Die Bahn hat ja derzeit wieder eine Aktion bei ebay mit Tausenden Tickets. Spannender als die Versteigerungen selbst finde ich den sozialen Spiegel, den ebay wirft. Die Bahn wagte es nämlich, einen Tag nach normal ersteigerbaren Tickets, weitere Tickets zum günstigen SofortKaufen-Preis rauszuhauen, keine Überraschung, wenn man sich im Voraus informieren würde. Tja, und obwohl sehr deutlich auf der Aktionsseite zu lesen ist, dass es "jeden Tag ab 0 Uhr ein neues Angebot" geben wird, fühlen sich die Bieter verarscht: "habe fair geboten, bin unfair durch späteren Sofortpreis (66€) vorgeführt worden", "Der Betrug geht weiter - morgen gibt's dann 8 Tickets für 200 Euro..." heißt es in den negativen Bewertungen zuhauf. Nein, 8 für 200 gibt es morgen nicht, dafür aber Europa zum Ersteigern, ab 1 Euro. Woher ich das weiß? Ich kann lesen ;)
Aber Vorsicht, auch DA gibt es einen Tag später die Sofortkaufvariante. Kein Thema, wenn man lesen kann, woraus die Aktion besteht. Aber sich blind irgendwelche Tickets ersteigern, die es selbst am Schalter ohne Bahncard billiger gibt, macht den Doofen ja offensichtlich mehr Spaß. Wer bietet und kauft, trifft Entscheidungen, und zwar eigenverantwortlich. Geärgert hätte ich mich natürlich auch wegen eines teuer ersteigerten Tickets. Aber nur über meine eigene Dummheit. Die Marketing-Abteilung der Bahn wird sich ins Fäustchen lachen, eine bessere Analyse der Kundenstrukturen hätten sie sich nicht wünschen können. Und ebay freut sich über Gebühren zuhauf. Und wir fahren Bahn, bis wir nicht mehr können oder der ICE auf der Hohenzollernbrücke einen Fotostopp einlegt.
Ökonomisch erklären kann man die Aktion übrigens auch. Was also am ersten Tag passierte, war lediglich die "Abdeckung von Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft". Schön ausgedrückt *g*
twoday geht wieder? Gut, hier ist der angestaute Wortstapel vom Wochenende. Zum Sortieren bin ich leider nicht mehr gekommen. Verzeihung.
Übermütig mit dem tröstlichen Gedanken zu verdrängen, dass der Abend als durchweg gelungen zu bezeichnen ist. explosive Mischung: fehlende Sensibilität trifft Fanatismus. Warum hat eigentlich niemand daran gedacht, dass solche Aktionen Öl ins Feuer bedeuten, wo die östliche Welt sowieso bei westlichen "Fehlentwicklungen" aufschreit (wer die islamische Welt allerdings in Unruhe versetzt hat, brauche Kaum jemand kennt den Film, den ich aus zeitlichen Gründen nicht schaffe, zu Ende lesen, der gerade auffe Friedrich-Engels-Allee in Wuppertal mit Peter Gülke dirigierte die Hochschulmatinee in der "sérénade noire" - oder bei den meisten Werken in die Konzertprogramme einzubeziehen in den Schönberg-Werken, wo Präzision und dynamische Balance war nicht fußgeknüpft sondern fußgeklöppelt. Diese alte sächsische Vier Jahre nach der Einführung von Pfandregelungen in Supermärkten hat sich der Kerl pumpsatt gefressen, Zum Nachtisch, was ich da entdeckt habe...(Klicken vergrößert) und damit in gut abgestufter Registrierung fast tröstlichen Ausdruck erhielt, bestand Nr.14 aus dem Zyklus "The Viola in my life", die dennoch in kleinen Wellen immer wieder überrascht, wieviele junge begabte Musiker es gibt und wie Ravel und Igor Strawinsky stand auf dem ein Lauftext erscheint: "15 Studenten vergiftet, sofort kommen" ...ist die Generalprobe für Claudio Monteverdis "Marienvesper" unseres Chores in der Kadenz zu "Casta Diva", bei der Delfin-Geschichte stutze ich doch gediegene Handyqualität. Deswegen hab ich mich provoziert, mehr noch vielleicht die Musiker, die beiden Ingenieure noch irgendwas Schlimmes tun, z.B.
drücken Sie sich doch bitte beim nächsten Mal gefälligst verständlich und deutlich aus, damit ich vorm Löschen auch beim Lesen was zu Lachen habe. Es ist einfach reichlich unkreativ, einen solchen Buchstabenkatarrh in mein Mailfach zu husten:
Sommer-Open-Air der Dresdner Philharmonie am Elbufer
Mit Pauken und Trompeten verabschiedete sich die Dresdner Philharmonie am Sonntag bei den Filmnächten am Dresdner Elbufer in die wohlverdiente Sommerpause. Nicht ohne den Dresdnern noch ein mit klassischen Schmankerln gefülltes Konzert in voller Orchesterbesetzung zu schenken. Nunja, ganz geschenkt war es nicht und vielleicht trug der nicht ganz billige Eintrittspreis auch eine Mitschuld, dass es im Filmnächte-Areal viele leere Reihen gab. Manch treuer Abonnent wird wohl schlicht bereits im ebenfalls verdienten Urlaub gewesen sein. Im Vergleich zu anderen Sommer-Open-Airs muss sich diese Veranstaltung noch ein bißchen mausern: die Einladung zum Picknicken musste angesichts von Plastikstühlen auf Asphalt verpuffen, vereinzelt ließ man es sich im Rund aber dann doch mit Sekt und Schnittchen gutgehen. Für die Musiker war das Open-Air eine besondere Herausforderung. Auf der Bühne hören die Musiker aus akustischen Gründen von den Mitspielern so gut wie nichts und müssen bei ihrem Spiel auf die Tonanlage vertrauen, die es richten wird und den nachhalllosen Klang namens "Orchester" erst zusammenbaut. Das gelang gut, wenngleich die dynamische Bandbreite keinen Vergleich zu dem Konzert am Vortag zuließ, bei dem die "Söhne Mannheims" auch noch am Rosengarten zu hören waren. Dabei hatte das von Deutschlandradio-Kultur- Moderator Holger Hettinger verbal betreute sommerliche Programm reichlich fortissimo und Schmiss zu bieten und man staunte, wie präzise die Philharmoniker auf der mehr und mehr von einem Insektenorchester bevölkerten Bühne agierten. Immer wieder gerne äußere ich die Kritik, dass konzeptlose Lichtregie angesichts anspruchsvoller Musik bei solchen Konzerten durchaus eingespart werden kann, wenn sich das kreative Ergebnis auf "blaue Lampe" und "gelbe Lampe" reduziert. Doch die Gesetze eines Open-Airs erfordern auch Trockeneis und wabernde Geometrie am Bühnenhintergrund, dazu die obligate Jackett-Entfernung des Dirigenten im zweiten Teil. Dass derlei Aufbrechen der Kleiderordnung nur wenige Konsequenzen im musikalischen Bereich nach sich zog war etwas schade - der Gastdirigent Dmitri Jurowski glänzte nicht gerade durch eine temperamentvolle Interpretation der auf dem Pult liegenden Partituren. Die Maskerade-Suite von Chatschaturjan und die Cinderella-Suite von Prokofieff dirigierte er reichlich emotionslos durch, etwas knackiger kam die Suite aus der Filmmusik zu "Die Hornisse" (Nomen est omen - doch hoffentlich waren es nur harmlose Fliegenschwärme im Scheinwerferdunst der Bühne) von Dmitri Schostakowitsch daher. Regelrechte "Sicherheitsfassungen" amerikanischer Orchesterschlager gab es nach der Pause - die "Candide"-Ouvertüre verträgt ebenso etliche Striche mehr auf dem Metronom wie Gershwins bekannte Ouvertüre zu "Girl Crazy". Die erste Tanzepisode aus Bernsteins "On the town" war angesichts von Jurowskis steifem, kaum differenzierenden Dirigat kaum mehr wiederzuerkennen, Tänzeleien auf dem Podium lenkten da nur von der schwachen Leistung des Dirigenten ab. Zu bestaunen war allerdings, wie die Philharmoniker sich auch ohne viel Zuwendung von vorne durch die Partituren arbeiteten und von russischer Bläserschwere bis zu schwereleichtem Bernstein-Jazz jede Stilistik professionell und klangstark in Angriff nahmen. Besonders in ruhigen Sätzen der Suiten brillierten die Musiker, die beiden Violin- und Cellosoli waren empfunden interpretiert. Die amerikanische Sopranistin Leah Partridge interpretierte lediglich zwei kurze, aber wohlbekannte Broadway-Songs. Ihr "Summertime" und vor allem das auch rhythmisch unsichere "Glitter and be gay" mit einer unruhig geführten, in Mittellagen selten einmal weich timbrierten Stimme konnte jedoch nicht überzeugen. Am Ende gab es großen Applaus für die sommerabendliche Sinfonik, mit zwei Zugaben entließen die Philharmoniker die Zuhörer in die Nacht. Ärgerlich und zudem für die Besucher gefährliche Ausmaße annehmend ist die Tatsache, dass die Stadt und die Filmnächte- Veranstalter weiterhin nichts unternehmen, um Autos vom Elberadweg zu verbannen. Sowohl Orchestermusiker als auch Publikum parkten in großer Zahl unter der Carolabrücke und es kam auf dem unbeleuchteten Weg zur Ausfahrt an der Albertbrücke zu einigen gefährlichen Situationen, da sich kaum ein Fahrzeug um angepasste Geschwindigkeit scherte und unter der Brücke auch noch ein LKW im Fußgängerverkehr rangierte. Rings um die Ministerien sind abends hunderte kostenfreie Parkplätze vorhanden, ist es so schwer, sich einmal 100m zu Fuß zu seinem Auto zu bewegen?
(nachgetragen)
Ich träume von einer Robinie, einem Gewächs, von dem ich real keinerlei Ahnung hatte, wie es aussieht, entspricht aber exakt dem Bild... An deren Stamm in der Erde ist ein Deckel, den ich öffne. Eine junge Frau schaut mir zu und bestätigt mich in meinen Handlungen, sie nickt. Unter dem Deckel ist in der Erde eine Art Grube, die mit Wasser gefüllt ist und einige Wasserhähne schauen heraus, die ich zudrehe. Das Wasser läuft irgendwo nach unten hin ab, ich lege persönliche Gegenstände einer mir nahestehenden Person in diese "Höhle" und verschließe den Deckel wieder. Ich wohne bei der Frau, es ist das Haus mit mehreren Etagen, in deren Mitte jeweils die Treppe nach oben verläuft (ähnlich wie in einem Kaufhaus), die Flure sind groß und wohnzimmerartig, die Zimmer außen herum. Das Haus kam bereits in mehreren Träumen vor, ich war aber noch nie dort. Zähneputzen auf dem Flur, dort hängt ein Waschbecken...
(Quelle: englische Wikipedia )
Manche Nachrichten sind berührender, weil sie eine persönliche Erinnerung wachrufen, so heute bei der Meldung, dass der historische Grand Pier in Weston-Super-Mare durch eine Feuersbrunst komplett zerstört wurde (Video bei der BBC). Weston, am Bristol Channel westlich von Bristol und Bath gelegen (die Cheddar Caves sind nicht weit, weshalb ich noch heute den Käse sehr gerne esse...vermutlich stammt auch daher meine Affinität zu Wallace&Gromit), war die erste britische Stadt, die ich besuchte, damals als Gymnasialstöpsel im vierwöchigen Sommersprachkurs. Und irgendwie hat sich das eingebrannt, diese leicht verschlafene, von vergangenem Kurbadflair angestaubte Seestadt mit herrlicher Natur im Umland und billigen Vaughan-Williams-Platten in Secondhand-Läden der Seitenstraßen. Der Grand Pier war schon damals eine Vergnügungshölle, die Bürger mochten das Ding nicht, die Touristen um so mehr. Verwundert war ich, dass dort sogar Kinder an den einarmigen Banditen standen und ihr Taschengeld verspielten. Ok, zwei Pfund habe ich vielleicht auch dort gelassen, aber dann ging mir die Klingelei auch auf den Wecker. Der Grand Pier soll übrigens wieder aufgebaut werden.
Il Fondamento unter Paul Dombrecht gastierten in der Frauenkirche
Ausschließlich Werke des Barock-Komponisten Jan Dismas Zelenka standen auf dem Programm des Frauenkirchen-Konzertes vom Sonnabend. Man mag es auf die hohen Preise oder das gute Wetter schieben: das Gastspiel eines der renommiertesten Alte-Musik-Ensembles Europas, Il Fondamento aus Brüssel, war äußerst schlecht besucht. Das war insofern schade, da die Spezialisten aus Belgien ein spannendes Programm mitgebracht hatten, das keineswegs in barocker Opulenz langatmig wurde. Dafür sorgen allein schon die heute immer noch zu entdeckenden Kompositionen von Jan Dismas Zelenka. Der Kontrabassist der Dresdner Hofkapelle gelangte zwischen den Kapellmeistern Johann David Heinichen und Johann Adolf Hasse eher als emsiger Notenarbeiter denn als berühmter Compositeur zu Ruhm. Sehr zu Unrecht, wie man heute weiß, und wie das Konzert in gleich dreifacher Weise bewies. Denn Zelenka entwickelte neue Formen der katholischen Kirchenmusik; was damals sicherlich modernistisch anmutete, fasziniert heute aufgrund seiner klaren formalen Sprache: Was liegt näher, als einen Miserere-Text als große Litanei über den immer gleichen Bass-Vers "Miserere mei Deus" anzulegen? Oder ein "De Profundis" ("Aus der Tiefe") mit drei Solo-Bässen beginnen zu lassen? Oder den Solobass quasi als Moderator durch die Requiem-Sequenz zu führen? Kurzweiliger und faszinierender kann Barockmusik kaum sein, noch dazu staunt man über rasant kurze Accompagnati und Chorsätze, die die textliche Aussage in der notwendigen Schärfe auf den Punkt bringen. Eine solche Musik braucht indes Kenner für die Ausschöpfung der zahlreichen Besonderheiten der Partituren. Kundig und gut vorbereitet spielte das Orchester "Il Fondamento" aus Brüssel unter der Leitung von Paul Dombrecht, der dem Klang zu idealer Verschmelzung verhalf, lediglich die Posaunen waren im Requiem nur schwach zu bemerken. Die Aufführung der drei geistlichen Werke war nicht immer perfekt (das wäre für die temperamentvolle Musik auch ein eher schlechtes Zeichen), aber sie war von einer respektvollen Grundhaltung gekennzeichnet, die den weichen Schönklang der alten Instrumente hervorrief. Nicht ganz zufrieden konnte man mit dem flämischen Rundfunkchor sein, der in 17köpfiger Besetzungsstärke angetreten war, was dann für manche durch Zelenkas atemberaubende Harmonik ausgelöste Dramatik dann doch manchmal zu dünn, in den Bässen auch zu hart klang. Die Textflut des Miserere wurde von Dombrecht nicht immer differenziert genug bearbeitet, in allen drei Werken fehlte öfters eine genaue dynamische Zuordnung vor allem in Entwicklungen. Die plötzlichen a-cappella-Passagen im Requiem gelangen hingegen großartig. Ein internationales Solistenquartett bereicherte die Aufführung - vor allem die Sopranistin Miriam Allen und der Bass André Morsch konnten mit einer sehr ansprechenden, sauberen Interpretation ihrer Solopartien überzeugen. Der Altus Clint van der Linde bot ebenso eine solide Leistung, Robert Getchells blasse Tenorstimme konnte mit der Qualität dieser Aufführung allerdings nicht mithalten. Insgesamt war dies ein vielfältig interessantes Konzert, bei der in der schwierigen Frauenkirchen-Akustik viel Engagement für Zelenkas spannende Musik gezeigt wurde.
Muss der Naidoo seine mobile Lebensberatung zur Klampfe jetzt auch noch nach Dresden schaffen? Und dann stellen auch noch unschlüssige Ratsuchende und Weltverlierer die ganze Carolabrücke zu und reagieren auf meine Fahrradklingel nur mit sentimental-phrenetischem Blickwahn (wahrscheinlich ein gefährlicher Drittelmix: 33% bedrogt, 33% scheißtexte, 33% entsetzliche Musik). Soll der doch seine Praxis in Mannheim aufmachen...
Er ist ein toller Pianist, der Ire Barry Douglas. Vor einiger Zeit beeindruckte er in Dresden mit allen drei Bartok-Konzerten an einem Abend (Leitung Janowski). Jetzt ist endlich mal wieder eine Platte erschienen, zwei Klavierkonzerte von Rachmaninov, die bereits 1993 in Russland aufgenommen wurden, aber nicht erscheinen durften. Die CD ist ein schönes Dokument seiner "wilden" Zeit, Douglas gastierte oft in Russland und studierte sogar eine Zeitlang Russisch. Später gründete er die "Camerata Ireland" und nahm nicht mehr jedes Konzertangebot an, um so erfreuter ist man heute, wenn man ihn ab und an im Radio hört oder von ihm liest. Einziges Manko dieser guten CD, die ich von der Anlage der Werke her absolut empfehlen würde, ist der Blechbüchsenklang des Staatlichen Russischen Sinfonieorchesters unter Jewgeni Swetlanow. Ich glaube nicht, dass der "Retroklang" die CD nicht gerade zu einem Verkaufsschlager macht, eher zu einem Geheimtipp.
Ich wüßte ja viele schöne Aktivitäten, aber "zujubeln" wäre das letzte, was mir angesichts eines Besuches dieses Herrn in Deutschland einfallen würde. Vielleicht sollte ihn der Papst gleich heilig sprechen, damit dazugehörige selbstgebastelte Schein besser zur Geltung kommt. Aber wie ich die Amis kenne, werden sie ohnehin noch in Rom auf den Knien rutschen (zur Hauptsendezeit, versteht sich).
Christoph Eschenbach und der Rundfunkchor Berlin zu Gast bei der Philharmonie
Die Konzertsaison der Dresdner Philharmonie ist bald beendet, vor der verdienten Sommerpause wird noch ein Konzert mit Filmmusik anstehen. Der "Artist in Residence" Christoph Eschenbach beehrte die Philharmoniker am vergangenen Sonnabend noch einmal. Für das Sonderkonzert in der Frauenkirche hatte der Dirigent adäquate geistliche Werke ausgewählt und dabei den reizvollen Kontrast zwischen Barock und Romantik sowie protestantisch und katholisch geprägten Kompositionen gesucht. Doch der ökumenische Gedanke liegt wohl in der gespielten Note selbst, die, erklingt sie einmal, kaum mehr Postulat einer Kirche, sondern Ausdruck von lebendigem Glauben ist. Die akustische Crux in der Frauenkirche spielte allerdings auch in diesem Konzert eine Rolle. Trotz großer spielerischer Anstrengung war im eingangs erklingenden Magnificat D-Dur von Johann Sebastian Bach das Klangvolumen der Streicher oft zu dick - die "Wolke" über dem Altarraum entsteht schneller als es einem lieb ist. Eine kleinere Streicherbesetzung hätte mehr Differenzierung gebracht und wäre keineswegs zu schwach gewesen anlässlich des 60köpfigen Chores, der flexibel genug war, um zu feinstem Piano zu verschmelzen. Christoph Eschenbach kam es im Magnificat auf eine flüssige, schnörkellose Darstellung der kompakten Aussage des Werkes an. In Sachsen ist man eher Aufführungen in der Adventszeit gewohnt, aber Bach selbst sah ja eine "weihnachtsbereinigte" Fassung dieser Lobpreiskantate vor. Schon hier fiel der Rundfunkchor Berlin mit überzeugender Ton- und Textgestaltung sehr angenehm auf. Ein Solistenquintett mit Rinat Shaham, Annette Jahns, Tim Severloh, Pavol Breslik und Hanno Müller-Brachmann hatte die kleinen aber feinen Aufgaben der Arien zu übernehmen, jedoch konnten nur die Damen mit ansprechender Interpretation überzeugen. Bresliks recht dünne Tenorstimme, Müller-Brachmanns seltsam zerhackter Legato-Gesang und der nicht immer sensibel geführte Altus von Tim Severloh gefielen weniger. Das wäre bei einem großen Oratorium mit vielen Arien zu verschmerzen gewesen, nicht aber bei diesem kurzen und beliebten Werk.
Das Orchester nahm Eschenbachs Hinweise im Magnificat gut auf und zeigte in den Instrumentalsoli der Arien und im Continuo makellos schönes Spiel. Im weiteren Konzertablauf wandelte sich der Charakter des philharmonischen Konzertes in ein erstklassiges Chorkonzert, was schlicht daran lag, dass in der 2. Messe e-Moll von Anton Bruckner die Bläser eine eher hintergründige, wenngleich wichtige Ebene einnehmen. Die Philharmoniker übernahmen diesen Part souverän und fügten sich in die Dynamik des Chores gut ein. Der schwedische Chordirgent Stefan Parkman hatte den Rundfunkchor Berlin optimal auf das Konzert vorbereitet. In den beiden in der Mitte des Konzerts platzierten Motetten "Ave Maria" von Bruckner und "Ave verum" von Mozart entfaltete sich der Klang ruhig und intensivst im Kirchenraum. Eschenbachs Zugang zur Bruckner-Messe war gleichsam von zupackender Kraft wie von sanfter Gelassenheit gekennzeichnet. Die meisten Tempi - bis auf das natürlich fließende und so auch schlüssig musizierte "Sanctus" - waren eher langsam angesetzt, doch Eschenbach definierte mit dem Chor den harmonischen Verlauf sehr genau, so dass Steigerungen zielgerichtet in starke Eruptionen mündeten, bei welchen man über die selbst im fortissimo weich strömende Klanggewalt des Chores staunte. Im von Eschenbach gut ausgeformten Dur-Moll-Wechsel des "Agnus Dei" fand die Messe einen demütigen Ausklang. Stetige Sauberkeit und eine gute Klangabstimmung der einzelnen Stimmgruppen setzte sich auch nach den Kraftanstrengungen der vorherigen Sätze hier wie selbstverständlich fort. Begeisterter Applaus war die Folge dieses außergewöhnlichen, emotional berührenden Konzertes.
keine Ahnung, ob es Damenbesuch war, jedenfalls fand ichs hochinteressant. Nachdem verschiedene Lichtquellen im Zimmer inspiziert wurden, hat sich Herr/Frau Hornisse für eine Grünpflanze entschieden und hockte dort etwa zwei Stunden. Genug Zeit für intensive Betrachtung und die erstaunte Feststellung, dass Insekten einer solchen Größe (da man sie mit dem bloßen Auge sehr gut beobachten kann) sehr wohl beeindruckend sind.
Das Darmstadt-Blog, eine musikhistorische Großtat sondergleichen, ist vorerst geschlossen. Auf die Entwicklung von Blog-Diskursen innerhalb des Themas Neue Musik (schon fast fossiliare Versuche, Musik im Netz zu diskutieren finden sich ja in der Forenherrlichkeit vondieser oder auch jener Seite) freue ich mich sehr und werde mir dazu auch einige Gedanken machen.
Noch zwei Anmerkungen:
die Komposition, die Rihm auf diesem Bild vorgelegt wurde, war nicht fußgeknüpft sondern fußgeklöppelt. Diese alte sächsische Tradition wurde zur wirtschaftlichen Belebung der osterzgebirgischen Weihnachtsmärkte erstmals 1817 in Sri Lanka eingeführt, just zu der Zeit also, wo Berlioz im jamaikanischen Schwimmnationalteam Karriere machte (Link=Beleg). Solche Feinheiten wirken sich auf die Arbeit der nächsten Generationen aus. Wenn wir schon nicht sauber argumentieren, wie soll 2089 erst ein Musikwissenschaftler die Arbeiten der unzähligen Rihm-Schüler (neu: jetzt auch als Wiki-Kat) analysieren?
und zweitens: nicht nur Lücker klagt über Nichtaufführungen, ich habe hier auch noch einen Beitrag eines russischen Komponistenkollektivs, die ebenfalls mehrfach vergeblich bei Solf Schäfer Werke eingereicht haben. Ich bitte um freundliche Beachtung.
Gleich (20.03-23.00) auf Deutschlandradio Kultur (Stream rechts unten): Georg Friedrich Händel: Saul - aufgenommen am 6.7. in der St. Georgenkirche Schwarzenberg.
Mit:
Susanna Pütters, Sopran
Ditte Anderson, Sopran Tim Mead, Altus Maximilian Schmitt, Tenor Yorck-Felix Speer, Bass Dresdner Kammerchor
Dresdner Barockorchester
Ltg.: Hans-Christoph Rademann
(Partitur live mitlesen HIER (pdf, vorsicht groß))
Mozart, Weber und Schubert eng beieinander
Sommerkonzert des Kammerorchesters Heidenau
Das Land Sachsen weist im Bereich sogenannter Liebhaberorchester eine erfreulich hohe Dichte auf: wenn der Sachse nicht gerade singt, spielt er (mindestens) ein Instrument, und dies gerne mit anderen gemeinsam. Der Anspruch der Ensembles ist oft hoch - ist die Möglichkeit vorhanden, holt man sich "Profis" ins Orchester oder ans Dirigentenpult. Die Konzertergebnisse lassen oft staunen, mit welch großem Engagement die Musiker kundig zu Werke gehen. So auch im Sommerkonzert des traditionsreichen Kammerorchesters Heidenau, das im Kulturrathaus Dresden stattfand. Auf dem Programm standen Werke von Mozart, Schubert und Weber. Die stilistischen Berührungspunkte dieser Komponisten sind vielfältig und kamen bei der Auswahl der Werke gut zur Geltung. Das Kammerorchester Heidenau wurde für dieses Konzert vom Ensemble "Saitenlos" in den Bläsern und vom Collegium Instrumentale Pirna in den Streichern verstärkt, auf diese Weise konnte Dirigent Matthias Herbig mit einem kompletten Sinfonieorchester arbeiten und sich so für größerere Literatur entscheiden, als sie das Orchester normalerweise spielt. Schwungvoll ging es gleich zu Beginn mit der "Haffner"-Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart los. Hier konnte man sogleich über die Konzentration, aber auch die Fähigkeiten der Musiker aus immerhin drei Ensembles staunen, die ein Orchester bildeten, das keinerlei Individualisten heraushören ließ - Herbig setzte sowohl auf akkurates ausgehörtes Spiel als auch auf lockeres Musizieren. Diese gleich bei Mozart erreichte Balance ließ eine reife Interpretation entstehen. Ebenso aufmerksam agierten die Musiker in Carl Maria von Webers Fagottkonzert, in welchem das Orchester nur selten im Vordergrund steht, es ist ein typisches Virtuosenkonzert. Spielwitz und Melodiensegen sorgen dennoch für ein abwechslungsreiches Hörerlebnis; in der nicht eben zahlreichen Konzertliteratur für das Fagott ist dieses Konzert wohl eines der farbigsten Beispiele. Die Dresdner Solistin Annette Falk sorgte mit einer absolut brillanten Interpretation für einen Hörgenuss: die warme, nuanciert ausgeformte Tiefe ihres Instrumentes changierte mit achtsam behandelten Tönen der oberen Lagen. Die makellosen Läufe über die ganze Bandbreite des Instrumentes und vor allem die Fähigkeit der Solistin, nur scheinbar "harmlose" Modulationen oder Liegetöne spannend zu gestalten, überzeugten hier vollkommen. Dazu legte Falk in den Ecksätzen ein ordentliches Tempo vor, das aber mit rhythmischer Exaktheit unterlegt wurde und so durchweg überzeugte. Abschließend erklang die 5. Sinfonie von Franz Schubert, ein komplett in Tönen ausgedrücktes Winken hinüber zum großen Vorbild Mozart. Hier ließ an manchen Stellen ein wenig die Kraft der Differenzierung nach, doch im Vordergrund stand die von Herbig und dem Orchester sorgfältig vorbereitete Interpretation, das wurde immer wieder in der homogenen Phrasierung und in gut angelegten Formabschnitten deutlich. Das Sommerkonzert des Kammerorchesters Heidenau fand begeisterten Applaus und wird am 24. Juli um 19 Uhr in der Marienkirche Pirna wiederholt.
Beim Don findet sich ein sehr interessanter Artikel zur Situation der Printmedien bzw. der regionalen und überregionalen Informationsblätter. Einige der Beobachtungen kann ich sehr gut nachvollziehen, andere (auch in den Kommentaren) gehen mir zu sehr ins Persönliche. Klar, der eine will den Sport, der nächste Bilder gucken und der dritte in möglichst 20 Minuten alles "Relevante" erfassen. Ich denke, die Verschiebung der Profile in den Printmedien (die ja auch vom Web beeinflusst wird) ist eine dynamische Sache. Übereinstimmen würde ich allerdings mit der Beobachtung, dass wohl nur die "Reichen" unter den Verlagen übrig bleiben werden, der Rest spart sich ja schon jetzt kaputt. Also MALL statt Tante-Emma-Laden. Und wer nicht bei den Großen lesen mag, springt aufs Web über, hier verschieben sich ohnehin stetig die Leser und ich nehme an, dies wird mit künftigen Generationen zunehmen.
Für Fabio Luisi geht dieser Tage die erste Saison als Generalmusikdirektor zu Ende. Mit der Sächsischen Staatskapelle zeigte er in den sechs von ihm dirigierten Konzerten seine klare musikalische Visitenkarte: Frische Kraft wird in der Tradition gesucht, und ein wesentlicher Focus zeigt nicht nur durch die Einrichtung des "Capell-Compositeurs" in die Gegenwart. Die richtige Balance beider Schwerpunkte kann langfristig zur gegenseitigen Befruchtung führen und verhilft Orchester wie Publikum zu neuen, wertvollen Impulsen. Nicht zuletzt aufgrund aktueller CD-Produktionen standen in dieser Saison Orchesterwerke von Richard Strauss im Mittelpunkt von Luisis Konzerten, ob dies immer der Wirkung der Stücke der Capell-Compositrice Isabel Mundry zugute kam, mag man in Frage stellen. Im 12. Sinfoniekonzert war aufgrund der Thematik der Kompositionen und natürlich auch der Herkunft des Dirigenten ein südländisches Dach über die Musik gespannt: eine "deutsche Italianità" mit doppeltem Quergruß nach Spanien. Strauss' Tondichtung "Don Juan" ist längst zum Bravourstück guter Orchester geworden, in Dresden atmet sie nahezu den Hauch einer Erkennungshymne, denn auf wundersame Weise stellt sich hier der selbst im forte stets samtige Kapellklang regelmäßig wie von selbst ein. So konnte sich Luisi mit wenigen Gesten auf Tempovorschub und Ausbalancierung begnügen. Die Homogenität des Orchesters war so ausgezeichnet, dass harmonische Entwicklungen auch in rasanten Passagen immer plastisch hervortraten. Isabel Mundry steuerte ein "Nocturno" bei, das in ungewöhnlicher Aufstellung des Orchesters reizvolle Klangnuancen innerhalb wahrlich "nächtlicher" Thematik bot. Immer wieder beißt sich da das große Hauptensemble in beharrlichen Klangflächen fest, während später ein kleines Soloensemble in zarter Zerbrechlichkeit seine Stimme erhebt - die Finsternis vertreibt es indes nicht. Wenngleich in avancierter Sprache komponiert, war in diesem Fall die Nähe zu Strauss frappierend, denn dessen Vorliebe zur solistischen Äußerung und der Auffächerung des Streicherklangs in den Tondichtungen war zumindest eine klare klangliche Parallele. Mit der auf den Punkt gebrachten Dramaturgie des "Don Juan" ist die ein Jahr zuvor entstandene und heutzutage selten zu hörende Orchesterfantasie "Aus Italien" von Richard Strauss nicht zu vergleichen. Dennoch bietet das Stück bereits eine reiche Palette an vor allem pastellenen Orchesterfarben an, die Strauss hier eher mit ruhig-gelassenem Zeitempfinden ausprobierte und Luisi ebenfalls mit Sinn für einen weichen Musikfluss nachempfand. Brahms und Berlioz grüßen im 2. und 4. Satz mehrfach aus der Partitur und ein wenig Humor sollte nach Strauss eigenen Worten der Zuhörer schon mitbringen, um die italienischen Eindrücke recht zu verarbeiten. Den Spass empfand man auch beim Zuhören, denn angesichts der transparenten Musizierweise Luisis waren die zahlreichen fast impressionistischen Bilder (etwa im 3. Satz) gut "ausgemalt"; zudem war im ganzen Orchester eine spannungsvolle Piano-Kultur zu beobachten, die dem Werk unbedingt entgegen kommt. Die in urdeutsche Kontrapunktik getauchte neapolitanische Volksweise des 4. Satzes verkommt bei Luisi dann gottlob nicht zur Touristensatire, sondern wirkt differenziert und ernstgenommen. So macht Strauss Spaß.
Als ich neulich in der WAZ in der Ecke "Rezepte von Lesern" las, fiel mir fast das Frühstücksbrötchen aus der Hand - was ich da unter dem Stichwort "Pfundstopf" zu lesen bekam, verdarb mir etwas den Appetit. Ich wiederhole einfach nur mal die Zutaten: je 500g (!!) Rindergulasch, Schweinegulasch, Mettwurst, Rindergehacktes, durchwachsener Speck, Tomaten aus der Dose (jaha!), 3 Zwiebeln, Knoblauchzehen nach Geschmack (ich nehme an, mindestens 10), 2 Flaschen Chili-Soße (würg), 2 Flaschen Schaschlik-Sauce (brech), 1 Liter Sahne (och, den trink ich dann nebenbei) und 4 Dosen Kidneybohnen (für den ultimativen Puup).
Nee, nech?
Achso: die Leserin empfiehlt Baguettebrot oder Nudeln dazu. Ist ja auch sonst zu "light".
Wahrscheinlich werde ich jetzt zig Kommentare von den massigen Hausfrauen bekommen, die wohl auch für die 64000 Google-Treffer für dieses Gericht verantwortlich sind. Bitte verschont mich.
Ich mach mir erstmal ne Tasse Fett heiß. Bis später.
Nun haben auch die Darmstädter Ferienkurse davon Wind bekommen, dass es ein sogenanntes "Internet" gibt, in dem sich möglicherweise Neue-Musik-Interessierte tummeln k-ö-n-n-t-e-n. Da man musikästhetisch mit einem Computer noch mehr anrichten kann als durch Bedienung von Copy&Paste innerhalb von Notenschreibprogrammen, richtete die NMZ prompt ein Blog ein, wo der rasende Komponist Reporter Arno Lücker fortan live aus dem Kochtopf der Avantgarde berichtet. Die Berichte sind möglicherweise für einen Außenstehenden etwas erschreckend, für die Leute vom Fach entweder Schenkelklopfer oder Seufzerreger, in einem Atemzug natürlich. Hier im Osten wird man eher abwinken: Darmstadt? Wo liegt das denn? Ach, drüben.
p.s. gleich ein erster Kritikpunkt: ein Blog kann nur "leben", wenn es ordentlich vernetzt und verlinkt wird. Nicht einmal eine Trackback-Funktion bietet das Blog an. Die linklosen Texttapeten dort werden so vor allem eines nicht erzeugen: Kommentare, Kommunikation. Genau DAS scheint mir aber das Wichtigste an einem solchen thematisch gebundenen Blog zu sein. Sonst liefert sich das Blog gleich selbst ans Messer: Neue Musik? Nur für Eingeweihte bitte. Nein danke.