Rezensionen
Wilfried Krätzschmar zum 70. Geburtstag
Er ist ein umtriebiger Geist, ein Kämpfer für die Kultur, ein Einmischer, ein jovialer und stets bereichernder Gesprächspartner. Man weiß nicht, wo man anfangen soll, wenn man Wilfried Krätzschmar würdigen und als Persönlichkeit, womöglich gar noch in einem Satz, beschreiben soll. Vielleicht ist es die ehrlichste Aussage, dass ich ihm gerne zuhöre - und das betrifft gleichermaßen Töne und Worte, in dessen weiten Feldern sich Krätzschmar nicht nur unnachahmlich gut auskennt, sondern derer er sich auch mit höchsten Anspruch an sich selbst und sein Gegenüber - dem Publikum, den Zuhörern, der Gesellschaft, bedient. Hochinteressant wird das Zuhören dann, wenn das starke und oft nicht näher zu umschreibende Gefühl entsteht, dass der Redende etwas zu sagen hat (nicht jeder, der redet, sagt etwas!), eben etwas äußert, was genau jetzt und heute an diese Stelle gehört, aber eben auch messerscharf formuliert ist, damit so etwas wie Auseinandersetzung mit dem Gesagten, Gehörten erst entstehen kann.
"Sagen, was man denkt" - das war nicht nur vor dem Hintergrund eines künstlerischen Lebensweges zu DDR-Zeiten eine hohe Kunst, sondern dürfte für Krätzschmar gleichsam Credo und Ausdruck von Lebendigkeit sein - nur so gelingt ja die eigene Einschätzung und die Einordnung in die gesellschaftliche Umgebung, lassen sich umgekehrt auch wieder andere Meinungen und Standpunkte aufnehmen. Bei Wilfried Krätzschmar ist allerdings der Zusatz unerlässlich, dass der geäußerte Gedanke sorgsam geschliffen sein sollte, bevor er die Heimstatt des Verfertigens verläßt - ein feiner Humor und die Einbeziehung des Unerwarteten, des markant gesetzten Seitenhiebs ist da zumeist inkludiert. Damit entsteht auch Konfrontation - die Krätzschmar aber nie um ihrer selbst willen gesucht hat, sondern um dahinterliegende neue Welten zu erschließen oder ein bereits vermeindlich "bestelltes Feld" um eine andere Perspektive zu erweitern.
In diesen Zusammenhang ist nicht nur sein kompositorisches Werk zu stellen, bei dem Krätzschmar viel mehr daran interessiert ist, auf spielerisch-sinnliche Art Fragen zu stellen oder Situationen zu porträtieren denn fertige Ergebnisse zu präsentieren. Das sehr genussvolle "Erörtern der Gegebenheiten", um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, prägt auch Wilfried Krätzschmars unermüdliche Tätigkeit als Streiter für ein lebendiges und kreatives Kulturleben in Sachsen. Für die zeitgenössische Musik hat er wesentliche Aufbauarbeit im Komponistenverband und in weiteren Gremien geleistet. Auch die Dresdner Musikhochschule, der er von 1994 bis 2003 als Rektor vorstand, konnte er durch aufopferungsvolles Engagement zu dem heutigen modernen Ausbildungsinstitut weiterentwickeln und als Lehrer über fast vierzig Jahre eine ganze Komponistengeneration betreuen - Ekkehard Klemm, Christian Münch, Thomas Kupsch, Arnulf Herrmann, Benjamin Schweitzer und Michael Flade seien hier stellvertretend genannt.
Im Sächsischen Musikrat und in der Sächsischen Akademie der Künste bestanden und bestehen weitere Tätigkeitsfelder, wo Krätzschmar weniger als Bestimmer sondern vielmehr als Initiator, Weiterdenker oder Vernetzer hoch geschätzt ist. Wilfried Krätzschmar begeht am Sonntag seinen 70. Geburtstag - neben aufrichtigen Wünschen für Gesundheit und Energie sei ihm vor allem die beständige schöpferische Unruhe gewünscht, in schöner Unregelmäßigkeit in Stadt und Land seine Stimme zu erheben - in Tönen und Worten. Wir werden ihm aufmerksam zuhören, ihn - erst recht in seinem Humor - ernstnehmen. Auch das kann ein Geschenk sein, eines, das Wilfried Krätzschmar gebührt.
(22.3.14)
Kirill Gerstein und James Gaffigan gastierten bei der Dresdner Philharmonie
"Das geht nicht" oder "das kann man nicht spielen" - solche Sätze hören Komponisten von ihren Interpreten höchst ungern. Oft hat die Musikgeschichte bewiesen, dass viele vermeintlich unspielbare Werke eine Musikergeneration später längst zum Repertoire gehören. Für Richard Strauss' "Burleske" für Klavier und Orchester traf das zwar nicht ganz zu, aber immerhin fand sich in Eugen d'Albert ein Virtuose, der die vertrackten Windungen der Komposition in die Finger zu bekommen wusste, nachdem der Widmungsträger Hans von Bülow die Partitur abgelehnt hatte.
Die Dresdner Philharmonie lud mit dem amerikanischen Dirigenten James Gaffigan (Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters) und dem russischen, in Amerika ausgebildeten Pianisten Kirill Gerstein zwei sehr interessante Gäste der jüngeren Künstlergeneration ein, die sich nicht nur für die Reputation der "Burleske" einsetzten, sondern dem ganzen Konzert eine markante Handschrift verliehen.
Strauss zur Seite gestellt waren Werke von Maurice Ravel - das erzeugte mehr ein friedliches Nebeneinander als einen Beziehungsreichtum, denn beide Komponisten waren doch in recht unterschiedlichen musikalischen Sphären unterwegs. Ravels Märchensuite "Ma mère l'oye" (Mutter Gans) beließ Gaffigan in ihrer schlichten, unaufgeregten Charakteristik. Damit gelang ein sanfter Auftakt, in welchem aber auch ein wenig noch die Spannung und damit ein Gespür für Linien und Ziele fehlte.
Das änderte sich mit dem Auftritt von Kirill Gerstein schlagartig, denn die "Burleske" gibt sich kantig und jugendlich ambitioniert. Auf das erste Paukenmotiv reagierte Gerstein mit selbstbewusstem, fast ein wenig perkussivem Anschlag und stellte klar, dass Strauss mit der Burleske vor allem eine geistige Anstrengung verband, die das Stück in Brahms-Nähe rückt, dabei aber vielfach in aberwitzig virtuose Preziosen mündet. Die Dresdner Philharmonie zog da aufmerksam mit - Solist und Orchester konnten so im Verlauf des Stücks einen mächtigen Spannungsbogen aufbauen.
Damit nicht genug: nach der Pause erschien Gerstein erneut, um den Zuhörern im Albertinum Ravels Klavierkonzert D-Dur für die linke Hand zu präsentieren. Pianistisch wie stilistisch ist das eine ganz andere Herausforderung, die aber von Gerstein hervorragend gemeistert wurde. Fast garstig-insistierend und mehr im Rock- statt im Jazzbereich angesiedelt kolorierte der Pianist den vitalen Mittelteil des Stücks, Gaffigan gab sich hingegen mit dem Orchester als gleichberechtigter Partner und steuerte eine höchst süffige, von spontaner Leidenschaft geprägte Klangwelt bei. Das war bis zum letzten Ton überzeugend und Gerstein konnte für dieses außergewöhnliche Doppel am Klavier großen Applaus empfangen.
"Till Eulenspiegels lustige Streiche - nach alter Schelmenweise in Rondeauform gesetzt für großes Orchester", so lautet die Überschrift von Richard Strauss' wohl bekanntester Tondichtung, die am Ende des Konzertes auf dem Programm stand. James Gaffigan überraschte die Zuhörer mit einem rasant durch seine Abenteuer stürzenden Till. In dieser Lesart landete die Tondichtung im Charakter fast im heutzutage auch von atemberaubender Schnittgeschwindigkeit bestimmten Trickfilmbereich. Gaffigans impulsives, forderndes Dirigat spornte die Philharmoniker dabei zu Höchstleistungen an. Gleich ob es die vielen exzellent musizierten Soli waren oder die klanggewaltige Gerichtsszene mit augenzwinkerndem Abgang - diese von rasch wechselnden Bildern bestimmte Aufführung gelang hervorragend.
Smetana, Suk und Dvořák im Konzert des Universitätsorchesters Dresden
Zumeist ein Konzert pro Semester veranstaltet das Universitätsorchester an der TU Dresden - für diesen Abend üben die Studenten, Dozenten, Mitarbeiter und Ehemalige der TU, aus denen sich das Orchester zusammensetzt, sehr engagiert in ihrer Freizeit. Es ist der Lohn der Anstrengungen, wenn sich dann pünktlich zum Konzert die größte Spannung aufbaut und jeder seinen wichtigen Teil zu den Stücken beitragen darf. Die Spannung maximierte sich am Sonntag noch, denn zum einen - eine schöne Konstante bei den TU-Musikensembles - war die Lukaskirche fast vollbesetzt, zum anderen hatte Dirigentin Monica Buckland wieder einmal ein faszinierendes und gleichzeitig sehr anspruchsvolles Programm aufgelegt.
"Böhmische Geschichte(n)" wurden dem Publikum präsentiert: drei sich musikalisch nahe stehende Werke aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts standen auf dem Programm - damit gelang ein schöner Querschnitt der Musikkultur dieses Landes zu dieser Zeit. Keineswegs reduziert sich die Musik auf "böhmische Blasmusik" (und auch die will niveauvoll dargeboten werden!) wie sie etwa explizit im zweiten Satz von Josef Suks Suite "Pohádka" (Ein Märchen) vorkam. Bereits die sinfonische Dichtung "Šárka" aus dem berühmten Zyklus "Mein Vaterland" von Bedřich Smetana war mit allerhand Herausforderungen und einer guten Portion Dramatik gespickt, woraus Buckland mit dem Orchester aber ein überzeugendes Einleitungsstück formte.
Die folgende umfangreiche Suite von Josef Suk (übrigens der Schwiegersohn von Antonín Dvořák) zeigte, wie die böhmische klassische Musik sich in der Spätromantik weiterentwickelte; Suks Musik wird leider viel zu selten aufgeführt, obwohl sie eine ganz eigene Handschrift und Farbigkeit trägt. War in "Šárka" schon ein schönes Klarinettensolo zu bewundern, so war es hier ein Geigen-Solo, das der an "Romeo und Julia" angelehnten Geschichte Charakter verlieh - ansonsten hatte man hier seine Freude an der markanten Lesart von Buckland, die nicht mit Schwelgen und sattem Klang sparte, aber stets auch konzentrierten Einsatz der Musiker forderte.
Die zweite Konzerthälfte gehörte Antonín Dvořák - seiner 6. Sinfonie D-Dur merkt man das intensive Ringen um den von der Öffentlichkeit für wichtig bewerteten nationalen Stil heute nicht an. Buckland fand auch hier das rechte Maß der Tempi, um den kantablen Themen viel Ausdruck zu verleihen. Vielleicht waren im Scherzo noch ein paar Prägnanzreserven vorhanden, doch dafür entschädigte das furiose, feuerwerksartig beendete Finale der Sinfonie. Über dem ganzen Konzert stand weniger der Anspruch der Perfektion als vielmehr gemeinsame Freude am Musizieren dieses Kulturgutes unserer Nachbarn, das damit einmal mehr wenige Kilometer den Elbestrom hinunter gewürdigt wurde - gut so.
(10.3.14)
Ravel, Strauss und Dvořák im Philharmoniekonzert
Die Dresdner durften am vergangenen Sonnabend erneut eine Wiederbegegnung mit einem Sohn der Stadt erleben, den es früh schon in die Ferne zog: der Dirigent Christoph König war Kruzianer und studierte an der Musikhochschule in Dresden, bevor er Engagements in Malmö und nun seit mehreren Jahren in Porto und Luxemburg wahrnahm. Im dritten Philharmonie-Konzert der laufenden Saison in der Frauenkirche übernahm König die Leitung und konnte sich über sehr guten Publikumszuspruch freuen - vielleicht ein Zeichen, dass die Dresdner ihren Künstlern treu verpflichtet bleiben, auch wenn diese ihr Glück in der Welt suchen.
Keineswegs lockte König mit einem gewöhnlichen Programm, obschon mit Ravel, Strauss und Dvořák bekannte Komponisten angekündigt waren. Einen Tag nach Maurice Ravels 139. Geburtstag gab es mit der Suite "Le Tombeau de Couperin" ein anständiges Ständchen für den Komponisten - die Musik bezieht ihren Reiz aus der Verbindung barocker Formen und Motive mit der stark dekorativen und hier auch offenherzig verspielten Stilistik des musikalischen Impressionismus. König überraschte gleich im ersten Satz mit straffen Tempi und vielen gut angelegten Kontrastwirkungen. Nachdem die Philharmoniker einmal den Willen zum Folgen signalisiert hatten, war es eine Freude, diesem orchestralen Schmuckstück zu lauschen, denn mit sorgsam differenzierter Dynamik wurde auch die Akustik der Frauenkirche berücksichtigt.
An Richard Strauss kam man auch an diesem Wochenende in Dresden nicht vorbei: neben den bekannten Tondichtungen gibt es aber in dessen reichhaltigem OEuvre auch einige Preziosen zu entdecken. Das Violinkonzert d-Moll, Opus 8 des gerade einmal 18jährigen Komponisten hat sich - im Gegensatz zur ebenfalls früh entstandenen Violinsonate - nicht im Repertoire gehalten. Man ist der holländischen Geigerin Isabelle van Keulen dankbar, dass sie sich immer wieder mit Mut und großer Aufmerksamkeit solchen "Perlen" am Rande des Repertoires widmet - schließlich kann man an der Musik sehr schön feststellen, wie der junge Richard Strauss mit den Partituren seiner Zeitgenossen vertraut war um allmählich seinen eigenen unverwechselbaren Stil zu entwickeln. van Keulen und König gingen mit großem Ernst an die Sache heran und die Reputation gelang - vielleicht nicht in den ersten Takten, in denen van Keulen noch etwas Nervosität zeigte. Sie lotete aber in der Folge das Konzert als jugendlich-spritziges Virtuosenstück optimal aus und legte sich auch mit Hingabe in die lyrischen Passagen. Dass gerade der 3. Satz bei van Keulen von spielerischer Leichtigkeit viel mehr gekennzeichnet war als von den Mühen der Bewältigung dieser geigerischen - man darf es durchaus so nennen - Frechheiten, sollte als höchst respektable Leistung gewürdigt werden.
Antonín Dvořáks Sinfonien werden gerne als Schlussstück programmiert, gelingt doch hier immer ein melodienseliger, musikantischer Ausklang. Der 5. Sinfonie F-Dur war bisher ein solches Repertoireglück nicht beschieden. Christoph König setzte sich vehement und mit intensiver Ausarbeitung der Partitur für das Stück ein, sodass sich schon im ersten Satz der silbrig-feine, optimistische Dvořák-Klang ausbreiten konnte. König arbeitete viel mit spontaner Motivation, dämpfte da und dort einmal zu forsche Bläser und forderte emsiges Mitgehen vor allem im Finale. Damit gab er nicht nur eine tolle Visitenkarte für seine Dirigierkunst ab, sondern stand auch mit seinem Namen für die Werke voll ein - solch eine Überzeugungskraft, die sich auch sofort auf die Musiker im Orchester übertrug, ist eine gute Sache und wurde vom Publikum mit starkem Applaus bedacht.
(9.3.2013)
Radu Lupu und Christian Thielemann im Kapell-Konzert
Mal hat er eine Lyra oder Laute, später sind es Harfen und Geigen, die seinen Gesang verkörpern, oder er tritt gleich in persona in den ihm gewidmeten Opern in Erscheinung: die mythische Gestalt des Orpheus hat Künstler in allen Epochen beschäftigt - von "orphischen" Klängen war auch das 7. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle durchzogen. Auch wenn Richard Strauss sich in seiner Tondichtung "Ein Heldenleben" nicht explizit darauf bezieht, ist auch dort die orphische, durch Nietzsches Deutung vom Werden und Vergehen des Menschen geprägte Atmosphäre nicht zu leugnen.
Begonnen wurde aber mit der sinfonischen Dichtung "Orpheus" von Franz Liszt, die der Komponist 1854 für das weimarische Kulturleben verfasste. Chefdirigent Christian Thielemann formte eine von den ersten Tönen an sorgfältige, auf weichen und strömenden Klang bedachte Interpretation.
Ein besonderes Erlebnis war dann die Aufführung des 4. Klavierkonzertes G-Dur von Ludwig van Beethoven. Auch dieses Werk darf durchaus orphisch gedacht werden, weniger von der programmatischen Zuschreibung des zweiten Satzes her als vielmehr von der Emanzipation des künstlerischen Ausdrucks. Als Solist war der diesjährige Capell-Virtuos Radu Lupu zu hören. Der rumänische Künstler ist unbestritten einer der ganz großen Pianisten der Gegenwart. Seine Beethoven-Interpretation war von einer geistigen Durchdringung geprägt, die sich bereits in den ersten Takten im Solo-Thema andeutete. Es war wohl die melancholischste, vielleicht auch schattigste Variante, die man je von diesem G-Dur-Konzert gehört hat. Ein feiner Lyrismus und ein fast lapidarer, manchmal auch distanziert wirkender Zugang Lupus zur Partitur durchzog nahezu alle Sätze.
Radu Lupu versah die Musik mit einem höchst differenzierten, ebenso vorsichtig angelegten wie spontan die Musik erforschenden Anschlag. So konnte man sich tief in die Musik hineinbegeben, wurde nie gestört durch Äußerlichkeiten oder gar den interpretatorischen Zeigefinger. Thielemann und das Orchester nahmen den großen Ernst, den Lupu verströmte, sofort auf und gaben sich hochkonzentriert den vielen Reaktionen und Kommentaren hin, so dass schon vor der von Lupu kristallklar ausgeführten Kadenz im 1. Satz der sinfonische, dialektische Charakter dieses Konzertes klar ausgebreitet wurde. Nach dem von Nachdenklichkeit geprägten zweiten Satz war im Finale kein flotter musikalischer Kehraus gefragt, eher prägte Lupu die Motive dieses Satzes mit einer fast philosophischen Gelassenheit, die dem Hörer Raum gab, Dinge selbst zu verknüpfen oder zu deuten. Solch einer reifen, auch mutigen Haltung muss man höchsten Respekt zollen.
Schließlich ertönte mit auftrumpfender Geste am Beginn der orphischen Gesänge dritter Akt: Strauss' Tondichtung "Ein Heldenleben" ist ein opulentes und dankbares Abschlusswerk, in welchem die Kapelle all ihre Stärke und Erfahrung als Strauss-Orchester mit brillantem Klang zeigte. Dies gelang natürlich erst recht vorzüglich, da Christian Thielemann stets klare und eindeutige Zeichen gab, die aber nie das Spiel einengten. Schön, dass Thielemann sich insbesondere in den Themenvorstellungen nicht zu sehr den Details hingab, sondern die Spannung bereits auf den nächsten Abschnitt lenkte.
So wirkten des Helden Dramen glücklicherweise nicht ganz so schwergewichtig wie von Strauss ersonnen - trotzdem zelebrierte die Kapelle natürlich den orchestralen Siegeshöhepunkt mit größtem Genuss: angesichts der hervorragend entfalteten, nuancenreichen Farbigkeit in allen Orchestergruppen machte das Zuhören auch noch im von Strauss doch arg ausgedehnten letzten Drittel des Stücks schlicht Spaß. Und nur begeistert war man von dem temperamentvoll und klangsinnig gestalteten Solo von Konzertmeisterin Yuki Manuela Janke - sie wäre für Jubilar Richard Strauss mit Sicherheit eine äußerst empfehlenswerte "Gefährtin" seines Helden.
5. Kammerabend der Staatskapelle mit dem "Dresdner Streichtrio"
Der 5. Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle in der Semperoper gehörte gänzlich dem Streichtrio. Diese Gattung der Kammermusik findet sich seit dem 18. Jahrhundert in allen Epochen der Musikgeschichte, wenngleich nicht jeder Komponist ein Werk für diese Besetzung verfasst hat. Vom umfangreichen Repertoire des 1995 gegründeten "Dresdner Streichtrios" konnten sich die Konzertbesucher des Kammerabends überzeugen, wenngleich die begrenzte Zeit eines Konzertes in diesem Fall inklusive Zugabe nur vier Beispiele zuließ.
Berkeley, Berger, Beethoven - die Programmfolge geht trotz Alliteration nicht so leicht von der Zunge, denn den ersten beiden Komponisten begegnet man im Konzertalltag nahezu gar nicht. Der englische Komponist Lennox Berkeley (1903-1989) schrieb sein Streichtrio 1944, das stilistisch verschiedene konservative Strömungen seiner Zeit aufnimmt, allerdings kaum einmal zum Hinhören zwingt. Eine wenig inspirative Stimmführung der Themen durch die Instrumente und ein harmonisches Verständnis, bei dem man sich fragt, ob der Komponist nicht doch Vorzeichenfehlern erlegen war, ließ am Ende rätseln, warum dieses Stück überhaupt zur Aufführung ausgewählt wurde.
Dagegen war beim zweiten Werk des Abends eine deutliche Steigerung nicht nur im spieltechnischen Anspruch, sondern auch im lustvollen Entdecken musikalischer Details beim Zuhören zu spüren. Wilhelm Bergers Streichtrio g-Moll entstand 1898 - der Komponist kann stilistisch zwar zwischen Brahms und Reger eingeordnet werden, das Werk ist aber von solch eigener Charakteristik, dass solche Vergleiche nur einen äußeren Rahmen benennen können. Die beiden Mittelsätze benötigen viel Flexibilität im Ausdruck - Jörg Faßmann (Violine), Sebastian Herberg (Bratsche) und Michael Pfaender (Cello) sorgten hier für eine in den Klangfarben sehr ansprechende Interpretation. Bergers kontrapunktisches Können konnte man in den Ecksätzen gut wahrnehmen, ab und an blitzte sogar eine Leichtigkeit in der Faktur auf, die man eher Stücken von Dvořák zuordnen würde.
Der ganze Abend war im Ensemble von guter Homogenität und sorgsamer, fast liebevoller Hinwendung zu den Werken geprägt, dies konnte man hier im Detail etwa in den witzig-trockenen Pizzicati im Scherzo wahrnehmen. Die Musik von Ludwig van Beethoven wirkte nach der Pause im Kontext als krönender Abschluss. Hier zeigte das Dresdner Streichtrio vor allem, wie ein Meisterwerk - als solches muss das G-Dur-Trio aus Opus 9 gelten - durch kenntnis- und ideenreiche Interpretation gewinnt. Neben dem höchst sanglichen Adagio konnte man etwa gut verfolgen, welche Intensität die Pausen im musikalischen Verlauf besitzen. Das Finale schließlich war von einem Temperamentsausbruch bestimmt, dessen Ausdrucksqualität bislang im Konzert etwas zu kurz kam. Jubilar Richard Strauss kam in der Zugabe zu seinen Ehren - das 1882 im familiären Kreis im Münchner Pschorr-Bierkeller uraufgeführte kurze Variationswerk "'s Deandl is harb auf mi" entwickelte dann aber doch nicht soviel bajuwarischen Witz, wie Name und Uraufführungsort vermuten ließen.
Dmitri Schostakowitschs 8. Sinfonie im Gedenkkonzert der Dresdner Philharmonie
Neben dem stillen Gedenken an und in der Frauenkirche versammeln sich die Dresdner am Abend des 13. Februar in den Kirchen und Konzertsälen der Stadt, um dem Anlass entsprechende Musik der Dresdner Orchester und Chöre zu hören. Beim Konzert der Dresdner Philharmonie im Albertinum musste man sich über sehr gelichtete Reihen im Auditorium wundern - da dieses Konzert nicht innerhalb der Anrechte gelistet war, hatte man wohl auf selbstverständliches Interesse gesetzt - schade, dass am Ende nur ein Drittel des Albertinums gefüllt war. Auch für die Musiker auf der Bühne war dies keine leichte Situation.
Dass das Programmheft keinerlei Informationen zur Tradition der Gedenkkonzerte oder zur besonderen Dramaturgie des Abends aufwies, konnte ebenfalls als Manko empfunden werden. Anstelle etwa für eine vokalsinfonische Requiemkomposition entschied sich die Philharmonie für die 8. Sinfonie c-Moll, Opus 65 von Dmitri Schostakowitsch. Geschrieben im Sommer 1943 rückte damit ein Stück in den Blickpunkt, mit dem der Komponist unmittelbar auf die Kriegsereignisse reagiert hat.
Es ist ein in 40 Tagen niedergeschriebener Wurf - ein sechzigminütiger dramatischer Monolog, der von den ersten Takten an keinen Zwischenruf zuläßt. Diese Sinfonie ist kein Werk zum Nebenbeihören, sie ist schonungslos und gellt dem Hörer mit emotionsgeladenen Ausbrüchen und brutaler Motorik in den Ohren. Des Komponisten eigene Aussagen zu einer Musik über die "Gedanken anläßlich der Siege der Roten Armee" sind zu vernachlässigen - Schostakowitsch hat mehr als einmal Dinge sagen müssen, die ihm letztlich seine künstlerische Haut gerade noch einmal gerettet haben. Was diese Sinfonie mit äußerster Kraft formuliert, ist nicht weniger als ein Fanal gegen den Krieg, gegen Gewalt und Unmenschlichkeit überhaupt.
Chefdirigent Michael Sanderling wählte ein kurzes, aber sinnfälliges Präludium mit Arvo Pärts "Cantus in memoriam Benjamin Britten". Das kurze Stück für eine Glocke und Streicher war geeignet zuhörend zu einer Ruhe zu finden, die nötig ist, um Schostakowitschs Opus überhaupt aufnehmen zu können. Sanderlings Interpretation der Sinfonie war von einer nur als schockierend zu empfindenden Direktheit bestimmt, die aber den melodischen "Text" des Stückes nie vernachlässigte.
Das war gleich im ersten Satz spürbar, den Sanderling von Beginn an intensiv mit dem Wissen um den späten, brachialen Höhepunkt musizieren ließ, dem dann das mit viel Seele musizierte große Englisch-Horn-Solo (Isabel Kern) folgte. Für solch individuelle, starke Äußerung ist danach erst wieder im 5. Satz Platz. Derweil stellen die Mittelsätze die Welt auf den Kopf - kein Stein bleibt in diesen "Scherzi" auf dem anderen.
Sanderling wählte für das Allegretto ein meist schnelles Tempo, bei dem der bohrend scharfe Charakter gewahrt blieb. Ähnlich forciert, aber zumeist kontrolliert und auch dynamisch deutlich abgestuft wurde die groteske Maschinerie im 3. Satz gezeichnet. Nach den ohrenbetäubenden Ausbrüchen am Ende dieses Satzes beruhigte sich in der Passacaglia die Musik, ohne dass irgendein Verlust der Spannung zu bemerken war. Der letzte Satz verheißt bei Dmitri Schostakowitsch keinen endgültigen Trost, es ist zu früh für eine Hoffnung oder eine Vision. Was sich da im Fagott fast mozartesk entfaltet, bleibt eine Ahnung; der ermattet wirkende Schluss will nicht auf das Ruhe verheißende C gelangen, harmonische Fragezeichen stehen im Raum. Nach dieser sehr bewegenden Aufführung war Gelegenheit zum stillen Gedenken - und zum intensiven Nachwirken dessen, was uns Dmitri Schostakowitsch durch seine Töne mitgeteilt hat.
(15.2.14)
Mozart und Schostakowitsch im Philharmonie-Konzert
Würde man ein Assoziationsspiel machen, bei dem man Interpreten bestimmten Komponisten zuordnet, so wäre die Sache bei der Japanerin Mitsuko Uchida klar: Mozart! Damit unterschlüge man allerdings ihr enormes Repertoire, ihre Liebe zur Kammermusik und zur Liedbegleitung. Und doch darf man es als Geschenk ansehen, diese Künstlerin in einem Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart erleben zu dürfen. Dabei zählt das von ihr für das Konzert mit der Dresdner Philharmonie im Albertinum ausgewählte Konzert B-Dur KV 456 gar nicht einmal zu den populären Werken dieser Gattung.
Des Meisters Notenproduktion hatte im geschäftigen Jahr 1784 gehörig Fahrt aufgenommen und Mozart schrieb die Konzerte nahezu "in Reihe". Die Interpretation von Uchida vermittelte jedoch von Beginn an eine solche Lust und Freude am Hervorlocken der Themen, der Entwicklung und vielfältiger Ausdrucksebenen, dass man fast von einer Vergoldung sprechen muss. Dabei schwebte Uchida niemals über den Dingen; sie sprach nicht über die Musik, sondern ließ "ihren" Mozart sprechen. So gelangen ihr bereits in der Kadenz im ersten Satz traumhaft schöne Phrasierungen und eine simple solistische Akkordsequenz wirkte nicht funktional, sondern wie ein vorgetragenes Gedicht.
Diese Musikalität übertrug sich auch auf die Philharmoniker, die in mancher Pause der Solistin fast andächtig lauschten, dann aber mit Chefdirigent Michael Sanderling den Dialog aufnahmen und für sichere und kontrastreiche Unterstützung sorgten. Damit wäre man eigentlich mit musikalischem Glück ausreichend versorgt gewesen, doch es gab noch ein weiteres tief nachwirkendes Musikerlebnis an diesem Abend: nach der Pause stand die letzte, die 15. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch auf dem Programm.
Obwohl ausgerechnet dieses Werk mit (Selbst-)Zitaten angereichert ein ganzes künstlerisches Leben reflektiert, kann man diese Sinfonie nicht erklären. Ungeschliffen, fast nackt kommt diese Musik daher und stellt Interpreten wie Zuhörer vor große Anforderungen. Michael Sanderling vermied eine zu überspitzte, karierende Haltung und ging der Gefahr aus dem Weg, dass das Stück in seine teilweise schroff aufeinander folgenden Einzelteile zerfällt - gleich der 1. Satz erhielt durch Sanderlings kluge Disposition in den Übergängen ein fatalistisches "Müssen" und lebte von scharfen Kontrasten.
Mit großer Ruhe ging Sanderling das Adagio an - hervorragend ausgehört waren hier die sanften Blechbläserpassagen; auch die Soli des Cellos und der Posaune waren mit empfundenen Ausdruck musiziert. Der kurze 3. Satz wirkte in Sanderlings gemessen genommenen Tempo wie ein kühler Kommentar zur ganzen Sachlage, während der Finalsatz im spannungsgeladenen kammermusikalischen Vortasten den 2. Satz spiegelte. Durch diese Gesamtanlage potenzierte sich die Wirkung des verzerrt-schmerzhaften Höhepunktes kurz vor Schluss, bevor das Werk - der Musik fast enthoben - mit leise tickendem Schlagwerk auspendelte. Danach benötigten Orchester und Zuhörer einige Sekunden der Ruhe, bevor man sich auf dem Podium wie im Auditorium sehr einig war - diese Aufführung war stark.
(10.2.14)
Musikland Frankreich im Konzert der TU-Kammerphilharmonie
In bunten Farben und leicht angeschrägt lugt der Eiffelturm vom Programmheft der TU-Kammerphilharmonie, darunter sitzen Leute in einer Brasserie. Die Reiseroute des Konzertes am Sonntag in der Lukaskirche war offensichtlich: auf nach Paris! Dirigentin Monica Buckland hatte für das Programm ihres Ensembles zur Besetzung passende Werke ausgewählt, die einen schönen Einblick in die farbenreiche Musiklandschaft Frankreichs zuließen. Das Konzert sorgte für einiges Staunen und reichlich musikalische Erquickung und darf nur als gelungen bezeichnet werden.
Schon die Atmosphäre zu Beginn versprach Spannung, denn das Studentenorchester kennt eines nicht: lichte Reihen im Publikum. Viele Freunde und Kommilitonen wollten das ambitionierte Programm erleben und wurden nicht enttäuscht. Denn keineswegs ist das, was da so leicht klingt, auch leicht zu spielen. Vor allem die Bläser des hier in sinfonischer Stärke musizierenden Ensembles konnten in den fantasiereichen Partituren viel zeigen - Bucklands sowohl für Ordnung sorgendes als auch motivierendes Dirigat half dabei vorzüglich.
Mit der "Petite Suite" von Claude Debussy tasteten sich die Musiker erst einmal vorsichtig an die impressionistische Klangwelt heran. Buckland ließ hier viel ausspielen, dabei gerieten die ersten beiden Sätze fast ein wenig zu entspannt, dabei aber sehr sorgfältig. Von ganz anderem Holz ist die nur in der Form ähnliche Suite "Le Tombeau de Couperin" von Maurice Ravel geschnitzt - flirrende Bläserpassagen wechseln mit Klangflächen ab, die auch in den Streichern gut ausgehört sein wollen; dazu gilt es auch noch den Rhythmus der alten Tänze zu wahren ohne dass zuviel Gewicht auf den Takten lastet. Man staunte weiter: mit mutigem Spiel überzeugten die Holzbläser, von denen fast jeder in diesem Konzert ein Solo erhielt. In den hohen Streichern hätte man sich etwas mehr prägnanten Zugriff gewünscht, was zugegebenermaßen in der Akustik des Raumes schwer ist.
Voller Musikalität und mit höchst plastischem Spiel begeisterte im Solostück des Konzertes der junge Harfenist Daniel Noll - an der Dresdner Musikhochschule hat er im letzten Jahr sein Studium (bei Nora Koch) aufgenommen. Die frische Interpretation des "Morceau de Concert" von Camille Saint-Saëns schien für Noll trotz betriebsamer Arbeit am Saiteninstrument stets ein Quell der Freude zu sein. Das machte dann auch fast vergessen, dass außer dem perlenden Figurenwerk in der Faktur des Stückes wenig Erinnernswertes zu finden war.
Gegenteiliges ist der Fall in Darius Milhauds Ballettmusik "Le bœuf sur le toit" - vom Impressionismus wechselte das Orchester mühelos in die skurrile poetische Welt von Jean Cocteau. Erneutes Staunen: alle falschen Töne sind hier richtig! Milhauds "Hit" der 20er Jahre wurde von der TU Kammerphilharmonie mit Sinn für die vielen Verzweigungen, "Fanfärchen" und gar Sackgassen widergegeben - ein winziger Wermutstropfen war, dass ein wenig die Konzentration gegen den jazzigen Groove obsiegte, jedoch: Chapeau! für dieses hervorragende Konzert unter dem "schrägen" Eiffelturm.
Strauss und Mozart im Philharmonie-Konzert
Im letzten Jahr war es in Dresden schon fast ein Geschicklichkeitsspiel, ein Konzert zu besuchen, in dem nicht ein Werk von Richard Wagner auf dem Programm stand. Das Strauss-Jahr scheint etwas ruhiger anzulaufen - mit sechs Konzerten in der laufenden Saison ehrt die Dresdner Philharmonie den Komponisten und bietet damit keinesfalls eine Überdosis an: knapp ein Dutzend Orchesterwerke erscheinen sorgsam zwischen anderen Komponisten eingebettet, Knüller wie die "Alpensinfonie" oder "Also sprach Zarathustra" kommen gar nicht vor - aber das Straussjahr ist ja auch noch nicht mit dem Saisonende im Sommer vorbei. Nach dem ersten Konzert dieser Reihe blieben aber doch etwas gemischte Gefühle angesichts der Programmgestaltung.
Wolfgang Amadeus Mozart gesellte sich zu Strauss auf die Bühne - das ist eigentlich eine gute Wahl, denn zum Thema Mozart und Strauss wäre viel zu sagen gewesen. Doch ausgerechnet die Tondichtung "Tod und Verklärung" wollte nun so gar nicht zu Mozarts feingliedriger "Sinfonia Concertante" Es-Dur passen - allein die gute Interpretation beider Werke rettete die Aufführungsberechtigung. Der japanische Gastdirigent Yutaka Sado hatte für Strauss' frühe Tondichtung ein gutes Rezept: er ließ die Philharmoniker so oft es ging frei musizieren und zeigte plastisch die Linien und Zielpunkte an. Am besten wirkt dieses Stück ohnehin, wenn man das zugrundeliegende Programm ignoriert und sich - im besten Sinne "kopflos" - in die Fluten der Musik stürzt. Da seufzte und klagte es dann vortrefflich im orchestralen Gebälk und die Philharmonie wusste mit dem Strauss'schen Farbenkatalog viel anzufangen.
Veronika Eberle (Violine) und der französische Bratscher Antoine Tamestit waren dann die Solisten in der "Sinfonia Concertante". Sie wurden vom Publikum mit Recht für eine nur herausragend zu nennende Interpretation gefeiert. Stimmig zelebrierten die beiden ein vorzügliches, komplett in der Musik aufgehobenes Miteinander. Dabei legten sie die Phrasierung trotzdem so leicht und federnd an, dass die Instrumente nahezu zum Singen gebracht wurden. Der 2. Satz geriet zwar etwas langsam, aber äußerst betörend, ebenso die kadenzierenden Abschnitte. Dem begleitenden Orchester fehlte etwas die sichere Prägnanz der Solisten - wenige Stellen im 3. Satz hätten mehr Glanz und Witz entwickeln dürfen.
Nach der Pause wurde ein "Interludio" aus Strauss' Aufführungsfassung der Oper "Idomeneo" von Mozart vorgestellt - eine achtminütige Preziose, die vermutlich in einem größeren thematischen Rahmen von Original und Bearbeitung sinnfälliger gewesen wäre. Pompös endete der Abend vornehmlich im Dreivierteltakt - die erst 1945 von Strauss selbst arrangierte Suite aus der Oper "Der Rosenkavalier" entpuppte sich ebenfalls als Entdeckung, denn zumeist wird die "Walzerfolge" auf den Konzertpodien vorgezogen. Yutaka Sado legte dabei flotte Tempi vor ohne die Eleganz der Musik zu vernachlässigen - die brillant instrumentierte Partitur führte er mit vollem Körpereinsatz zu einem glänzenden Finale.