Rezensionen

Freitag, 25. Mai 2012

Pistolenschüsse und Pokerspiel

5. Sinfoniekonzert der Landesbühnen Sachsen

Sieben Jahre leitete Michele Carulli als Generalmusikdirektor die musikalischen Geschicke der Landesbühnen Sachsen in Radebeul. Die anstehenden dramatischen Kürzungen im Bereich des Orchesters haben auch zur Folge, dass Carulli diese Tätigkeit beenden wird - das 5. Sinfoniekonzert der Saison ist das letzte unter seiner Stabführung und wohl auch eines der letzten Konzerte dieses Orchesters in seiner bisherigen Größe und Qualität.

Das Konzert fand im Rahmen der Karl-May-Festtage statt, dafür hatte man sich ein passendes Programm unter dem Titel "Go West" zurechtgelegt. Carulli suchte gleich nach einem wirkungsvollen Auftritt mit Cowboyhut den Kontakt zum Publikum und stellte das Programm vor. Dass ein Werk von Aaron Copland erklang, erscheint im programmatischen Zusammenhang schon fast zwingend. Carulli entschied sich für die Suite aus dem Ballett "Appalachian Spring", eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Farmerlebens in Pennsylvania. In dem für die Tänzerin Martha Graham entstandenen Werk sind einige berühmte Melodien des Komponisten enthalten, das Landesbühnenorchester hatte hier keine Mühe, die folkloristischen Aspekte herauszuarbeiten, es tat sich allerdings schwer, wenn schnelle Sätze mit vielen Taktwechseln und offenliegenden Phrasen auf dem Pult lagen. Hier wäre etwas mehr Ruhe im Dirigat von Carulli förderlich gewesen.

Der zweite Teil des Konzertes gehörte Giacomo Puccini, dessen Konnotation mit Amerika nicht auf den ersten Blick auffällt. Doch hatte der an aktuellen Stoffen immer interessierte Komponist sich nach einem Broadway-Besuch entschlossen, eine echt amerikanische Schurken-Oper zu schreiben: "Das Mädchen aus dem goldenen Westen" (1910) ist bis heute ein ungewöhnliches und verkanntes Werk im OEuvre des Schöpfers geblieben - trotz Pistolenschüssen und Pokerspiel bleibt es natürlich ein Meisterwerk des Verismo. Carulli tat recht daran, den 2. Akt in einer von ihm hergestellten konzertanten Fassung mit drei Sängern darzubieten.

Farbig und nun mit bestens strömendem italienischen Sound wusste das Orchester die Partitur umzusetzen. Carulli war in seinem Element und achtete auch auf viele Details und das Ausfüllen der Spannungsbögen. Stephanie Krone (Sopran) gab eine überragende Minnie - bei enormem Gestaltungswillen überzeugten ihre starke Emotionen und die vollkommen sicher und schön geführte Stimme bis zum triumphierenden Finale. Angelo Raciti (Tenor) war für den erkrankten Guido Hackhausen eingesprungen. Zwar war somit das Konzert gerettet, wofür man dem Sänger Dank schuldet, jedoch war er mit der Partie des Johnson stimmlich vollkommen überfordert - der angestemmte Kampf gegen die hohen Noten war alles andere als ein Genuss. Norman D. Patzke hingegen füllte die Rolle des Sheriffs mit seiner großen, flexibel gehandhabten Baritonstimme gut aus.

"Bleiben Sie der Musik und der Kunst treu!" rief Carulli vor einer Überraschungszugabe seinem Publikum zu. Das klang resigniert, wohl auch zornig, sollte aber für das Publikum erst recht ein Aufruf sein, "seinen" Musikern auch durch schwere Zeit zu folgen. Eine schöne Gelegenheit, Carulli und das Landesbühnenorchester erneut vor der Sommerpause zu hören, bietet sich bei einem festlichen Opernkonzert im Juni.


Sa, 2. Juni, 19.30 Uhr, Stammhaus Landesbühnen Sachsen
Opernkonzert zum Verdi- und Wagnerjahr, Ausschnitte aus "Rigoletto", "La Traviata" u. a. / Solisten / Orchester der Landesbühnen Sachsen, Dirigent: GMD Michele Carulli

Begegnung zweier Meisterwerke

Schumann und Brahms mit dem NDR-Sinfonieorchester unter Thomas Hengelbrock

Schön, dass die Dresdner Musikfestspiele alljährlich die Welt nach Dresden holen. Ohne sich allzuweit bewegen zu müssen, erlebt man in drei Wochen, was musikalisch in den Kulturmetropolen geschieht - im Jahreslauf geschieht dies allzu selten. Dabei war das Gastspiel des NDR-Sinfonieorchesters in der Semperoper mehr als eine schöne Geste, schließlich reiste man von der Elbe an die Elbe und Hamburg und Dresden pflegen ja seit 25 Jahren eine aktive Städtepartnerschaft.

Das Orchester konzertierte unter der Leitung seines neuen Chefdirigenten Thomas Hengelbrock, und dieser brachte gleich Hamburgs berühmtesten Sohn mit: Johannes Brahms traf im Konzert auf Robert Schumann, da brauchte es keinerlei Ouvertüre oder Solistendarbietung mehr. Diese Begegnung ist stets eng, intensiv und mit reichlichem Zugewinn zu genießen.

Die 3. Sinfonie Es-Dur, die "Rheinische Sinfonie" des Wahl-Düsseldorfers Schumann, inszenierte Hengelbrock als ausgereiftes Meisterwerk voller Temperament und rauschhafter Ideenentfaltung. Innig, aber dennoch flüssig gerieten die Mittelsätze; der vierte Satz wurde nicht als Weltuntergang betrachtet, sondern demonstrierte mit schönen gedeckten Farben ein Innehalten vor dem sprühenden Finale. Hengelbrocks ungemein flexibles und aktives Dirigat zauberte einen exorbitanten Farbreichtum im Zusammenspiel, aber auch im Einzelton jeder Orchestergruppe hervor. Man ist sich der Aufführungspraxis bewusst - die Streicher zeigten wenig vibrato, aber eine beseelte Legato-Dichte, die Mischung der Bläserstimmen geriet auf die Situation zugeschnitten.

Zu einem weiteren Höhepunkt geriet nach der Pause die Aufführung der 1. Sinfonie c-Moll von Johannes Brahms. Hengelbrock verstand die Sinfonie als einen sinfonischen Befreiungsschlag voller Leidenschaft, die mit bemerkenswerter Agogik in allen Sätzen dargestellt wurde. Überraschend verteilte Hengelbrock die Kontrabässe auf beide Bühnenseiten und erreichte so eine tolle Raumwirkung. Kurz stockte der Atem, als der Dirigent im 4. Satz die suchenden Pizzicati der Streicher allein musizieren ließ. Gehör und Vertrauen sorgten hier aber genau für die passende Zielrichtung.

Mit Sorgfalt für kleine Details, ein wenig offenem Potenzial in wichtigen Pausen und Übergängen, aber auch mit dem Mut zu einem letzte Kräfte bündelnden Vorwärtsdrang im Tutti schuf Hengelbrock eine Interpretation, die das Werk vor dem Ohr neu entstehen ließ. Mit einer Zugabe von Dvořák, dem "slawischen Brahms" bedankte sich das Ensemble für den starken Jubel des Dresdner Publikums.

Mittwoch, 16. Mai 2012

"Ein Meer von Wohllaut"

Schreker, Schönberg, Webern und Mozart im 7. Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie

Es muss eine ungemein spannende Zeit im Musikleben des beginnenden 20. Jahrhunderts gewesen sein - dessen können wir uns nicht nur anhand unzähliger Dokumente vergewissern, wir sind auch in der Lage, uns die Musik dieser Zeit ausschnittweise ins Bewusstsein zu holen und damit eine ebenso spannende aktuelle Auseinandersetzung zu führen. Für solch erhellende Konzertprogramme ist Lothar Zagrosek als Dirigent zu gewinnen ein Glücksfall, ist er doch aufgrund seiner Erfahrung sowohl in der zeitgenössischen Musik als auch in der Moderne des beginnenden 20. Jahrhunderts in der Lage, diese Verbindungen zu knüpfen.

Dennoch muss man bei einem Konzert dieser Art berücksichtigen, dass immer nur ein winziges Glanzlicht auf einen vielfarbigen, dynamischen Kosmos von Musik geworfen werden kann, in der ganze Philosophien und Strömungen der Zeit entstanden und wieder verworfen wurden. Im 7. Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie kamen Franz Schreker, Anton Webern und Arnold Schönberg zu Gehör, mit Ausnahme von Weberns Orchesterstück handelte es sich um Ausschnitte aus größeren Werken, die der spätromantisch-nachwagnerischen Ästhetik verpflichtet waren. Ob die pure Ansetzung der Komponisten Schönberg und Webern in einem Atemzug für die lichten Reihen am Sonntagabend im Kulturpalast sorgte, wird nicht aufzuklären sein - es wäre aber ein tragisches Resultat angesichts der hochspannenden Musik.

Merkwürdig erscheint, dass Weberns Idylle "Im Sommerwind" als ein vom Komponisten zurückgezogenes Werk heute dennoch den Weg in die Konzertsäle gefunden hat. In opulenter Besetzung startete das Orchester aber zunächst mit dem Vorspiel zur Oper "Die Gezeichneten" von Franz Schreker, dessen zauberhafte Klangfarben unter Zagroseks Leitung gut ausgeformt wurden. Gegen dieses "Meer von Wohllaut", so Schreker über seine Musik, kam der wohl aus Bewunderung für Gustav Mahler entstandene "Sommerwind" von Webern schwerlich an. Die offenkundigen Schwächen dieses illustrativen Werkes wogen in der Nachbarschaft schwer, trotzdem setzte sich Zagrosek für viele Details des Werkes ein.

Anders wirkte Schönbergs "Lied von der Waldtaube" aus den "Gurreliedern" - hier war man mitten in der märchenhaft-dramatischen Geschichte von Jens Peter Jacobsen gelandet und bewunderte, wie die schwedische Mezzosopranistin Katarina Karnéus sich gegen das große, wogende Orchester durchsetzte und mit klarer Deklamation und erdigem Klangtimbre eine kostbare Stimmung schuf. Nach dieser Demonstration der "Neutöner" und "Postwagnerianer" gab es mit der Pause einen scharfen Schnitt.

Und doch war der Griff zu Wolfgang Amadeus Mozarts Salzburger Sinfonie G-Dur KV 199 sinnfällig, war doch hier auch ein junger "Neutöner" mit genialen kleinen Handgriffen am Werk, das zeigte das harmonisch geschärfte Andantino in besonderer Weise. Zagrosek demonstrierte mit den äußerst differenziert aufspielenden Philharmonikern besten kammermusikalischen Geist und Frische - das Konzert klang so nach einem volltönenden Beginn leicht und elegant aus.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Mozart statt Torte

Sir Colin Davis "zum 85. Geburtstag" im 10. Sinfoniekonzert

Donnerblech und Amboss schwiegen am Sonntagvormittag in der Semperoper; große romantische Dramen und die Entfaltung von Welt- und Künstlerphilosophien blieben vor der Tür. Damit schrumpfte auch die Orchesterbesetzung für das 10. Sinfoniekonzert, nur ein Komponist stand auf dem Programm, dessen Kompositionsweise sich durch unglaubliche Vielfalt in der Ökonomie der Mittel auszeichnet: Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Handschrift uns selbst in vermeintlich bekannten Werken immer wieder begeistern und überraschen mag, steht denn ein kundiger Interpret vor der Partitur und weist allen Musikern den rechten Weg.

Für ein Mozart-Programm bei der Staatskapelle Dresden braucht es keiner großen Überlegung, wer denn da einzuladen sei. Und einladen läßt sich Sir Colin Davis gerne, denn hier gilt es eine lang gewachsene Freundschaft zu pflegen, für die der Titel des "Ehrendirigenten" seit 1990 nur den äußeren Rahmen bildet. Viele große Abende, darunter auch Gedenkkonzerte zum 13. Februar, mit dem "Sir" sind in präsenter Erinnerung. Davis vermochte - seit 1981, als er zur Aufnahme der späten Mozart-Sinfonien erstmals mit der Kapelle musizierte - nicht nur eine Musiker-Freundschaft über Mozart herzustellen, sondern stellte dem Dresdner Publikum in den vergangenen Jahren vor allem Werke von Jean Sibelius, Hector Berlioz sowie britische Sinfonik in farbig schillernden Interpretationen vor.

Im 10. Sinfoniekonzert der laufenden Saison genügte ein ausgesucht feines Mozart-Programm, um das Publikum am Ende zu stehenden Ovationen zu begeistern. Eine kleine Entdeckung war die selten zu hörende "Serenata Notturna" D-Dur KV239, die mit souverän geführter Feder des 19jährigen Komponisten im damaligen Geschmack der Fest- und Gelegenheitswerke steht. Unter Davis sparsamer und freundlicher Leitung war die Kapelle mit einem Favoritquartett (Roland Straumer, Reinhard Krauß, Michael Neuhaus und Andreas Wylezol) gut aufgelegt, gelegentlich schimmerte noch etwas Respekt vor diesem leichtfüßig-offenliegendem Werk durch den Kapellklang.

Im Violinkonzert D-Dur KV218 steigerte das Orchester gemeinsam mit Davis und dem - den Kapellkonzertgängern wohlbekannten - Solisten Nikolaj Znaider die Musizierlust. Znaider wirkte nur im 1. Satz ein wenig unruhig, wusste aber dann im Andante mit Kantabilität und schöner Stimmführung zu überzeugen, auch die Kadenzen versah er mit silbrigem Glanz und formte gemeinsam mit dem Orchester eine facettenreiche Interpretation. Hier war schon zu bewundern, wie einig die Musiker mit dem Dirigenten Phrasen gestalteten und sich die Themen und Verläufe selbstverständlich und mit Wissen um Einschwingen und Auspendeln darstellten.

Dieser unangestrengt musikantische Stil kam dann in der Sinfonie g-Moll KV550 zur vollen Entfaltung, bei dem auch das stürmische Finale stets in eleganter Kleidung erschien. Davis nahm begeisternden Applaus entgegen, und machte sich zum im September zu begehenden 85. Geburtstag in diesem Jahr bereits das schönste Geschenk selbst: Statt Torten und Blumen - Mozart mit der Staatskapelle.

Samstag, 21. April 2012

Bewegende Friedensbitte

Chorsinfonik von Mozart und Martin an der Musikhochschule

Das chorsinfonische Konzert der Dresdner Musikhochschule hatte in dieser Saison einen besonders hohen Anspruch, nicht nur, weil mit oratorischen Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Frank Martin gleich zwei ambitionierte Stücke auf dem Programm standen. Es war zugleich als Kooperationsprojekt verschiedener Kräfte geplant, so traf der Hochschulchor (Einstudierung Olaf Katzer) auf den Universitätschor Dresden (Einstudierung Karl-Friedrich Winter) und dazu gesellte sich das Landesjugendorchester Sachsen mit Solisten aus den Gesangsklassen der Hochschule.

Die Verbindung einer Mozart-Messe mit Martins 1944 entstandenem Oratorium breve "In Terra Pax" erschien so spannend wie sinnfällig, weil in der Aufführung mehr als deutlich wurde, wie einigend und einleuchtend sich die Sichtweisen zweier Komponisten im Abstand der Epochen und Zeitläufte darstellen. Mit Jörg-Peter Weigle kehrte auch ein Dirigent an die Hochschule zurück, der kurz nach der Wende nicht nur die Geschicke am Institut, sondern auch im Musikleben der Stadt maßgeblich beeinflusste. Das sorgte zum einen für einen restlos ausverkauften Konzertsaal in der Hochschule, zum anderen für besondere Spannung unter den jungen Musikern, denn Weigles große Erfahrung auf dem Chorgebiet ist ebenso bekannt wie seine motivierende Interpretationskunst.

So erlebte man eine frische Lesart der C-Dur-Messe, der sogenannten "Großen Credomesse" von Mozart, bei der im Orchester noch etwas respektvolle Zurückhaltung vorherrschte, die Konzentration aber zu einem sehr angenehmen Ergebnis führte, denn Weigle kümmerte sich um viele Nuancen des schlanken Orchesterklangs und unterstützte einen lebendigen und frei schwingenden Chorsatz. Das Solistenquartett mit Elisabeth Göckeritz, Julia Böhme, Benjamin Glaubitz und Georg Finger passte sich adäquat und zumeist homogen in das Werk ein und glänzte vor allem im Benedictus, während der Chor mit sehr guter Textdeklamation das große Credo zu einem Genuss machte.

Dass Frank Martins Werke heute erst nach und nach wieder eine hervorragende Reputation auf den Konzertbühnen erfahren, ist verwunderlich - verfügte doch dieser Komponist über eine ganz eigene, aber jederzeit direkte und verständliche Musiksprache. So sprühen die elf Sätze des im Angesicht des 2. Weltkrieges entstandenen Werkes vor tiefer Emotion und daraus resultierenden überzeugenden kompositorischen Ideen. Im Orchester gingen die jungen Musiker mutig an den farbigen Satz heran, sowohl der dramatische erste Teil überzeugte als auch der von Henriette Gödde (Alt) gut ausgestaltete Largo-Satz im Zentrum des Werkes. Ah Young Yoon, David Sitka, Philipp Kaven und Felix Schwandtke hatten ebenfalls teils umfangreiche Partien zu bewältigen, die sie sehr achtbar und mit Sinn für den jeweiligen tiefen Ausdruck interpretierten. Dass die absolut hervorragend präparierten Chöre hier mit dem Willen zum Äußersten agierten und Weigle dies auch immer wieder mit Energie forderte, erzeugte eine bewegende Aufführung, an deren Ende Zuversicht im Glauben stand. Schön, dass nach den letzten trostvollen Tönen eine spannungsvolle Stille entstand, bevor man den vielen jungen Protagonisten zu einer Aufführung gratulieren durfte, die sehr ambitioniert und erfolgreich war.

Russisches Festmahl

Boris Berezovsky und Kirill Petrenko im Kapellkonzert

Besonders die Freunde russischer Spätromantik kamen beim 9. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden auf ihre Kosten, erst recht, wenn sie alle Vorstellungen dieses Konzertes besuchen, denn die Kapelle stellte in drei Programmen verschiedene Werke der russischen Komponisten Sergej Rachmaninow (1873-1943) und Alexander Skrjabin (1872-1915) gegenüber. Der direkte Vergleich ist im Konzertleben selten anzutreffen, dabei komponierten doch beide ihre Hauptwerke zur selben Zeit und es gibt sogar Verbindungen nach Dresden, die im Fall Rachmaninow bekannter sind als bei Skrjabin, der sich aber immerhin mit Umzugsplänen in die Elbmetropole beschäftigte.

Doch die Temperamente und Lebensläufe können verschiedener nicht sein - Skrjabin wird heute als einer der wichtigsten Neuerer der russischen Musik gedeutet, während Rachmaninow an alten Idealen festhielt, die ihn später im Exil in den USA kompositorisch ganz verstummen ließen. Beiden gemeinsam allerdings ist die Meisterschaft, die sie ihrem Instrument widmeten: dem Klavier. Im 9. Sinfoniekonzert gab es daher die sinnfällige Nebeneinanderstellung der zweier Klavierkonzerte von Rachmaninow mit dem einzigen von Skrjabin und dessen 3. Sinfonie und dem "Poème de l'extase" - einzig ein reines sinfonisches Werk von Rachmaninow hätte noch die Krone auf dieses dramaturgisch spannende Programm aufgesetzt. Wahrlich ließ sich dies nicht an einem Abend realisieren - vor dem russischen Pianisten Boris Berezovsky mag man allein schon den Hut vor dem Vorhaben ziehen, die Mammutleistung der Aufführung von drei Klavierkonzerten an drei Tagen zu erbringen - am Dienstag sogar zwei in einem Konzert.

In der Sonntagsmatinée erklang das 3. Klavierkonzert d-Moll von Sergej Rachmaninow, gemeinhin nicht ganz so häufig gespielt wie das vorhergehende. In den großbögigen Sätzen mit immer neuen Anläufen der Themen und Leidenschaften bei gleichzeitigem immens hohem technischen Anspruch liegt auch die Herausforderung. Doch bei Berezovsky löst sich jeglicher Zweifel bereits in den Anfangstakten, in dem wie ein klarer Quell fließenden Hauptthema, das sodann von ihm unprätentiös und doch mit kompromisslos fließender Energie und nur aus den Händen gestalteter großer Kraft in wirbelnden Kaskaden ausgebreitet wird, bis einen die Kadenz des ersten Satzes zum ersten Mal am Luftholen hindert.

Gastdirigent Kirill Petrenko, ab 2013 neuer GMD der Bayerischen Staatsoper, formte am Pult der Staatskapelle gemeinsam mit dem stets für den Gesamtklang und das Tempo aufmerksamem Berezovksy eine Interpretation, die keinerlei Wünsche offen ließ: der dritte Satz war auch in der gemeinsam atmenden Zielgebung und der warmen Klangfarbe ein Edelstein, den der russische Pianist mit unglaublichem Sinn für Phrasengestaltung und jederzeit flexiblem Anschlag gestaltete. Sekbst in der Coda bewies der Russe Contenance und lenkte das Konzert in ein präzises und dennoch emotional mitreißendes Finale. So etwas darf man mit Recht authentisch nennen und der begeisterte Publikumsjubel wurde von Berezovsky mit einem schönen Prélude von Rachmaninow beantwortet.

Nach der Pause fiel es dementsprechend schwer, sich auf die so andere Welt des Klangphilosophen Skrjabin einzulassen, dessen 3. Sinfonie im Block von drei zusammengefassten Sätzen schon eine deutliche Abkehr von traditionellen Formen markiert, wenngleich Richard Wagner in Skrjabins Harmonik auf vielen Partiturseiten noch den Hut lupft. Petrenko entging mit den ersten Themenvorstellungen der Gefahr eines zu langsamen Tempos, das unweigerlich Schwaden von Langatmigkeit nach sich gezogen hätte. In dieser frischen, vorwärtszeigenden Art teilte sich aber die Großform erstaunlich plastisch mit und Petrenko arbeitete viel, um die Nuancen der Dynamik und das strahlende Blech hervorzuarbeiten. Da folgte ihm die Kapelle natürlich gerne und konnte ihrerseits die Qualitäten für dieses oft weit über dem Boden schwebende Werk hervorzaubern, kraftvoll und volltönend klang das Konzert aus.

Nachtrag: Die kleinen "Berezovsky-Festspiele" gingen am Montag und Dienstag weiter. In Vorbereitung einer Residenz im Konzerthaus Dortmund am Wochenende spielte Berezovsky am Montag das 4. Klavierkonzert von Rachmaninow, am Dienstag zusätzlich sogar noch das Klavierkonzert fis-Moll Op. 20 von Alexander Skrjabin. Bei letzterem versicherte sich der Russe dann doch der Noten auf dem Klavier, allerdings deutete die Interpretation darauf hin, dass er auch mit diesem Konzert höchst vertraut war.

Weniger vertraut war das Orchester unter Kirill Petrenko mit diesem Werk, die Interpretation konnte der Partitur nicht die notwendige Farbigkeit und Sinnlichkeit verleihen. Anders in Rachmaninovs 4. Klavierkonzert, hier war ja schon ein Konzert vorausgegangen, und die dem Werk innewohnende Spannung kam in den Ecksätzen gut zum Tragen, wobei Berezovsky hier fast noch mehr Temperament zeigte als im dritten Konzert.

Skrjabins "Poème de l'extase" beendete lautstark die russischen Tage der Kapelle - ein fulminanter Pianist bleibt in guter Erinnerung, weniger, dass die Staatskapelle viele anspruchsvolle und unbekannte Werke in zu kurzer Zeit realisieren musste. Dafür war Petrenko wohl nicht immer der richtige Mann trotz seiner überaus emotionalen Bemühungen am Pult.

Dienstag, 17. April 2012

Vortrefflich.

Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie zum Osterfest

Die Osterkonzerte der Dresdner Philharmonie versprachen einiges an musikalischer Abwechslung. Den allerorten zu hörenden Passionsmusiken setzte das Orchester ein weltliches sinfonisches Programm entgegen, das aber keineswegs alltäglich war und seine eigenen Reize besaß. Unter dem Motto "O Gott! Welch ein Augenblick!" widmete sich die Philharmonie wieder der Liebes-Thematik in den Zykluskonzerten, wenngleich diese hier nur mit der Leonoren-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven verbunden war und in den Folgewerken höchstens in schwelgerischem Tonsatz als romantische Empfindung auszumachen war.

Interessanterweise wird für eine Konzertfassung gerne die etwas geschlossener und opulenter wirkende dritte Ouvertüre benutzt, Chefdirigent Michael Sanderling wählte allerdings die zweite aus, die auch der Uraufführung der Oper 1805 voranstand. Seine Interpretation war auf kontrastreiches Musizieren angelegt - Sanderling kostete Ruhepunkte ebenso wie dramatische Wellen aus und schien in den langen Pausen zwischen den Tutti-Akkorden einen gedanklichen Nachhall zu formen. Den echten, volltönenden wird die Philharmonie erst im neuen Saal erleben, wohl aber war der befreiende Ton in diesem Freiheits-Stück nach dem gerade erfolgten Stadtratsbeschluss zu Gunsten des Kulturpalast-Umbaus fast greifbar.

Mit dem zweiten Werk des Abends verhielt es sich in puncto Popularität ähnlich: das zweite Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow ist das opulent auftrumpfende Gesellenstück vieler Pianisten, während das frühe 1. Klavierkonzert fis-Moll nur selten auf den Podien zu hören ist. Virtuosität, Ornament und melodiöse Schönheit genügen diesem Werk und machen es in diesen Begrenzungen durchaus auch problematisch. Dem russischen Pianisten Kirill Gerstein - längst arriviert auf den Bühnen der Welt unterwegs - oblag es, daraus dennoch eine Perle zu formen, und das gelang ihm vortrefflich. Mit robust-volltönender Unterstützung aus dem Orchester ging er zumeist unaufgeregt und engagiert zu Werke, legte in jedes noch so unscheinbare Figurenwerk Zielsetzung und Gestaltung, verleugnete aber nie den spielerisch-naiven Charakter des Werkes. Das wertete besonders den 3. Satz auf, der zweite hingegen gelang mit gutem Atem für ein nie stockendes oder übertriebenes Klangbild. Mit einer packenden und genauso aus der Ruhe heraus souverän "hingelegten" Gershwin-Zugabe bedankte sich Gerstein für den begeisterten Applaus des Publikums.

Zum Abschluss des Konzertes kamen etwas verfrühte "Proms"-Gefühle auf: In Edward Elgars "Enigma"-Variationen überzeugten die Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten einmal mehr mit spätromantisch sattem Sound. Sanderling konnte mit gut ausgehörtem, transparentem Klang in den Orchestergruppen das kleinteilige Werk zu einer Einheit formen. Besonders die Ausgestaltung der einzelnen Charakterzeichnungen gelang sowohl in zarten kammermusikalischen Passagen wie auch in den kurzen rasanten Variationen überzeugend. Das macht Appetit auf mehr - sicher dann irgendwann auch mit einem kurzen, aber exquisiten Nachhall in den Generalpausen...

Brahms contra Bruckner mit dem "alten Chef"

Herbert Blomstedt leitete das Palmsonntagskonzert der Staatskapelle

Die nackten Zahlen beeindrucken: 10 Jahre, von 1975 bis 1985 stand Herbert Blomstedt als Chefdirigent am Pult der Staatskapelle Dresden, absolvierte 250 Gastkonzerte und leitete 130 Plattenaufnahmen. Nach Dresden nahm er Chefpositionen in San Francisco und Leipzig an - heute könnte sich Blomstedt in seiner Wahlheimat Schweiz eine ruhige Pensionszeit gönnen. Doch der bald 85jährige Dirigent wirkt dann am glücklichsten, wenn er in aller Welt mit seinen geschätzten Ensembles weiterhin große Musik interpretieren darf - und so kehrt er regelmäßig auch in die Semperoper zurück.

Ein kleines Jubiläum gab es hier (allerdings aus Termingründen diesmal am Sonnabend) zu feiern, das 8. Symphoniekonzert der Kapelle war gleichzeitig Blomstedts 10. Palmsonntagkonzert, das traditionell früher als Benefizkonzert musiziert wurde und immer aber programmatisch profiliert war. Blomstedt stellte zwei Werke gegenüber, die zeitlich nur vier Jahre auseinander liegen, deren gemeinsame Präsentation aber zu Lebzeiten der Komponisten undenkbar gewesen wäre.

Vielleicht war Johannes Brahms' Hölderlin-Vertronung "Schicksalslied" mit Blomstedts Fingerzeig auch als poetische Gabe an Anton Bruckner gemeint, der wohl mehr als einmal über Schicksal und Vergänglichkeit nachgedacht haben dürfte. Die Werke blieben im Höreindruck in ihrem Gegensatz zwischen emotionaler Höhenfahrt und fast sportivem kontrapunktischem Intellekt unaufgelöst - das machte den eigentlichen Reiz des Palmsonntagskonzertes aus. Das "Schicksalslied" legte Blomstedt mit großer Ruhe und samtweichem Klang an, der auch im Tutti niemals Schärfen erlangte. So durfte sich der Staatsopernchor (Einstudierung: Pablo Assante) mit exzellenter Piano-Kultur zeigen und zauberte gemeinsam mit dem Orchester unendlich scheinende Linien, die aus dem Nichts zu kamen schienen und dahin auch wieder verloschen. Hier betörte vor allem Rozália Szabós Flötenpartie, während die Streicher vielleicht auch wegen Blomstedts dynamischer Zurückhaltung nicht den intensivsten Zusammenklang zeigten.

Nach der Pause lud Anton Bruckners 5. Sinfonie B-Dur zu einem höchst anspruchsvollen Hörgenuss ein, konnte aber in Blomstedts Interpretation nicht immer befriedigen. Stark gelangen der erste Satz und das Adagio: Blomstedt legte - das gesamte Werk auswendig dirigierend - die Satzanfänge mit schwebender Schönheit und doch sorgfältiger rhythmischer Diktion an; so entstand eine flüssige, unaufgeregte und natürliche Musizierhaltung. Unverständlich jedoch waren manche Ungereimtheiten in der Tempoaufnahme und Reaktion des Orchesters wie auch in unerwartet stürzenden Übergängen zwischen kontrastierenden Teilen. Sicher muss man bei Bruckner nicht alle Extrema in Tempo und Dynamik ausfahren, doch besonders Scherzo und Finale fehlte eine zwingende, satzübergreifende Intensität des Ausdrucks, wofür auch in der Interpretation mehr Atem und Genauigkeit (etwa in den Choralpassagen des 4. Satzes) zuträglich gewesen wäre.

In manchen führenden Passagen demonstrierten die Streicher ein für die Kapelle ungewohnt enges Klangspektrum - diese Aufführung war nicht von allen zu jeder Zeit zur Bestform bestimmt, wofür eigentlich kein hör- oder sichtbarer Grund auszumachen war. Trotzdem: spannend und kontrastreich war die Wiederbegegnung mit dem "alten Chef" allemal und das begeisterte Publikum zeigte mit stehenden Ovationen, dass Blomstedt die Tradition der Wiederkehr gerne fortsetzen soll.

Kleine Vorspeise und großer Hauptgang

"The Knights" gastierten bei den Meisterkonzerten auf Albrechtsberg

Mehrfach gastierte das Ensemble "The Knights" aus New York bereits in Dresden - auf Einladung von Jan Vogler war es schon bei den Musikfestspielen zu erleben und versprühte Esprit mit temperamentvollen Interpretationen klassischer Werke, aber auch mit Grenzgängen und Neuentdeckungen zwischen Jazz, Pop und Crossover. Derzeit befinden sich die jungen Musiker auf einer Europa-Tournee, und natürlich machen sie in Dresden Station.

In einer Kammerbesetzung gastierten sie am Donnerstag bei den "Meisterkonzerten auf Schloss Albrechtsberg" und stellten hier auch gleich klar, dass auch in der kleinen Besetzung frisches, unverkrampftes Musizieren im Vordergrund steht. Da mit dem gut eine Stunde dauernden Oktett von Franz Schubert als "Hauptgang" ein großes klassisches Werk im zweiten Teil auf dem Programm stand, begnügten sich "The Knights" mit einer leichteren "Vorspeise" im ersten Teil. Hier stand schlicht die Musizierlust im Vordergrund, die beiden Werke postulierten keinen tiefgehenden Anspruch. Brasilien und Ungarn und damit die Komponisten Alberto Ginastera und György Ligeti zu kombinieren, machte auch nur Sinn mit einer Werkauswahl, die die Wurzeln der beiden Komponisten in ihrer Heimat veranschaulicht.

Ginasteras "Impresiones de la Pena" bezieht sich auf Indio-Musik und Landschaften in den Anden, das wussten "The Knights" mit dem dominierenden Flöten-Solo-Part (Alex Sopp) plastisch und mit rhythmischer Feinarbeit gut nachzuzeichnen. György Ligeti gilt auf der anderen Seite zwar als herausragender Komponist und Neuerer der zeitgenössischen Musik, wenig bekannt ist aber, dass er ähnlich wie seine Vorgänger Bartók und Kodály Ungarns Musikschätze sammelte und neu arrangierte - die hier vorgestellten "Alten Gesellschaftstänze" erscheinen somit als pure Folklore und wirken dennoch in subtiler Instrumentation ansprechend. Immer wieder war zu bemerken, dass der kammermusikalische Geist bei den "Knights" aus dem Moment heraus wirkte, alle Musiker spielten stets mit offenen Ohren für den Nachbarn.

Nun weht aber in Franz Schuberts Oktett ein anderer Wind - sechs zum Teil opulent auskomponierte Sätze mit unterschiedlichsten romantischen Charakteren sind da auszuformen. Nicht immer gelang den "Knights" eine treffende dynamische Balance. Insbesondere in den Ecksätzen war eine in den Streichern eher dünne Klangfarbe auffällig, im Tutti dagegen lauerten einige Schärfen. Auf dieser Basis wirkte die gesamte Interpretation etwas ungewohnt, auch ungeordnet. Ein sattes Legato wurde nicht voll ausgefahren, was kein Manko darstellte, doch manche Phrasierungen wirken zu unausgereift. Hingegen bewahrte das Ensemble stets volle Konzentration im Miteinander der Stimmen und vermochte ausgerechnet die eher leichtfüßigen Mittelsätze zu kleinen Perlen zu veredeln - Klarinette, Horn und Fagott waren da stets ebenbürtige Partner der Streicher, besonders im nicht zu langsam genommenen Adagio. Insgesamt war es ein spannendes Gastspiel der jungen New Yorker, das beim Publikum große Begeisterung auslöste.

Donnerstag, 15. März 2012

Mit Volldampf ins Wagner-Jahr

Christian Thielemanns erste Chefsaison an der Semperoper

Gleich zu Beginn der Pressekonferenz der Semperoper Dresden zur neuen Spielzeit 2012/2013 gab es Ernüchterung: Christian Thielemann, der am 1. September sein Amt als Chefdirigent antreten wird, grüßte lediglich per Videobotschaft in die Runde, zeigte sich aber erfreut über seine Vorhaben. Am 18. November wird er sein Operndebut am Haus mit dem "Rosenkavalier" geben, im März 2013 dann auch seine erste Premiere im Graben dirigieren, interessanterweise eben kein Werk der Jubilare, sondern "Manon Lescaut" von Giacomo Puccini; das Verismo-Werk wird in Lesart von Hauptregisseur Stefan Herheim zu erleben sein.

Die kommende Spielzeit wird vor allem von zwei Schwerpunkten bestimmt - zum einen widmet sich die Semperoper natürlich Richard Wagner, dessen 200. Geburtstag gebührend gefeiert wird - nicht mit einer "Ring"-Neuauflage, wie Intendantin Dr. Ulrike Hessler betonte, sondern mit der Würdigung insbesondere der Zeit, die Wagner in Dresden verbrachte - Christian Thielemann wird das Wagner-Jahr mit einer Neuauflage des "Lohengrin" am 13. Januar 2013 einleiten. Dazu gehört auch die Hinwendung zur französischen Oper dieser Zeit, die heutzutage kaum mehr auf den Spielplänen zu finden ist, von Wagner aber sehr geschätzt wurde.

Der zweite Schwerpunkt der Spielzeit gilt dem Komponisten Hans Werner Henze, dessen Werkpflege in Dresden schon eine 40jährige Tradition aufweist. Henze wird gleichermaßen auf der Bühne und im Konzert mit einer großen "Hommage" geehrt; ihm gehört auch die erste Opernpremiere der Saison mit einem Werk, das mit über 100 Rollen, drei Bühnen und großem Instrumentarium (Dirigent Erik Nielsen) alle Kräfte des Hauses fordern wird: das Bürgerkriegsdrama "We come to the River"/"Wir erreichen den Fluss", von Henze 1976 komponiert. Von Richard Wagner wird es im Juni 2013 einen neuen "Fliegenden Holländer" (Inszenierung Florentine Klepper / Leitung Constantin Trinks) geben, in dem übrigens Wookyung Kim als Erik sein Wagner-Debüt geben wird; die französische Oper ist mit "La Juive" von Jacques Fromental Halévy und "La Vestale" von Gaspare Spontini vertreten.

Auch die Reihe der Mozart-Opern werden mit einer Neuinszenierung fortgesetzt, Michael Schulz zeigt eine Deutung des "Idomeneo", von Julia Jones als Premiere am 29. November dirigiert. Auch das barocke Repertoire bleibt fester Bestandteil der Premieren, diesmal mit "Orlando" von Georg Friedrich Händel (mit Christa Mayer in der Hauptrolle) in einer Inszenierung von Andreas Kriegenburg. In Semper 2, dem kleinen, feinen Nebenschauplatz für die Junge Szene und Experimentelles inszeniert Manfred Weiß die Märchenoper "Das geheime Königreich" von Ernst Krenek; die Junge Szene stellt sich mit "Mario und der Zauberer" von Stephen Oliver (nach Thomas Mann) und einem neuen Werk von Johannes Wulff-Woesten vor - hier werden auch die bewährten Kooperationen mit den Hochschulen der Stadt fortgesetzt.

Ballettdirektor Aaron S. Watkin kündigte einen neuen dreiteiligen Ballettabend unter dem Titel "Bella Figura" an, darin gibt es Stücke der Choreografen Helen Pickett, Jiri Kylián und Ohad Naharin. Prokofiefs berühmtes Ballett "Romeo und Julia" wird in der Sichtweise von Steijn Celis am 22. März 2013 seine Premiere erleben, dann aber müssen die Zuhörer mit der NDR Kammerphilharmonie vorliebnehmen, da die Kapelle dann ihr Engagement bei den Osterfestspielen in Salzburg wahrnimmt - der dort zur Neuinszenierung kommende "Parsifal" wird dann auch später in Dresden zu erleben sein. Eine Ballett-Gala und ein Abend mit "Jungen Choreographen" in der VW-Manufaktur rundet die Ballett-Saison ab.

Natürlich gibt es auch ein umfangreiches Repertoire von 31 Opernproduktionen, 11 Ballettproduktionen und drei Arbeiten der Jungen Szene, auch der Jubilar Giuseppe Verdi ist 2013 mit gleich vier Opern gebührend vertreten. Geschäftsführer Wolfgang Rothe wies auf gleichbleibende Kartenpreise hin, die in etlichen Kategorien gestaffelt sind, Zuhörer können zwischen vielen verschiedenen Paketen und Anrechten wählen, auch Ermäßigungsberechtigte erhalten im Voraus wie an der Abendkasse gute Angebote. Die Auslastung im letzten Jahr ergab einen Wert von 92,6%, dieses Ziel soll in der neuen Saison mit der hochklassigen Mischung aus Bewährtem und Neuem an 355 Spielabenden mindestens wieder erreicht werden - die Karten gibt es ab sofort.

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