Dienstag, 11. Juli 2006

Da war jemand hungrig gestern nacht...

...über 40 Mückenstiche, soviel Hände hab ich gar nicht zum Kratzen (zumal die auch befallen sind...) Wenn ich DICH erwische...

Montag, 10. Juli 2006

Musikalisches Mahlwerk in der Mühle

Konzertpremiere mit dem Stahlquartett in der Bienertmühle

Seit dem 7. Juli ist der Bienertmühle (ehemalige Hofmühle) in Dresden-Plauen wieder Leben eingehaucht. Nach der Renovierung und der Neukonzeption des Gebäudes in ein Kulturzentrum, das Museum, Ausstellungs- und Konzertort sowie Gastronomie vereinigt, wurde die Bienertmühle am Freitag feierlich der Öffentlichkeit übergeben, die das Haus auch sogleich in Besitz nahm. Obwohl bereits die Meisterschülerausstellung der Hochschule für Bildende Künste, die in den Räumen der Mühle bis 30. September zu sehen ist, eine Toninstallation präsentiert, fand die konzertmäßige Einweihung einen Tag später statt. Mit der Musik kehrt Leben in die Räume ein, und die Möglichkeiten zur Ausgestaltung sind groß. So fand das Konzert des Stahlquartettes nicht im fünfstöckigen Hauptgebäude statt, sondern im Maschinensaal in einem Flügel des unsanierten Nachbargebäudes. Im Hauptgebäude werden indes die meisten der zukünftigen Konzerte stattfinden; die Akustik und die unterschiedliche Raumgestaltung jeder einzelnen Etage sind nahezu ideal für experimentellen Zugang, für Raum-Musik an der Grenze zwischen den Künsten. Aber auch klassische Kammermusik wird dort einen intimen Rahmen finden, denn die Räume vertragen ein kleines Publikum und bieten Konzentration. Im unsanierten Maschinensaal nebenan harmonierte das brüchige Industriegelände natürlich mit den Stahlinstrumenten hervorragend. Zahlreiche Plauener nutzten die Gelegenheit, "ihre" Mühle einmal wieder zu besuchen und zu begutachten, welch frischer Wind dort nun weht. Die "Zeitmusik", die der Komponist und Saxophonist Bertram Quosdorf gemeinsam mit dem Stahlquartett (vier faszinierend klingende "Stahl-Celli", entwickelt von Jan Heinke) und Robby Langer (Sprecher) vorstellte, ist eigentlich für das Stadtjubiläum entstanden und wird dort auch am 21. August komplett uraufgeführt. So fehlte dieser Voraufführung das Finale und an einigen Stellen wird auch noch zu feilen sein, insofern verbietet sich ein Gesamturteil - die Verbindung von etwas datenlastigen Geschichtstexten auf einem Ritt von der Stadtgründung bis in heutige Zeiten mit der mal schockierend platten, mal zauberhaft stimmungsvollen Musik irgendwo im stilfreien Raum zwischen Jazz und Klassik angesiedelt mag sicher kontrovers diskutierbar sein, als Einstieg in die hoffentlich vielfältige zukünftige Klang-Welt der Bienert-Mühle schien sie mir ideal, zumal kleine unauffällige Loops einem unaufhörlichen Mahlwerk sehr nahe kamen. Am 1. September wird ein Konzert mit Cello und Akkordeon diesen gelungenen Auftakt fortsetzen.

Sonntag, 9. Juli 2006

Bitte demnächst ein Testbild anstelle von so einem Spiel

Das war ein WM-Finale? Ahja. Ok, bis zur 19. Minute wähnte ich mich noch in einem Finale. Danach flaute das Spiel ab, von der 35. bis zur 120. Minute hätte ich auch schonmal Pullis für den Winter stricken können. Achja, da war noch was: ein Ball killte ein Mikrofon an der Seitenauslinie. Und Zidane feierte das dümmste Karriereende, das man sich ausmalen kann: Rot. Beckmann versuchte vergeblich, noch irgendwas berichtenswertes aus dem Spiel zu ziehen. Am Ende gewinnt Italien, vielleicht einen Tic verdienter als Frankreich, wenn man die gesamte WM betrachtet, aber das war ein Spiel zum Davonlaufen, wenn man bedenkt, dass Millionen an den Fernsehschirmen sitzen, dass ganz Italien, ganz Frankreich in diesem Moment ein SPIEL sehen will, mit letztem Einsatz von jedem Mann. Im Stadion über weite Strecken Grabesstille, kaum einmal wurde eine der Mannschaften wirklich angefeuert. Totti zum Heulen, Henry ohne Glück im Abschluss - Stimmung gleich Null, selbst die Chips ließ ich am Ende stehen.
Die wahren Weltmeister sind WIR. Fine. Wiedersehen in Kapstadt.

Samstag, 8. Juli 2006

bin ich besoffen?

nein. Nur in Dresden. Da hält doppelt gemoppelt besser...

Freitag, 7. Juli 2006

Wenn einer eine Reise tut...

genau, dann erzählt er was. Dieser Eintrag wird daher ein bißchen länger, aber ich hoffe, mit einigen Links und Bildchen (Anklicken vergrößert) wird die Reise plastisch.

1. Tag (Fr, 30.6.)
Manche Reisen beginnen und enden mit einer Höllentour. Wer den Vorteil genießt, zentral zu wohnen (Berlin z.B.) oder Urlaube am liebsten pauschal und "all inclusive" anzutreten, kennt solcherlei Abenteuer natürlich nicht. Allerdings hat solches "Extremvoyaging" auch einige Vorteile, man befindet sich in einer Art FLOW zwischen den Orten, nimmt am Boden und in der Luft Landschaften, Menschen, Wetterlagen und Stimmungen wahr und ist unterwegs, nicht von A nach B, sondern mindestens bis D. Aus verschiedenen Gründen war es unvermeidlich, dass ich am 1. Tag früh um sieben in Neuenstadt am Kocher, einer Kleinstadt nahe Heilbronn, mit dem Auto aufbrach. Ich hätte direkt nach Berlin fahren können, wo mein Flieger startete, doch dann wäre das Auto in Berlin geblieben, obwohl der Rückflug nach Köln ging. Daher die Wahl, das Auto im heimischen Ort zu parken um von dort aus mit Zügen und Flügen die Reise zu bestreiten. Gegen halb zwölf war ich in Dresden, um zwei ging es mit dem Zug nach Berlin. Der tolle neue Hauptbahnhof in Berlin hat leider zur Folge, dass die Verbindungen aus Dresden nicht mehr über Schönefeld verkehren, so durfte ich an einem recht neuen Bahnhof namens "Südkreuz" aussteigen und mir per S-Bahn den Restweg verschönern. Da zeitgleich einige Stadtviertel weiter eine gewisse "Nationalelf" ihr Glück gegen Argentinien versuchte, versüßte mir der Radiokommentar per Knopf im Ohr die Weiterreise. In Schönefeld eingecheckt, führte mich zunächst der Weg in die Abflughalle, denn dort hatten sich ca. 300 Menschen vor einem Monitor versammelt, die erste Halbzeit konnte ich komplett anschauen, viel passierte da noch nicht. Dann ging es hinter die Sicherheitsbarrieren, der Knopf im Ohr musste wieder herhalten, kurz vor dem Boarding fiel das 1:0 für Argentinien. Im Flugzeug dann die üblichen Durchsagen und Sicherheitsvorkehrungen, bevor der Pilot durchgab, dass Klose das 1:1 gelungen war: riesiger Beifall, Aufatmen, denn das Spiel war ja fast um. Während der Verlängerung war ich in der Luft, irgendwo zwischen Chiemsee und Dolomiten dann die Erlösung aus dem Lautsprecher: das Spiel ist gewonnen. Erneute Begeisterung in den Reihen, glückliche Gesichter bei der Landung in Pisa. Allerdings war ich da schon einigermaßen fertig mit der Welt, schließlich war es 20.30 und ich hatte eben einen Höllentag hinter mir. Der noch nicht ganz beendet war, denn irgendwie musste ich ins Hotel. Das gelang mit dem klimatisierten Linienbus ganz gut, vor lauter Tascheschleppen im Halbschlafzustand verpasste ich fast, dass linker Hand der "schiefe Turm" im Abendlicht lag. Und das Hotelzimmerstellte sich als unzumutbar stickig heraus, sodass ich kurz nach meiner Ankunft bereits wieder in die Altstadt flüchtete. Außerdem spielte ja Italien gerade gegen die Ukraine. Mit Fried Fish auf dem Tisch vor mir in der Osteria betrachtete ich aus dem Augenwinkel, wie die Squadra Azurra die Russen mit 3:0 ins Nirwana schossen. Der Weg zurück ins Hotel stellte sich als schwierig heraus, da ganz Pisa den Sieg feierte und die Horden mit den Italienfahnen genau entgegengesetzt von mir offenbar zu einem zentralen Platz zogen. Neutral gekleidet, mischte ich mich unters Volk und lauschte auf der Piazza Garibaldi den Fan- und Siegesgesängen.

2. Tag
Eine recht schwüle Nacht folgte, dann die Erfahrung des italienischen Hotelfrühstücks mit Plörre (ich hatte in Italien eigentlich GUTEN Kaffee erwartet) aus dem Automaten, einem Weißbrot und einem komplett mit Puderzucker zugedecktem Croissant. Solchermaßen gestärkt, war es Zeit für einen Rundgang durch die Stadt, die eigentlich sehr putzig und überschaubar ist (69000 Einwohner).

Ähnlich wie in Dresden an der Frauenkirche kippt man in Pisa an der Piazza Miracoli aus den Bussen die Tagestouristen aus, die sich dann mit einer Kombikarte die auf dem Platz befindlichen Sehenswürdigkeiten als da wären Schiefer Turm, Dom, Battistelli (?) und Museen im Laufschritt angucken dürfen. Der Turm ist wirklich imposant, und die Besucher, die hinaufdürfen, sind streng reglementiert, nicht, dass das Ding eines Tages doch noch umkippt. Ansonsten schien mir die Stadt sehr freundlich und unaufgeregt zu sein, möglicherweise lag diese Ruhe auch daran, dass die Tifosi nach ihrem Sieg erstmal ihren Rausch ausschliefen und sich nur ein paar Mütterchen zum Marktkauf in die Altstadt verirrten. Dazwischen ich, der mit gebrochenem Italienisch (ich hasse es, wenn ich die Sprache eines Landes nicht richtig beherrsche) an ebendiesen Marktständen die Verpflegung des Tages sammelte: Tomaten, Äpfel, Pfirsiche, Brot (kleine Weißbrothaufen sind dort so ähnlich wie unsere Brötchen), natürlich Wasser und an den toskanischen Mandelkeksen (Cantuccini) konnte ich auch nicht vorbei. Um zwei traf ich am Bahnhof meine Reisebegleitung und dann ging es per Zugdie ligurische Küste hoch. Ich wüßte nicht, dass ich jemals in Deutschland ein Zugticket für 4.65€ gekauft hätte. Es würde mich von Dresden aus maximal ins benachbarte Pirna befördern, aber weiter nicht. In Italien gilt noch das alte Kilometerpreisprinzip, daher kommt man mit so einem Ticket aus der Toskana bequem nach Ligurien, wenn man akzeptiert, dass einem in voller Fahrt die antiken Vorhänge vor den offenen Fenstern ins Gesicht klatschen und Unterhaltungen nur in gehobener Lautstärke bis Brüllen möglich sind. Ziel war die Cinque Terre, genauer das Dörfchen Monterosso.

Die Cinque Terre sind ein hervorragendes Wandergebiet, stehen unter Naturschutz und fünf Dörfer kleben wie kleine Schwalbennester an den Felsen, die bis ins Meer ragen. Diese letzten Ausläufer der apuanischen Alpen sind nichts für Pauschalurlauber, denn Strände sind rar, kieselig oder gleich auf Felsboliden angesiedelt. Dennoch, das lernten wir in den folgenden Tagen, scheinen die Dörfer vor allem für Amerikaner einen festen Punkt im Italienprogramm (Rom-CinqueTerre-Venedig vermutlich) zu bilden, denn die Hauptsprache im Dorf war nicht italienisch sondern englisch und einige Pubs und Burger-Kneipen bildeten die skurrilen Auswüchse dieser Landnahme. Die Dörfer selbst sind aufgrund ihrer Lage fast alle für Autos gesperrt und nahezu unerreichbar, das Hauptverkehrsmittel ist der Zug, der bei Erreichen eines Dorfes kurz aus einem der unzähligen Tunnel auftaucht und danach wieder darin verschwindet. Am Bahnhof angekommen sollten wir uns im Nationalparkbüro melden, zeigten unser Zettelchen mit der Quartieradresse vor und wurden gleich telefonisch mit der Hausmutter verbunden. Diese teilte uns dann auch gleich mit, dass die Abholung mit dem Auto nur an der Schranke erfolgen könne, die das Dorf von der motorisierten Restwelt trennt. Beim Schleppen der Taschen durch das Dorf stellten wir fest, dass die Ausmaße des Dorfes größer sind als man beim ersten Anblick vom Bahnhof feststellen konnte, völlig verschwitzt und fertig standen wir dann an der Schranke und unser "Taxi" fuhr uns hoch in die Berge zum B&B-Quartier. Dieses allerdings war ein Glücksgriff, ein reiner Traum.

Gelegen am Hang, der steil zum Meer und zum Dorf hinabfällt, inmitten von Oliven- und Zitronenbäumen. Eine Frühstücksterrasse, ein kleines Häuschen mit vier Gästezimmern, zwei weitere Häuschen für die Betreiber, ansonsten nur Natur und ein Ausblick, bei dem man einfach nur satt und glücklich wird.

Abends sind wir dann noch zum Essen hinuntergefahren, das war lecker, aber eben auch ein wenig irritierend ob der ganzen amerikanischen Familien an den Nebentischen.
3. Tag
Frühstück auf der Terrasse, frisches Obst, wunderbarer Kaffee, allerdings wieder ein puderzuckergetränkter Kuchen, nun gut, man braucht auch Kalorien für den Tag. Hier gibt es nun gar nicht soviel zu berichten, außer, dass der Tag einfach mit Ausruhen, Entspannen und Baden komplett ausgefüllt war. Achja, Portugal entledigte sich England und Frankreich kickte die gähnend langweiligen Brasilianer vom Platz.

4. Tag
Da wir an diesem Tag schon vom Badetreiben im Dorf leicht angenervt waren (die leichte Erreichbarkeit der Dörfer per Zug sogar aus Metropolen wie Florenz und Genua führt an den Wochenenden mehr oder weniger zum Kollaps, denn natürlich nutzen auch die Italiener aus den Städten die Verbindung zum "Badetag" in der Cinque Terre), verblieben wir fast den ganzen Tag auf "unserer" Terrasse auf dem Berg. Zum Einkaufen fürs Abendessen fuhr ich hinunter, dabei konnte ich an den Obstständen stetig meine Italienischkenntnisse verbessern und auch vermeiden, ständig ins Spanische zu verfallen (succo statt zumo, per favore statt por favor, ganz schön anstrengend...). Am späten Nachmittag sind wir dann doch noch zum Baden "hinabgestiegen", diesmal ein Trip ins benachbarte Vernazza.

Das Dorf stellte sich zwar als ruhig und angenehmer als Monterosso heraus, dafür teilte sich Bucht und Strand, Mini-Hafen und Dorfpiazza nebst ehrfurchtgebietender Kirche den engen Platz zwischen zwei Felsen, der Platz zwischen den Tunneln war sogar so eng, dass man "im Dunkeln" ausstieg und vom Bahnsteig regelrecht ins Dorf hinunterpurzelte. Das Abendessen auf der Terrasse war ein reiner Genuss, es geht nichts über frische Tomaten, Käse, Salami und das in der Gegend beheimatete "Focaccia", ein beliebig belegbares (Oliven-)Fladenbrot, warm oder kalt.

5. Tag
Nochmal Frühstück auf der Terrasse, dann auschecken und mit dem Taxi bis zur Schranke. Nach Aussage des Quartiermenschen gab es ein "Deposito" am Bahnhof für unser Gepäck, daher beschlossen wir dies zu nutzen und später am Tag zu reisen, damit wir noch einmal das ligurische Meer ausnutzen konnten. Leider war dies eine Fehlinformation, und so schleppten wir unsere Kilos mit an den Strand und konnten aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen nur abwechselnd baden, während der andere den Gepäckwächter am Handtuchplatz machte. Durch ein Gewirr von Tunnel und vorbei an geschichtsträchtigen Orten wie Rapallo ging es dann nach Genua, auch dies ein Ort, an dem ich noch nie gewesen bin. Interessant waren die Parallelen zum spanischen Málaga, denn ähnlich wie dort ist die Stadt "ursprünglich" oder "landestypisch". Die Bade- und Touristenorte sind drumherum, die Stadt selbst gehört den Italienern, wenn man einmal davon absieht, dass viele Kreuzfahrtschiffe den großen Hafen als Haltestelle anlaufen. Genua ist so groß, dass man eine Menge sehen und unternehmen kann.

Wir hatten die Stadt eigentlich nur als Quartier gewählt, weil der Rückflug von dort aus gebucht war. Für den zweiten Tag in Genua buchte ich daher von Deutschland aus eine "Whalewatch-Tour", fünf Stunden auf einem Schiff mit der Chance, einige Wale oder Delfine zu sichten, schien mir eine tolle Sache. Zunächst kamen wir in Genua unterirdisch auf einem der vielen Bahnhöfe der Stadt an und bahnten uns wieder schleppender- und schwitzenderweise den Weg zum Hotel, das gottlob nicht weit entfernt lag. Wieder eine Überraschung: das Hotel Balbi liegt in einer Straße mit etlichen alten "Palazzi", selbst in unserem Hotel im 3. Stock eines Stadthauses waren die Zimmerwände bestimmt drei Meter hoch und an der baldachinartigen Decke befanden sich Malereien, morbide anmutend, da der Putz nicht mehr ganz rein war und die Farben blass. Dennoch ist es toll, fünf tanzenden Engeln an der Decke beim Einschlafen zuzusehen... - Nach der Ankunft gab es nur noch zwei Dinge: irgendwo in der Stadt was essen (diesmal landeten wir in arabischen Imbissgefilden) und DAS Spiel: Italien-Deutschland. Nach einem Irrlauf durch das Labyrinth der Altstadtgassen fanden wir dann auch wirklich eine Piazza mit Leinwand.

Nüchterne Feststellung: fünf deutsche Zuschauer (zwei davon wir) und ca. 300 Tifosi...Nur ging es diesmal nicht gegen die Ukraine, sondern gegen Deutschland und so waren wir völlig eingetaucht in das Gebrülle der Italiener: "Klose-Bastardo" war noch das harmloseste, was mir von hinten in den Nacken gebrüllt wurde. Ohrenbetäubende Schreie, wenn ein Italiener gefoult wurde, zaghaftes Klatschen meinerseits, wenn Lehmann einen Ball hielt, dann das ängstliche Umschauen: ja, sie hatten längst erkannt, dass da fünf deutsche unter ihnen waren. Aber sie waren brav. Ist ja nur ein Spiel. Nach Ablauf der regulären Spielzeit bin ich allerdings an die "Außenbande" geflüchtet, die "Italia"-Schlachtrufe quer über die ganze Piazza brachten mich an den Rande eines Hörsturzes, außerdem stieg der Alkohol- und Fluchlevel bei den Tifosi erheblich, sodass ich mir die Konsequenzen eines deutschen Sieges auf dieser Piazza kaum mehr ausmalen wollte. Da wir davon ausgingen, dass es zu einem Elfmeterschießen kommen würde, traten wir den Heimweg zum nahegelegenen Hotel an. Kaum hatte ich dort den Fernseher angeschaltet, fielen die beiden Tore für Italien. Ende dieses anstrengenden Tages.

6. Tag
Heute standen die Wale auf dem Programm. Der Zug verließ Genua zeitig, daher hieß es früh aufzustehen. Diesmal ging die Fahrt auf der anderen Seite der Küste weiter, die "Riviera Ponente", die sogenannte "Blumenriviera" ist von der Landschaft her sanfter, die Küstenflächen sind breiter als in der hügelig-felsigen Riviera Levante. Dafür ist das Gebiet leider auch zersiedelter. Genua zieht sich noch einige Kilometer an der Küste entlang, dann folgen die ersten Pendler-Badeorte für die Städter, schließlich die Großstadt Savona. Danach wird es wieder ländlicher und wir kamen in Finale Ligure an, ein angenehmer kleinerer Badeort. Die heute zu bewältigende Aufgabe hieß: "Finde das Boot", denn weder meine telefonische Vorarbeit, noch die Nachfrage vor Ort konnte genauere Infos erbringen. Schließlich lockte die Tourist-Info uns zum örtlichen Hafen, der allerdings am anderen Ende des Ortes lag, gottlob reichte die Zeit. Im Hafen selbst dann erneute Verwirrung: "ja, die Boote starten hier, gehen sie dorthin". "Nein, hier liegt das Boot nicht, gehen sie gegenüber zur Tankstelle". Noch einmal rund um den Hafen, an der Tankstelle die beruhigende Antwort: "Ja, hier legt das Boot immer an". Nur offenbar heute nicht, denn wir warteten eine geschlagene Stunde. Zurück zur Hafenbar, Stärkung mit Kaffee und Saft. Aus dem Augenwinkel sehe ich hinten bei der Tankstelle ein Boot anlegen "Vorrei pagare" und ein Sprint durch den Hafen folgte. Es war auch das Wal-Boot, allerdings kam es von einer anderen Tour zurück und der Käpt'n (Arme wie Schwarzenegger, dazu die obligate Sonnenbrille) erklärte uns, dass Mittwochs keine Wal-Touren stattfinden. Außerdem sei heute die Strömung sowieso so stark, dass die Touren für die folgenden Tage gecancelt würden, er habe seinen Taucher für das "Sea-Watching" kaum an der Leine halten können. Ok. Keine Bootstour. Aber da wir nun einmal an diesem schönen Ort waren, beschlossen wir stattdessen einen erneuten Badetag einzulegen, was sich als absolutes Highlight herausstellte. Ich habe noch nie einen Ort am Mittelmeer mit solch klarem, grünlich-blauen Wasser gesehen.

Da wir überdies etwas außerhalb der "Bagni" (die Italiener pflegen am Strand ein gesittetes, bezahltes Nebeneinander mit Liege, Schirm und etwa einem halben Quadratmeter Aufenthaltsfläche) waren, war es ruhig und entspannend. Nur ins Wasser musste man sprinten, wir hatten keine Badelatschen mit und der aufgeheizte Sand brannte wie Feuer. Zurück ging es wieder mit dem Zug und wir beschlossen, am letzten Abend noch irgendwo was "kleines" zu essen, Nudeln oder Pizza halt. In Genua gibt es ja zig kleine Osterias, da würde sich was finden. Zunächst hatten wir aber das Bedürfnis, die besondere Lage der Stadt zwischen den steilen Bergen zu erkunden. Eine Zahnradbahn beförderte uns auf einen der Hügel, den "Righi", dort hatten wir eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt.

Gleich neben der Bergstation der Zahnradbahn befand sich ein kleines Restaurant namens "Montallegre", das angeschlagene Menu del giorno sah einladend aus. Und das war auch ein kleiner Traum, denn das Restaurant verfügte über eine überdachte Terrazza mit Blick auf die ganze Stadt. Allerdings hatte ich mich mit den Preisen etwas vertan, ein paar gebackene Pilze als Vorspeise entpuppten sich offenbar als Delikatesse der Karte. Dafür habe ich dort oben die beste Calzone meines Lebens gegessen und jeder, der meint "Nudeln und Pizza könne man doch auch zu Hause essen, dafür brauche man nicht nach Italien fahren" erliegt einem gewaltigen Irrtum, jedenfalls, was den Geschmack betrifft. Der Chianti war obligat, das Kippen der selbigen Flasche vielleicht etwas zu fix, aber schließlich spielte ja Portugal gegen Frankreich, und das wollten wir nicht verpassen. Eine Etage tiefer war im Gastraum (gleichzeitig Zigarettenkiosk, Zahnradbigliettiverkaufsstelle und örtlicher Tratschtreffpunkt) eine kleine Leinwand, als wir runterkamen, stand es bereits 1:0. Weiter passierte nicht viel, schade für die Portugiesen, fand ich.

7. Tag (6.7.)
Das war der kleine, aber feine Urlaub. Mir stand, wie zu Beginn, noch einmal eine "Höllentour" bevor. Flug nach Köln, von dort aus mit dem Zug nach Dresden. In Italien klappte ja alles prima, aber kaum waren wir in Köln angekommen, kollabierte das dortige Zugstellwerk. Meine Verbindung nach Dresden war hin, denn mit vielen anderen Reisenden mussten wir den Linienbus nach Porz-Markt nehmen und von dort aus mit einer (hoffentlich) verkehrenden S-Bahn weiter. Eine solche Meute mit Schrank- und Überseekoffern hat die Porzer Innenstadt wohl auch noch nicht gesehen. Immerhin sorgte der freundliche Hinweis der Bahnmitarbeiterin am Flughafen dafür, dass ich nur eine einstündige Verspätung hatte und nun hoffentlich bald in Dresden anlanden werde. Derzeit grüßt Weimar aus dem ICE-Fenster und die Reisenden dämmern im abendlich unterkühlten ICE vor sich hin. Und ich schließe jetzt den Laptop und träum mich zurück an die ligurische Küste.
Fine.

Mittwoch, 28. Juni 2006

...und wech!

Dienstag, 27. Juni 2006

Die "kleine Form" ganz groß

Streicherkammermusik bei der Sächsischen Staatskapelle

Wieder einmal erwies sich der Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle als Fundgrube für viel zu selten gespielte und doch sehr hörenswerte Kammermusik. Der erste Teil des Abends in der Semperoper war einem der wichtigsten Barockkomponisten gewidmet, nein, diesmal ist nicht die Rede von Bach, sondern von Heinrich Ignaz Franz Biber, ohne den vor allem im Bereich der Instrumentalmusik viele nachfolgende Entwicklungen kaum denkbar sind. Überdies macht das Hören dieser affektgeladenen Musik großen Spaß, wenn sich wie am Montagabend kundige Instrumentalisten zusammenfinden. So gerieten gleich die vier Sonaten aus der Sammlung "Fidicinium sacro-profanum" zu einem Höhepunkt des Konzertes. Als Gäste wirkten zwei Berliner "Experten" für Alte Musik mit: Bernhard Forck und Sabine Fehlandt (Barockvioline bzw. -viola) fügten sich in das kleine Kapellensemble mühelos ein. Es war vor allem die Klangdichte und rhythmische Brillanz der Sonaten, die begeisterte. Biber schüttet ein Füllhorn an musikalischen Einfällen aus, die Musik präsentiert sich wie ein lebendiges Lehrbuch von Kontrapunkt, intelligenter Behandlung von scheinbaren Nebenstimmen, rhythmischer Finesse und überraschender Dramaturgie. Dies setzte sich auch in der finalen Partita aus "Harmonia artificioso-ariosa" fort, Ulrike Scobel und Sabine Fehlandt gaben der Viola d'amore in diesem Werk einen virtuosen und fülligen Klangcharakter, in der rasanten Gigue stockte einem der Atem ob soviel Temperament. Innerlich umschalten hieß es nach der Pause, wenngleich es bei Streicherkammermusik blieb. Doch die Besetzung zwei Violinen und Viola ist recht selten in Klassik und Romantik zu finden; Sae Shimabara, Olaf-Torsten Spies und Michael Horwath nahmen sich zweier Werke dieser Gattung an. Beethovens Trio C-Dur, Opus 87 wirkt mozartesk und nicht besonders ideenreich. Kaum einmal rafft sich das Werk zu emotionaler Spannung auf. Anders liegt die Sache bei Antonin Dvoraks Terzetto C-Dur, Opus 74, dem Komponisten gelingt in dieser kleinen Form eine ideenreiche Formanlage nebst böhmischem Furiant und überschwänglichem Finale. Der "kleinen Form" huldigte dieses Konzert, aber auch die Interpretationen der beiden Terzette waren so hochkarätig und souverän, dass der Abend als durchweg gelungen zu bezeichnen ist.

Aus der Serie:

"posthum beabsichtigte, dennoch virtuelle Kompositionsvorhaben von Gustav Mahler" heute dessen 11. Sinfonie - Ob er das Gedicht wohl gekannt hat? Allerdings kann ich mir ebensogut einen frühen Schönberg dazu vorstellen, sicherlich, weil der Text auch nicht weit entfernt ist von der Glut des Fin-de-Siècle:

Ich küsse die Luft,
Ich umarme die Wärme der Nächte.
Mir ist, es müsse von meinem Harme, meinem Sehnen
Aus der Leere dein Auge aufsprießen,
Zu mir fließen dein blauender Blick.
Sonne brütet,
Sommergras glüht,
Vom roten Mohn sprüht brünstiger Schein.
Ich strecke die Arme,
Erbarme dich, Licht,
Mich küssen hungrige Nächte.

Max Dauthendey
(1867-1918)

via Lyrikmail

Strandleben

und dafür braucht man nicht mal ans Meer fahren, nur ein paar Kilometer den Berg hoch, hinter den Obstbäumen bei Oberwartha...



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Montag, 26. Juni 2006

Mozart misslang, Mendelssohn überzeugte

"Trio Opus 8" eröffnet Pianoforte-Fest Meissen

Recht unspektakulär wurde die Eröffnung des Pianoforte-Festes in Meissen begangen, es gab keine großen Worte, leider blieben auch etliche Sitze beim ersten Konzert leer. Die Veranstalter boten als Entrée des sommerlichen Festivals, das dieses Jahr zum achten Mal stattfindet, einen Kammermusikabend im Theater Meißen mit renommierten Gästen an.
Das "Trio Opus 8" kann auf eine zwanzigjährige Erfolgsgeschichte mit zahlreichen Konzerten im In- und Ausland und CD-Produktionen verweisen.
Entsprechend der Blüte der Gattung Klaviertrio widmet sich das Ensemble in der Hauptsache Kompositionen der Romantik, diese standen auch auf dem Programm des Meissener Konzertes. Zunächst aber stellten Eckhard Fischer (Violine), Mario de Secondi (Cello) und Michael Hauber (Klavier) das Trio B-Dur, KV 502 von Wolfgang Amadeus Mozart vor. Was in dieser Interpretation zu hören war, jagte mir allerdings einen Schrecken ein. Fischers Intonation war dermaßen neben der Spur, dass das Zuhören keine Freude war. Schnelle Figuren mißlangen ihm ebenso wie Duopassagen mit dem Cello. Zudem war die Dominanz des Klaviers erschlagend, Mario de Secondis Instrument war in Mozarts oft filigranem Satz nicht herauszufiltern, hier hätte ein geschlossener Klavierdeckel Abhilfe geschaffen. Auch bei Joachim Raffs Trio a-Moll, Opus 155 änderte sich an Fischers Intonation noch nicht viel, es waren immer wieder kleine Ungenauigkeiten zu spüren; man spürte aber, dass die romantische Faktur den Musikern deutlich besser lag. Die souveräne Kenntnis dieses Werkes verhalf zu einer akzeptablen Interpretation. Raff wird oft zu Unrecht in die "zweite Reihe" der Komponisten sortiert, doch diese Komposition konnte sich ohne weiteres mit Werken von Brahms oder Liszt messen lassen und das "Trio Opus 8" entwickelte leidenschaftliches Temperament. Am besten aufgelegt wirkte das Ensemble in Mendelssohn-Bartholdys c-Moll-Trio, Opus 66. Hier war die dynamische Balance optimal, immer wieder war zu spüren, wie Michael Hauber am Klavier motivierend und mit Sinn für feine Abstufungen gestaltete, auch Mario de Secondis kantable Linien gelangen wunderbar. Vielleicht brauchte es auch Gewöhnung an die herbe Akustik des Theaters, das Konzert jedenfalls steigerte sich deutlich zum Finale hin und das anspruchsvolle Mendelssohn-Trio gelang mit ungetrübter Spielfreude.

Kino - Notiz

Unbedingt gucken: Hotel von Jessica Hausner, u.a. mit Franziska Weisz. *notier*

Bären und Menschen

ihr Mörder. Verdammtes Menschengezücht...

Sonntag, 25. Juni 2006

Eine frisch gemähte Elbwiese...

...zieht Gäste an. Näher vor die Handylinse trauten sich die beiden jedoch nicht. Ich nehme an, dass es das Paar ist, was gerade im Schönfelder Hochland beiheimatet ist.

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Freitag, 23. Juni 2006

Christiansen hört auf

Gerade gemeldet: Christiansen hört 2007 auf. Und damit geht die größte Selbstdarstellershow im deutschen Fernsehen zu Ende. Wirklich interessante Gespräche fanden dort niemals statt, jedenfalls nicht mit Christiansens Beteiligung, im Gegenteil: Wenn es spannend wurde, würgte sie regelmäßig ab oder ließ die nächste Standardfrage los. Und ich kann mir ein "Na endlich!" nicht verkneifen. Wermutstropfen: Günther Jauch wird einen Polit-Talk im Ersten übernehmen. Der beste aller TV-Schwiegersöhne nun nach Skischanze und Quizshow nun auch im Polit-Talk. Naja, immer noch besser als Peter Hahne.

Edit: und ich weiß auch schon, wer Jauch bei WWM ersetzen wird:

(Quelle)

Edit2: Da fehlt noch der Titel für die neue Show, bisherige Vorschläge:
- Günni und die tollen Hechte von der CSU
- Wie ich Millionär wurde
- Jauchs Grube
t.b.c.

Mittwoch, 21. Juni 2006

wasn Wetter

das wird noch ein Wetterblog hier...heute, nach Gewitter Nummer zwei dieses Tages:

Dienstag, 20. Juni 2006

Hab ich nicht gesagt...

...da kommt ein Gewitter?

Warum ich kaum was schreibe?

Ich nutze das schöne Wetter aus :) Trotz derzeit täglichem Weltuntergang per Gewitter, der auch heute wieder kurz bevorsteht. Am Wochenende war es die "Bunte Republik Neustadt", bei der man sich vor zig Bühnen zu sehr guter bis übelklingender Mugge traf, hier die Groove Station am Sonntag, die Massen lassen auf harten, guten Rock schließen, den man im Bild leider nicht hört ;)


Meine persönliche "Fanmeile" befindet sich im Schützenhof in Pulsnitz. Da geht es familiär zu, und der Gartenhof ist wirklich sehr entspannend zum Fussballgucken.


Ihr gefiel es auch.

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Hochrangiges Gastspiel

The King's Consort huldigt der heiligen Cäcilia

Was eint Jäger, Apotheker und die Feuerwehr? Sie alle (und noch viele Berufsgruppen mehr) haben einen Schutzpatron, der jeweils für passendes Wetter sorgt, Unfälle vermeidet oder für Festivitäten herhält. Für die Musiker ist dies die heilige Cäcilia, eine Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert, die in Abbildungen stets vor Musikinstrumenten posiert. Aus dieser Tradition heraus entstanden im barocken Zeitalter die Cäcilienfeste und festliche Kompositionen huldigten der Patronin an ihrem Namenstag, dem 22. November. Heutzutage begegnet man diesen Kompositionen eher auf Musikfestspielen barocker Art, so gastierte am Sonnabend in der Frauenkirche das englische "King's Consort" in der Frauenkirche in Zusammenarbeit mit den Händel-Festspielen Halle. Im ersten Teil gelang eine packende Begegnung zwischen barocker Musik und der Neuzeit: Henry Purcells erster Cäcilienode wurde Benjamin Brittens "A hymn to St. Cecilia" gegenübergestellt. Purcells locker gefügtes und gefälliges Werk erklang in souveräner Interpretation durch das englische Ensemble; Brittens a-cappella-Werk nach W. H. Audens Dichtung war dagegen eine echte Entdeckung, der Chor des King's Consort unter Leitung von Robert King gestaltete die anspruchsvolle Komposition transparent und mit dynamischer Ausgewogenheit, dieser Interpretation konnte auch ein zweimal klingelndes Mobiltelefon nichts anhaben. Ärgerlich ist dies trotzdem, selbst Hinweise im Programm hinderten auch die Hobbyfotografen fortwährend und sogar mit Blitz nicht an ihrer Tätigkeit. In Georg Friedrich Händels Kantate "The Choice of Hercules" konnten die Musiker erneut volle barocke Klangpracht entfalten, mit betörenden Stimmen suchten Carolyn Sampson (Wollust, Sopran) und Hilary Summers (Tugend, Mezzosopran) den wankenden Hercules (Daniel Taylor, Countertenor) von ihren Vorzügen zu überzeugen. Diese solistischen Leistungen waren durchweg eine wahre Freude, ich würde sogar von einer Idealbesetzung für dieses Werk sprechen. Robert King gilt ohnehin als erfahrener Sachwalter für barocke Musik vor allem der englischen Provenienz. Bereits in Purcells Werk deutete sich an, dass King über ein hervorragendes Ensemble verfügt; böte sich wirklich Kritik an, dann lediglich bei etwas zu hastigen Tempoübergängen. Eindrucksvoll war vor allem, wie King mit dem Orchester Dynamik ausformte und so etwa die Schlussfuge der Händel-Kantate plastisch interpretierte. Weiche Zeichnung und kantable Tempi bestimmen seine Lesart, in der schwierigen Akustik der Frauenkirche hätte ich mir daher im Continuo manchmal beherzteren Zugriff gewünscht. Insgesamt war es ein hochrangiges, thematisch gelungenes Konzert zur Ehre der Patronin der Musik.

Freitag, 16. Juni 2006

Spielerisch zu Morton Feldman

Neues Projekt des Dresdner Klaviertrios "elole"

80 Jahre wäre der Komponist Morton Feldman (1926-87) in diesem Jahr geworden. 80 Minuten dauert sein 1980 entstandenes Klaviertrio. Diese Einleitung wurde absichtlich gewählt, sie stellt Bezüge her und nutzt doch nur eine Zahl. Ähnlich verhält es sich mit den Kompositionen von Feldman. Minimale Klangstrukturen, oft nur einzelne Töne oder eine kurze Klangfläche werden zu großen Bögen zerdehnt, vieles in seiner Musik spielt sich am Rande der Stille ab, dennoch ist die Musik komplex ausnotiert und verlangt eine große Spannung der Interpreten. Ein Feldman-Konzert ist daher auch für den Zuhörer etwas Besonderes und findet in unseren Breiten selten genug statt. Das aktuelle Projekt des Dresdner Klaviertrios "elole" (Uta-Maria Lempert, Violine; Matthias Lorenz, Cello; Stefan Eder, Klavier) rückt Feldmans Klaviertrio in den Mittelpunkt des Geschehens. Wie nähert man sich einer Musik, die mit traditionellem Zeit- und Hörverständnis nicht greifbar ist? Matthias Lorenz drückt es so aus: "Diese Musik läßt den Hörer zu großen Teilen in Ruhe". Auf diese Weise entsteht eine besondere, offene Höratmosphäre, in der sich die Umgebung, der Raum, die innere Gedankenwelt entfalten kann. Für das Projekt "Feldman Plus" entschied sich Lorenz für die Hochschule für bildende Künste, der Kontakt zu Malern (Pollock, de Kooning) bildet in Feldmans Biografie ebenfalls eine Konstante. Eine Ausstellung von Thomas Helbig und Rao Fu wird dort nicht nur Rahmen, sondern Bestandteil der Aufführung sein. Dass neue Musik auch in der Vermittlung nicht dozierend daherkommen muss, zeigt Lorenz mit einer Vorveranstaltung: eine Stunde vor dem Konzert können Zuhörer an Computern die Klangwelt von Feldman spielerisch erkunden. Wie funktioniert "Erinnern" in musikalischer Hinsicht? Wie setzt man kleine Klangbausteine zu einem Ganzen zusammen? Auf diese Fragen finden zwei Programme, die die Zuhörer interaktiv bedienen können, verblüffende Antworten. Dem abendfüllenden Feldman-Werk wird außerdem ein kürzeres Stück von Klaus Lang zur Seite gestellt, das die Feldmans Ideen wie in einem Zeitprisma beleuchten wird.

16. Juni 2006, Hochschule für bildende Künste, elole Klaviertrio
19.00 Mit Feldman spielen
20.00 Konzert
Klaus Lang: Die Fenster des Universums
Morton Feldman: Klaviertrio

nähere Informationen bei elole.de

Mittwoch, 14. Juni 2006

Problembär im Jagsttal gesichtet!



(Klick vergrößert)

Albert Birkle

In einem Beitrag über die neue Ausstellung der Kunsthalle Schirn, "Straßenszenen" (15.6.-3.9.) stach mir ein Bild eines mir bis dato unbekannten Malers ins Auge: eine düster-expressive Szene von Albert Birkle. Mit dem sollte ich mich mal näher beschäftigen, auch wenn ich keine Chance sehe, nach FFM zu gelangen...


(Quelle)

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