Sonntag, 15. September 2013

Ostrale 2013

Etwas viel Kultur hier im Blog derzeit. Gut so. Weiter so.

Heute habe ich noch einen Besuch bei der Ostrale geschafft, der sommerlichen Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Dresden (Berichte gab es auch 2009 und 2010). Es war der letzte Tag und ich hatte mit einigem Ansturm gerechnet, aber offenbar war die Fraktion der "aufdenletztendrückerkommer" doch eine Minderheit. Dementsprechend entspannt fiel der Besuch aus und ich hatte auch das Gefühl, ein Zeitfenster gefunden zu haben, wo nur angenehme und interessierte Zeitgenossen um mich herum waren.

Das Areal war am letzten Tag nicht mehr komplett zu besichtigen, ein Teil der Ausstellung in der Messehalle war schon vorbei. Trotzdem gab es in den Futterställen und im Haus 11 noch sehr viel zu sehen - ich bin mit zweieinhalb Stunden gerade so hingekommen, bin aber auch nicht gerade der langsamste Kunstrezipient.

Das Fazit nehme ich vorweg und führe dann genauer aus: mir fehlte etwas. Das ist nun schwer zu beschreiben, da ich mich zwar ebenfalls Künstler schimpfe, aber eben auf musikalischem Gebiet (Grenzüberschreitungen natürlich niemals ausgeschlossen). Aber das mag gar nicht der Grund sein - Musik hat mir sicher nicht gefehlt. Eher eine Art Sinnlichkeit. Oder die Aktivierung verschiedener Sinne und auch Emotionen. Klar, alle Sinne waren immer dabei und man fühlte hier und da auch Zuneigung oder Ablehnung, aber mir fehlten dabei die Extreme. Dass mich das Bild anspringt oder anschreit, dass ich über Farben und Formen ins Entzücken gerate, dass meine bisherigen Erfahrungen und Horizonte mit einem Blick über den Haufen geworfen werden müssten. Oder das ich schlicht: "geil" oder "scheiße" ausrufe, und damit impulsiv den ehrlichsten Rezipienten in mir höre.

Stattdessen gab es zu oft ein innerliches: "Äh, was?", ein "hmja" oder ein "och noe", wohl die flachsten Reaktionen auf ein Kunstwerk, die ich gerne vermieden hätte. "Äh was" erhält immerhin noch einen Pluspunkt - denn Unverständnis ist zunächst erst einmal etwas, was mich festhält am Objekt und Irritation ist per se eine gute Sache. Zwei Dinge störten mich ebenfalls doch häufiger: viele Bilder/Objekte hatten entweder einen zu stark selbstreferentiellen Charakter (Künstler leidet am Künstlertum/bzw. Definition desselben und muss das in Kunst umsetzen) oder einen Charakter, der zu nah an (mir) bekannten Vorbildern schrammte.

Ich weiß nicht, wieviele Richters, LeipzigerSchule, Meeses und Polkes ich gesehen habe. Ist das nur meine Empfindung, dass da vieles schon so oder ähnlich gesagt wurde? Vielleicht sehe ich auch in vielen Bildern Techniken und muss mehr in die Tiefe. Das wiederum erlauben mir aber die meisten Bilder nicht, deren Focus viel zu konzeptionell, letztlich auch zu naiv erschien. Da kommen Schwarmfliegen dann am Ende als Schwarmfliegen daher, eine Fotoreihe über einen Zug in Afrika muss im Gehen betrachtet werden, damit es ein Zug wird und politische und philosophische Einstellungen werden plakatiert und manifestiert, als ob es kein Morgen in der Kunst mehr gäbe, gipfelnd in einem Raum, den ich auch noch passenderweise ziemlich zum Schluss besuchte: Holzscheite, Holzhacken im Video und Stoffbahnen mit IchhaudirmeineÄsthetikumdieOhren-Botschaften. Überraschung: das war die Arbeit einer Studienklasse der HfbK Dresden. Merkwürdig.

Damit endet aber auch schon meine Aufzählung der Downbursts, vor allem zum persönlichen Erinnern liste ich einmal auf, was mich beeindruckt hat. Warum genau, kann ich gar nicht sagen. Wichtig st mir auch, dass ich die Künstler verlinke, damit sich Nicht-Ostrale-Besucher noch ein Bild machen können. Hinter den Links wird man meist fündig.

* Tanja Rochelmeyers klar strukturierte Malerei läßt mich trotz Ordnung und Geometrie innehalten, weil sie in merkwürdiger Art mehr erzählt, ähnlich einer Codierung, die nur einmal so und nicht anders existiert.
* Nicolae Comanescu - (die Bilder sieht man weiter unten auf der Website) eine Folge von ähnlichen Bildern, die verwitterte Höfe und Ruinen zeigte, aber eben mit Focus auf einem unwirklichen hellen Grün der Botanik um diese Gebäude herum, dazu einige hineingesetzte Betrachter und Besucher der Szenerie.
* Vera Hilgers riesiges Gemälde "Pulsar" - ein Sternenhimmel fürwahr, aber einer mit Rousseauscher Qualität. Anders kann ich das nicht beschreiben. Ich kauf mir bald das passende Schlafzimmer dazu... ;)
* Olaf Moojs Auto-Installation (auf dem Video sehr schön zu sehen). Eines der mehr irritierenden Objekte, weil: so völlig klar, Autoteile in Formaldehyd eingelegt und präsentiert wie im verlassenen Präparationslager. Der Abscheu bleibt und ist gewollt. Gut so.
* Olaf Rößler (die Bilder sind auch auf der Website zu sehen) - für mich die stärkste Arbeit. "Black as Pitch", eine völlig verdunkelte Dorflandschaftsserie ("Oderwitz", "Tauchnitz" usw.), die aber weniger "Licht aus im Osten" sagt als vielmehr eine faszinierende Schönheit im Dunkel offenbart - weniger schemenhaft, sondern in klare Einsamkeit gegossen.
* Rolf Kirsch - "Statistik" ein großes Bild voller Katastrophen in erschreckender Realistik, aufgefächert wie eine Google-Bildsuche. Die Fragen "gucken wir uns das an" und "nach was suchen wir" tauchen auf, die Verstörung bleibt, weil da so gar nichts ist, was wir "mitnehmen" wollen.
* Lilith Love - eine Fotoserie von Frauen, die zumeist nackt in eine Räumlichkeit inszeniert werden und damit auch zum "Objekt" werden, aber hier Abstraktion erfahren und aufgrund ihrer Positionen und Blickwinkel Geschichten erzählen.
* MK Kähne "Fight" - ein Foto einer um was auch immer fightenden "feinen Gesellschaft", prall und dynamisch wie Rubens "Sturz des Phaetons" - von dieser Energie hätte ich gerne mehr gesehen.
* und schließlich "Doade.Bake.Blaze.Bubble.Cane.Chief.Spark.Choof.Fresh.Sesh.Smoo. Clam.Hot.Wake.Dutchy.Strummin.Blizz.Cut" von Gallery Fist - eine Rauminstallation, die auf den ersten Blick Ablehnung erzeugt ist, weil es das übliche Wandgeschmiere und Vollgemülle zu sein scheint. Trugschluss. Auf merkwürdige Weise fühlte ich mich in den beiden Räumen pudelwohl und merkte nach und nach, dass die Anordnung von Objekten, Licht, "Zeugs" gar nicht "müllen", sondern "leben" will und das ziemlich dralle. Das unterstütze ich.

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Sollte ich nun die absoluten NoGo's zu meinen Highlights gekürt haben, bitte ich um kurzen und heftigen Applaus. Und Kommentare. Bitte stören Sie.

NB: Bei der SLUB Dresden ist bereits der Katalog digitalisiert abrufbar.

Herbstwerkstatt bei der Lö14

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Im Frühjahr habe ich bereits die Werkstatt auf der Lößnitzstr. 14 besucht und darüber berichtet. Gestern waren die Tore und Türe auf dem Gelände erneut geöffnet: zur Herbstwerkstatt. Firmen und Agenturen, Kreative und Künstler sind auf dem DREWAG-Gelände angesiedelt, dazu gibt es neuerdings einen schönen Spielplatz, der mehr oder weniger illegal schon in Besitz genommen wurde. Was mir dort auffiel: die Einzäunung mag ich natürlich nicht, aber so etwas muss wohl sein. Der Aufbau der Tischtennisplatten direkt am Metallzaun dürfte selbige wohl verwaisen lassen. Ansonsten tummelte sich dort am Samstagnachmittag wohl das komplette Bogenviertelfamilienvolk...

Nachdem ich im Frühjahr ein wenig kritisch war, fällt mein Fazit heute um so positiver aus. Man sollte einfach ein wenig Neugier und Kommunikativität mitbringen - schließlich fallen die Gäste bei einer "Werkstatt" nicht ins gemachte Bett, sondern sind ausdrücklich aufgerufen, zu schauen, zu hören, sich zu bewegen. Das habe ich dann gleich zwei Mal an dem Tag auch gemacht, einmal in netter Begleitung vom "Blog nebenan" (dort erscheint auch noch ein Bericht) und am Nachmittag dann noch einmal, weil einige Ausstellungen erst um 16 Uhr öffneten. Einen Vorbericht gab es beim Neustadt-Geflüster , wer mehr wissen wollte, kam mit der statischen Homepage der Lö14-Gemeinschaft nicht zurecht, wohl aber mit der facebook-Veranstaltungsseite.

Aber diesmal bedurfte es auch keiner großen Vorplanung, denn bereits am Eingang begrüßte uns eine Dame mit einem Übersichtsflyer. Alle Häuser waren mit roten Schriftzügen versehen, mal Pfeile, mal ein großes "HALLO". Verlaufen unmöglich. Und so ging die Tour auch von Haus zu Haus, man wechselte von Verkaufslagern zu Ateliers oder schaute Möbelbauern oder Jeans-Nähern in der Werkstatt zu und ließ sich alles erklären.
Interaktiv gab sich Haus 7, wo es nicht nur musikalische Waffeln gab, sondern auch den Kickertisch für zwischendurch, der uns prima die Wartezeit auf eine Zeichnung von stulleundbemme.de verkürzte. Die war zwar sehr gelungen, zeigte mir aber frappierend, wie sehr die Formulierung einer Idee beim Gegenüber durchaus auch gegenteilige Bilder hervorrufen kann...

Auf der Ostseite des Geländes war ich dann nachmittags noch einmal, hier gab es einige Ausstellungsräume zu besichtigen, eine Agentur für Kommunikationsdesign lockte mit lachenden Pappmonstern und Interaktives war mit einer Kräuterteemischstation und Pappbastelei geboten. Stärkung gab es - an einem der wohl letzten schönen Spätsommertage - draußen, bei TanteLeuks leckerem Kuchen, Kaffee und Kürbissuppe, gleich neben boehlers Fotostand.

Also liebe Nachbarn - das hat Spaß gemacht. Und hoffentlich bleibt das Gelände so aktiv und kreativ, auch wenn vermutlich bald alles anders wird dort... Hoffentlich bleiben ein paar dieser liebenswerten Lebens-Ecken bestehen.

Donnerstag, 12. September 2013

Traum LXVIII

Eine feste Umarmung und viele Tränen.

Montag, 9. September 2013

Traum LXVII

Dreifachtraum
1) man erklärt mir die Welt, auf Displays, am Telefon und persönlich. Das Knie tut weh. Es macht nichts.
[Danach aufgewacht, 4:55, Gewitter, Regen, Sommer vorbei]
2) ich bin mit Hund in Málaga, komme per Zug an, der in einer felsigen Landschaft hält. Er hält aber nicht wirklich - als die Türen aufgehen, rollt er immer noch und ich muss aus dem fahrenden Zug springen. Zu Fuß gehe ich dann in die Stadt, sitze auf einer Art Dachterrasse (schwarze Kiesel) über der Stadt und treffe zwei Freunde/Musiker aus DD (eine bleibt unerkannt, die andere ist KT), es ist Mittwoch und ich erzähle ihnen von einem Konzert am kommenden Freitag. Der Hund hat eine merkwürdige Verletzung mit kleinen offenen Hautpartien. Auf dem Plateau befindet sich eine Tierärztin, die sich sofort um ihn kümmert.
3) Ich bin im Buchhandel tätig. Alles kommt mir furchtbar anstrengend und langsam vor.

Donnerstag, 5. September 2013

Eisler und Bruckner

1. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle

Die Ferien sind vorüber, der Sommer neigt sich und die Musik kehrt in die Dresdner Konzertsäle zurück. Ein kleines Déjà-vu-Erlebnis stellte sich bei der Betrachtung des Programmes des 1. Sinfoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle Dresden ein. Chefdirigent Christian Thielemann hatte in seinem Antrittskonzert vor einem Jahr schon einmal eine Bruckner-Sinfonie mit Orchesterliedern gekoppelt. Waren es damals Werke des ebenfalls selten aufgeführte Hugo Wolf, so konnte man diesmal Hanns Eislers letzte fertiggestellte Komposition hören - die "Ernsten Gesänge" für Bariton und Streichorchester aus dem Jahr 1962.

Vor fast genau 50 Jahren wurde dieses Werk von der Staatskapelle und dem Bariton Günther Leib uraufgeführt. Eine Antwort auf die Frage zu geben, dass der Name Hanns Eisler in den letzten zwanzig Jahren völlig aus den Programmen verschwunden ist, würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen - in jedem Fall bot die Wiederaufführung eine Gelegenheit, sich mit Werk und Komponist auseinanderzusetzen, zumal die Ausführung mit Christian Thielemann am Pult und dem Bariton Thomas Hampson hochklassig war.

"Es kommt auf den Sänger an", so schrieb Eisler im Vorwort zur Partitur, er "möge die Inhalte eher referieren als auszudrücken". Thomas Hampson nahm den Komponisten beim Wort und schuf in den sieben Gesängen mit Textvorlagen von Hölderlin, Leopardi, Viertel, Richter und Hermlin eine überaus spannende Atmosphäre, die dem sprichwörtlichen "Ernst der Lage" gerecht wurde, Eisler somit zu einem Zeitdokument werden ließ, in dem keine überflüssige Emphase zu hören war, sondern behutsam dem von Eisler knapp und zumeist syllabisch vertonten Texten nachgegangen wurde. Zugleich wendet sich dieses Werk in den Lebens-Nachhall: Schönbergsche Syntax ist ebenso Eislers Material wie eine leichte, fast naiv anmutende Melodik, die auf die Arbeiterlieder zurückweist, hier aber jeglicher Funktion enthoben scheint, in der Poesie verbleibt. Thielemann und Hampson wiederholten nach dem Applaus das Lied, das abgehoben von seinem konkreten Anlass zeitlos fragt: "Leben, ohne Angst zu haben?"

Der eindringliche Beginn verlangte nach Fortsetzung, wenngleich in einer ganz anderen musikalischen Welt. Thielemann löste den Wunsch ein, und wer die Folge der Bruckner-Aufführungen in Dresden erlebt hat, freute sich über die Erkenntnis, dass Thielemann Bruckner ebenfalls "beim Wort" nimmt. In der 7. und 8. Sinfonie herrschen eben - bei allem gleichbleibenden Gestus - andere Proportionen und Klangwelten vor als in der 5. Sinfonie B-Dur, die als kontrapunktisches Meisterwerk gilt, die aber eben aufgrund ihrer Dichte in der Harmonik nicht einfach vom Hörer aufzunehmen ist. Thielemann entschied sich für größtmögliche Transparenz vor allem um die sich ständig verschiebende Harmonik des Werkes auszuleuchten. So stellte er die vier Sätze jeweils auf eine niemals starre Tempo-Basis, bei der alle Kontraste und Themenverschlingungen Platz hatten, ohne das Gesamtkonstrukt ins Wanken zu bringen. Fein ausgehört waren viele Tutti-Abschnitte, die ersten beiden Sätze bildeten eine Einheit in ihrer von Thielemann zumeist ruhig angelegten Linearität.

Viele Ausbrüche und dynamische Kontraste trugen hier nicht auffahrende Plötzlichkeit in sich, sondern waren eingebettet in das Geschehen. Im Scherzo ließ Thielemann nicht nur süffig spielen, sondern förderte auch die rhythmische Komplexität dieses Satzes zu Tage. Das Finale war dann vom ganzen Orchester noch einmal eine Meisterleistung, mitsamt energetischer fugati und einer langen Stretta, für die genug Kraft aufgehoben wurde, die aber ebenfalls transparent glänzen durfte. Die lange Stille danach war notwendig, sie wurde abgelöst von brausendem Applaus für diese eindrückliche Saisoneröffnung.

Vom Stand der Dinge

Meisterkurs-Abschlusskonzert an der Musikhochschule Dresden

Zwei Wochen lang fanden an der Hochschule für Musik die ersten internationalen "Dresdner Meisterkurse für Musik" statt und füllten in den Semesterferien das Institut nicht nur mit viel Musik, sondern - das darf schon verraten werden - hinterließen viele zufriedene Gesichter, und das gleichermaßen bei Teilnehmern, Dozenten und Zuhörern. Letztere sind besonders hervorzuheben, denn es ist eine schöne Besonderheit der Dresdner Meisterkurse, dass diese sich nicht nur für passive Teilnehmer öffnen, sondern gleich mehrere abschließende Konzerte anbieten, hinzu kamen weitere Veranstaltungen und Vorträge im Rahmen der interdisziplinaren Struktur der Kurse.

In der Tat scheint das geheime Feilen in der Kammer zwischen Lehrer und Schüler ein veraltetes Konzept zu sein: Musiker müssen heute sehr viel mehr können und es ist (körperlich wie geistig) nur gesundheitsförderlich, wenn nicht nur die Genres erweitert werden, sondern auch Angebote wie Musikermedizin, musikwissenschaftliche Vorträge und Führungen hinzukommen.
Das Abschlusskonzert konnte - bei 117 Teilnehmern - nur einen kleinen Ausschnitt aus den Kursen abbilden, und das war keinesfalls Endpunkt oder Ergebnis etwa eines in diesen zwei Wochen von den Musikern Abzuleistenden. Bei der Aufnahme dieses Konzertes ist immer zu vergegenwärtigen, dass die im Lernprozess befindlichen jungen Musier diesen Meisterkurs gewählt haben, um einmal eben nicht den hinlänglich bekannten Lehrer der eigenen Hochschule zu konsultieren, sondern eine andere kompetente Stimme zu hören.

Interpretation, Haltung, Zugang zur Musik können so wertvolle Impulse erfahren - manch ein Meisterkurs hat schon Musikerleben verändert. Insofern hätte man bei fast jedem Konzertteilnehmer noch am liebsten erfahren, wie sich die Stücke im Lauf der Wochen verändert haben - der "Stand der Dinge" jedenfalls begeisterte am Sonnabend zweieinhalb Stunden lang im Konzertsaal der Hochschule das Publikum. Schlaglichtartig seien daher einige Highlights hervorgehoben: komplett, aber mit zwei Solisten (Seungwon Lee und Kyoungmin Park) erklangen die "Märchenbilder" für Bratsche und Klavier von Robert Schumann (Dozent: Prof. Nils Mönkemeyer) - hier herrschte viel Mut für eine eigene Interpretation und dennoch Stilsicherheit vor. D

urchweg überzeugend gestalteten auch sechs Pianisten (Dozenten Prof. Daniel Pollack und Prof. Arkadi Zenzipér) Stücke von Bach bis Strawinsky - mit einer starken Ausnahme: was Ngoc Vu an Differenzierung aus einem "Etudes Tableaux"-Stück von Sergej Rachmaninov herausholte, war staunenswert. Am Ende stand mit zwei Sätzen aus Alfred Schnittkes Cellosonate ein vor emotionaler Spannung berstendes Stück - Woong-Whee Moon (Prof. Danjulo Ishizaka) und Yuka Kobayashi-Giger trafen da genau den Ton der Unerbittlichkeit. Für alle Teilnehmer - und auch für die hier intensiv geforderten Begleiter am Klavier - gab es herzlichen Applaus.

Traum LXVI

Die halbe Stunde nach dem Aufstehen vorgeträumt. Wachgeworden, aufgestanden und die Prozeduren wiederholt. Der wohl merkwürdigste Traum der letzten Wochen...

Sonntag, 1. September 2013

Im Konzert

Keine Rezension. Ein Protokoll.

Es fing eigentlich schön an. Das Orchester spielt, man erfreut sich an der Musik. Doch dann nehmen die Dinge unvermeidbar ihren Lauf, eine Metasinfonie spielte sich ab, die mich als akustisch sensiblen Menschen outet, aber auch nicht einer gewissen Komik entbehrt. Allein die Rückkonzentration auf die Musik selbst wurde ein wenig erschwert.

11.43 Bruckner, 1. Satz. - Vollkonzentriert und in der Pause gestärkt lauschen alle der großen Sinfonie. Hier steht die Musik wirklich im Mittelpunkt. Schön.
11.59 immer noch 1. Satz, der ist lang. Die Uhr in der Semperoper wechselt alle fünf Minuten ihre Anzeige. Seit heute wissen wir, dass entweder sie nachgeht, oder die Uhr des Herren aus dem 3. Rang. Deren Piepton ertönt etwa 20 Sekunden, bevor die Semperoperuhr lautlos ihr Zifferblatt wechselt.
12.05 Der zweite Satz beginnt mit stillem Streichergetupfe. Adagio. Zeit für ein Hustenbonbon in Reihe 3. Die Plastikknautschkantilene erstreckt sich über volle sechs Takte, ein scharfer Blick aus dem 2. Pult der Violinen hinunter nützt nichts.
12.07 Wir sind mitten in einer harmonisch bedeutenden Stelle im Stück, als vom 1. Rang ein viergestrichenes lang ausgehaltenes Cis ertönt. Im Pianissimo zwar, aber dennoch steht fest, dieser Ton ist in keiner der Bruckner-Fassungen enthalten, schon gar nicht als Fern-Instrument vom Rang. Zudem gibt es ausgerechnet bei dieser Sinfonie nur eine Fassung. Wir üben uns trotzdem in Geduld, bis die Dame ihr Hörgerät endlich eingestellt hat, was mit einem leichten Glissando am Ende des Tones angedeutet wird.
12.13 Immer noch im Adagio wird es langsam Zeit für den Herrn in Reihe 14. Da in dieser Sinfonie kein exponierter Beckenschlag vorgesehen ist, sucht er sich eine ansonsten unspektakuläre Stelle im Stück aus, um sein aus feinem Palisanderholz gefertigtes Brillenetui gen Parkettboden segeln zu lassen. Der Aufschlag gelingt.
12.19 kurz vor Ende des Adagios machen wir Bekanntschaft mit einem Herrn im 1. Rang rechts, der einen recht unauffälligen, leisen Husten hat, was vorkommt und menschlich ist. Unpassend ist lediglich seine Strategie, den Husten dadurch zu verbergen, dass er genau auf Schlag ertönt. Was nämlich genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung hervorruft.
12.31 Im Scherzo fällt auch der Tür im 3. Rang endlich eine Rolle zu, die sich zwar aufgrund einer wegen einer Unpässlichkeit die Szene verlassenden Dame nur leise öffnet und schließt, aber die piano-Modulation im Orchester war eine denkbar gute Voraussetzung dafür, um sie trotzdem wahrzunehmen.
12.38 Das Scherzo endet eigentlich mit einem Akkord. Viel zu langweilig, denkt sich das Handy in der Handtasche einer Dame im 3. Rang links und fügt eine schwurbelnde Ornamentik zum letzten Ton hinzu. Ein schneller Druck auf die richtige Taste verhindert gerade noch das fällige große Solo samt Abgang.
12.44 Im Finale knurrt mein eigener Magen. Ich bedauere fast keine verstärkungsgeeigneten Gerätschaften bei mir zu haben, so dass dieses akustische Erlebnis an mir kleben bleibt. Meine Sitznachbarn bitte ich um Verständnis.
13.03 die lange fortissimo-Stretta bietet ordentlich Gelegenheit, einmal alles bisher unterdrückte Räuspern und Husten herauszulassen. Hört ja keiner. Außer der Neben- oder Vordermann. Der in 90% der Fälle ich bin.
13.07 Ende des Konzertes. Und welch Wunder: lange Stille nach dem letzten Ton. Wirklich. Glauben Sie es mir.

Donnerstag, 29. August 2013

Über das Schreiben

Wir schreiben. Neben unserer digitalen Umtriebigkeit besitzen wir die intensive Liebe zur Sprache. Davon gehe zumindest von denen aus, die in diesem Moment diesen Blogeintrag lesen. Diese Liebe ist nicht unbedingt die eines Linguisten (vielleicht aber auch ein wenig davon) oder eines Schriftstellers (...oder davon), sondern eher, Sprache bewusst (wirklich?) und lustvoll zu benutzen - Sprache als Ausdrucksmittel, als Farbpalette, als Kommunikationswerkzeug. Und Sprache als manchmal merkwürdige "Leitung" zwischen innen und nach außen. Oft genug liegen uns Dinge "auf der Zunge", fliegen die Finger auf den Tasten, reden und quatschen wir, was das Zeug hält. Und ich höre jetzt mit der ständigen Klammersetzung auf. Auch wenn das zum Thema gehört, denn so schleicht sich in die Sprache immer wieder die Metaebene des Hinterfragers oder Denkers ein...

Manchmal ist es ganz gut, innezuhalten und zu schauen - wohin leiten wir denn unsere Ideen, unsere Sätze, unsere Weltentwürfe, Gedanken, Langgedichte, Kurzmitteilungen, Inspirationen, Wiedergefundenes, Teilbares? Wohin bewegen wir den inneren Chronisten? Oder den Herzmenschen, der gerade platzt vor Emotionen und, Sprache benutzend, verstehen will? Oder den Forscher und Weltbeobachter, der staunend vor einer Blüte im Garten steht? Die Aufzählung könnte unendlich fortgesetzt werden.

Für einen Großteil der Menschen mag mein kleiner Beitrag überflüssig erscheinen. Um beim letzten Beispiel zu bleiben: Sie stehen vor der Blüte und erfreuen sich daran. Punkt. Der Anlass meines Artikels sind eher die Menschen, bei denen in dem Moment der Betrachtung aber Prozesse in Gang kommen, die Sprache und Kommunikation zwingend hervorrufen. Das kann ein Gefühl sein, eine Erinnerung, ein Erlebnis, ein poetischer Satz, der sich mit der Betrachtung verbindet. Visuelle Menschen schätzen den Blickwinkel der Sonne, die auf die Blüte fällt. An dem Punkt aber, in dem wir - fotografisch (das wäre ein weiteres, weites Feld...) oder sprachlich schon rotieren, wird es interessant.

Ich will nicht bei der Blüte bleiben, ansonsten würde mein Blogbeitrag zu prototypisch und damit ganz schnell unrealistisch, denn so viele Arten der Betrachtung der Blüten es geben mag, so viele Arten sich sprachlich zu äußern, gibt es auch heute. Halten wir fest: wir wollen uns äußern, wir tun dies heutzutage dank schneller Technik fast schon automatisch und wir nutzen sie selbstverständlich. Anhand meiner eigenen Äußerungen stelle ich aber auch oft fest, dass zum einen viele Kanäle existieren und diese aber auch ein Bild von mir selbst zeichnen - es gibt Phasen in meinem Leben, in denen diese "Leitungen" intensiv genutzt werden, und manchmal auch nur eine einzige, und die z.B. exzessiv. Dann wieder versiegt alles, weil sich das Leben verschiebt, die Sprache und die Kommunikation andere Türen sucht. [notabene: das Schweigen würde einen eigenen Artikel verlangen]

Gehen wir doch einmal den Kanälen nach, wo Sprache sich einen Weg bahnt. Was wir erleben, sehen, fühlen, erfahren landet zunächst einmal in unserem Kopf. Manches ist da gut abgelegt, da wird auch schon vorsortiert. Nein, die heiße Herdplatte fassen wir nicht noch einmal an, danke für die Erkenntnis. Das brauchen wir aber auch niemandem mitteilen. Viele Dinge aber müssen wieder raus aus dem Kopf, manche spontan, manches unsortiert (Einfall, Idee, Inspiration), manches halbüberlegt und schon ausformuliert, manches in langem Arbeitsweg immer wieder durchgestrichen, korrigiert und "verfertigt".

Ich liste einmal auf, was mir alles für Sprach-Leitungen einfallen und wie ich sie nutze, ohne Gewähr, was nun diese Liste für einen Nutzen bringen mag, außer dass es nunmal da steht.

- Zettel oder Papier - oder auch: der Untergrund von allem, auf das man fix einen Stift setzen kann
- Büchlein, das Notizbuch, die Kladde, Moleskines & Paperblanks
- Datei im Computer
- Blog, Facebookseite, Twitter
- Handy/Smartphone mit zig Varianten des Schreibens
(hab ich was vergessen?)

Was ich bei der Aufzählung wichtig finde, ist: der Absender bin immer ich. Ich teile mit, ich erzähle, fabuliere, skizziere, dichte. Und auch: ich "share", ich erzähle weiter, was ich verbreitenswert finde, wozu ich vielleicht auch Meinungen hören will. Unterschiedlich ist aber der Empfänger, für den ich mich jeweils festlege. Und da wird es spannend. Es fängt ja schon damit an, dass ich mich für das Schreiben entscheide, also ist der Gegenstand oder die Situation offenbar so beschaffen, dass ich gerade nicht reden kann, nicht einem Gegenüber nicht persönlich "artikulieren" kann und/oder will. Also ein "schreibendes Reden", das eine Form sucht. Das ist ganz wichtig bei der ganzen Betrachtung. Es gibt die Gedanken, die hinauswollen, aber eben nicht in den newsroom der ganzen Welt oder auf die xfach teilbare HahahaHastdudasschongesehenistdaslustig-Seite gehören.

Vermutlich gibt es zig Blogeinträge dieser Art, weil jeder schon einmal hinter die eigenen Kulissen geblickt hat. Warum mache ich das eigentlich? Die Antworten können unterschiedlicher nicht sein und dürfen von "Keine Ahnung" über "ist eben ein Hobby" bis hin zu Hausarbeitsähnlichen Arbeiten samt Statistiken reichen. Ich gebe zu, ich liege bei allem irgendwo dazwischen und verfahre chaotisch. In einem guten Sinne. Denn so unsortiert wie die Worte unser Hirn und Herz durchfliegen, so dürfen sie auch hinaus - bei mir zumindest. Andere mögen da weitreichendere Ordnungsprinzipien haben, aber letztlich ist die schönste Erkenntnis, dass wir bei der Benutzung von Sprache doch hoffentlich authentisch bei uns selbst sind. Wir strömen im Schreiben. Manchmal haben wir auch nichts zu sagen, oder die Sachlage beschränkt sich auf den Zettel: eine Telefonnummer, "1l Milch, Tomaten" und ein kryptischer Satz, den wir in unserer eigenen Schrift erkennen aber nach zwei Tagen nicht mehr zuordnen können - er ist raus. Er hat seinen Empfänger - in dem Fall den Zettel (wichtig: der erträgt einiges!)- gefunden.

Ein wenig kann ich anhand der Liste nun herausfinden, wann und warum ich welches Medium nutze, um mich zu artikulieren oder mitzuteilen. Oder auch, was ich erwarte oder eben nicht, wenn ich mich artikuliere. Es gibt Dinge, die schießt man ohne jeglichen Sinn in den Orbit. Sie haben ihre Berechtigung. Und oftmals ist das Wiederfinden des Geschriebenen ein ganz intensives Erlebnis - was manchmal im Dickicht der Dokumente, der berühmten "Zettelwirtschaft" gar nicht so einfach ist.

Ein riesiges Thema. Nur kurz angerissen. Weil wichtig.
Oder auch: t.b.c.

Lautstärke als Qualitätsmerkmal?

Gustav-Mahler-Jugendorchester gastierte in der Semperoper

Bevor sich der Vorhang in der Semperoper zum ersten Mal in der neuen Saison hebt, gestaltet der europäische Orchesternachwuchs das Präludium: seit 2008 füllt das Gustav-Mahler-Jugendorchester mit einem sinfonischen Programm den Raum. Seit dem vergangenen Jahr ist die Sächsische Staatskapelle Dresden, die selbst wie viele andere große Orchester in Europa ehemalige GMJO-Mitgliedern aufweist, Partner des Orchesters, das 1986 von Claudio Abbado gegründet wurde.

Mit ihrem Sommerprogramm tourten die jungen Musiker aus 21 Ländern im August in den großen Konzertsälen Europas - das Konzert in der Semperoper bildete den Abschluss des Projektes. Unter der Leitung des 38jährigen Schweizer Dirigenten Philippe Jordan konnten die Zuhörer ein abwechslungsreiches Programm erleben, bei dem wiederum Jubilar Richard Wagner zu seinen Ehren kam. Sicher war es für viele der jungen Musiker ein eindrückliches Erlebnis, einmal die Ouvertüre zur Oper "Rienzi" am Ort der Uraufführung aufführen zu dürfen. Das Gustav-Mahler-Jugendorchester wartete mit einer opulenten Streicherbesetzung von 74 Spielern auf, die hier auch gleich zum Zuge kam und Wagners Musik - von Jordan allerdings etwas steif buchstabierend aufgefasst - nahezu perfekt vorstellte. Schon hier störte allerdings das oberflächlich anmutende Getöse am Ende - Wagner verträgt auch an einem Ouvertürenschluss Differenzierung.

Nach diesem volltönenden Beginn leerte sich die Bühne: Maurice Ravels Klavierkonzert benötigt einen völlig anderen Klangcharakter, nur wenige Bläser und Streicher sorgen hier für den intimen und jazzig-augenzwinkernden Rahmen. Der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet, der schon mehrfach in Dresden gastierte, agierte als kundiger Sachwalter dieser Musik, legte eine traumwandlerisch schöne Selbstverständlichkeit in den zweiten Satz und ordentlich Verve in die Ecksätze, vermied dabei aber jegliche Extravaganz. Sein Spielwitz und die deutliche Phrasierung übertrugen sich sofort ins Orchester, wo man messerscharfe Akzentuierung und viele mit "Stuhlkante" ausmusizierte Bläsersoli verfolgen konnte - lediglich das Englisch-Horn-Solo im 2. Satz hätte mehr Präsenz vertragen können, eine Sondererwähnung verdient das tolle Harfensolo aus dem 1. Satz. Eine seltene Variante der Zugabe erlebte man mit dem kleinen Stück aus "Ma mère l'oye" von Maurice Ravel, denn Dirigent Philippe Jordan setzte sich für diese vierhändige Überraschung zu Thibaudet ans Klavier.

Diese schöne Musikalität wurde im zweiten Teil des Konzertes leider nicht mehr erreicht. Dmitri Schostakowitschs 5. Sinfonie d-Moll Op. 47 wurde von Philippe Jordan als Schlacht- und Glanzstück für jugendliche Orchestermusiker vermutlich gründlich missverstanden. Zudem kam er mit dem Orchester kaum über einen Status der Ausstellung von Perfektion in der Ausführung hinaus, was aber für eine Interpretation eines so beziehungsreichen Stückes deutlich zu wenig ist. Damit trat das Stück - trotz gelungener, eingeübter Einzel- und Gruppenleistungen der Musiker - in fast allen Sätzen auf der Stelle, fehlte vor allem dynamische Mäßigung und ein Verständnis für spannungsreiche Übergänge.

Man wusste nie recht, wo Jordan mit dem Stück überhaupt hinwill. Stattdessen erschrak man vor nähmaschinenartig ausgeführten Tremoli im 3. Satz und einem nur brutal zu nennenden Finale, dessen D-Dur-Ende Jordan schon in den ersten Takten viel zu starr und zu langsam auffasste. Wenn sich dann selbst im Rang mehrere Zuhörer die Ohren zuhalten, muss sich das Orchester fragen lassen, welche Art von Kunst hier vermittelt werden soll und ob die Qualitäten von Musik nicht doch woanders liegen als im Austesten eines Phonpegels, der sich jenseits der Schmerzgrenze befindet.

Traum LXV

Mit KV unterwegs. Tablettenschlucken. Staunen. Unsägliches. Im Schlichten das Glück finden. Kraftvolles Aufwachen. Fortwährend irritiert [was Nächte anrichten können.]

Mittwoch, 28. August 2013

Interview mit Jörn Peter Hiekel

Die Herbstausgabe der Literaturzeitschrift "Ostragehege" enthält ein Interview, das ich im Juni mit dem Musikwissenschaftler Jörn Peter Hiekel führte, Hiekel ist Vorsitzender des "KlangNetz Dresden" und Leiter des Institutes für Neue Musik an der Hochschule für Musik in Dresden. Das Interview ist seit heute auch online abrufbar

* Ostragehege - Website

Dvořák mit Wärme - Mozart atemlos

Prager Kammerphilharmonie in der Frauenkirche

Nur locker gefüllt war die Frauenkirche zum Konzert am Sonnabend, das diesmal dem Schwerpunkt Osteuropa gewidmet war. Vielleicht ist das Orchester "PKF - Prague Philharmonia" (Prager Kammerphilharmonie) den Zuhörern außerhalb der tschechischen Hauptstadt noch nicht so bekannt - es ist nicht zu verwechseln mit den Prager Philharmonikern oder der Tschechischen Philharmonie. Die Prague Philharmonia wurde 1994 auf Initiative des Dirigenten Jiří Bělohlávek gegründet, um vor allem das Repertoire der Wiener Klassik zu pflegen - zahlreiche tschechische Komponisten dieser Zeit verdienen ebenso wiederentdeckt zu werden.

Für das sommerliche Dresdner Konzert stand eine Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm - im ersten Teil konnte man eine interessante Auswahl von Werken aus dem 19. Jahrhundert hören. In der "Hebriden"-Ouvertüre von Felix Mendelssohn Bartholdy kann man schon eine Art Vaterstück der sinfonischen Dichtungen von Dvořák und Smetana erkennen - hier entwickelt Mendelssohn einen herben, von melancholischem Lyrismus geprägten Klang, wie er auch den böhmischen Meistern später zu eigen wurde. Der Dirigent Petr Altrichter ging mit ordentlichem Körpereinsatz an das Werk heran, das sehr bald auch kräftig ausmusiziert wurde und damit etwas von seinem klanglichen Zauber verlor - so schroff, wie die Blechbläser im letzten Tutti intonierten, dachte sich Mendelssohn die Inselgruppe sicher nicht.

Antonín Dvořáks Legenden Opus 59 sind kaum bekannte musikalische Kleinode, die sanfter und epischer als etwa die "Slawischen Tänze" auskomponiert sind. Altrichter formte nun sehr viel ruhiger die melodischen Linien aus und man konnte nun einer intensiveren Klanggestaltung lauschen - der runde Holzbläserklang wusste zu gefallen. Für Dvořáks "Biblische Lieder", die ebenfalls selten im Konzert zu hören sind, gesellte sich eine große Stimme zum Orchester - der slowakische Bassist Peter Mikulas ist in Tschechien auf nahezu allen Bühnen zu Hause. Dvořáks Psalmvertonungen beließ er in der liedhaften Schlichtheit und zeigte große Wärme. Seine Gestaltung war so genau, dass es eines Textabdrucks eigentlich nicht bedurfte, die Emotionen zwischen Gebet, Dank und Loblied waren bei ihm in guten Händen.

Nach der Pause widmete sich das Ensemble der letzten Sinfonie von Mozart - der sogenannten "Jupiter-Sinfonie" in C-Dur. Verwunderlich erschien, dass ein Ensemble, das sich speziell der Wiener Klassik verpflichtet, dieses Repertoire eisern in einem Klanggewand des 19. Jahrhunderts aufführt. Ein recht dicker Gesamtklang mit viel Vibrato und stechenden Spitzentönen in den Streichern führte zu einer insgesamt sehr schwammigen Interpretation, die keinesfalls befriedigte.

In den ersten Sätzen fehlte die Liebe zum Detail. Der Glanz dieser Sinfonie, die vor Einfällen nur so sprüht, wurde hier kaum zum Thema gemacht - Vorhalte und Dissonanzen etwa spielten kaum eine Rolle. Altrichter ließ nach einem durchaus gemütlich aufgefassten Scherzo das Finale gründlich zum Spektakel verkommen - das permanent zum Forte und Vorwärtsgang angetriebene Orchester war da selten zusammen und Mozart bekam kaum Luft zum Atmen.

Dienstag, 27. August 2013

Von Karelien nach Sachsen und zurück

Konzert des Landesjugendorchesters in der Lukaskirche

Zumeist zwei Projekte führt das Landesjugendorchester Sachsen in jedem Jahr durch, einer umfangreichen Probenphase schließen sich Konzerte in mehreren Städten an. Dahinter steckt eine große Logistik und viel Arbeit - die jungen Musiker kommen aus ganz Sachsen, und wer hier mitspielt, hat beileibe nicht nur eine musikalische Sommerfreizeit gebucht. Der Anspruch der Orchesterprojekte ist hoch und Dirigent Milko Kersten hat in den letzten Jahren nicht nur immer wieder sehr spannende Programme kreiert, er versteht es auch, die Jugendlichen binnen einer Woche zu einem verschworenen Ensemble zu vereinen. Dann ist es möglich, an Interpretationen zu feilen und die Stücke musikalisch zu veredeln.

So bot sich auch am vergangenen Freitag den Zuhörern ein abwechslungsreiches und gleichzeitig sehr intensives Programm. Kersten hatte unter dem Titel "Vorspiel und Konzert" vier Stücke ausgewählt - mit Debussy, Prokofjew, Beethoven und einer Uraufführung konnte eine reichhaltige Farbpalette im Orchester entfaltet werden, und das taten die Musiker in der Lukaskirche mit Freude und viel Konzentration. So wurde gleich das bekannte "Prélude à l'après-midi d'un faune" zum Geburtstagsgeschenk für den am 22. August 1862 geborenen Komponisten - nach dem mutigen Flötensolo stellte sich sofort ein warmer, pastellener Gesamtklang ein, der für diese Musik ideal erschien. Zu einem Höhepunkt geriet die Aufführung von Sergej Prokofjews 1. Klavierkonzert Des-Dur. Das gesamte Sommerprojekt fand in diesem Jahr in Kooperation mit dem Karl-Ratio-Musikcollege in Petrozavodsk in der russischen Republik Karelien statt, ein Drittel der Musiker im Orchester und die beiden Solisten stammten von dort.

Diese kulturelle Vereinigung funktionierte bestens - der junge Pianist Viktor Pellja fasste Prokofjews Konzert selbstbewusst und mit gehörigem Sportsgeist auf. Genau das ist aber die richtige Haltung für diese durchweg von Rhythmus und Spielwitz durchpulste Partitur. Dass Pellja neben seinem virtuosen Spiel auch noch die Themen sauber ausformte und mit dem ebenso souverän aufspielenden Orchester spritzige Dialoge einging, war staunenswert. Seine Chopin-Mazurka, die er als Zugabe den begeisterten Zuhörern darbot, wies dann noch etwas zuviel Prokofjew-Adrenalin auf und beruhigte sich erst gegen Ende des Stückes.

Im zweiten Teil des Konzertes bestand das Vorspiel aus Ludwig van Beethovens "Egmont"-Ouvertüre. Der Stilwechsel stellte kein Problem dar, denn das Orchester war auch hier optimal vorbereitet und formte eine flüssige, präsente Interpretation. Zum Abschluss des stellte sich das Landesjugendorchester noch der großen Aufgabe einer Uraufführung. "Bellow-unbottoned" ist das Konzert für Bajan und Orchester betitelt, das Hans-Peter Preu für das Ensemble und die Solistin Svetlana Dolgih geschrieben hat. Jazzig und unterhaltsam kommt diese Musik daher - Preu schreibt einen saftigen Orchestersatz, in dessen Dickicht man sich aber auch fußwippend oft verliert.

Der Bajan-Part war aber in diesem vom Orchester dankbar und mitreißend ausgespielten Getümmel seltsam unterbelichtet, mal durfte Dolgih lediglich eine Melodie alleine spielen, mal eine harmonische Zelle vorgeben. Von diesem in Osteuropa und Russland sehr beliebten Akkordeon-Instrument hätte man gerne mehr gehört. Das Projekt war mit dem begeistert aufgenommenen Konzert in der Lukaskirche noch nicht beendet - im September fahren die LJO-Mitglieder zum Gegenbesuch nach Karelien und werden von dort spannende Eindrücke einer hier kaum bekannten Region mitbringen.

Montag, 26. August 2013

Traum LXIV

Ich habe bei einem Quiz im Radio eine Schiffsreise gewonnen. Aus irgendwelchen Gründen gebe ich eine falsche Adresse an (ich wohne in Berlin), es klappt aber trotzdem. Die Schiffsreise geht zur Insel "Little Britain", ich plane die Reise für April nächsten Jahres.

Samstag, 24. August 2013

"Abarbeiten" an Beethoven

Rihm und Mozart beim Moritzburg-Festival

Dass Kammermusik trotz überschaubarer Besetzungen durchaus auch ungewöhnliche Dimensionen erreichen kann, machte das Konzert am Mittwoch beim Moritzburg Festival deutlich. Der anwesende Composer-in-Residence Wolfgang Rihm machte es bei dem Gespräch vor dem Konzert auch gleich deutlich: Kammermusik muss nicht per se intim sein, wenn die Intensität der behandelten Themen auch die eines Orchesterwerks sein kann. Trotzdem findet man bei nur drei Instrumenten natürlich eine andere Klangwirkung vor. Rihm konnte vor der Aufführung seiner "Musik für drei Streicher" aus dem Jahr 1977 die Zuhörer nicht nur gut vorbereiten, Intendant Jan Vogler lockte auch einige Statements hervor, die zum Weiterdenken geeignet waren: dass das Hören keine "passive Berieselungserlaubnis" sei wie auch Publikum und Instrumente als aktive Teilnehmer eines Konzertes stetig im Dialog befindlich sind. Das Leugnen der Tradition kommt für Rihm nicht in Frage: "Die Tradition, das sind wir selbst."

Kompositorische Persönlichkeit entstehe aus der bewussten, stetigen Erfahrung von Erfolgen und Niederlagen, das Schreiben erfordere aber in jedem Fall einen schöpferischen Raum. Handwerkliches Rüstzeug sei wichtig, aber ebenso auch das Vergessen, von dem was man schon weiß, um in andere Sphären vorzudringen. Traditionsbewusst gibt sich sein im Konzert vorgestelltes Stück, das sich "an Beethovens späten Quartetten abarbeite" - ein intellektueller Höhenflug war da vorprogrammiert. Ausgestattet mit diesen Hinweisen erschien Rihms Musik trotz geschärfter Klangsprache merkwürdig "bekannt", war die Konzentration auf Widerhaken, Übergänge und formale Konzepte fast zu offensichtlich und daher auch kaum spektakulär. Die nur famos zu nennende Interpretation von Alexander Sitkovetzky (Violine), Nils Mönkemeyer (Viola) und Christian Poltéra (Cello) zeichnete dieses Abarbeiten nach, und die Musiker schafften trotz des immensen Spielanspruches auch noch eine emotionale Ensembleklanglichkeit von Vereinigung und Ablösung, die äußerste Spannung erzeugte. Der Wermutstropfen war das plötzliche Ende der Aufführung nach dem zweiten Satz des dreiteiligen Werkes. Bei der knapp einstündigen Dauer des kompletten Stückes ist die Entscheidung der Musiker zu respektieren, den Anspruch einer sehr guten Aufführung realisieren zu wollen, für das Gesamtverständnis dieses Werkes fehlte dann doch ein wesentlicher Teil.

Das mozartsche "Abarbeiten" am Streichtrio folgte nach der Pause - die Fäden zwischen den beiden Werken des Konzertabends durften gerne gesponnen werden, zumal man in Kenntnis der Beethoven-Werke auch die Antizipation schon in Mozarts Divertimento Es-Dur KV563 wahrnehmen konnte. Es ist ein spätes Meisterwerk, dass heute - je nachdem wie man es hören will - ebenso irritieren wie erfreuen kann. Die sechs Sätze zeigen Mozart in ganzer Meisterschaft des leichten Tones wie auch in einer durchaus ernstzunehmenden Experimentierfreudigkeit in den Ecksätzen. Damit hatten Kai Vogler, Lise Berthaud und Peter Bruns vielfältige Aufgaben zu bewältigen und das Bemühen um eine charakteristische Ausformung aller Abschnitte war deutlich, allerdings nicht immer erfolgreich - da war ein Hauch von Perfektionismus zu spüren, der das letzte Sahnehäubchen eben verhinderte. Die forschen Tempi im Eingangssatz, das virtuos auftrumpfende Andante und ein subtil augenzwinkernder Ton in den Menuetten gerieten in der Summe aber doch zu einem sehr ansprechenden Hörerlebnis.

Donnerstag, 22. August 2013

Auf der linken Spur

Mozart, Schönberg und Dvořák im Moritzburger Schloss

Halbzeit beim Moritzburg Festival - das zweite Wochenende wurde mit einem Konzert im Monströsensaal des Schloss Moritzburg beendet. Und dieses Konzert war bestens dazu geeignet, den besonderen Reiz des Festivals wahrzunehmen - drei Stücke aus verschiedenen musikalischen Welten treffen auf insgesamt elf sehr versierte Instrumentalisten. Der Abend wird intensiv, keinesfalls eintönig und am Ende pendelt man nachhörend zwischen den Stücken und stellt Bereicherung fest. Dabei ist Diskurs und Widerspruch nicht verboten - gleich das erste Stück des Abends war ein kleines Wagnis, dabei war es "nur" Mozart.

Statt eines Originalwerks präsentierten die Musiker eine Suite aus der Oper "Le Nozze di Figaro", bearbeitet für Streichquartett von einem anonymen Zeitgenossen. Einen bunten Strauß von Melodien gab es da und Kai Vogler am ersten Pult "sang" mit der Geige vortrefflich die berühmten Arien. Selten einmal befreite die Partitur Peter Bruns am Cello von seiner Harmoniefunktion und schenkte ihm eine Kantilene. Benjamin Schmid und Nils Mönkemeyer steuerten ihren Part souverän bei, um eine glanzvolle, manchmal augenzwinkernde Interpretation dieser doch der Hausmusik nahestehenden Bearbeitung zu erzeugen.

In unstete musikalische Welten ging es mit dem zweiten Stück - das 2. Streichquartett von Arnold Schönberg ist eine Gratwanderung zwischen Spätromantik und dem Expressionismus der freien Tonalität, Fin de siècle und l'art pour l'art geben sich ein Stelldichein. Vor allem aber ist das Stück ein klangsinnlicher Kosmos, in dem die Interpreten vielerlei Spannungszustände durchleben. Leider konnte man nicht ganz zufrieden sein mit der Interpretation - Alexander Sitkovetsky, Mira Wang, Benjamin Rivinius und Jan Vogler arbeiteten hart und höchst aufmerksam an den Klängen, nur ein wirklich tragender Ensemblefluss wollte nur phasenweise aufkommen. Vor allem im ersten Drittel des 1. Satzes fanden die Musiker auch intonatorisch nicht zueinander, mancher Tempoübergang hätte Geduld und Kraft vertragen können, um das Stück nicht zu selbstverständlich wirken zu lassen. Die Sopranistin Juliane Banse gliederte sich in sicherem Fahrwasser und schönem Ausdruck mit den Dehmel-Gedichten im 3. und 4. Satz zunächst gut ein, sorgte aber mit einem inadäquat dramatisierten Höhepunkt am Ende der "Litanei" für Irritation. Noch mehr Ruhe und Staunen hätte der 4. Satz vertragen können, wo die "Luft von anderen Planeten" von Banse und dem Quartett doch eine Spur zu flüssig geriet.

Weltenwechsel nach der Pause: Antonín Dvořáks Klavierquintett A-Dur ist quasi die linke Spur auf der Kammermusikautobahn - hier gibt es keine Schotterpisten und Serpentinen, und das böhmische Temperament sorgt durchweg für positive, sorgenfreie Stimmung. Melodienselig, aber auch mit dem Bewusstsein für eine korrekte und gleichzeitig spritzige Form schüttet Dvořák hier ein Füllhorn an Ideen aus. Kai Vogler, Mira Wang, Benjamin Rivinius, Christian Poltéra und Antti Siirala am Klavier hatten sichtlichen Spaß an der Aufführung, die in allen Sätzen von sehr guter und schwungvoller Tempogebung vor allem durch Vogler und Siirala lebte und in der immer wieder aus der Ruhe heraus packende Steigerungen entstanden. Das war zum Abschluss des Konzertes ein kammermusikalischer Hochgenuss, der nur begeistern konnte.

Dienstag, 20. August 2013

Kammermusik "aus Platzgründen"

Moritzburg Festival gastiert mit Wagner und Schubert in der Frauenkirche

Am Sonnabend war der Kirchraum der Frauenkirche so etwas wie eine Oase. Draußen tobte der bunte Lärm des Stadtfestes, doch der Sandstein hielt akustische Störungen weitgehend fern. Das gerade stattfindende Moritzburg Festival vor den Toren der Stadt hat es sich zur Tradition gemacht, neben dem Orchesterkonzert in der VW-Manufaktur auch in der Frauenkirche zu gastieren. Vor dem Altarraum platziert, stellten sich die Musiker der lohnenswerten Aufgabe, den großen Kirchenraum mit wenigen Instrumenten zum Klingen zu bringen. Gleichzeitig gelang eine erneute Wagner-Ehrung - dass der Meister allerdings trotz vieler kammermusikalischer Kleinode in seinen Opern allerdings dem Genre wenig zugeneigt war, zeigt sogar das "Siegfried-Idyll", das die Moritzburger mitbrachten. Als Geburtstagsgeschenk für Cosima von vornherein als Sinfonische Dichtung konzipiert, waren es nur Platzgründe in der Tribschener Villa in der Schweiz, die eine Kammerbesetzung des Werkes hervorbrachten.

Für die Aufführung vereinigten sich Instrumentalprofis wie Daniel Ottensamer, Benjamin Schmid, Mirijam Contzen, Benjamin Rivinius, Christian Poltéra und Helmut Branny mit jungen Musikern der Moritzburg Festival Akademie. Feinsinnig und fließend war die Interpretation, deren Sensibilität und abgestufte Dynamik das Werk niemals sinfonisch aufplusterte, sondern es fast in die Nähe viel später entstandener Werke wie Schönbergs "Verklärter Nacht" rückte.

Nur ein weiteres Werk stand auf dem Programm, das gewaltige und höchst empfindsame Streichquintett C-Dur von Franz Schubert, das mit einer Stunde Spieldauer Interpreten wie Zuhörer zu intensiver Auseinandersetzung fordert und manchen Zuhörer, der das Stück nach dem riesenhaften ersten Satz schon zu Ende wähnte, zu voreiligem Applaus verleitete. Mirijam Contzen besaß als Konzertmeisterin die gute Gabe, den großen Atem des Stückes in allen vier Sätzen durch unablässigen Spielfluss und tolle Phrasierung auszuformen. Es fiel auf, dass die ersten beiden Sätze die Extreme vermieden. Die Resignation des Adagios erscheint eben nicht endgültig, wenn man das Finale schon in die Betrachtung einbezieht. Schmid, Rivinius, Poltéra und Jan Vogler folgten da aufmerksam Contzens Intentionen und steuerten ihrerseits ansprechende Äußerungen bei.

Vermutlich war es dem Raum geschuldet, dass das außen platzierte Cello vor allem im Adagio ein wenig zu präsent war. Das Scherzo wurde zu einer unruhig pochenden Angelegenheit, bei der das Trio bereits auf einer weltentrückten Ebene verweilte. Im Rondo-Finale kehrt bei Schubert - mit Untertönen - das Licht zurück; die rasante Stretta war nahezu zur Reinigung der Ohren bestimmt und beschloss diesen intimen und sehr intensiven Kammermusikabend feurig.

Noch auf der Bühne wird gefeilt

"Lange Nacht der Kammermusik" beim Moritzburg Festival

Die rund 50 Teilnehmer der Moritzburg Festival Akademie richten traditionsgemäß den Beginn des Festivals aus, sie haben dabei ein ordentliches Pensum zu bewältigen und proben für Orchesterkonzerte und Kammermusikauftritte. Die "Lange Nacht der Kammermusik" ist einer dieser Programmpunkte und entwickelt sich langsam zum Kultkonzert. Vollbesetzt war die evangelische Kirche in Moritzburg am Mittwochabend, viele Zuhörer waren gespannt auf die jungen Talente aus aller Welt und einen Reigen kammermusikalischer Perlen. Man darf dabei nicht vergessen, dass die zwischen 18 und 28 Jahre alten Musiker sich gerade erst kennengelernt haben und auch die Stücke frisch auf's Notenpult kamen.

Im Gespräch mit den Musikern nach dem Konzert betonte Festivalchef Jan Vogler dann auch, dass man Stücke, Fähigkeiten und Besetzungen sehr kurzfristig gut einschätzen und einteilen muss. Das Publikum konnte sich davon überzeugen, dass dies in diesem Jahr wiederum gelungen war. 11 Stücke von acht Komponisten von Mozart bis Rozsa standen auf dem Programm. Ein wenig bedauern konnte man in diesem Jahr, dass es insgesamt etwas streicherlastig zuging - die "Petite Symphonie" für neun Bläser von Charles Gounod und die Fantasiestücke Opus 73 für Klarinette und Klavier von Robert Schumann waren die einzigen Werke, die in der Besetzung ein wenig Abwechslung boten.

Doch hier wie auch in den Streicherwerken durfte man sich durchweg an großer Kunst erfreuen. Fast alle Ensembles begnügten sich keineswegs damit, den Notenberg zu stemmen, sondern feilten noch in der Aufführung an intensiver Interpretation und stimmungsvollem Zusammenspiel. Das wurde gleich zu Beginn bei Haydns "Quintenquartett" aus Opus 76 deutlich - einem Werk, das so gar nicht in die freundlichen Konventionen passen will. Interessant war hier der Umstand, dass das ganze Werk erklang, aber in der Mitte die beiden Geigenspieler ausgetauscht wurden. Das kleine Experiment zeigte frappierend, wie schnell sich ein Klang und das Atmen eines Ensembles verändern kann.

Ein Mozart-Quartett, eine Sonate von Rossini mit Kontrabass und ein langsamer Satz aus Dvořáks Streichquintett gefielen ebenso wie Mozarts Duo-Satz für Violine und Viola. Mit zwei Sätzen aus dem Klavierquintett Opus 57 von Dmitri Schostakowitsch hatten sich fünf junge Musiker eine große Aufgabe gestellt; das Werk, das den dreieinhalbstündigen Abend beschloss, zeigte dann doch die Grenze von dem auf, was man in einer Sommerakademie auf die Beine stellen kann. Vom Förderverein des Festivals gestiftet, wurde am Ende wie jedes Jahr ein Akademiepreis verliehen, den das Publikum bestimmte. Man weiß aus vergangenen Jahrgängen, dass ein Werk von Schostakowitsch in der Publikumsgunst schwerlich zu überholen ist. Doch Voglers zu Beginn gegebener augenzwinkernder Hinweis, man solle sich von der Werkwirkung nicht zu sehr leiten lassen, bewahrheitete sich. Denn die mit Abstand mitreißendste Interpretation des Abends gestalteten Michael Duffett (Südafrika) und Joshua Peters (USA) mit der Sonate für 2 Violinen Op. 15a von Miklós Rózsa, dafür gab es verdient den 1. Preis (Schostakowitsch und Gounod landeten auf den Plätzen), bevor donnernder Applaus für alle rund dreißig jungen Musiker den langen, aber spannenden Abend beendete.

Traum LXIII

Ich bin in einer Kneipe und probiere die Wälse-Rufe aus der "Walküre". Ich finde mein Ergebnis gar nicht so schlecht, bin aber danach körperlich am Ende.
(Hintergrund war offenbar wirklich diese Doku)
(und für Freaks: Wääääälse!)

Samstag, 17. August 2013

Traum LXII

Ich bin mit einem Hund (der nicht M. ist, sondern ganz anders aussieht, eher eine Art Jagdhund) im Haus des Knabenchores in W. und befinde mich beim Anziehen und Fertigmachen für eine Veranstaltung - es handelt sich um die WDR-Sendung "Zeitzeichen", die aber hier keine Radiosendung ist, sondern offenbar eine Art Podiumsveranstaltung. Diese findet in einem anderen Raum statt, der ähnlich einem großen Veranstaltungssaal in DD ist, den ich gut kenne. Irritation ist allerdings eine Art riesenhafte Toilette in Form einer geöffneten Muschel, die ein Drittel des Raumes einnimmt und keinesfalls ansehnlich ist (ich spare mir nähere Ausführungen). Ich trete nun aus dem Haus und verwandele mich in einen hageren Mann, statt des Hundes ist nun ein 3jähriger Junge neben mir. Im Raum moderiert C.B. vor vielen Leuten die Veranstaltung und kündigt gerade an, gleich werde der Mann selbst von seinen Erlebnissen sprechen. Abruptes Ende.

Freitag, 16. August 2013

Traum LXI

die Fragmente sind momentan arg kurz: heute rangierte ich mit irgendwelchen Leihwagen, die ich auch wechselte, in Vorstadtstraßen herum, auf der Suche nach...?

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