Montag, 28. April 2008

Kreatief met Kurk

YouTube sei dank habe ich meine Lieblingsserie aus alten Tagen wiedergefunden, und nein, es sind weder die Väter der Klamotte noch die Western von gestern, obwohl die auch sehr sehenswert waren. Nein, aufgewachsen bin ich mit "Kreatief met Kurk". Und falls es noch andere gibt, die damals VPRO und NOS über Antenne empfangen konnten und sich immer schon gefragt haben, was das für eine krude Sendung ist, gibts auf youtube nun zig Folgen. Viel Spaß beim Basteln :)



...und beim nächsten Mal widme ich mich dann Marijke Amado...

Freitag, 25. April 2008

Pierre

Sogar frierende Pinguine soll es geben. Aber da gibt es Hilfe :)

Mittwoch, 23. April 2008

Arte Plus 7

Tolle Sache. Wenn man bei Arte mal wieder eine Doku verpasst hat, kann man (wenn der Beitrag zu den ausgewählten dafür gehört) ihn noch 7 Tage kostenlos unter arte plus 7 anschauen. Das lob ich mir. Und wird gemerkt.

Montag, 21. April 2008

Plädoyer für die leisen Töne

Peter Rösel und Andrey Boreyko im Kapell-Konzert

Wer am Sonntagvormittag in der Semperoper sinfonischen Pomp suchte, war im 9. Sinfoniekonzert der sächsischen Staatskapelle nicht gut aufgehoben. Zwar sind es gerade die klanglich massiven Werke der Spätromantik, die die Zuhörer gerne begeistern, doch die Dramaturgie dieses Konzertes widmete sich ausschließlich Kompositionen, die mit leisen Tönen spielten. Dass diese Erfahrung genauso packend sein kann wie ein orchestrales Schlachtengemälde, bewies der Gastdirigent Andrey Boreyko, der bei seinem Debut bei der Staatskapelle ein beeindruckend charaktervolles und sorgfältiges Dirigat zeigte. Dies wurde schon im einleitenden Werk deutlich. Modest Mussorgskys Vorspiel zur Oper "Chowanschtschina", orchestriert von Dmitri Schostakowitsch, ist ein sinfonisches Kleinod; die Instrumentierung des Tagesanbruchs mit einer hinreißenden Klarinettenmelodie (Solo: Wolfram Große) formt von Beginn an eine eher schattenreiche Klangwelt, die mit düsteren Glockenklängen bereits die Dramatik der Opernhandlung vorwegnimmt. Boreyko modellierte diesen Einstieg sehr sanft und klangschön. Die gesamte Oper mit all ihren großen Chorszenen wartet allerdings immer noch auf eine Wiederentdeckung. Anschließend galt es ein besonderes Jubiläum zu feiern: 40 Jahre musiziert der Dresdner Pianist Peter Rösel bereits regelmäßig in Konzerten mit der Staatskapelle Dresden, das "Jubiläumskonzert" war indes ein besonderes: Rösel wählte keines der großen Virtuosenkonzerte aus, sondern Mozarts letztes Klavierkonzert B-Dur, KV 595. Der Charakter dieses Werkes ist eher introvertiert und anstelle eines offenherziger Spielfreudigkeit treten hier formale und harmonische Entwicklungen deutlicher in den Vordergrund. Das Orchester ist in dem Konzert in besonderer Weise gefragt, denn es weist eine enge Partnerschaft zwischen Solo- und Orchesterpart auf. Das Duo Boreyko/Rösel war für die Interpretation ein Glücksfall: Rösel musizierte am Klavier aus vollkommener Ruhe heraus und Boreyko fügte in fast bescheidener Weise die klug positionierten und differenziert ausmusizierten Kommentare des Orchesters hinzu - am Ende hatte man das Gefühl, einem äußerst kultivierten Mozart-Spiel zugehört zu haben. In dieser wohlgeordneten Welt entfalteten sich die Themen auf natürlichste Weise, wurden kleinste Begleitfiguren zur Klangrede und vor allem Rösels subtile Anschlagskultur überzeugte durchweg. Diese reife Interpretation benötigte keine dynamischen Extremwerte oder Überraschungsmomente, im Gegenteil: Rösel zeigte eine gelassene Gesamtschau auf das Werk und konnte sich dabei auf das sorgsame Spiel der Kapelle jederzeit verlassen. Eine schöne Geste war es auch, dass kein Virtuosenschmankerl zugegeben wurde, sondern Rösel mit dem Orchester den 3. Satz des Mozart-Konzertes wiederholte - es war eine erneute Reise zu Mozart, wiederum geglückt und beglückend. Nach der Pause stand die 15., die letzte Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch auf dem Programm. Dass dieses Werk auch 36 Jahre nach der Uraufführung noch betroffen macht, spricht für die Größe der Komposition, die in ihrer nackten, direkten Klangsprache so gar nichts mehr mit den früheren Sinfonien zu tun hat. Boreyko schuf eine äußerst spannungsvolle Interpretation und führte die "irrenden" Melodielinien mit sicherer Hand in eine ruhige Gesamtentwicklung, von der sich nur die gewalttätige Schärfe der Eruption im 2. Satz abhob. Dieser Ausbruch wurde aber sorgfältig mit einem höchst emotionalen Cellosolo (als Gast: Peter Bruns) vorbereitet und wirkte daher schockartig. Eine lange Stille entstand im Publikum, nachdem die letzten Schlagwerkimpulse des 4. Satzes auspendelten. Die Kapelle und Boreyko formten hier ein Plädoyer für die leisen und melancholischen Töne eines der wichtigsten und immer noch äußerst spannenden Komponisten des letzten Jahrhunderts.

Freiheit? Schuld?

Premiere "Vorfall in Kwangju" von Eunsun Lee in der Kleinen Szene

Geschichtsdokumentation wollte die junge südkoreanische Komponistin Eunsun Lee mit ihrem Opernerstling, der Kammeroper "Vorfall in Kwangju", wohl nicht betreiben. Ob sie aber geahnt hat, dass ihr Stück angesichts der "Vorfälle" in Tibet eine solche Brisanz und Aktualität haben würde? Ein Stück über Menschenrechte und Vertreibung ist immer aktuell, aber in diesem Jahr ist die mediale Aufmerksamkeit besonders auf den asiatischen Raum gerichtet. Der wirkliche "Vorfall in Kwangju" in Südkorea liegt indes keine dreißig Jahre zurück. Der Premierenbesuch in der Kleinen Szene am Freitagabend auf jeden Fall eine ernste Sache, bei der die Gedanken um die Macht und Ohnmacht des "kleinen Mannes" kreisten. In der Oper war es ein Mann namens Hong-Suk Park, dessen Schicksal stellvertretend für viele Entrechtete nicht nur in Korea um 1980 stand, sondern für jede ähnliche, tagtäglich stattfindende Situation auf der Welt: ein kleines aber glückliches Leben wird gelebt, man kämpft für seine Familie, man zeigt Widerstand gegen eine Obrigkeit, schließlich begeht man - angebliches - Unrecht und am Ende steht die Frage nach Freiheit und Schuld im Raum. Diese neue Produktion der Semperoper geschah wieder in bewährter Kooperation mit der Musikhochschule, der Palucca-Schule und der Hochschule für bildende Künste; sie fand außerdem im Rahmen des Projektes "KlangNetz Dresden" statt. Mit ganzer Kraft wurde hier von Studenten eine keineswegs leicht zu erarbeitende Partitur in professioneller Weise umgesetzt, dies nötigt höchsten Respekt ab. Eunsun Lee, bis zum letzten Jahr Kompositionsstudentin in der Meisterklasse von Prof. Wilfried Krätzschmar, konzentrierte den "Vorfall", die blutige Niederschlagung von Demonstranten gegen die Diktatur 1980, auf ein Familienschicksal und splittete dies nach Motiven des zeitgenössischen Madangtheaters, einer öffentlichen Improvisationstheaterform auf. Diese Inspiration schien aber für Lee eher nur formale Linienziehung zu bedeuten, denn von Improvisation oder Konzentration auf wenige theatralische Mittel konnte in der Oper nicht die Rede sein. Sowohl die Komponistin als auch der Regisseur Hendrik Müller überfrachteten die Geschichte mit einer komplexen Mischung aus Klängen, Gesten, Aktionen, Formen und Bedeutungen. Dies alles war höchst avanciert und durchdacht, bloß emotionale Spannung, die Intensität in der Aufmerksamkeit erzeugt hätte, kam an keiner Stelle des Abends auf. Stattdessen besudelten sich die Protagonisten im Bühnensandkasten, wurde reichlich Bier verschüttet und aus dem Orchester ertönten zumeist abstrakte Strukturen, die zwar viele Einzelideen verarbeiteten, aber nie eine nachhaltige, stark wirkende Handschrift oder dramaturgische Linie formten, die dem Text, den Bildern und dem Tanz eine angemessene (aufrüttelnde!) musikalische Übersetzung gegeben hätte. Das ist angesichts eines so wichtigen aktuellen Stoffes ein trauriges Ergebnis, reiht sich aber nahtlos in die Reihe etlicher gescheiterter Versuche mit politischen Sujets auf der Opernbühne ein. Fünf Protagonisten teilten sich in immer neue Rollen auf, die aber viel weniger Theater zugunsten einer tieferen Aussage vertragen hätten. Julia Beyer (Bühne) schuf eine praktikable Wandlösung für den Raum, ihre widersprüchlichen, fehlerbehafteten Kostüme waren ebenfalls gelungen. Innerhalb der schwer zugänglichen theatralisch-musikalischen Denkfabrik wirkte Alessandra Fabbris Choreografie der Tänzer wie ein wohltuender Fremdkörper. In sechs gekachelten Zellen bewiesen Studentinnen der Palucca-Schule, wie man dem Stoff weder durch Wort, Ton oder Handlung sofort gerecht werden kann, wie Enge und Not über 80 Minuten sicht- und fühlbar wird. Es war erstaunlich, dass man angesichts dieses Elementes auf einfache Weise vorgeführt bekam, wie weit entfernt vom Sujet eigentlich die anderen Ebenen der Oper vor sich hin dümpelten. Großen Applaus gab es für die Sänger und Musiker der Aufführung, allen voran für den hell strahlenden, ruhig geführten Tenor von Alexander Schafft in der Hauptrolle des Hong-Suk Park. Maria Meckel, Franziska Neumann, Georg Finger und Matthias Kleinert überzeugten allesamt mit stimmlicher und theatralischer Vielseitigkeit, Barbara Hoene (Schamanin, Mutter) fügte zu Beginn eine eher mystische Ebene in das Werk ein, die aber keine weiteren Auswirkungen für das Werk hatte. Lennart Dohms leitete ein klug positioniertes und versiertes Kammerensemble und hatte keine Mühe, die avancierte Partitur im kleinen Raum auszubalancieren. Trotz aller Bedenken ist ein Besuch unbedingt empfehlenswert, schon allein um eine künstlerische Auseinandersetzung mit einem Thema zu betrachten, das uns alle angeht, aber auch wegen einer überzeugenden Leistung eines fast durchweg studentischen Ensembles.

Vulkan mit Erdverbindung

Julia Fischer im 7. Zykluskonzert der Philharmonie

Sie ist 24 Jahre alt, Professorin an der Musikhochschule Frankfurt und begeistert ihre Zuhörer mit einem enormen Repertoire und mitreißenden Interpretationen: Die Geigerin Julia Fischer ist unglaublich gut. So gut, dass man angesichts der eigentlich notwendigen Superlative Angst bekommt und sich die Augen, nein, die Ohren reibt - gibt es sie wirklich noch, die Instrumentalvirtuosen, die keine Grenzen der Technik kennen und am Rande der Genialität tanzen? Im Kulturpalast durfte man sich beim 7. Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie erneut von Julia Fischers Fertigkeiten überzeugen. Diesmal brachte sie das 1. Violinkonzert von Dmitri Schostakowitsch mit, ein Konzert, in dem neben absoluter Beherrschung des Instrumentes eine enorme Emotionalität gefragt ist. Technische Hürden gibt es für Julia Fischer sowieso nicht, das bewies sie mit ihren furchtlosen Tempi im 2. und 4. Satz, in denen aber keine Nuance unterging. Stark war das Nocturno zu Beginn, in dem sie einen seidigen Klang und eine sehr natürliche Phrasierung ideal zu verbinden wusste. Im Scherzo zeigte sie eine unbändige, vorwärtstreibende Kraft; dieser Tanz auf dem Vulkan hatte aber trotz temperamentvoller Glut stets eine Erdverbindung und wirkte darum um so intensiver. Mit dem Gastdirigenten Yakov Kreizberg am Pult hatte sie einen erfahrenen Partner, der bereits viele CD-Aufnahmen der Geigerin betreute. Er ordnete die rasanten Bläserwirbel der Philharmoniker im Scherzo zum Solopart zu und hielt das Orchester in aufregendem, aber nicht aufgeregtem Spiel. In der Kadenz des Konzertes erzeugte Fischer mit intensivster Klanggebung eine spannungsvolle Stille im Auditorium und steigerte die Kadenz von innigster Empfindung bis hin zu jaulenden Doppelgriffen - damit fasste sie die ganze Emotionswelt des Konzertes in ihrem Solo zusammen. Für diese Darstellung wurde sie vom Dresdner Publikum ausgiebig gefeiert und bedankte sich mit einer unprätentiös gespielten Paganini-Zugabe. In der Pause fragte man sich, ob der Dirigent Yakov Kreizberg dieses Musikerlebnis noch steigern würde - Franz Schuberts "Große" Sinfonie C-Dur stand als sinfonisches Werk auf dem Programm. Doch Kreizbergs Interpretation wurde dem Werk nicht gerecht. Zwar zeigten die Philharmoniker eine souveräne Gesamtleistung, doch die durchweg übertriebene Zeichengebung vom Dirigentenpult verhinderte einen ausbalancierten Klang und beförderte an vielen Stellen lautes, undifferenziertes Spiel. Kreizberg hatte in Gestalt der Sinfonie ein wunderbares Geschenk in den Händen, allein er schüttelte das Paket anstelle es sorgsam auszupacken und die zahlreichen Schönheiten zu entdecken. In den flinken Tempi hätten Themenübergänge und harmonische Entwicklungen mehr Aufmerksamkeit benötigt, die Verdopplung der Holzbläser stand einer differenzierten Interpretation ebenfalls im Wege. Die gute Schostakowitsch-Darstellung bewies, dass Kreizberg mit modernerem Repertoire zu fesseln vermag, sein Schubert jedoch blieb insgesamt blass.

Donnerstag, 10. April 2008

Alle verrückt

Die da:

die auch:

und die erst recht:


21km in ner Stunde weghecheln...echtma...nee... ;)
(Klick vergrößert)

...

Der einzig wahre Realist ist der Visionär.
(Federico Fellini)

Montag, 7. April 2008

Entstehen und Vergehen

Yuri Bashmet interpretiert Giya Kancheli

Eigentlich hätte die Dresdner Frauenkirche bis auf den letzten Platz gefüllt sein müssen. Schließlich gastierte einer der weltbesten Musiker beim Frauenkirchenkonzert der Dresdner Philharmonie: der russische Bratscher Yuri Bashmet. Er inspirierte zahlreiche zeitgenössische Komponisten, darunter Edison Denisov, Alfred Schnittke und Sofia Gubaidulina, zu annähernd 50 neuen Konzertwerken und ist als Kammermusikpartner wie als Dirigent außerordentlich geschätzt. Mit dem georgischen Komponisten Giya Kancheli verbindet Bashmet eine lange Zusammenarbeit, aus der u.a. das Violakonzert "Vom Winde beweint" entstand. "Abii ne viderem" ("Ich wandte mich, um nicht zu sehen") aus dem Jahr 1994 stellt die Solobratsche neben ein kleineres Ensemble - Bashmet rückte das Stück in den Mittelpunkt seines Konzertes. Diese Platzierung wäre auch der einzige mögliche Kritikpunkt eines ansonsten äußerst intensiven Konzertes: nach Kanchelis unglaublich bewegender "Tonfindung" an den Rändern der Stille hätte kein Werk mehr folgen dürfen. Mutig war Bashmets Entscheidung, sowohl den Solopart zu spielen als auch das Ensemble zu leiten - das Ergebnis war ein selbstverantwortliches, aufmerksames Zuhören und Reagieren im Orchester mit größtmöglicher Sorgfalt für die so wichtigen Pulsationen, Pausen und Klangflächen dieses Werkes. Gleich ob sich ein dunkler Akkord in den Vordergrund schob oder brutale Attacken des ganzen Ensembles auf Bashmets zumeist introvertierte Äußerungen antworteten, die Aufführung dieses Werkes war ein packendes Ereignis. Mit zur Schau gestellter Virtuosität hat Kanchelis Werk nichts zu tun, ebenso wenig mit avantgardistischen Kopfexperimenten. Hier wird Musik zu sich selbst zurückgeführt, entsteht, braust auf, befragt sich selbst, vergeht. Diese Erkenntnis gewann, wer Bashmets großen und ruhigen Ton bewunderte - erstaunlich war überdies, wie passend sich ausgerechnet diese Musik im Raum der Kirche entfalten konnte. Die akustische Situation war eingangs im 3. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach schwieriger, Bashmet meisterte aber mit deutlicher Kontrastsetzung und dynamischer Differenzierung die Polyphonie des Werkes. Zudem klang das Werk unter seinen Händen außerordentlich frisch, aber niemals überhastet. Ebenso klug wurde die 44. Sinfonie e-Moll von Joseph Haydn am Ende des Konzertes musiziert, wenngleich man sich von den starken Klängen des Kancheli-Werkes kaum lösen mochte. Den Beinamen "Trauersinfonie" kann man angesichts der Faktur und der Interpretation getrost vergessen, einzig Haydn selbst wünschte sich den langsamen Satz der Sinfonie zu seiner eigenen Trauerfeier. Ausgerechnet dieser steht jedoch in Dur und das ganze Stück vermittelt eigentlich mehr Trost denn Traurigkeit. Die Dresdner Philharmonie spielte hier erneut in kleiner Besetzung hervorragend und folgte Bashmets effizienter Zeichengebung konzentriert. Schade, dass das (touristische) Publikum für die Kancheli-Darbietung nur wenig übrig hatte. Erwünscht wären endlich einmal Dresdner Aufführungen der herausragenden Sinfonien dieses immer noch viel zu wenig gespielten Komponisten.

Captchas

Genau, Captchas sind diese kleinen Bildchen mit verschwommenen Buchstaben, die man als "human verification" beim Einloggen abtippseln darf. Die 10 gruseligsten Captchas sind nun HIER zu bewundern. Viel Spaß
(via René Pönitz)

Donnerstag, 3. April 2008

Traum XX-XXII (Nachtrag)

derzeit nur selten Träume und fast nur Einzelbilder
a) ich fahre im Auto mit M.
b) ich lese einen furchtbar schlimmen Artikel über einen Chor, in dem ein Termin angekündigt ist, an dem "auf dem Friedhof ein Kranz für den Chor niedergelegt werden kann"
c) ich bin in Südafrika in Sun City und schaue mir dort Katakomben an, in welchen die Anlieferung für die Hotels stattfindet und die Personalräume sind. Sozusagen die Wirklichkeit unter der Illusion.

Dienstag, 1. April 2008

Enjoy the depth of the music

Schön, dass es noch Musik gibt, bei der man mal schallend lachen kann. Willkommen beim Elefantenkuhsextett, das heute ein spezielles Ballettprogramm für die Zuhörer erarbeitet hat:

Ich wusste es schon immer...

Pinguine können was ganz tolles!

Kammermusik für großes Orchester

8. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle

Im März noch weilte die Sächsische Staatskapelle Dresden in arabischen Gefilden, nun tankt man in der Semperoper auf und bereitet sich auf die nächste Tournee vor, die das Orchester Anfang April in bedeutende Konzertsäle in ganz Europa führen wird. Dem Publikum wurde daher ein geteiltes 8. Sinfoniekonzert mit dem Tourneeprogramm vorgestellt, zudem erklang nach der Uraufführung im Antrittskonzert von GMD Fabio Luisi das Orchesterwerk "Balancen" von Isabel Mundry erneut im Anrechtskonzert. Für die Komponistin, "Capell-Compositrice" der laufenden Saison, bedeutete die Wiederaufführung die Chance zur Revidierung, mehr noch zur Schärfung der musikalischen Gedanken. Es entstand so eine leicht geänderte Fassung, die einige Momente der Musik länger ausbreitete, andere im Klang oder in der Attacke focussierte. Für das Orchester wiederum, das Mundrys Werk auch auf der Tournee vorstellen wird, bedeutete die Wiederaufführung vor allem auch eine weitere wichtige Annäherung an die Partitur - zu oft verschwindet Neue Musik nach der Uraufführung im Notenarchiv, was für den Aufwand und das Spielergebnis nur zu bedauern ist, wenn die Qualität eines Werkes dem Vergessen eigentlich widerspräche. Mundrys Auftragswerk für die Kapelle ist unbedingt ein "Wiederhör-Stück", bei dem verschiedene Schichten und Atmosphären beim unerbittlichen Fluss der Zeit im Einmalhören kaum oder schemenhaft erschlossen werden. Doch genau das Schemenhafte wird in den "Balancen" zum Thema und die Komponistin verschließt sich vielfältigen Deutungen ihrer Musik nicht. Fabio Luisi formte mit dem in drei Gruppen aufgeteilten Orchester eine vor allem kammermusikalische Klanglandschaft, aus der selten einmal ein Tutti, eine Melodie oder ein zu packender Gegenstand hervorschien. Absichtsvoll kostet Mundry hier die Schatten der Musik aus und diese Intention wurde überzeugend interpretiert. Gleichfalls kammermusikalisch ging es weiter. Angesichts der feinen Melodielinien im "Siegfried-Idyll" wundert man sich ja, dass von Richard Wagner kaum "echte" Kammermusik überliefert ist. Und auch die Nachbarschaft zu Isabel Mundry wurde sinnfällig, denn in dem kleinen Orchesterstück gelangt Wagner vor allem im Mittelteil immer wieder zu Abbrüchen und Neuansätzen, Annäherungen und Distanzen. Luisi nahm sich viel Ruhe für dieses Werk und konnte sich auf die intensive Ausgestaltung der Musiker verlassen. Die Schlichtheit der Tonsprache indes wird von Wagner über eine lange Zeitspanne immer wieder neu ausgebreitet, sodass in heutiger Zeit einem wenig mehr als das Attribut "lieblich" für diese Rarität einfällt.
Eine Konzertsaison in der Semperoper ohne ein Orchesterwerk von Richard Strauss wäre nahezu unvorstellbar, und das Dresdner Publikum freute es, dass wieder einmal die Tondichtung "Ein Heldenleben" auf dem Programm stand. Dennoch war es diesmal eine Aufführung mit einem Novum für die meisten Hörer: der verklärende Originalschluss im Dialog zwischen Horn und Geige erklingt nur selten auf den Konzertbühnen. Fabio Luisi ging die Exposition mit herausbrechender Vitalität an, fand in den prosaischen Abschnitten mit Kai Vogler (Violinsolo) eine enorm entspannte Musizierhaltung und führte das Orchester mit zupackender Hand durch die Lebensschlacht des imaginären Helden. Die Kapelle war klanglich optimal disponiert und konnte selbst in der komplexen Durchführung feine dynamische Abstufungen und melodiösen Vollklang entfalten.
Das Tourneeprogramm wird in den Konzerten am Montag und Dienstag mit weiteren Werken von Paul Hindemith und Gustav Mahler ergänzt.

Montag, 31. März 2008

Feststellung

1 Woche nicht gebloggt.
Wohl zuviel "abroad" geschrieben...
Ebbe im Wörtersee.

Montag, 24. März 2008

Und noch einmal: Was ist das denn?

Oder anders gefragt: Warum stutzte ich als ich dieses Plakat auf einer Münchner Litfasssäule erblickte? Und nein, es hat nichts mit dem "Bruckner"-Schriftzug zu tun, auch nicht mit der Unschärfe meiner Kamera *g*

Freitag, 21. März 2008

Neue CD-Empfehlungen

Meine "HÖREN"-Liste in der Sidebar füllt sich allmählich, ich habe nur noch keine Zeit gefunden, die CDs im einzelnen zu rezensieren. Daher heute zumindest ein paar kurze Sätze dazu: Empfehlenswert sind alle vier aus unterschiedlichen Gründen. Die neue Aufnahme von Yundi Li erscheint übrigens erst am 11.4., ist aber ein absolutes "Must Have" für Klassikfreunde, die mal wieder Klavier mit einem charaktervorllen Geist und richtigen Noten hören wollen anstelle mit Sportgehabe und Überheblichkeit. Prokofievs Konzerte Nr. 1 und 3 werden ja auch gerne heruntergenudelt und finden sich im Repertoire vieler Pianisten. Wer 2 öffentlich spielt und auch aufnimmt, stellt sich einer kraftstrotzenden, hochvirtuosen Partitur, die aus einer anderen Prokofiev-"Liga" zu stammen scheint. Yundi Li stellt sich dieser Aufgabe mit einer Deutlichkeit in Tempo und Anschlag, die zwar fast "zu schön" für das Stück ist, aber rundweg überzeugt, weil er die Ruhe in den Koloraturen vom 1. bis zum 4. Satz auch durchhält. Das hat Konzept und wirkt intelligent. Und obendrein auch noch live...
Hilary Hahns CD ist für mich bereits "Platte des Jahres". Das allein schon wegen ihres Mutes, sich dem Schönberg-Konzert zu nähern, wo doch es doch seit Tibor Varga nicht wirklich eine Aufnahme gab, die auch nur einigermaßen den Ideen Schönbergs näherkam. Hilary packt das Unmögliche: das Konzert gut zu spielen und auch noch eine profilierte, ganz eigene und sinnige Interpretation hinzulegen. Genial. Achja, und hat man Sibelius (welche waghalsige Koppelung!) jemals romantischer, ehrlicher gehört? Es ist glaube ich die erste Aufnahme eines spätromantischen Werkes (von Günter Wands Bruckner-Aufnahmen abgesehen), in welchem ich den Begriff "Pathos" richtig angewendet finde, ohne falsche Klischees, dafür aber mit überströmendem Herzen.
Uff. Zu Janowski und Pepping später mehr. Aber ebenfalls HÖREN!

Mittwoch, 19. März 2008

Was ist das denn?


(Klick vergrößert)

Dienstag, 18. März 2008

Dingens

Nachdem meiner Mitbewohnerin gerade eine genaue Artikelbeschreibung für den Drogerieeinkauf nicht einfiel, erinnerte ich mich daran, dass meine Ma immer unglaubliche Umschreibungen und Abkürzungen für die Teile auf den Einkaufszetteln fand, die sie mir früher schrieb, und ich wusste auch immer was gemeint war. Ein Wort wie Kloreinhängdingsnachf.angeb.zitro wäre hundert pro eine Wortschöpfung von ihr gewesen.
Und so geh ich jetzt einkaufen.

Drei Solokonzerte, freundlicher Ausklang

Matinee des Hochschulsinfonieorchesters in der Semperoper

Im Laufe eines Jahres bestreitet des Hochschulsinfonieorchester der Dresdner Musikhochschule "Carl Maria von Weber" in kleiner und großer Besetzung fast ein halbes Dutzend Konzerte, dazu kommen noch die Orchesteraufgaben in Opernproduktionen der Hochschule. Beachtlich ist immer wieder die Leistung des projektweise neu zusammengestellten Ensembles. Neben gängigem Orchesterrepertoire haben die jungen Musiker auch Begleitaufgaben der Solisten und Uraufführungen zu bewältigen. All dies war auch in der Matinee in der Semperoper am Sonntagvormittag der Fall. Vor Beginn des Konzertes verlieh die Dresdner Stiftung für Kunst und Kultur der Stadtsparkasse Dresden das jährliche Carl-Maria-von-Weber-Stipendium an zwei hervorragende Studierende der Hochschule. Diesmal wurde es der Geigerin Fanny Fräde (Klasse Prof. Ivan Zenaty) und der Sopranistin Anja Zügner (Klasse Prof. Christiane Junghanns) zur Förderung ihrer künstlerischen Entwicklung zuerkannt. Im ersten Stück des Konzertes trat Martin Hecker als Solist in der Uraufführung seines eigenen Klavierkonzertes auf. Es war faszinierend, wie der Kompositionsstudent aus der Klasse von Prof. Jörg Herchet in beiden "Disziplinen" Außergewöhnliches leistete. Das Klavierkonzert konnte mit einer eigenständigen Tonsprache überzeugen, mehr noch: die Konzentration auf einige Grundideen, ein recht kleines, aber farbig behandeltes Orchester und die Kontrastwirkung zwischen den völlig gegensätzlich angelegten beiden Sätzen war sinnfällig. Im 1. Satz herrschte bohrende Wiederholung vor, immer wieder drehte sich das Material um seine eigene Achse, eine "Lösung" gab es nicht. Der folgende langsame Satz spielte dann, erzeugt durch einen vierteltönig verstimmten Disk-Flügel, mit reizvollen Klangkombinationen, schien aber episodischer. Den virtuos-vertrackten Solopart meisterte Hecker ebenso souverän wie das Orchester die neue Partitur mit vielen ungewohnten, extremen Klangverbindungen. Die Matinee hielt zwei weitere Solokonzerte bereit: zunächst das 1. Cellokonzert Es-Dur von Dmitri Schostakowitsch, in welchem der Solist Simon Deffner (Klasse Wolfgang Emanuel Schmidt) eine charaktervolle Interpretation zeigte. In den Ecksätzen bewies Deffner eine gehörige Portion Mut beim Zugriff und in Tempoentscheidungen für manche Passagen. Das ging die meiste Zeit gut, insgesamt wäre eine leichte Temperamentszügelung der Deutlichkeit aber förderlich gewesen. Vor allem im zweiten Satz und der Cadenza gelang Deffner aber ein ruhig strömendes, intensives Spiel. Im Orchester gefiel hier vor allem das Solohorn und die präzise Holzbläsersektion. Nach der Pause beeindruckte dann der chinesische Pianist Bowen Liu (Klasse Prof. Arkadi Zenzipér) mit einer kraftvoll-kontrollierten Darstellung des 1. Klavierkonzertes von Franz Liszt. Er konnte sich sogar im Orchestertutti problemlos behaupten und fand gemeinsam mit Dirigent Ekkehard Klemm frische Tempi, die das Konzert kurzweilig, aber niemals flach erschienen ließen. Homogenes Spiel herrschte auch im Abschlussstück des Konzertes vor: das knackige Finale mit Sergej Prokofjews "Symphonie Classique" ging Klemm munter und nicht gerade mit nobler Zurückhaltung in den Tempi an. Hier konnte er sich aber auf die Fähigkeiten seiner Studenten verlassen, das Orchester formte einen freundlichen, locker musizierten Ausklang.

Montag, 17. März 2008

TV-Tipp: Wallace & Gromit total

Es ist nicht unbedingt ein Karfreitagsprogramm, aber man sollte es dennoch nicht verpassen: Super RTL zeigt am Freitag erst ein Programm unter dem etwas blöden Titel "Das muss kneten", und zwar:
* A Grand Day Out (1989; „Wallace & Gromit - Alles Käse“)
* The Wrong Trousers (1993; „Wallace & Gromit - Die Techno-Hose“)
* A Close Shave (1995; „Wallace & Gromit unter Schafen“)
Danach gibt es noch die Cracking Contraptions, zehn wunderbare Kurzfilme.
Und weil ich bis Freitag eh keine Geduld habe, hier die beste Wallace&Gromit-Szene ever:

Atmosphärisch und mitreißend

Herbert Blomstedt gastierte mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester

Vielleicht war es ein bißchen ein Nach-Hause-Kommen, als Herbert
Blomstedt am Freitagabend die Bühne des Kulturpalastes betrat. Vor rund dreißig Jahren musizierte der weltweit renommierte Dirigent als Chef der Sächsischen Staatskapelle auf dieser Bühne. Nun ist Blomstedt 80 und arbeitet nach weiteren Chef-Stationen in San Francisco, Hamburg und am Leipziger Gewandhaus freischaffend und gastiert seither bei den besten Orchestern der Welt. Von Müdigkeit oder Rückzug ins ruhige Rentnerdasein ist bei diesem Dirigenten rein gar nichts zu vermerken, und seine kraftvolle, ehrliche Musizierfreude teilt sich jedem Zuhörer im Konzert sofort mit. 2007 konzertierte er letztmalig mit der Staatskapelle, am Freitag jedoch stellte er das Gustav-Mahler- Jugendorchester im Konzert in Dresden vor, mit dem Blomstedt sich derzeit auf einer großen Oster-Tournee befindet. Das Konzert fand in Dresden als Vorgeschmack auf die Dresdner Musikfestspiele statt und war nicht ganz ausverkauft, wasnicht nur wegen Blomstedts Gastspiel schade war, denn Jugendorchester bringen zumeist besonders packende Interpretationen mit. Schließlich musizierte dort nicht irgendein Jugendorchester, sondern eines der besten in ganz Europa: das Gustav-Mahler-Jugendorchester, 1986 auf Initiative von Claudio Abbado gegründet, vereint die besten
Musikstudenten europäischer Musikhochschulen. Für diese gilt es
bereits als Auszeichnung, nach einem erfolgreichen Vorspiel ein Projekt in diesem Orchester mitspielen zu dürfen. Die meisten von ihnen werden später Stellen in den großen Orchestern der Welt finden. Treffen sie im Projekt des Jugendorchesters auf einen Dirigenten mit so reichhaltiger Erfahrung und so ausgeprägter Ausstrahlung wie Herbert Blomstedt, dürfte das Erlebnis einer Konzerttournee nachhaltig prägend sein. Blomstedt, der kaum programmatische Grenzen in seinen Programmen kennt, hatte für die jungen Musiker Bruckner und Sibelius ausgewählt; im
weiteren Verlauf der Tournee wird noch das Violinkonzert von Alban Berg hinzukommen. Sibelius' inwendig-dramatischen sinfonischen Abschied der 7. Sinfonie C-Dur, Opus 105 musizierte Blomstedt mit überraschender Nüchternheit, die aber absichtsvoll den melodischen Bereich der Sinfonie unterstützte und zum Glänzen brachte; dies war direkt an der ruhig strömenden Einleitung und dem warm musizierten Posaunen-Thema festzumachen. Geht man die rhythmischen Strukturen der Sinfonie ohne pathetische Handbremse an, erscheint dieses Stück gar nicht mehr nordisch-dunkel, etliche Dur-Passagen strahlten vor allem aus
der Holzbläser-Sektion. Wenngleich diese Interpretation vor allem aus verständlichem Lampenfieber der jungen Musiker nicht perfekt sein konnte und wollte, so war sie vor allem intensiv vom ersten bis zum letzten Ton. Auf Blomstedts inspirierendes und oft lobendes Dirigat konnten sich die Musiker ohnehin verlassen. Die musikalische Intensität hielt in der gewaltigen 5. Sinfonie B-Dur von Anton Bruckner an und brach sich nicht so sehr in den von Blomstedt niemals brutal, sondern organisch musizierten Höhepunkten Bahn, als eher in den kleinen Themenvariationen oder in der subtilen Anlage von Steigerungen. So waren es immer wieder die Satzanfänge und Übergänge, die faszinierten. Ein kleiner Seitenwink an die Geigen, eine schattierende Synkope in den Celli - dort waren die Geheimnisse versteckt, die Blomstedt dieser Partitur entlockte. Zudem war es erstaunlich, was das Orchester atmosphärisch leistete. Die Studenten gingen bis zum Äußersten, dies war auch noch am letzten Pult zu beobachten, sodass ein fast rauschhaft zu nennender Streicherklang entstand. Das Engagement der Musiker hielt mit Blomstedts immer wieder impulsiver, herausfordernder Leitung bis zur Schlussapotheose an, die man wohl selten bohrender und triumphaler gehört hat. Und doch kam die gesamte Sinfonie auf so natürlich freischwingende Weise daher, dass man für das plausible, letztlich schlichte Hörerlebnis dankbar war. Blomstedt und das Orchester wurden mit stehenden Ovationen gefeiert, die emotionale Atmosphäre war im ganzen Saal zu spüren. Es war der Dank für das Klanggeschenk eines großen Dirigenten, der auch heute noch in der Stadt einen außerordentlichen Ruf genießt und viele Erinnerungen hervorruft.

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