Freitag, 14. Juni 2013

Ach, Ringlein...

Meine Espressokanne ist kaputt. Mal wieder der kleine Dichtungsring der nach geschätzt 300000 Tassen seine Arbeit verweigert (wohl nicht ganz dicht, der Kleine). Also kaufe ich einen Dichtungsring. Und der Blogeintrag wäre zu Ende.
Hier aber fing das Abenteuer an. Ich schicke voraus, dass ich natürlich den Dichtungsring bei einschlägigen Internetanbietern hätte bestellen können, was ich aber für einen 50ct-Artikel doof finde. Und Karstadt, wo ich weiß, dass es den Dichtungsring auch gibt, war mir zu konzernig. Also den Einzelhandel in der Neustadt beglücken mit meinem Anliegen.

Der Laden, wo ich bisher immer meinen Dichtungsring kaufte und wo ich mich auch hervorragend beraten fühlte ("hamwa" oder "hamwagradnichda") hat leider dicht gemacht. Im Fenster ein Schild...bla, bieten wir unsere Waren auch dort und dort mit an. Also zu Laden 2, der sich auf der Bautzner Str. befindet. Dessen möglicherweise baustellenbedingt komische Öffnungszeiten ("Di bis Do 13.52 bis 14.21, sowie jeweils kurz vor Sonnenuntergang außer an katholisch-orthodoxen Feiertagen unterhalb der Woche mit "y" als drittem Buchstaben") ließen mich nur kurz verharren, denn in der Nähe meiner Wohnung gab es noch Laden 3, der mit Kaffee- und Teespezialitäten aufwartet. Und: er hatte offen. Wollte aber für selbigen Dichtungsring 3 ("drei", kein Tippfehler) Euro bekommen. Bekam er nicht.

Der Tag neigte sich (die Sonnenuntergangsöffnungszeit in Laden 2 war bestimmt auch schon verstrichen), da fiel mir Laden 4 im Hechtviertel ein, ein schöner Kaffeemaschinenladen, den ich nur von einer Homepage kannte. Also schnell losgeradelt. Ich hätte mir die Hausnummer merken sollen, ich bog zu spät in die Straße ein und sah natürlich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Schließlich landete ich doch vor der Auslage des Ladens und betrachtete in Ermangelung eines Entrées ("9-18 Uhr" - es war 19.57, was erwarte ich auch...) die schönen Espressokannen im Fenster, deren Dichtungsringe in diesem Laden vermutlich auf Watte in kleinen Schubkästchen gebettet werden

In mir reifte der Plan, den ich am folgenden Tag auch knallhart umsetzte. Ich schaffte es glatt, innerhalb der eng bemessenen Öffnungszeit von Laden 4 dort zu erscheinen, betrat den Laden, saugte den Duft von eben erst verdampftem und verputztem Espresso ein und wurde (der Dichtungsring war bereits mein Winkelement in der EIngangstür) freundlichst empfangen. Und wirklich: die Verkäuferin holte ein Kästchen mit vielen kleinen Schubladen, prüfte mit Kennerblick Umfang und Beschaffenheit meines Trümmerrings und verkaufte mir für 1€ einen neuen Dichtungsring.

Ende. ... ... Nicht. Denn natürlich ist es eine hohe Kunst, anhand eines ausgefransten Gummitorsos die ursprüngliche Größe exakt auf den Millimeter zu bestimmen. Es kam was kommen musste. Ich nutzte den Anlass, um die Espressokanne komplett zu reinigen, stellte Kaffee und Milch bereit, setzte die Teile der Kanne zusammen und legte den neuen Dichtungsring an seinen dafür vorgesehenen Platz. Er war zu klein. Was mich nicht entmutigte. Dichtungsringplatzierungserfahren wie ich bin kenne ich alle Tricks und hielt den Ring unter warmes Wasser um größtmögliche gummiale Ausdehnung zu erhalten. Das Ergebnis beim nächsten Einlegevorgang war frappierend, um es frei nach Eichendorff auszudrücken: Mein Ringlein sprang entzwei.

Wohl gelang es mir, noch einen obligaten Kaffee zu bereiten, allein die Blubberbläschen, die durch die scharfkantige Lücke des mich schmählich im Stich lassenden Ringes zwischen Ober- und Unterkanne in meine Richtung geschleudert wurden, verdrossen mich. Ein neuerlicher Besuch im Eldorado der Dichtungsringe wird anstehen.

(Fortsetzung folgt)

Finale: Im neuen Lieblingskaffeeladen habe ich nunmehr den Ringetausch vorgenommen. Und ohne eine Tüte duftenden Aromaticos konnte ich natürlich auch nicht gehen. Und jetzt gibts erstmal Kaffee :) - danke an essebielle.

Gefällige Klänge vom neuen Ensemble

"Dresdner Kammerorchester" debütiert in der Kreuzkirche

Seit dem Wochenende gibt es ein neues Orchester in Dresden: das "Dresdner Kammerorchester" stellte sich am Sonntagnachmittag mit Werken von Carulli, Giuliani und Grieg dem Publikum vor - rund 200 Interessierte fanden den Weg in die Kreuzkirche. Dresden ist mit solchen Ensembles reich ausgestattet, es gibt Kammermusiken der beiden Orchester, die Sinfonietta und zahlreiche Laienensembles, die die Musikszene bereichern. Ein wirklicher Bedarf dafür besteht also nicht, es sei denn man profiliert sich mit besonderem Repertoire oder kreativen Ideen der Darbietung genau in einer Lücke des Konzertgeschehens.

Das war beim ersten Konzert des Ensembles, das sich aus Musikern verschiedener Dresdner Orchester und Hochschulabsolventen zusammensetzt, nicht unbedingt der Fall. Gefällige Klassik in einer sehr kleinen Streicherbesetzung mag zwar Entspannung verheißen, aber mehr war bei der bekannten "Holberg-Suite" von Edvard Grieg in der mindestmöglichen Streicherbesetzung und mit recht gemäßigten Tempi versehen auch nicht drin. Spiritus Rector ist der Dirigent Wolfgang Rögner, ehemaliger GMD am Theater Erfurt und hernach Leiter am Sorbischen National_Ensemble Bautzen. Er sorgte mit den nur 14 Musikern für eine weitgehend ordentliche, mit klarer Zeichengebung strukturierte Interpretation der Stücke, wenngleich der niedrige Anspruch der Werke kaum eine Bewertung zuläßt.

Die Hauptlast der musikalischen Arbeit lag ohnehin beim Solisten Aniello Desiderio. Der italienische Gitarrist widmete sich gleich zwei Solokonzerten für sein Instrument und stellte mit Werken von Ferdinando Carulli und Mauro Giuliani die Blütezeit der Gitarre in der italienischen Klassik und Frühromantik heraus. Im großen Raum der Kreuzkirche wurde die Gitarre adäquat verstärkt und Desiderio konnte in beiden Stücken - die, dem Geschmack der Zeit verpflichtet, das Orchester zur Bedeutungslosigkeit verdammen - sowohl mit kantablem Spiel als auch souverän beherrschter Technik überzeugen. Dafür erntete er großen Applaus und bedankte sich nach dem Giuliani-Konzert auch mit einer sehr empfunden vorgetragenen Zugabe.

Ein wirklicher Höhepunkt, mit dem vor allem das Orchester hätte glänzen können, fehlte allerdings - zu gleichmäßig war der Schritt der Programmfolge und auch die Moderation (Kristina Nerad) wirkte schlicht überflüssig. Wundern musste man sich über reichlich gesalzene Preise für das Konzert - halten damit die mit den immer gleichen Klassikschmankerln aufwartenden Touristenkonzerte, wie man sie vor allem aus der Prager Szene kennt, Einzug in Dresden? Offenbar ist dies nicht geplant, denn das erste Konzert ist gleichzeitig das einzige in diesem Jahr. Dann allerdings muss man sich fragen, ob das Ensemble nicht zu schnell wieder aus dem Bewusstsein des Publikums verschwunden ist.

Traum LIII

Teil 1 weg. Dazwischen aufgewacht. Echte Szene: Draußen starker, warmer Wind mit vielen Böen, vor einer Kaltfront.

Teil 2: Ich bin auf dem Balkon, der ja komplett aus Holz ist. Sturm. Als erstes fliegen mir Blumentöpfe um die Ohren und alles, was lose auf dem Tisch liegt. Auch das Vogelhäuschen fliegt fort. Ich kann nichts festhalten, versuche es aber auch gar nicht. Als nächstes höre ich Knacken und Sausen. Aus dem Holzgeländer fliegen die ersten Latten heraus, schließlich lösen sich die Aufhängungen, die Geländer lösen sich mit ungeheurem Druck des Windes und stürzen in den Garten. Ich stehe nur noch auf der hölzernen Plattform, die sich nun bedenklich neigt. In der Schräge rutschen der Balkonstuhl, das Blumenregal und der Tisch abwärts. Ich halte mich an der Hauswand irgendwie fest, merke wie ich unter mir den Boden verliere. Nun biegt sich auch der Boden nach unten, löst sich und samt den Säulen und den Balkonen von oben stürzt das ganze Konstrukt in sich zusammen. Ich hänge an der Hauswand und kann mich ins Innere stemmen, betrachte die Trümmer.

Dienstag, 11. Juni 2013

Bruckner ist nicht gleich Bruckner

8. Sinfonie mit der Dresdner Philharmonie unter Ingo Metzmacher

Unter den Sinfonien von Anton Bruckner ragt die 8. Sinfonie c-Moll von Anton Bruckner als spätes Meisterwerk heraus. Es ist seine letzte vollendete Sinfonie, gigantisch in den Dimensionen und in der musikalischen Kraft, die sich in großen Wellen entfaltet. Durch die Aufführungen von Christian Thielemann ist das Werk in Dresden präsent - die Dresdner Philharmonie widmete sich am Sonnabend dem Stück in einem Konzert in der Frauenkirche - zuletzt hatte Marek Janowski die Sinfonie 2004 aufgeführt.

Doch Bruckner ist nicht gleich Bruckner, mehr noch: vielen Zuhörern dürfte diese Sinfonie vor den Ohren neu entstanden sein, denn gespielt wurde nun die erste Fassung von 1887, die überhaupt erst 1972 im Druck erschienen ist. Dass der Komponist aufgrund der Kritiken und Rückmeldungen von Verlegern und Dirigenten immer wieder an seinen Sinfonien Stift und Radiergummi ansetzte, führt heute zu einer spannenden Rezeption, bei der letzte Antworten einer "gültigen" Fassung ohnehin unbeantwortet bleiben müssen. Die oft runder, aber auch glatter wirkenden Zweit- und Drittfassungen der Sinfonien überwiegen jedoch im Repertoire.

Gastdirigent Ingo Metzmacher, äußerst erfahren im Umgang mit der Musik der Gegenwart, wagte mit den Philharmonikern die Innenschau auf diesen ungeschliffenen Rohdiamanten. Dem ersten Satz verlieh Metzmacher einen langsamen Grundpuls, der einen in aller Ruhe fortschreitenden, gespannten Nachvollzug der Klangereignisse ermöglichte. So kamen die ungewöhnlichen harmonischen Fortschreitungen der Durchführung, die in einem großen Skalenanstieg in die Reprise münden, gut zur Geltung. Das schnelle Tempo des Scherzos gestaltete Metzmacher straff, fast unerbittlich. Seinen Intentionen folgten die Philharmoniker sehr aufmerksam, gefährlich wurde es höchstens in manchen ostinaten Passagen, die Metzmacher dann souverän im Tempo hielt.

Interessant war auch die Klangwirkung, die das Orchester in seiner Aufstellung mit hinter den Posaunen postierten Kontrabässen und rechts und links "stereo" postierten Hörnern und Tuben entfaltete. Bis zum Ende des 2. Satzes war in der Dynamik eine gute Transparenz vorhanden, entfalteten sich immer wieder leise, schöne Linien, setzte man auf homogenes Spiel.

Das große Adagio und der Finalsatz jedoch wurden von Metzmacher kaum noch dynamisch betreut, zwar führte der Dirigent klar durch die Tempi, hätte jedoch flexibler auf die ihm entgegenströmenden Klangmassen reagieren müssen. Ein indifferentes Spiel war die Folge, in welchem Steigerungen weit vor dem eigentlichen Höhepunkt schon zu laut erschienen. Im Tutti selbst fehlte dann die notwendige spontane Kontrolle und Lautstärkeabrundung - die Maßüberschreitung in der Phonstärke war nicht mehr durch die Interpretation gerechtfertigt. Das wirkte sich auch auf leisere Stellen negativ aus - die Grundspielhaltung war plötzlich sehr viel präsenter, aber dadurch auch inhomogener; ein geheimnisvolles Piano wie noch im 1. Satz stellte sich nun nicht mehr ein.

Doch gelangen Metzmacher auch hier einige spannend musizierte "Fenster" der Partitur, wie etwa die Einbeziehung der drei Harfen in die Themenentwicklung oder die letzten Zurücknahmen vor den alles übertönenden Finaltakten. Für diesen "neuen" Bruckner erntete die Dresdner Philharmonie vom Publikum starken Applaus und viele Bravo-Rufe.

Bis auf den Grund

Doric String Quartet musizierte im Palais

Die musikalische Landschaft im Bereich des Streichquartetts ist vielfältig und wird vor allem von jungen Ensembles bestimmt. Kammermusik wird schon an den Hochschulen und Colleges gepflegt, dort finden sich auch oft die Ensembles zur Gründung zusammen. Beständig ist aber nur, wer die Qualität über Jahre halten und steigern kann, sich auch im Repertoire spezialisiert und möglichst die Besetzung beibehält.

Hierzulande noch eher ein Geheimtipp, hat das britische Doric String Quartet in den letzten Jahren vor allem durch CD-Aufnahmen von sich reden gemacht und gastiert bei allen großen Festivals. Im Palais im Großen Garten zu den Musikfestspielen scherzten die Mitglieder, man würde nur bei gutem Wetter spielen - schließlich stand eines der "Sonnenquartette" von Joseph Haydn auf dem Programm. Zumindest für den Freitagabend hatte der Wettergott auch ein Einsehen und das Publikum kam in den Genuss eines bewegenden Kammermusikabends.

Eben der Vater des Streichquartetts, Joseph Haydn, ist es, dessen Musik immer noch oft unterschätzt wird - das Quartett zeigte mit der Interpretation des Quartettes Es-Dur Opus 20/1 sofort seine Visitenkarte und gleichzeitig seinen Lieblingskomponisten. Haydn wurde ernst genommen und in jeder Faser ausgestaltet, sei es in den stets weich musizierten Ecksätzen oder im meditativ-choralartigen langsamen Satz. Das "Affettuoso" nahmen die vier Musiker ebenfalls wörtlich und es manifestierte sich in reichem Klangfarbenspiel - man staunte, wieviel Flexibilität das Quartett etwa dem Vibratoklang oder in der Bogenführung widmete.

Mit einer kurzen Anmoderation, die Bildkraft des folgenden Werks beschwörend, nahm das Doric String Quartet die Zuhörer mit auf die Reise in "Eclipse" des australischen Komponisten Brett Dean, der in Dresden vor allem durch das Engagement der Philharmonie nicht ganz unbekannt ist. Das dreiteilige Werk - kompositorisch mit Licht und Schatten nicht weniger als das "menschliche Drama" auslotend - lebte von gespanntem emotionalen Ausdruck, der sich bereits in den leisen Passagen zu Beginn zu innerem Brodeln aufschwang; der folgende wild wütende Mittelteil ließ den Atem stocken. Auch in diesem zeitgenössischen Werk war die Sorgfalt des Quartettspiels stetig spürbar, und so konnten die dramatischen Bilderwelten direkt das Publikum erreichen, das sich begeistert zeigte.

Zum Abschluss spielten die vier Briten eines der letzten Streichquartette von Antonín Dvořák, das 13. in G-Dur. Es ist fast eine "10. Sinfonie" in Miniaturform, so vielfältig sind die Ideen, so sinfonisch mutet die anzulegende Klanglandschaft an. Hier müßte man nun sehr ins Detail gehen, um die spezielle Ästhetik, die das Doric String Quartet dem Werk beigab, zu analysieren - nicht immer traf der doch die Aufführung bestimmende affektierte Grundduktus genau den Geist der Dvořákschen Linien, hätte man sich manches Mal einen wenig intellektuelleren Zugang gewünscht. Die vier Musiker leuchteten das Stück jedoch bis auf den Grund aus, schwelgten ebenso in den Kontrasten und wussten harmonische und satztechnische Raffinessen herauszustellen. In dieser stets gehaltenen Hochspannung verflog die Zeit - mit großem Applaus bedankten sich die Zuhörer beim Doric String Quartet, die mit einem fugierten Satz von Joseph Haydn als Zugabe noch eine weitere, diesmal barocke Klangfarbe hinzufügten.
(1.6.2013)


CD-Tipp:
Ernest Chausson: Streichquartett Opus 35 / Konzert Opus 21, Doric String Quartett, erschienen bei Chandos 2013

Traum LII

Teil I: wieder weg.
Teil II: ich soll eine Uraufführung eines Stückes (wessen?) singen, komme zur Probe und höre im Nebenraum schon meinen Kompositionslehrer das Stück üben. Mehrfache Koloraturen zum b1, einmal eine Girlande bis fes2. Ich bin gelassen.

Samstag, 1. Juni 2013

Vor der Apokalypse

Giuseppe Verdis "Requiem" mit Gianandrea Noseda und dem Teatro Regio Torino

Fast alle großen Komponistenjubilare des Jahres 2013 sind bei den Musikfestspielen vertreten: Wagner, Lutoslawski, Britten wurden schon in verschiedenen Konzerten gewürdigt, Giuseppe Verdis "Requiem" stand am Dienstagabend in der Kreuzkirche auf dem Programm. Das Dresdner Publikum kennt die Musik gut - 2014 wird es wieder zum Gedenktag am 13. Februar erklingen. Doch an diesem Werk scheiden sich manchmal die Geister, auch wenn genau dieser Zwist die Größe Verdis zu beschreiben scheint: Belcanto-Schmelz und religiöse Tiefe, geht das zusammen? Das geht wunderbar, wenn man das Stück als Ausdruck seiner Zeit, seiner Kultur begreift und dann auch noch italienische Protagonisten wie die Ensembles des Teatro Regio Torino einlädt, die in der Kreuzkirche eine derartige Spannung erzeugten, als sei es die weltweit allerletzte Aufführung und die Apokalypse sei nahe. Mit einer solchen Haltung ist auch die Direktheit, die emotionale Kraft und Wucht verständlich, die Dirigent Gianandrea Noseda über volle neunzig Minuten in jeder Phase von seinen Musikern einforderte. Dennoch war die Interpretation auch in ihren Extremen gekonnt: Noseda zeigte scharf ausgelotete Kontraste und gab seinen Musikern auch guten Atem in den Übergängen.

Schon der Beginn des im pianissimo erdlos schimmernden "Requiem Aeternam" war fesselnd und von allen Mitwirkenden kongenial umgesetzt. Im "Dies Irae" fegte dann ein wahrer Sturm durch die Kreuzkirche. Der Coro Teatro Regio Torino überzeugte schon zu Beginn mit homogener Linienführung; hier war es der obertonreiche, frei strömende Klang, der sich wie ein Naturereignis ausweglos über die Zuhörer legte. Es gibt viele sehr gute Opernchöre auf der Welt, aber eine solche Flexibilität im Klang, die dann im "Agnus Dei" zu entrückter Schönheit und im von Noseda flott genommenen "Sanctus" zu geheimnisvoller Diktion führte, erlebt man selten. Orchester und Solisten standen dieser Leistung in nichts nach, vor allem die Bläser hatten sich offenbar sofort in die Akustik der Kreuzkirche verliebt und gestalteten ihre Soli mit Wärme - viele Schlussakkorde verloren sich sanft im Rund.

Kristin Lewis, Sonia Ganassi, Francesco Meli und Ildar Abdrazakov bildeten das passende und stimmgewaltige Solistenquartett für dieses Werk. Ganassi legte allerdings auf Dauer eine Spur zuviel Leben und Leiden in ihre bis auf den letzten Konsonanten ausgearbeiteten Gesangslinien, während man genau dieses Quentchen Emotion bei Kristin Lewis' glockenklaren und in der Tiefe energischen Sopran vermisste. Meli und Abdrazakov (besonders im "Mors Stupebit") vermittelten eine Natürlichkeit und Freiheit des Gesangs, die nur noch mitriß.

Samstag, 25. Mai 2013

Geschliffene Gratulation

Wagner-Geburtstagskonzert II mit Jonas Kaufmann und Christian Thielemann

Allerorten wird der 200. Geburtstag von Richard Wagner gefeiert, so auch an der wichtigen Wirkungsstätte in Dresden, wo Wagner bis 1849 viele große Werke konzipierte, als Hofkapellmeister uraufführte und der Nachwelt ein musikalisches Erbe hinterließ, das bis heute mit der Stadt eng verbunden ist und angemessene Würdigung verträgt. Nachdem sich das erste Geburtstagskonzert der Sächsischen Staatskapelle in der Frauenkirche Wagners unbekannteren Chorwerk widmete, war das Konzert am Vorabend des Geburtstages seinem Opernschaffen gewidmet.

Es tat gut, dass man sich nicht für ein trendiges Arienpotpourri entschied, sondern ein anspruchsvolles, dennoch die "Highlights" vereinendes Programm aus den Dresdner Werken zusammenstellte. Medial in alle Welt übertragen war das Konzert nicht nur logische Chefsache für Christian Thielemann, mit Jonas Kaufmann gratulierte auch noch einer der brillantesten Wagner-Sänger unserer Zeit. Feierlichkeit und Festlichkeit bestimmte das ganze Konzert, das nicht zur prätentiösen Gala geriet - vielmehr präsentierte die Kapelle schon zu Beginn mit einer fulminanten "Holländer"-Ouvertüre ein musikalisches Gratulationsschreiben der geschliffenen Art.

Der in Dresden uraufgeführten, heute selten erklingenden Faust-Ouvertüre folgte "Rienzi", wohl der besseren Wirkung wegen hatte man die Ouvertüre nach der Arie platziert. Als profunde Kenner der Materie war es Orchester und Dirigent eine sichtliche Freude, die jeweilige Charakteristik der Themen, Übergänge und Steigerungen in den Stücken auszuformen und dabei stets klangliche Feinheiten im Auge zu behalten. So ließ Thielemann die thematischen Verschlingungen im Lohengrin-Vorspiel nicht verwischen, sondern forderte Präsenz in den Streichern; er rundete Schlussakkorde sauber ab und vermied hohlen Schlachtenlärm in der Rienzi-Ouvertüre - das ist Wagner auf hohem, fast luxuriösem Niveau.

Die Einbettung eines Werkes von Hans Werner Henze war eine posthume Ehrung des Capell-Compositeurs, die mit der Auswahl von "Fraternité" (1999) auch musikalisch passend geriet. Unterschwellig spürte man in diesem Stück Henzes intensives Abarbeiten an einem eben nicht klar vor Augen stehenden und nur im Titel eindeutig benannten Ziel - in musikalischen Visionen scheinen beide Komponisten merkwürdig vereint.

Jonas Kaufmann hatte mit dem Gebet des Rienzi, der Gralserzählung aus dem "Lohengrin" (hier in der zweistrophigen Dresdner Urfassung) und der Rom-Erzählung aus dem "Tannhäuser" drei große Szenen zu gestalten. In allen diesen Monologen hinterließ Kaufmann beim Zuhörer das Gefühl, das Vorher und Nachher in der Oper just miterlebt zu haben, so intensiv und von authentischer Leidenschaft geprägt war sein Gesang: zurückhaltend-innig im Gebet, aufwühlend als Lohengrin, schließlich entrückt in der verwehrten Erlösung als Tannhäuser - stimmlich jederzeit überragend.

Christian Thielemann schaltete zum Finale noch einen Gang hoch und musizierte den abschließenden "Einzug der Gäste" samt Staatsopernchor ausgelassen - die Beifallsstürme für Kaufmann und Thielemann wollten nicht enden.

Traum LI

1. Teil ich bin als Briefträger beschäftigt, finde aber zu Hause beim Suchen die auszutragende Post nur in kleinen Häufchen und weiß nichts damit anzufangen, die Formulare sehen anders aus als früher und ich überlege, welche Straßen überhaupt betroffen sind. Zwischendurch muss ich eine Kuh aus dem Treppenhaus vertreiben. A.M. kommt vorbei und verpflichtet mich bei einem Opernprojekt, aus dem ich aber eigentlich rauswollte, sie hat aber die Proben so geändert, dass ich nun überall Zeit habe. Aus einer Versammlung heraus trete ich auf die Straße und versuche die Straßenbahn zu erreichen, indem ich eine Station vorlaufe.
2. Teil Ich vernehme draußen brausende Geräusche und schaue aus meinem Fenster. Ich habe unter mir den belebten Platz eines Einkaufszentrum und sehe einen A380, der zur Landung ansetzt. Mit Schrecken sehe ich wie natürlich der Landeweg viel zu kurz ist, der Flieger sich am Boden dreht, Autos und Menschen wie Spielzeug wegstößt, eine Tragfläche bricht an einer Mauer ab, Menschen rennen und kugeln sich weg, schließlich steht das Flugzeug. [Danke, Herr Vollmond]

Freitag, 24. Mai 2013

Traum L

Ich übernachte in einem mehrstöckigen Haus, in dem mir in einer Wohnung (?) in der 3. Etage ein Schlafplatz zugewiesen wird. Das Haus besteht aus riesigen, nahezu leeren Räumen, in denen lediglich Betten und wenige Möbel stehen. Einige Räume sind schlafsaalartig mit vielen Menschen belegt, andere leer, viele Durchgangszimmer. In einem nach mehreren Durchgangszimmern, in denen riesige, thronartige Betten stehen, gelegenen Raum finde ich meine Nachtruhe. Am anderen Morgen Suche des Bades, auch hier wieder viele Räume mit Duschen, hier und da duschen Menschen, ich finde eine freie Brause, merke dass die meisten Duschen kindgerecht sehr niedrig angebracht sind. Neben mir unterhalten sich drei Leute; sie wollen "frei" bekommen, um abends eine spirituelle Hochzeit zu feiern. Nach der Morgenhygiene finde ich mich im Dachgeschoss des Hauses wieder, ebenfalls ein kathedralartiger Raum mit nur wenigen Stühlen, an einigen Wänden sind Rolltore zu weiteren Räumen, die fast so groß wie Bahnhöfe anmuten. Es handelt sich - diese Information bekomme ich erst am Ende - um eine ehemalige Nervenheilanstalt.

Dienstag, 21. Mai 2013

Abonnentenleid

Seit über einer Woche versuche ich erfolglos eine nicht gelieferte Ausgabe der DNN zu erhalten. Ich glaube mittlerweile, es ist einfacher eine Bahnfahrkarte nach Trinidad-Tobago zu lösen, möchte meinen Geschichte aber zumindest dokumentieren.

Montag, 13.5. Statt der abonnierten DNN liegt ein "Neues Deutschland" im Briefkasten. Das kann ich nur als Affront begreifen und pfeffere es natürlich in die Altpapierkiste auf den Briefkästen. Am selben Tag reklamiere ich telefonisch.

Dienstag, 13.5. Es klingelt, ich kann aber gerade nicht aufmachen. Wird der Bote gewesen sein, denke ich, renne also zehn Minuten später hinunter. Nichts im Briefkasten. Der telefonisch erneut bemühte Aboservice gab sich entrüstet: ich solle doch die Tür aufmachen, klar war das der Bote gewesen. Dass er nach erfolglosem Klingeln die Zeitung aber wieder MITNAHM, anstelle einzuwerfen, fand der Aboservice offenbar normal, versprach aber erneute Lieferung.

Donnerstag, 16.5. Im Briefkasten liegt die aktuelle DNN plus eine vom Mittwoch, 15.5., die aber nicht Gegenstand meiner Reklamation war. Dritter Anruf beim Aboservice. "Ja, das ist hier aber richtig notiert - sie wollten doch die Zeitung vom Montag!?" - Mein Kopfkino, die Fähigkeiten des Boten betreffend, nimmt langsam Horrorfilmausmaße an. Weiteres Versprechen des Aboservice mir die Zeitung zu liefern.

Freitag 17.5. nichts.

Samstag 18.5. nichts. Ich schreibe eine Mail an den Vertrieb und schildere den Vorgang.

(Sonntag und Montag Pfingsten - auch Abohotlines und unzurechnungsfähige Boten brauchen mal freie Tage)

Dienstag 21.5. auf meine Mail ist bis jetzt nicht geantwortet worden, stattdessen finde ich auf (!) den Briefkästen eine leere Tüte mit meinem Namen (in einer solchen wurde mir auch schonmal eine Zeitung nachgeliefert). Fragezeichen auf meiner Stirn. Hat er die Tüte etwa außen an die Tür gehangen, obwohl die heutige Zeitung planmäßig im (im Flur liegenden) Briefkasten versenkt wurde? Oder hat er die gefüllte Tüte AUF die Briefkästen gelegt, obwohl ... (siehe oben) ?? Und lesen jetzt meine Nachbarn eine gemopste Zeitung vom 13.5. beim Frühstück ???

Finale: Mi, 22.5. Die besagte Zeitung lag im Briefkasten :-)

Vulkanischer Klangrausch

Magnus Lindbergs "KRAFT" mit den New Yorker Philharmonikern

Sie können auch anders. Und wie! Das erste Konzert der New Yorker Philharmoniker in Dresden war ein glanzvoller Abend innerhalb der Welt der klassischen Konzertmusik. Am Dienstagabend zog das Orchester mit Mann und Maus (und das ist angesichts des riesigen Instrumentariums fast wörtlich zu nehmen) in die VW-Manufaktur, um Musik des 20. und 21. Jahrhunderts vorzustellen. Das gelang keinesfalls mit dem Pflichtanspruch, das ein Orchester "auch mal" neue Musik zu spielen hätte, sondern mit höchster Spielfreude, Neugier am Experiment und der unbedingten Bereitschaft, logistische und kreative Grenzen zu überschreiten, um Unmögliches möglich zu machen.

Dem ersten Teil des Konzertes kam dabei mehr Bedeutung als ein bloßes "Warming Up" zu - mit Christopher Rouse war der aktuelle Composer in Residence der New Yorker Philharmoniker vertreten. Sein kurzes Stück "Prospero's Rooms" mutete - in schnellen Tempi verschiedene Bilderwelten ineinander montierend - wie eine Traumsequenz an. Die Musik scheut sich nicht, in dicken Farben zu malen oder den Zuhörer mit bekannten, oft der Popularmusik entlehnten Stilmitteln an die Hand zu nehmen. Das Ergebnis war bei aller Pluralistik dennoch überzeugend, weil Rouse vor allem die musikalische Zeit mit ordentlich Spannung anfüllte. Akustisch gesehen war hier das Streichorchester der Verlierer des Abends - Chefdirigent Alan Gilbert kitzelte natürlich aus dem gerade einen Monat alten Stück eine sehr gute Interpretation heraus, doch gerade die Streicher gingen in der Akustik im Tutti völlig unter.

Ganz anders war die Situation in Leonard Bernsteins "Serenade nach Platos Symposium" für Violine, Streichorchester, Harfe und Schlagwerk. Das in Bernsteins Werkkatalog ungewöhnlich intim anmutende Stück wurde von Joshua Bell als Solist mit höchst sensibler Klanggestaltung für Raum und Werk angeleitet. Gilbert fügte den hier im Vordergrund stehenden, delikaten Streicherklang und ebenfalls toll ausgehörtes Schlagwerk hinzu - eine wunderbare Hommage an den großen Dirigenten und Komponisten gelang, dessen Name untrennbar mit dem New York Philharmonic Orchestra verbunden ist.

Nach der Pause erwartete man mit Hochspannung das Ereignis des Abends, das sich bereits vor dem ersten Ton schon optisch in der ganzen Manufaktur ausbreitete. Der finnische Komponist Magnus Lindberg ist ein Virtuose auf dem Instrument Orchester; für das Stück "KRAFT" aus dem Jahr 1985 zog er nahezu alle Register und richtete für die Dresdner Aufführung eine spezielle Fassung ein, die im Schlagwerk Autoteile wie Federn, Felgen und alle Arten von Metall vereinte (der obligatorische Hinweis sei erlaubt: Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen!). Ein großes Chassis hing kopfüber über dem Orchester, riesige Gongs und Schlagwerkaufbauten verteilten sich rings um das Publikum.

Lindberg hätte das Stück auch STROM nennen können, denn elektrisiert war nicht nur das Publikum von den ersten lärmenden Klängen an, auch die Musiker hatten einiges an "Agility" zu absolvieren - Raumklang, Stimme, Wassermusik und viele gleichzeitig verlaufende Schichten im ganzen Orchester erzeugten ein 3D-Erlebnis, bei dem alle Sinne gefordert waren. Dass die Solisten - Cello, Klarinette, drei Schlagzeuger und Lindberg selbst an Klavier, Gongs und Felge - samt Dirigent weiße Arbeitsanzüge trugen, war hier nicht nur ein Effekt, sondern beförderte den Gedanken eines absolut kreativen Arbeitsprozesses, dessen Ergebnis unglaubliche Klangkaskaden waren, die auch noch von einem der weltbesten Orchester dargeboten wurden.

Am Ende hatte man klingelnde Ohren und das merkwürdige Glücksgefühl, dass in all dieser Betriebsamkeit und Lautheit eben durch den intellektuellen Akt der hochkomplexen Komposition (dank der Internetaufzeichnung ist ein Wiederhören und -sehen möglich) eine verborgene Schönheit auffindbar war, die - gerade die irrealen akzentuierten Metall-Hiebe vor dem leise versiegenden Finale machten das deutlich - lange nachwirken konnte und das Gefühl gab, einen Besuch im Kern eines ausbrechenden Vulkans überlebt zu haben.


* die Konzertaufzeichnung ist über https://www.medici.tv noch 90 Tage im Internet abrufbar.

Glanz und Gloria

New Yorker Philharmoniker eröffnen Dresdner Musikfestspiele

Gleich dreifach wurde die Eröffnung der 36. Dresdner Musikfestspiele vollzogen: einem Prolog in Berlin folgte am Sonntag die Aufführung von Elgars "The Dream of Gerontius" als erstem programmatischen Gruß des "Empires", dem Motto des diesjährigen Festivals. Die offizielle Eröffnung gestalteten die New Yorker Philharmoniker am Montagabend in der ausverkauften Semperoper. Im Rahmen seiner Europatournee gastierte das Orchester mit drei Konzerten in einer Residenz bei den Festspielen - am Sonnabend schon wurden sie in Berlin vom Publikum gefeiert. Die Eröffnung der Musikfestspiele nahm die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz dann höchstselbst vor.

Alsdann zählte nur noch die Musik. Glücklich konnte sich schätzen, wer dem Konzerterlebnis dieses weltberühmten und traditionsreichen Ensembles beiwohnen durfte, denn allzu oft gastieren die besten Orchester der Welt leider nicht in Dresden. Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonien und Konzerte zählen natürlich zum Repertoire des Orchesters, wenngleich man die New Yorker nicht sofort als Spezialisten für diese Musik ausmachen würde - Chefdirigent Alan Gilbert tritt da vor allem in die Fußstapfen von Leonard Bernstein und Bruno Walter.

Mit der "Linzer Sinfonie" C-Dur präsentierten die New Yorker einen der vielen wahrlich im Handumdrehen entstandenen Geniestreiche des Komponisten. Gilberts Lesart war immer flüssig und selbstverständlich, was aber auch der arg schnell musizierten Adagio-Einleitung die Feierlichkeit nahm. Klanglich ist dieser Mozart sicher gewöhnungsbedürftig - die New Yorker verstehen sich auf ein vollmundiges Ausspielen der Töne, was aber im Andante auch zum Hervorbringen einer gewissen Noblesse der musikalischen Ereignisse hätte zurücktreten dürfen. Sehr zu genießen ist an jeder Stelle die Homogenität des Ensembles - Gilbert musste nur wenige Nuancen vom Dirigentenpult hinzufügen.

Ernest Blochs Kompositionen sind da von anderem Kaliber - zwischen Spätromantik und Moderne ist das Werk des Schweizers, der ab 1916 in den USA lebte und wirkte, anzusiedeln. Von der jüdischen Seele handelt eines seiner bekanntesten und auch aufwühlendsten Stücke: die Rhapsodie "Schelomo" für Cello und Orchester. Intendant Jan Vogler, der auch in diesem Jahrgang der Festspiele wieder zwei Konzerte als Solist mitgestaltet, stürzte sich mit großem Legato-Ton in den emotional drängenden Fluß des Stückes, das sich zweimal zu melancholisch-düsteren Höhepunkten aufschwingt, auf die Vogler mit schön ausmusizierten Kantilenen reagierte. Gilbert forderte hier große musikalische Leidenschaft heraus und man bewunderte die Strahlkraft der Bläser ebenso wie die dynamische Flexibilität in den oft herausfahrenden Streicherpassagen. Damit brach man auch eine Lanze für den Komponisten, der zumindest in Europa viel zu selten gespielt wird.

Die Entscheidung für Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" (in der Orchesterfassung von Maurice Ravel) als Finalwerk des Konzertes war eine für Glanz und Gloria - die New Yorker konnten hier ihre Stärken voll ausspielen. Freundlich, aber bestimmt war die Gangart dieses Ausstellungsbesuches, bei dem kein Detail ausgelassen wurde und alle Geschichten und Figuren der Gemälde hervorragend in scharf konturierten Instrumentalsoli ausgekostet wurden. Atemlos lauschte man der lebendig und perfekt von der Trompete vorgetragenen Promenade wie auch später den harmonisch fantastisch ausgehörten "Katakomben", bevor das "Große Tor von Kiew" diese Aufführung, die Gilbert mit Übersicht und ruhiger Gestaltung aus einem Guss formte, strahlend beendete. Den frenetischen Beifall im Publikum beantwortete das New York Philharmonic Orchestra zunächst mit dem Intermezzo aus Puccinis Oper "Manon Lescaut". Den fulminanten Schlusspunkt aber setzte das Blechbläserquintett des Orchesters, das mit dem Ragtime "That's a Plenty" nicht nur die Zuhörer von den Stühlen riss, sondern damit auch einen augenzwinkernden Gruß hinüber zum Dixie-Festival aussandte. So präsentierten sich die New Yorker schon fast heimisch in Dresden und man darf stark hoffen, dass weitere Besuche des Orchesters folgen werden.

Mit dem Charme der Seriösität

Konzert für "Sir Colin" der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Er war "der Sir". In dieser freundlichen, freundschaftlichen Formulierung der Dresdner Musiker steckt Augenzwinkern und Verbundenheit, aber auch viel Wahrheit. Unmöglich scheint es, die Lebensleistung des britischen Dirigenten Sir Colin Davis in wenigen Worten zu erfassen, doch fest verankert sind viele tiefgehende musikalische Erlebnisse mit dem "Sir". In den vergangenen über dreißig Jahren, in denen er der Sächsischen Staatskapelle - seit 1990 als Ehrendirigent - eng verbunden war, stand Davis oft und gerne am Pult des Orchesters, im Graben und auf der Bühne ebenso wie im Tonstudio und auf Tourneen.

Es war dem Orchester und der Semperoper, deren Ehrenmitglied Davis ebenfalls war, daher ein selbstverständliches, wichtiges Anliegen, Davis mit einem Konzert zu verabschieden. Am Himmelfahrtstag versammelten sich viele Musikfreunde, Weggefährten und auch ehemalige Staatskapellisten, um Davis zum Gedächtnis Worten und Musik zu lauschen.

Der 1983 geborene Robin Ticciati, der von Davis lange Zeit als Lehrer und Mentor begleitet wurde, leitete die Sächsische Staatskapelle in einem Programm, das bewusst kein Requiem enthielt, sondern das Publikum noch einmal nahe zu der von Davis geliebten Musik brachte. Viele Aufführungen von Kompositionen von Elgar, Berlioz und Mozart dirigierte Davis in Dresden, aber auch Beethoven, Schubert und Sibelius interpretierte er wiederholt. Orchesterdirektor Jan Nast benannte in seiner Begrüßung den "Charme der Seriösität", den Davis ausstrahlte, und der in der langen Beziehung zur Staatskapelle von Beginn an den musikalischen Funken überspringen ließ. Solocellist Friedwart Christian Dittmann ließ die gemeinsamen Ereignisse Revue passieren und zeichnete das Bild eines stets wachen Geistes, der in den Proben nur wenige Worte benötigte und viel auf natürlichen Fluß der Musik und Zuhören im Ensemble setzte, aber in einer Zeit voller Umbrüche gerade vor und nach der Wende auch wichtige Impulse für die Entwicklung des Orchesters gab.

Der musikalische Funke, die enorme Spannung, die Davis vom ersten Ton an aufzubauen vermochte, war der Saatboden für eine musikalische Urgewalt, die der ehemalige Operndirektor Rolf Wollrad in seinen Gedenkworten benannte. Eine "Lichtgestalt", die sowohl die Leichtigkeit des Mozart-Spiels förderte als auch ein neues Spektrum an Repertoire in die Kapellkonzerte brachte - nicht zuletzt auch in die Aufführungsabende des Kammermusikvereins der Kapelle. Der Kontakt ging natürlich oft weit darüber hinaus, als musikalischer Berater war er ebenso geschätzt wie als Förderer des Nachwuchses am Landesgymnasium für Musik oder in der Musikhochschule.

In Erinnung bleibt eine große Künstlergestalt, die - so schlicht es klingen mag - Glück und Freude mit der Musik verbreitete, nicht mehr und nicht weniger. Insofern war auch Robin Ticciatis fließender Ansatz für die Streicherserenade von Elgar, der "Szene auf dem Lande" aus der "Symphonie Fantastique" von Berlioz der Musik dienlich. Das Finale aus Mozarts letzter Oper "La Clemenza di Tito" wurde berückend schön von einem Sextett um Tenor Daniel Behle (Tito) und dem Sächsischen Staatsopernchor musiziert. Der Lebensbejahung und Milde am Ende dieses Werkes hätte Davis hier nach der letzten Note ein sanftes Lächeln hinzugefügt - sein bescheidener Dank an die Musik, die stets im Mittelpunkt seines Wirkens stand.

Donnerstag, 9. Mai 2013

You really live in Dresden...

Ich bin ja (noch) kein großer Freund von tumblr-Blogs (wer mich überzeugen mag, nur her damit - aber was ist das anderes als eine Link- und Bildschleuder?), aber diese beiden Dresden-Seiten sind doch sehr witzig gemacht. Frage mich woher man die passenden gifs bekommt?

* When you live in Dresden
* When you really live in Dresden

Überraschende "Vollendung"

Chorus 116 musiziert Mozart und Pärt im Palais

Da staunt man: Rappelvoll war das Palais im Großen Garten am Sonnabend, als der "Chorus 116" zu einem großen Konzert rief. Zwar ist der ehemalige Kreuzschulchor nach der Wiedergründung 2006 noch recht jung, doch der Enthusiasmus des nunmehr auf etwa 70 Sänger angewachsenen Ensembles, das nach dem Tod seines Leiters Christian Hauschild 2010 von Milko Kersten übernommen wurde, ist ungebrochen und spiegelt sich in chorsinfonischen Konzerten wider, bei denen die Freude am gemeinsamen Musikmachen im Vordergrund steht.

Der Anspruch ist dabei hoch: die Entscheidung für die Aufführung der c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart geht einher mit besonderen Anforderungen an Solisten und Chor. So kurz und überdies unvollendet sich die Messe darstellt, so rätselhaft und an gewissen Stellen revolutionär gibt sie sich musikalisch. Kersten wählte daher eine sinnfällige Deutung des Werkes aus heutiger Sicht und stellte der Messe ein Präludium (Mozarts frühes Divertimento F-Dur) und eine unkonventionelle, aber musikalisch überraschend passende "Vollendung" mit Werken von Arvo Pärt zur Seite.

Das Philharmonische Kammerorchester war Partner des Chorus 116 und sorgte zunächst für die Eleganz des Mozartschen Klanges, wobei ein packenderer Zugriff im Presto möglich gewesen wäre; allerdings hatten die tieferen Register im Saal auch etwas mit der Intonation zu kämpfen. Die Messe selbst gelang zum großen Erfolg für den Chorus 116 - vielfältige Aufgaben der genauen Themeninterpretation etwa im Kyrie bis zur harmonisch transparent geführten 8-Stimmigkeit im Quoniam erledigte der Chor unter dem mitreißenden Dirigat von Milko Kersten nicht nur aufmerksam, sondern auch mit stetem Willem zur emotionalen Darstellung, die in den Mess-Sätzen unabdingbar ist.

Schön kamen daher die Tempo-Kontraste heraus, frisch wirkte das Gloria, sehr gut kam der Chor auch mit der schwierigen syllabischen Textur des Credo zurecht. Kersten setzte auf eine historisch informierte Darstellung, ohne Chor und Orchester zu überfordern. Somit blieb etwa in der das Gloria abschließenden Fuge die federnde Leichtigkeit der Musik erhalten. Dass manch harmonische Klippe im Chor nicht ganz auf den Punkt gebracht war und die Frauenstimmen im Raum zu sehr dominierten, war verschmerzbar angesichts der großen Gesamtleistung. Das Solistenquartett mit Marie Friederike Schöder, Ewa Zeuner, Peter Diebschlag und Matthias Weichert war weitgehend gut aufgelegt, wenngleich manchmal die natürliche Wärme der Musik zugunsten zu offensichtlicher Bemühung etwas zurücktrat.

Nach dem zuversichtlichen "Hosanna" im munteren Tempo war der Bruch frappierend: Ein von Arvo Pärt in Klaviertrio-Besetzung zerrbildähnliches Mozart-Gebilde wirkte wie ein ernster Schatten, der das Nachhören ermöglichte, bevor das "Agnus Dei" aus Pärts "Berliner Messe" das Konzert beendete. Die Nähe zu Mozart offenbarte sich im klar ausgestellten Tonsatz ohne jegliche überflüssige Ornamentik - diese lapidare, von zarter Schönheit geprägte Klangwelt konnte der Chorus 116 erneut sehr gut darstellen und formte bei den Zuhörern so ein eindrückliches Konzerterlebnis.

Starker Applaus für viel Gefühl

Portrait Peteris Vasks im "Dresdner Abend" der Philharmonie im Hygienemuseum

Die "Dresdner Abende" der Philharmonie im Hygienemuseum machen das Publikum nicht nur mit der Musik heimischer Tonkünstler von gestern und heute bekannt. Auch Werke, die den Musikern besonders am Herzen liegen, erreichen dieses Podium. Dass Konzertmeister Wolfgang Hentrich, der dramaturgisch die Dresdner Abende mitgestaltet, dem lettischen Komponisten Peteris Vasks besonders verbunden ist, wissen die Dresdner spätestens seit seiner Interpretation des Violinkonzertes "Fernes Licht" 2010. Nun widmete Hentrich dem Komponisten einen ganzen Abend - die Werkauswahl des Porträts war vom Saal des Hygienemuseums und den Ensemblemöglichkeiten bestimmt. Doch gerade für Kammerensembles hat Vasks viele Werke verfasst; Spannung versprach ferner die Einbeziehung eines gemischten Chores in zwei Stücken.

Ganz voll war der Saal nicht, doch viele Zuhörer interessierten sich für die Musik von Peteris Vasks, dessen Musik Hentrich zu Beginn als zugänglich charakterisierte: Vasks ist auch nur dann als zeitgenössischer Komponist zu werten, wenn man damit ausschließlich die zeitliche Komponente heutigen Entstehens der Werke meint - neu ist an diesen Werken gar nichts. Darin lag auch die Hauptschwierigkeit in der Erfassung dieses Konzertabends. Wenn Hentrich und Vasks benennen, dass in dieser Musik Gefühl, Natur, Mensch und Liebe die Hauptrolle spielen, so ist doch schwer vermittelbar, dass permanent ausgerollte Moll-Skalen mit stark begrenztem, oft ziellos wiederholten Ton- und Formvorrat dieses enorme Themenspektrum aus heutiger, künstlerischer Sicht abdecken sollen. Vasks macht es sich sehr einfach, bekennt sich dazu und das ist möglicherweise - das zeigte auch die Begeisterung im Publikum - für viele schon als Musikerlebnis ausreichend.

Absurd wird es hingegen, wenn Vasks seinen estnischen Kollegen Arvo Pärt in "Viatore" für Streichorchester wortwörtlich zitiert und damit die Austauschbarkeit der Skalenschnipsel offenbar wird - so reduziert sich alle Musik auf einen, letztlich von unserem temperierten System und unseren Gefälligkeiten bestimmten, Gefühlskanon, der so oder anders schon hunderte Male unsere Musikgeschichte durchwehte und den Stempel der Oberflächlichkeit erst recht nicht los wird, wenn der Komponist selbst behauptet, der Intellekt trete erst später hinzu. Dann aber ist weiterhin unverständlich, dass die Formen der Stücke vielfach in uralten Rondo- oder ABA-Formen feststecken. Im "Cantabile" für Streichorchester funktioniert das noch als fein verwobene Miniatur.

"Plainscapes" für Chor, Violine (Wolfgang Hentrich) und Cello (Ulf Prelle) kann als Pastellzeichnung einer weit ausladenden Landschaft begriffen werden - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dass sich mehrfach um seine eigene Achse drehende Stück bindet am Ende naturalistisch Vogelstimmen im Chor ein, während die beiden Streicher über den Vokalisen illustrative Ornamentik entfalten. Nur einmal blitzt intensive Klangrede und Kreativität auf: in "Bass Trip" für Kontrabass Solo ist es Benedikt Hübners Verdienst, die virtuose Tour de Force für das große Instrument in ein tolles Hörerlebnis verwandelt zu haben. Warum es in der "Musica Appassionata" für Streichorchester nach einem interessanten energetischen Aufschwingen am Ende des bereits bekannten melancholischen Epilogs bedarf oder das "Dona Nobis Pacem" (erneut überzeugte hier der Philharmonische Chor unter Leitung von Gunter Berger mit schöner Linienführung und dem Werk angepasster dynamischer Gestaltung) uns wiederum die Verschränkungen einer einzigen Molltonleiter offenlegt.

Diese Antworten bleiben dem Hörer verborgen, der sich eben nicht nur auf das Gefühl verläßt, mehr von der Musik verlangt, als Intervalle auf ihren Gefühlsgehalt zu reduzieren. Sehr überzeugend war hingegen mitzuerleben, mit welcher Intensität und Aufmerksamkeit sich das Philharmonische Kammerorchester all diesen Werken hingab, so dass sich am Ende der anwesende Komponist höchst zufrieden für die Aufführungen bedankte und auch vom Publikum mit starkem Applaus bedacht wurde.

Freitag, 26. April 2013

Wogen und Fließen

Wagner, Franke und Tschaikowsky im Philharmonie-Konzert

Zwischen Richard Wagner und der Dresdner Philharmonie mag man im ersten Moment keine großen Schnittmengen erkennen, wurde das Orchester doch erst 1870 gegründet, als Wagner schon "über alle Berge" war. Doch das Gewerbevereinshaus an der Herzogin Garten war für kurze Zeit auch Wagners Domizil, und die Programme des Orchesters bezeugen die Wagner-Pflege von Beginn an. Heute weht der Geist des Meisters nicht mehr so intensiv durch die Dresdner Konzertsäle wie zu seinen Lebzeiten, doch das Wagner-Jahr 2013 nimmt sich auch die Dresdner Philharmonie gerne vor - mehrere Konzerte sind noch bis zum Sommer dem Wirken Wagners in Dresden gewidmet.

Da erste Entwürfe zum "Ring des Nibelungen" auf die Dresdner Zeit datieren, erschien zum Auftakt das Vorspiel zum "Rheingold" sinnfällig. Was da so naturalistisch in Es-Dur ganze vier Minuten lang von der Bühne strömt, ist eine kleine Revolution der Musikgeschichte: wir sehen den Impressionismus vorgebildet, die klassische Opernouvertüre ad acta gelegt, zudem die Tetralogie des Rings im Urzustand vorgebildet. Chefdirigent Michael Sanderling begnügte sich nicht mit der bloßen Darstellung (der - dem Schauspielhaus sei es verziehen - der feinste akustische Zauber noch fehlte) dieses Stückes, sondern stellte der ruhigen und empfundenen Interpretation des Rheingold-Vorspiels eine zeitgenössische Komposition zur Seite:

2010 schrieb der in Leipzig lebende Komponist Bernd Franke (*1959) "The way down is the way up (II)", ein Stück, dass explizit das Rheingold-Vorspiel als Inspirationsansatz benutzt. Sanderling ließ das Stück auch attacca auf Wagner folgen, um somit die Verbindung, aber auch die "neue Welt" zu verdeutlichen. Frankes Werk will weder eine Huldigung oder Nachzeichnung, noch einen radikalen Kontrast oder ein In-Frage-Stellen formulieren. Stattdessen beschäftigt er sich mit großem Klanggespür mit Fragen des Fließens und der Bewegung, mit Stocken und In-Gang-Kommen auf dem Grund einer doch durchgehend ruhig wirkenden harmonischen Basis. In vier Sätzen entfaltet sich so ein überaus farbiges Klanggemälde, in dem allen flächigen Passagen und Schichtungen genügend Aufmerksamkeit gewidmet wird. So bekommt man viele Details wie leicht orientalisch anmutenden Melismen, unterschwellig brodelnde Bewegungen oder die starken Violin-Soli im 4. Satz gut mit. Frankes Proportionen erzeugen eine eigentümliche Schönheit, die Sanderling mit dem Orchester gut hervorbrachte - bei aller Schwierigkeit einiger eruptiver Passagen lag die Stärke der Interpretation vor allem im Atmosphärischen, Leisen. Leider konnte das überwiegende Publikum am Sonntagvormittag kaum etwas mit diesen Klängen anfangen - schade, dass das übrigens auch durch sehr angenehm eingesetzte Lichtstimmungen unterstützte Engagement für das Neue kaum Begeisterung erzeugte.

Dass nach diesem intelligenten Beginn Peter Tschaikowskys 4. Sinfonie in der nicht durchweg ertragbaren musikalischen Selbsttherapie des Komponisten eine leichte Schräglage erzeugte, konnte Sanderling durch eine ungemein sorgfältige Interpretation kompensieren. Schön, dass nicht gleich die Dramamunition im 1. Satz verpulvert wurde und das Orchester von Sanderling immer wieder zu ruhigem Ausspielen angeleitet wurde. Statt Gewalt erzeugte die Philharmonie so Intensität und Leichtigkeit und veredelte die Mittelsätze mit schöner Phrasierung. Nach dem sehr pointiert angelegten Scherzo fasste Sanderling im 4. Satz die Wogen des Werkes mit griffiger Lesart zusammen - von einer Sensation, die Tschaikowsky nach eigenen Worten wohl mit dem Werk in Dresden 1889 erregte, dürfte heute jedoch nicht mehr die Rede sein.

Intelligente Kurzweil

Dresdner Philharmonie im Albertinum

In Nietzsches Zarathustra will der Protagonist die Tugend "am Ohr zupfen und mit ihr Kurzweil treiben". Obgleich man das Alter des Begriffes bereits beim Aussprechen feststellt, umschreibt er doch etwas, das wir alle kennen: eine kurze Weile von Amüsement, Zerstreuung, Unterhaltung. Die "kurze Weile" indes stellt Komponisten immer vor große Herausforderungen. Wie fängt man den Moment ein, den Geistesblitz, den intelligenten Witz? Leider verkehren die Klassikradios den Kurzweil-Begriff mittlerweile ins Absurde qua des Postulats, nur alles unter drei Minuten Dauer sei für den Verbraucher noch verdaulich.

Trotzdem lohnt die Beschäftigung mit dem Thema und so durfte man im 9. Konzert der Dresdner Philharmonie im Albertinum mit Werken Bekanntschaft machen, die in aller Kürze flott auf den Punkt kamen und sich dennoch reizvoll gaben. Paul Hindemith - ohnehin ein Meister des erfinderischen Details - war zu Beginn mit einer "Morgenmusik" aus dem Zyklus "Plöner Musiktag" vertreten. Ein Bläserquartett musizierte die barocken Vorbildern angelehnte Komposition ansprechend von der Empore aus. So erhielt das Konzert zunächst eine festliche Einleitung, die Hindemith aber selbst gleich mit dem nächsten "Knaller" aushebelte. Frech und rasant kommt nämlich der "Ragtime" für großes Orchester daher, eine brillant instrumentierte Groteske, bei denen man gerade im Albertinum an die Ausdruckswelten des Expressionismus (Jazzcombos waren ein beliebtes Bildthema) erinnert wurde. Mit Feuereifer und Spielwitz waren die Dresdner Philharmoniker unter Leitung von Chefdirigent Michael Sanderling bei der Sache.

Das setzte sich auch im folgenden Stück von Kurt Schwertsik fort, einem österreichischen Komponisten der Gegenwart. Seine "Schrumpf-Symphonie" setzte das Thema Kurzweil auf intelligente Weise fort, enthält doch das fünfminütige Stück alle Merkmale einer klassischen Sinfonie und wirft einen verstörenden Blick auf die Vergänglichkeit von Eindrücken. Oder wollte uns Schwertsik doch nur veralbern? Der Komponist ließ das in seinen eigenen Worten offen, das Publikum goutierte anständig. Nach diesen "kurzen Weilen" war noch ordentlich Platz in der ersten Konzerthälfte, die nun mit der traditionellen Abfolge Konzert - Sinfonie fortgesetzt wurde. Schade, dass man damit die schöne Dramaturgie etwas durchbrach.

Doch das Staunen blieb - denn ein Konzert für Bassposaune und Orchester ist eine Rarität. Stefan Schulz, Bassposaunist der Berliner Philharmoniker, hatte denn auch selbst für eine Bearbeitung von Søren Hyldgaard Tenorposaunenkonzert "Concerto borealis" gesorgt und spielte mit der Dresdner Philharmonie die Erstaufführung dieses Werkes. Trotz Schulz souveräner Interpretation der Noten des 1962 geborenen dänischen Komponisten war dies jedoch kein befriedigendes Erlebnis. Hyldgaards im Filmmusikbereich angesiedelte Partitur reduzierte die Klangqualitäten und Spielmöglichkeiten der Posaune ausgerechnet auf ein fortdauernd zelebriertes lyrisches Piano-Spiel mit einer melodischen, völlig austauschbaren Erfindungsgabe, die hart an Winnetou-Illustrationsmusik und Schlagerkomposition vorbeischrammte. Schulz sorgte jederzeit für die Entfaltung romantischer Klanggebung, Sanderling besorgte den orchestralen Rahmen, zu einem Erlebnis mit Tiefgang kam es jedoch nicht.

Im zweiten Teil des Konzertes stand dann ein sinfonisches Werk auf dem Programm, das man ohne Zweifel auch auf die Thematik "Kurzweil" hätte zurückführen können, allerdings nun in dem Sinne, dass kompositorische Ökonomie den Hörer schnell zum Wesentlichen führen kann und dabei die Explositivität des Unerwarteten gut zum Tragen kommt. Haydns letzte Sinfonie, in der Zählung Nummer 104, bekannt als "Londoner Sinfonie" ist darin ein Meisterwerk und Sanderling arbeitete genau die Momente des Unerwarteten in allen Sätzen perfekt heraus, ohne den speziellen Spirit des Stückes anzutasten, der sich von der Naivität des exponierten Themas in der Einleitung des 1. Satzes bis zur unerschütterbaren Spiellust des Finales steigert. Das Orchester folgte Sanderling mit schöner Klangkultur und markigen Akzenten; besonders schön gelang das Andante mit der Sprache nachempfunder, natürlich ausgebreiteter Melodik. Dem galanten Menuetto folgte ein rechter Galopp im 4. Satz, der dieses kurzweilige Konzert lebhaft ausklingen ließ.

Montag, 15. April 2013

Zur Erinnerung an Sir Colin Davis

Sir Colin Davis ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Eng verbunden war er mit der Sächsischen Staatskapelle, deren Ehrendirigent er seit den 90er Jahren war. Zur Erinnerung an einige große Konzerterlebnisse, die ich in Dresden mit ihm erleben durfte, seien hier noch einmal einige Rezensionen verlinkt, darunter auch die seines letzten Sinfoniekonzert, das er im Mai 2012 mit der Kapelle musizierte - zum Dirigat der laufenden Saison im März dieses Jahres kam es leider nicht mehr.

* 10. Sinfoniekonzert, Mai 2012 - "Mozart zum 85. Geburtstag"
* Konzert mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester, August 2011, Ravel, Strawinsky, Tschaikowsky
* 2. Sinfoniekonzert, September 2010 - ein immer noch sehr stark in der Erinnerung lebendiges Konzert mit Leos Janaceks "Taras Bulba" und "Tapiola" von Jean Sibelius
* Edward Elgars großes Oratorium "The Dream of Gerontius" dirigierte Davis zum Palmsonntagskonzert 2010
* 2008 gab es ebenfals ein Gastspiel mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester, diesmal mit Mahlers 1. Sinfonie und dem Violinkonzert von Beethoven.

Seine unprätentiöse Art, die Musik zum Schwingen und Leuchten zu bringen, den spezifischen Klang etwa der Partituren von Sibelius und Berlioz zu modelieren, aber auch einen ganz lebendig-natürlichen Mozart-Klang zu erzeugen, bleibt mir stark im Gedächtnis. Passion war bei ihm keine Aufgabe, sie war selbstverständlich und entstand in den ersten Takten der Musik. Diese Bescheidenheit und Leidenschaft empfand ich als einzigartig und sie vermochte es, den Zuhörer direkt ganz nah an die Musik zu bringen. Danke dafür.

Frühlingswerkstatt auf der Lößnitzstraße 14

Heute einmal ein kurzer Bericht von einem Besuch bei "Nachbars". Leider fällt der nicht so rosig (und so bunt und fotografisch wie bei Kathrin) aus, aber ich hoffe, ich kann meine Eindrücke so formulieren, dass sie auch bei den Betroffenen richtig ankommen.

Beim Neustadt-Geflüster und über Twitter wurde ich aufmerksam auf die "Frühlingswerkstatt" in der Lößnitzstr. 14, dem großen Gewerbehof auf dem ehemaligen DREWAG-Gelände, wo sich viele kleine Firmen, Kreative und Künstler tummeln - laut eigener Facebookgruppe ein "kreativwirtschaftlicher Hotspot". Das Gelände ist derzeit in der Diskussion, es soll nach und nach umgestaltet werden. Parallel dazu nimmt man derzeit wahr, dass in Dresden der - nutzbare / mietbare/ zu vergebende - Raum für Künstler, Bands, Kreative immer mehr schrumpft.
Eine solches Fest erscheint also günstig, um die Wahrnehmung für das Gelände zu erhöhen und die Bewohner und ihre Aktivitäten zu präsentieren.

Vielleicht hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, aber ich war ziemlich enttäuscht vom Gebotenen. Sicher spielte sich viel in den Häusern ab, aber schon der Eingang zum Hof wirkte unwirtlich: Lediglich das riesige Tranquillo-Plakat wies auf die Veranstaltung hin (aber der "Lagerverkauf" war ja auch nicht der einzige Event), beim Hereinkommen durch die Lücke neben der Schranke (warum denn nicht gleich OFFEN?) umkurvte man erstmal einige ratlos am fiependen Schrankendrücker stehende Besucher-Autos. Drinnen der Hof sah eigentlich aus wie immer - vollgestellt von Autos, ansonsten nichts Besonderes. Um herauszufinden, wo etwas passierte, musste man den "kundigen" Menschengrüppchen hinterherlaufen. Ich muss dazu bemerken, dass ich mich auf dem Hof nicht auskenne, niemanden der Hof-Aktiven kenne und mich auch nicht durch auf SocialMedia-Seiten veröffentlichte Pamphlete oder Veranstaltungspläne gewühlt habe. Ich war schlicht der interessierte Nachbar, der ja auch explizit eingeladen war.

Doch die Verlorenheit wollte nicht weichen. Ich stellte fest: vor jedem Gebäudeeingang hockte unter Vordächern ein Grüppchen Neustädter, palavernd mit einem Bier in der Hand. Ferner fand ich einen Kuchenstand vor, einen Waffelwagen, ein einsames Hau-den-Lukas-Gerät und weiter hinten eine Tonwerkstatt für Kids, die ich noch am spannendsten fand, zumal ein Regenguß mich kurz unter das entsprechende Dach zwang.

Leider wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte, ich war alleine unterwegs. Allerdings hätte ich es selbstverständlich gefunden, dass man auf einem solchen Fest geleitet wird, dass einen die Attraktionen anspringen oder man sich zumindest DABEI fühlen kann, zumal auf dem Hof gerade Firmen ansässig sind, die mit "Präsentation" oder "Kommunikation" eigentlich höchst vertraut sind.

Wäre es denn zuviel verlangt gewesen, direkt am Eingang einen bunten Sonnenschirm oder ähnliches aufzustellen, eine Tafel mit den Vorführungszeiten und einem Wegweiser zu bemalen? Die Tristesse des grauen Hofes durch ein paar Aktionen oder Performances zu beleben - das ganze umgebende Bogenviertel ist doch voller spannender Menschen, die auch (da wird doch Nachbarschaft lebendig) das Gelände wiederum bereichern könnten mit ihren Ideen. Oder habe ich schlicht - um 16.30 - alles verpasst? Durfte draußen keine Musik sein? Wo war die fühlbare Kreativität, mit der sich der Hof doch selbst anpreist?

Oder fehlte es dafür schlicht an Geld und Leuten? Letztere, die sich alle offenbar alle kannten und "dazugehörten" waren jedenfalls genug anwesend. Ein wenig blieb der fade Geschmack, dass man hier gerne unter sich, unter Freunden und ohnehin Bekannten feiern und sich treffen wollte. Das allerdings wäre ein schlechtes Zeichen für eine Kreativwirtschaft, die sich zukünftig und offen gibt - wenn sie vergäße, dass es da draußen auch den netten Nachbarn gibt, der einfach nur Interesse zeigt und dem sie (da bin ich mir sicher) durchaus etwas Spannendes zeigen könnte.

Mittwoch, 10. April 2013

"Neustadt-Palais"

Neustadt, Du veränderst Dich.



[Nur die Deppenapostrophe bleiben...]

Brahms in "High Definition"

Lisa Batiashvili und Christian Thielemann im 10. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle

Die musikalische Bande zwischen der Sächsischen Staatskapelle und ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann ist längst geknüpft - bei den Osterfestspielen in Salzburg, wo die Staatskapelle nun in der ersten Saison als Residenzorchester auftrat und sich höchste Meriten erwarb, konnte sie in den Parsifal-Aufführungen und den Orchesterkonzerten intensiviert werden. Gute Voraussetzungen also für die Rückkehr in gewohnte Sphären, wenngleich das 10. Sinfoniekonzert im Semperbau nur ein kurzes Luftholen in der Heimat bedeutete: mit dem Brahms-Programm dieses Konzertes sowie der 8. Sinfonie von Anton Bruckner begibt sich die Staatskapelle auf eine USA-Tournee, der ein Konzert in der Bonner Beethovenhalle vorausgeht.

Keineswegs durfte man aber die gänzlich bekannten Brahms-Stücke als leichte Kost unterschätzen, zumal Thielemann die sinfonischen Werke des Komponisten in dieser Saison als Dreh- und Angelpunkt seiner Konzerte und CD-Aufnahmen bestimmt hat. Mit der 4. Sinfonie e-Moll Opus 98 komplettierte Thielemann die Aufführungen aller Sinfonien, das Violinkonzert wurde bereits im letzten Jahr für die CD produziert. Beide Werke zeigen den Komponisten in meisterlicher Reife, die beiden zeitlich dazwischen stehenden Ouvertüren ergänzen dieses Bild sinnfällig.

Thielemann entzog der "Akademischen Festouvertüre" Opus 80 daher auch allen Pomp und konzentrierte sich auf sorgsame Ausarbeitung der Klangfarben ohne den Fluss des Stückes zu verlieren. Nobler Glanz verbreitete sich, doch die kaum mitreißende Patina des Werkes ließ sich kaum verhindern - ein tieferes Musikerlebnis gönnt uns Brahms mit den Studentenliederzitaten eben nicht.

Ganz anders gibt sich das Violinkonzert D-Dur: sinfonisch, virtuos, genial komponiert und mit dem damaligen Interpreten Joseph Joachim erarbeitet. Die Capell-Virtuosin Lisa Batiashvili, die bereits im Februar mit einem Recital das Dresdner Publikum begeisterte, entschied sich für die wenig bekannte Kadenz von Ferruccio Busoni und teilte damit dem Publikum unzweifelhaft auch eine Haltung mit - nämlich die Legitimation einer Lebendigkeit des Werkes über die Zeiten, die eben auch neue Sichtweisen auf ein Stück einschließt. Nicht nur die Kadenz war von brodelnder Spannung getragen: von Beginn an - die von Thielemann frisch und deutlich angegangene Einleitung blieb dem Orchester vorbehalten - nahm Batiashvili das Heft in die Hand und bescherte dem Dresdner Publikum eine packende Darstellung dieses Konzertes, die über alle drei Sätze trug, und in ihrer in jedem Takt hochmusikalischen Herangehensweise, die Impulsivität, Können und Wissen vereinte überzeugte.

Batiashvili schuf eine eindeutige, von gutem Selbstbewusstsein und herber Klangfarbe bestimmte Charakteristik für alle Themen. Scheinbar belanglose Begleitfiguren erhielten ihre korrekte Bedeutung durch Emphase der Harmonik oder Setzen energetischer Zielpunkte - der 3. Satz erhielt seine bekannte Spielfreude, ohne jemals flüchtig oder oberflächlich zu wirken - eine starke Leistung der aus Georgien stammenden Geigerin. Brahms leuchtete so in "high definition", wobei das Orchester durchweg aufmerksam diesen Weg nachvollzog - lediglich dem Bläsersatz zu Beginn des 2. Satzes fehlte noch ein Quentchen Souveränität.

Im sinfonischen "Opus Summum" des Komponisten war es erfreulich, erneut wahrzunehmen, mit welchem offenkundigen gegenseitigen Verständnis Thielemann und das Orchester die Balance zwischen Detailgenauigkeit und Satzfluss herstellen. So erhielt der erste Satz mit weichen Auftakten im Thema und transparenter Durchführung einen enormen Drang zum Satzschluss hin, um den Mittelsätzen den richtigen Platz im Gesamtgefüge zuzuweisen. Die abschließende Passacaglia wiederum zeugte mit zahlreichen wunderbaren Passagen in den einzelnen Orchestergruppen noch einmal von der reifen Größe des Komponisten, der zum Beschlusse seines sinfonischen Werkes den Übervater Bach gebührlich zu Wort kommen läßt.

Auf die Aufnahmen des sinfonischen Zyklus darf man durchaus gespannt sein, man sollte dabei aber nicht die Einzigartigkeit eines jeden Konzertes vergessen - die Lebendigkeit eines vollkommen ausgekosteten Momentes ist bei Werken von Johannes Brahms ein Schatz, der bei Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle in guten Händen aufgehoben ist.

(8.4.2013)

Gerüstet für die Zukunft

KlangNetz Dresden macht sich stark für die Musik der Gegenwart

Vier Jahre lang, von 2008 bis 2011 war das KlangNetz Dresden eines von fünfzehn Förderprojekten des "Netzwerk Neue Musik", einer Einrichtung der Kulturstiftung des Bundes. In Dresden - neben Berlin übrigens der einzige ostdeutsche Standort eines Netzwerk-Projektes - konnte so in der engen Zusammenarbeit verschiedener kultureller Institutionen der Stadt eine lebendige und vor allem nun gut vernetzte Neue-Musik-Szene etabliert werden. Als Netz-Zentrum und dauerhafter Partner fungierte die Hochschule für Musik - der Musikwissenschaftler Prof. Jörn Peter Hiekel, an der Hochschule Leiter des Institutes für Neue Musik, war federführend bei der Initiierung des Projektes und betreut das KlangNetz Dresden nun auch auf seinem Weg in die Selbständigkeit.

Mit der finanziellen Vier-Jahres-Förderung wurde, so Hiekel, nicht nur unter einen Schirm gestellt, was ohnehin stattgefunden hätte. Von KlangNetz Dresden aus wurden neue Initiativen begründet, die - dem Sinne des Netzwerkes entsprechend - Vermittlung, Kooperation und Öffentlichkeitsresonanz in den Focus stellten. Neben der schlichten Darstellung und Aufführung von Gegenwartsmusik konnten so neue Formate erprobt werden, die schnell auch vom Konzertpublikum angenommen wurden: das "KlangNetz-Ensemble" vereint Musiker der Dresdner Philharmonie und Studenten der Hochschule, die Konzertreihe "Short Concert" an der Musikhochschule bietet in knappem zeitlichen Rahmen eine intensive, originelle Betrachtung zu einem klar umrissenen musikalischen Thema. Der Dresdner Kammerchor wiederum initiierte als Partner des KlangNetz Dresden bereits zweimal eine "Internationale Chorwerkstatt", deren Teilnehmer aktuelle Vokalliteratur in Vorträgen, Proben und Workshops kennenlernen können.

Auch die "hehre" Kultur der Stadt beteiligte sich willig an der Netzwerkarbeit: der jeweilige "Capell Compositeur" (Mundry, Lang, Saunders, Staud) der Sächsischen Staatskapelle war nicht nur auf dem Papier tituliert, sondern war leibhaftig in Porträts, Podiumsgesprächen und in den Kapellkonzerten erlebbar. Und mit der Dresdner Philharmonie wurde eine “Erste Anhörung” genannte Workshop-Reihe mit Studenten-Kompositionen etabliert. Das bundesweite Projekt des Netzwerk Neue Musik ist nun beendet, doch statt einer versiegenden Gießkanne ist für die meisten Teilnehmer das Bild der wachsenden Kinderschuhe hoffentlich realistischer - von vornherein waren alle 15 Projekte auf Zukunftsfähigkeit angelegt.

Wer also in diesen vier Jahren gelernt hat, zeitgenössische Musik auf einem zeitgemäßen Level der Organisation und mit einem gerüttelt Maß an kreativen Ideen darzubieten, hat gute Chancen, dass die Neue Musik nicht nur ihren Stellenwert behält, sondern Neugier und Verantwortung beflügelt. In Dresden scheint dies nicht nur durch den Enthusiasmus, mit dem die Teilnehmer aktuell zu Werke gehen, sehr realistisch. Hiekel sieht das KlangNetz nicht nur als kontinuierlichen Spiegel der Gegenwart mit der auch weit über die Musik hinaus gehenden Frage des "Wo stehen wir eigentlich?", sondern beförderte gemeinsam mit den Partnern eine neue Strukturierung.

Im November 2012 wurde die Fortsetzung der begonnenen Projekte durch die Gründung eines gemmeinützigen Vereins gleichen Namens besiegelt. Die Runde der Teilnehmer im bestehenden KlangNetz liest sich wie ein whoiswho der Dresdner Musikkultur: Musikhochschule, Dresdner Philharmonie, Europäisches Zentrum der Künste Hellerau, AuditivVokal, Sinfonietta Dresden, Dresdner Kammerchor, elole-Klaviertrio und die Kammerensembles "Courage" und "el Perro Andaluz". Mit Prof. Matthias Drude ist der Vorsitzende des Sächsischen Komponistenverbandes "im Boot", Veranstalter wie die Blaue Fabrik und das Leonhardi-Museum bekunden ihr Engagement und werden der Musik ebenso wie die Hochschule für Musik einen passenden Klangrahmen verschaffen.

Mit der Anerkennung des Vereins als An-Institut der Hochschule für Musik ist nicht nur der administrative Knotenpunkt in der Hochschule verortet, sondern in kontinuierlicher Zusammenarbeit die intensive Förderung des musikalischen Nachwuchses angestrebt. Die Auflistung zeigt, welche Synergien künftig zwischen Musikschaffenden, Interpreten und Rezipienten möglich sind.

An Ideen für die nähere und weitere Zukunft mangelt es beim KlangNetz keinesfalls: Jörn Peter Hiekel freut sich bereits auf ein großes Projekt im Herbst in Zusammenarbeit mit dem Institut Francais, und langfristig will man eine eigene KlangNetz-Konzertreihe aufbauen, um der aktuellen Musik einen festen, wiederkehrenden Hörplatz zu ermöglichen. Schon am 27. März kann man wieder in das KlangNetz hineinhorchen: ein weiteres "Short Concert" widmet sich dann der Beziehung zwischen den Schriftstellern Marina Zwetajewa und Rainer Maria Rilke, bei der sogar Dresdens Weißer Hirsch eine Rolle spielt...

(23.3.2013)

Mittwoch, 20. März 2013

Uraufführung Konzert für 2 Violinen und Orchester

Morgen in Freiberg:

5. Sinfoniekonzert
der Mittelsächsischen Philharmonie

Ottorino Respighi: Trittico Botticelliano
Alexander Keuk: Konzert für zwei Violinen und Orchester (Auftragswerk, UA)
Paul Hindemith: Sinfonie „Mathis der Maler“

Solisten: Duo Gelland: Cecilia Gelland, Violine; Martin Gelland, Violine
Dirigent: Jan Michael Horstmann

21.03.2013, 19.30 Nikolaikirche Freiberg (18.45 Konzerteinführung)
22.03.2013, 20.00 Theater Döbeln (19.15 Konzerteinführung)
(Links siehe unten)

Zur Einführung

Alexander Keuk
Doppelkonzert für zwei Violinen und Orchester
nach André Massons "Vingt-deux dessins sur le thème du desir"

Das Doppelkonzert für zwei Violinen und Orchester hat eine längere Entstehungsgeschichte. Ich bin dankbar, dass sich die verschiedenen Fäden biografisch wie musikalisch nun derart ineinandergesponnen haben, dass es zu dieser lang ersehnten Uraufführung kommt. Bereits in den 90er Jahren begegnete ich Jan Michael Horstmann im Konzert: in Wuppertal aufwachsend, war ich noch Schüler, als Horstmann bereits an den Wuppertaler Bühnen dirigierte. Das Duo Gelland wiederum lernte ich 1998 bei meinen Studienarbeiten zu dem schwedischen Komponisten Allan Pettersson kennen, 2003 schrieb ich bereits ein Kammermusikwerk für Duo Gelland, die ich zu den spannendsten und innovativsten Ensembles auf unserem Planeten zählen würde. Über Pettersson verknüpften sich die Fäden - ein lange gehegter Wunsch, für die Gellands ein Konzert mit Orchester schreiben zu wollen, ging über den Kontakt nach Freiberg in Erfüllung.

Bereits 2004 formte sich das Sujet: in der Kunsthalle Würth in Baden-Württemberg besuchte ich eine Ausstellung mit Werken des Malers André Masson (1896-1987). Dessen Zyklus "Vingt-deux dessins sur le thème du désir" (Zweiundzwanzig Zeichnungen über das Thema der Begierde) aus dem Jahr 1947, der dort erstmalig gezeigt wurde, hatte mich nachhaltig beeindruckt. Die Tinten-Zeichnungen sind ein spätes Nachwehen der surrealistischen "Écriture Automatique" - Masson selbst war Mitte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Vertreter der Pariser Surrealisten um Breton, Soupault, Desnos und Leiris. 1947 entstand der Zyklus an einem einzigen Tag; er ist mit vielfältigen Bezügen zu Mythologie und Natur versehen, aber eben auch Statement eines (im Zen-Sinne) "leeren", freien Bewusstseins, das stärker als das ständig reflektierende Bewusstsein in der Lage ist, Realitäten zu bilden, Emotionen in Zeichen und Bildern darzustellen.

Die Zeichnungen selbst sind äußerst dynamische, teils abstrakte, teils figürliche Darstellungen der Geschlechter (hier ein Beispiel einer Zeichnung) innerhalb einer Welt voller mythologischer Bezüge - von der rasant hingezogenen Linie und Schraffur über phantastische, roboterartige Figuren, Flügelwesen und Bäumen bis hin zu Eiswüsten und Sintfluten tobt sich der "automatische Zeichenstift" hier aus. Als 1961 die Zeichnungen in einem Buch veröffentlicht wurden, schrieb Jean-Paul Sartre das Vorwort und charakterisierte Masson in einem zutiefst humanistischen Kontext.

In der Komposition interessierte mich keinesfalls eine illustrative Musikalisierung der Bilder, die sich ohnehin in ihrem kraftvollen Hin-Wurf einer eindeutigen Interpretation entziehen. Das Konzert kann als Neukomposition von Zeichnungen desselben Themas verstanden werden, als Betrachtung des schöpferischen Prozesses (auch das "Schreiben"/"Zeichnen" des Malers und kardiologische Auswirkungen der Anspannung bekommen im Stück Raum) und als Versuch, eine "Écriture Automatique" in der Musik zu erfinden. Dass dieser Versuch von vornherein Hindernissen unterworfen ist, wird verständlich, wenn man als Komponist statt sofortigen "Losmalens" den Umweg über Notation und vor allem in Beachtung und Behandlung der Zeit in einer großräumigen Orchesterpartitur gehen muss.

Trotzdem war die Umsetzung der 22 Zeichnungen in eine "automatische", aber nicht mechanische Musik eine spannende Herausforderung, in der es immer auch galt, den vielfältigen Farben von Begierde, letztlich ur-menschlichen Gefühlen von Rausch und Drang nachzugehen. Dass ein einsätziges Werk von gerade einmal 18 Minuten Dauer - und darin sind 15 sehr stark kontrastierende Abschnitte enthalten - herausgekommen ist, ja, herausgestürzt wurde, verdeutlicht nur den besonderen Druck und die Verneinung jeglichen Ornaments und überflüssiger Noten. "Écriture Automatique" wirkt immer noch zeitgemäß in der Reduktion auf das Wesentliche - und diese plötzlich auf dem Papier oder im Ohr vorliegende Erkenntnis kann schmerzhaft sein, sie kann aber auch eine reinigende oder öffnende Wirkung erzeugen.
(AK)

Weitere Informationen: https://www.mittelsaechsisches-theater.de/, https://www.duogelland.com/, https://www.keuk.de/

Dreimal Amerika

Matinee des Hochschulsinfonieorchesters in der Semperoper mit Gershwin, Britten und Dvorak

Traditionell veranstaltet die Hochschule für Musik mindestens eines ihrer Orchesterkonzerte der Saison in der Semperoper - die sonntägliche Matinee erhält auf diese Weise einen festlichen Rahmen, der überdies gut geeignet ist, um die jährliche Verleihung des Carl-Maria-von-Weber-Stipendiums an besonders begabte Studenten des Institutes vorzunehmen. 2013 erhalten Ho Jeong Lee (Klavier) und Steffen Roth (Schlagzeug) das von der Stiftung Kunst und Kultur der Ostsächsischen Sparkasse finanzierte Stipendium - neben der knappen Laudatio und biografischen Bemerkungen im Programmheft erfährt man über die beiden jungen Künstler wenig; so bleibt die Hoffnung, dass man den beiden in musikalischer Umgebung bald erneut begegnet.

Zwei anderen Solisten blieb es vorbehalten, dem Publikum im ersten Teil des Konzertes ihr Können darzubieten. Dabei bewies die Pianistin Hesu Lee (Klasse Prof. Pruggmayer-Philipp) bei der Wahl ihres Stückes kein glückliches Händchen, denn zu George Gershwins kurzem und allseits bekannten Reißer "Rhapsody in Blue" fand sie keinen überzeugenden Zugang. Diese Rhapsodie benötigt Freiheit, Frechheit und ein entsprechendes Temperament des Solisten. Lee hingegen ordnete Gershwin in das spätromantische Klavierrepertoire ein und zeigte zwar eine makellos exakte Ausführung, die aber hier ebensowenig gefragt ist wie die ungünstig zerdehnten Fermaten und die albumblattähnliche Ausführung von Blues-Melodik. In dieser Atmosphäre wagte das Hochschulorchester unter Leitung von Rektor Ekkehard Klemm auch nicht den letzten Kick, obwohl das einleitende schöne Klarinettensolo und manch rhythmische Verve gefielen.

Amerikanisch war das ganze Sinfoniekonzert geprägt: wenngleich der englische Komponist Benjamin Britten, dessen 100. Geburtstag dieses Jahr begangen wird, sich nur zwischen 1939 und 1942 in den USA aufhielt, schrieb er dort ein gewichtiges, dennoch selten zu hörendes Werk: sein Violinkonzert Opus 15 hat sich im Konzertrepertoire nie wirklich durchgesetzt. Die aus Tschechien stammenden Solistin Lenka Matejakova (Klasse Prof. Jörg Faßmann) leistete Überzeugungsarbeit für Britten und begeisterte das Publikum mit einer völlig souveränen und intensiven Interpretation. Wo der Tonsatz Brittens Gefahr läuft, zu trocken zu klingen, fand Matejakova zu großen Bögen und viel innerer Dramatik, die vor allem den Ausklang des 3. Satzes bestimmte. Nur zu bestaunen war auch ihr Mut, die großen G-Saiten-Passagen mit vollem Einsatz anzugehen und eine harte, aber niemals unflexible Tongebung in den schlagzeugartigen Passagen im 2. Satz zu wählen. Klemm fand in der Begleitung schnell zum typischen Britten-Klang in der Mischung aus sauber ausgehörter Harmonik und raffiniert angelegter Rhythmik.

Nach der Pause erklang das wohl berühmteste Werk eines Europäers in der "neuen Welt" - Antonin Dvoraks 9. Sinfonie war für das studentische Orchester ein volltönend-dankbares Werk, in welchem Klemm auf viel Lebendigkeit und das natürliche Ausspielen ruhiger Passagen setzte. Manch Wackler war da durchaus verschmerzbar, denn hier fand das Hochschulorchester insgesamt zu gutem, in der Dynamik wie in der thematischen Ausgestaltung sehr ansprechendem Spiel.

Samstag, 16. März 2013

Kein musikalisches Vergnügen

Staatsoperette Dresden gastierte mit einem Weill-Konzert in der Musikhochschule

An den Theatern wird vor Premieren oft ein Aberglauben zitiert, der besagt, wenn eine Generalprobe schiefgehe, werde die Premiere sehr gut. Eine Studie darüber steht aus, und in der Realität gibt es natürlich alle denkbaren Konstellationen. Sollte eine Generalprobe jedoch öffentlich stattfinden, so wäre die Deklaration als solche wünschenswert, um keine Erwartungen zu enttäuschen.

Zum Gastspiel der Staatsoperette Dresden im Konzertsaal der Dresdner Musikhochschule wurde "Ein besonderes Konzert" annonciert, das einen Tag später als Abschlusskonzert des Kurt-Weill-Festes in Dessau gegeben wurde. Doch im Laufe des Konzertes wurde man den Eindruck nicht los, dass Dresden nur als flotte Durchgangsstation für Dessau benutzt wurde und die Leistung keinesfalls konzertreif war. Zudem kamen dramaturgische Probleme hinzu, die man leicht hätte vermeiden können: die ohnehin opulente Stückauswahl wurde um weitschweifige Moderationen - mit sämtlichen Geburtsdaten der Komponisten! - ergänzt, so dass allein der erste Teil des Konzertes eineinhalb Stunden dauerte.

Gänzlich desavouiert musste sich das Dresdner Publikum nach der Pause vorkommen, als der scheidende Chefdirigent Ernst Theis einen Suitensatz von Kurt Weill mit den Worten "Das können wir so nicht stehen lassen" wiederholen ließ und zweimal mit dem Orchester ansetzte, um einen durch diesen Vorfall kaum verbesserten neuen Durchlauf zu präsentieren. Dabei traf die Musiker wohl die geringste Schuld, denn diese mussten sich für dieses Konzert offenbar sehr kurzfristig durch einen ganzen Berg von wahrlich nicht bekannten Noten gearbeitet haben. Schade war es eigentlich um das schöne Konzept des Abends, der Kurt Weill im Lichte seiner Wurzeln und musikalisch-geografischen Verbindungen zeigte.

Durchaus erhellend war die Verbindung Weillscher Erfolge der 20er-Jahre mit amerikanischen Broadway-Musiken von George Gershwin und Leonard Bernstein, mit dessen "Jefferson Sunday Luncheon March" das Konzert auch seine quicklebendige Einleitung erhielt. Doch Gershwins Einakter "Blue Monday" hätte auch im Ausschnitt präsentiert werden können und die der Stilistik von Igor Strawinsky nahestehenden Orchestervariationen von Marc Blitzstein, einem Förderer und Bewunderer von Weill, wirkten deplatziert, weil das schwer zugängliche Stück von Theis und dem Orchester auf einem kärglichen Stand der Erarbeitung und des Verständnisses befindlich war. Immer wieder war auch zu spüren, dass vor allem die Bläser kaum mit der Akustik des Saales zurechtkamen, Theis unternahm aber keinerlei Anstrengungen, um schneidend scharfe Trompeten zu sensiblem Spiel anzuleiten. Abstimmungsprobleme mit dem Orchester gab es selbst in den Berliner Theaterliedern - ein ums andere Mal holperten Tempi, wurde eben begleitet, "wie es gerade kam".

Mit so einer Grundeinstellung hatten es die zahlreichen Solisten schwer, ihre Kunst über die Rampe zu bringen, völlig überzeugend gelang dies nur Olivia Delauré mit einer mitreißenden Interpretation der "Saga of Jenny" aus "Lady in the Dark" von Kurt Weill, an der auch der insgesamt sehr ansprechend musizierende Chor der Staatsoperette seinen Anteil hatte. Nach zweieinhalb Stunden wurden auch noch Radiomusiken der 30er-Jahre mit einem rekonstruierten Werk von Paul Hindemith in das Programm einbezogen, das war eindeutig zuviel des Guten. Wenn sich die Staatsoperette neben ihrem ehrenvollen und arbeitsintensiven Theateralltag solchen im Grunde sehr spannenden Sonderprojekten widmet, wäre doch mehr Sorgfalt in der Vorbereitung wünschenswert - eine angestrengte Probenatmosphäre für ein auswärtiges Gastspiel bereitet jedenfalls keinem Zuhörer wirkliches musikalisches Vergnügen.

Freitag, 8. März 2013

Traum XLVIII + XLIX

Tod von M., zwar in meinen Armen, aber unter grausigen Umständen.
--
Ich wirke an einem Konzert eines bekannten Klavierduos mit, allerdings als "dritter Mann" am Klavier. Gegeben wird Brahms, eine Sonate (muss sich wohl um 34b handeln??) - der Traum spielt sich aber komplett vor dem Konzert ab, im Probenraum in einem Keller. Die beiden Herren wollen sich noch warmspielen, Flügel werden unachtsam gerückt und stoßen an Wände. Auf die Frage, ob ich mich nicht auch einspielen wolle, lehne ich souverän ab. Ich weiß auch gar nicht, was von Bahms auf dem Programm steht und welche Stimme ich übernehmen soll, "geht vom Blatt" scheint mein Gedanke zu sein. Dann der Weg zur Bühne, das Duo wird freudig begrüßt, ich komme etwas später hinterhergetrabt und werde nicht wahrgenommen. Statt Konzertatmosphäre ist eher Stehpartystimmung, auch von der Bühne müssen sich unterhaltende Menschen und Gegenstände erst weggeräumt werden. Die Flügel stehen übrigens so, dass ihre Deckel ein Dach bilden. Ich übernehme die Oberstimme am linken Klavier, Konzert beginnt. Traum Ende.

Samstag, 2. März 2013

Traum XLVII

Flamingos, Pelikane, Teelichterkabinett auf dem Dach des Hauses, die Königin in ihrem Bette, LKWs laden Müll ab am Strand, Andalusien. Baden, nachts. Die nicht existierende Hütte.

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