dienstag, 30. Mai 2006

Ernste Emotionen

Alban Berg und Dmitri Schostakowitsch im Kapell-Konzert

Ein Programm zum reinen Vergnügen stellte das 11. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle gewiss nicht dar, ernst und emotional direkt ansprechend teilen sich die beiden vorgestellten Kompositionen mit. Eingangs erklang Alban Bergs hoch empfindsame Trauermusik, das Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels", eine Bekenntnismusik und gleichzeitig sein letztes vollendetes Werk. Frank Peter Zimmermann, der jüngst bereits erfolgreich mit Mozart bei der Kapelle gastierte, gelang eine beeindruckende Interpretation. Klar und sensibel näherte er sich den feinen Klangbändern, dabei kommunizierte er intensiv mit den Instrumenten im Orchester, die seine Äußerungen aufnahmen oder einen Gegenpol formulierten. Das abschließende Adagio war ein großer Abgesang, an Zimmermanns makellosem Spiel war vor allem die weiche, sprechende Klangformung der Töne bewundernswert. Tiefes Verständnis des Werkes und eine kontrollierte und doch immer atmende Darstellung führten zu dieser komplett überzeugenden Leistung. Der finnische Gastdirigent Jukka-Pekka Saraste begleitete mit der Kapelle aufmerksam und arbeitete viele Details sorgsam heraus, so dass das ganze Werk, so schwierig es für manchen Hörer zu erfassen sein mag, eine große Einheit bildete. Im OEuvre der Sinfonien von Dmitri Schostakowitsch nimmt die 4. Sinfonie c-Moll, Opus 43 eine Sonderstellung ein. Nach den beiden avantgardistischen und wesentlich kürzeren Vorgängerwerken sprengt Schostakowitsch in Länge, Besetzung und emotionalem Gehalt die Grenzen - die "Vierte" ist ein episches Wunderwerk, das im Ausdruck zwischen sensibel auskomponierten Soli, ostinaten Flächen und brutalsten Tutti-Ausbrüchen pendelt. Saraste nahm die Tempi sehr genau und formte eine kontrastreiche und konsequente Interpretation, die ruhiges Ausspielen der solistischen Passagen ebenso einschloss wie bohrendes Insistieren vor den Steigerungen. Beeindruckend war das eingeschobene Presto des 1. Satzes und vor allem der weich genommene Höhepunkt des letzten Satzes. Im 2. Satz nahm die Kapelle Sarastes "con moto" nicht wirklich ab, so dass es einige Temposchwankungen gab, diese waren auch in der Allegro-Thema des Schlusssatzes zu beobachten. Diese Sinfonie ist ausladend und schwer, doch vor allem in den Bläsern vermochte ich steigerungsfähige Passagen zu erkennen; eine intensivere Kontrolle von Saraste hätte an mancher Stelle (Flötenduo und Posaunensolo im 4. Satz) sicher geholfen.

Traum IV und V

ich weiß nicht mehr soviel davon, ein paar Fetzen von gestern und heute:

IV: ich bin umgezogen, und zwar zurück in meine alte Wohnung, ein paar schöne Szenen auf dem Flur mit wiedergefundenen Nachbarn, dann wird mir gesagt, ich soll draußen im Garten helfen. Dort sind zwei gut 10m lange quaderförmige, tiefe Gruben, parallel angelegt, ich buddel und schaufel Erde nach oben. Als ich aufwache, weiß ich nur noch von einem grausigen Gefühl.

V: nach diversen Besuchen von Orchesterproben in der Hochschule, die (warum auch immer) von einer Hornistin dirigiert werden, bin ich fernab dieses Gebäudes in einem Hotelzimmer, dort unterhalte ich mit dem Hausmeister der Musikhochschule. Ein fiependes Geräusch unterbricht uns, er zieht eine Art Pieper aus der Tasche, auf dem ein Lauftext erscheint: "15 Studenten vergiftet, sofort kommen"

Montag, 29. Mai 2006

Chopin auf chinesisch: Bravo!

Yundi Li begeistert in der Semperoper
Die Zukunft gehört China. Diese These hört man aus der Wirtschaft immer wieder, doch in letzter Zeit staunt man ebenso über musikalische Talente aus dem Reich der Mitte. Im Jahr 2000 gewann der Pianist Yundi Li den renommierten polnischen Chopin-Wettbewerb und startet einen Triumphzug rund um die Welt. Längst zählt er zur ersten Garde der Konzertpianisten, vor allem mit Interpretationen der Klaviermusik von Frédéric Chopin. Li begeisterte in der nahezu ausverkauften Semperoper am Samstagabend vor allem mit seinem von Natürlichkeit geprägten Spiel, was er gleich zu Beginn in der Sonate C-Dur KV330 von Mozart demonstrierte. Mit diesem Komponisten wird er noch wachsen, denn die graziöse Verspieltheit ist zwar eine Facette dieser Sonate, in der dynamischen Bandbreite und der Akzentuierung von harmonischen Ausflügen Mozarts kann Li sicher noch mehr gestalten. In der Romantik liegt Li's große Stärke, Robert Schumanns "Carnaval" begann er so ungestüm, dass Schumanns geniale Formung dieses pianistischen Bilderbogens gleich zu Beginn offenlag. Diese Stringenz der Darstellung, für die Li keinerlei Allüren benötigt, überzeugte bis zum letzten Ton, ein Schumannsches Presto nimmt er beim Wort und findet trotz rascher Temperamentwechsel auch zu stillen, fein ausgestalteten Momenten. Anders liegt der Fall bei Franz Liszt, dessen H-Moll-Sonate Yundi Li wie eine scharfkantige, monströse Skulptur modellierte. Zwischen den hemmungslos vorgetragenen Oktavkaskaden und den fortissimo-Abgründen der Themen fand Li vor allem zum ermattenden Schluss hin eine eindringliche Klangformung. Dann endlich Chopin - das "Andante spianato und Grande Polonaise brillante" kann man sich vollendeter nicht vorstellen. Li findet bei diesem Komponisten genau die Nuance zwischen virtuoser Brillanz und kantabler Gestalt und hinterließ ein jubelndes Auditorium. Von diesem Pianisten wird man hoffentlich noch viele derart packende Konzerte hören.

Info: Bei der "Deutsche Grammophon" ist u.a. ein Album mit Werken von Scarlatti, Mozart und Schumann erschienen.

Frühlingsopfer und Sommerfest

Japan Philharmonic Orchestra mit Akutagawa, Mendelssohn und Strawinsky

Dass die europäisch geprägte Orchesterkultur auch in Japan mittlerweile eine Tradition hat, läßt sich am Jubiläum des Japan Philharmonic Orchestra ablesen: 50 Jahre besteht das Ensemble in diesem Jahr und ist in seiner Heimat einer der renommiertesten Klangkörper mit einem umfangreichen Konzertangebot. Zu den Musikfestspielen konnte man diesem Orchester bereits beim Eröffnungskonzert lauschen - im Kulturpalast stellten die rund einhundert Musiker ihr Tourneeprogramm vor, das sie am Wochenende auch beim Prager Frühling vorstellten. Der Komponist Yasushi Akutagawa (1925-1989) dürfte hierzulande nahezu unbekannt sein. Das "Triptychon für Streicher" aus dem Jahr 1953 ist repräsentativ für einen japanischen Kompositionsstil, der vor allem von melodischer Entwicklung und prägnanten Rhythmen geprägt ist. Die hohe Spielkultur des Orchesters zeigte sich hier bereits deutlich, der langjährige Chefdirigent des Orchesters Ken-Ichiro Kobayashi formulierte seine Absichten sehr temperamentvoll. Die zwanzigjährige Mayu Kishima gestaltete dann den Solopart in Felix Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert. Die in Deutschland studierende Japanerin zeigte einen großen Ton auf der Geige, konnte aber mit ihrer Kraft nicht immer haushalten, so geriet der 1. Satz zu einem Stierkampf, bei dem der Sinn für Details auf der Strecke blieb. Kobayashi fuhr zudem den Orchesterpart auf einen lediglich im Hintergrund wabernden Teppich zurück, das raubte dem bekannten Stück jeglichen Reiz. Im langsamen Satz störte Kishimas unflexibles, hartes Vibrato, der 3. Satz versöhnte jedoch mit Spielfreude und vor allem technischer Präzision. Diese Präzision, gepaart mit Homogenität in den Instrumentengruppen und einem regelrechten Solotanz von Kobayashi am Dirigentenpult führte dann zu einem exorbitant wuchtigen "Sacre" von Igor Strawinsky. Mit einer äußerst exakten Akzentuierung kam Kobayashi dem heidnischen Duktus dieser Musik erschreckend nahe, diese Lesart des "Frühlingsopfers" hätte wohl auch dem Komponisten Freude bereitet. Mit unmissverständlichem Vorwärtsdrang in den Steigerungen führte diese Interpretation zu berechtigt großem Jubel, der noch eine Steigerung erfuhr, als die Japaner als Zugabe ein "japanisches Sommerfest" mit wildem Trommelfeuer zelebrierten. Musik aus einem sehr fernen Land, ganz plastisch und faszinierend.

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