Rezensionen

Dienstag, 17. Januar 2012

Stimme, Taschenlampe, Holzhammer

"Briefmarkenopern" an der Musikhochschule Dresden

Bereits zum zweiten Mal präsentierte die Kompositionsklasse von Prof. Manos Tsangaris an der Musikhochschule Dresden "Briefmarkenopern". Auch wer nicht dabei gewesen ist, wird anhand des Begriffes entschlüsseln, was sich auf der Bühne des Konzertsaales abgespielt haben könnte: Briefmarken zwingen zum genauen Hinsehen, zur Wahrnehmung der Kunst in der Miniatur.

Nun mag zwar die Oper als abendfüllendes, alle darstellenden Künste in Beschlag nehmendes Genre dem widersprechen, doch auf dem Gebiet des zeitgenössischen Musiktheaters ist hier manches möglich: schon das kleine Programmheft spricht von "Akteuren" und "Passanten" spricht, wenige Akteure und Musiker schweißen klare Situationen zusammen, die mit der Stimme, der Taschenlampe oder eben dem sprichwörtlichen Holzhammer erzeugt werden. Manos Tsangaris wunderte sich in der Begrüßung über den regen Publikumszuspruch zur Kaffeestundenzeit am Sonnabendnachmittag - nach dem Konzert darf man feststellen, dass die 50 Minuten Briefmarkenopern mindestens zwei Kännchen aufwiegen - frisch und wach fühlt man sich nach diesen kurzweiligen Szenen. Es sind Musikwerke, die offensiv das Skizzenhafte ausstellen, im Experiment oder im Offenen feststecken, sich dabei im Einzelfall sogar zum geglückten musikalischen Ausrufezeichen wandeln.

Völlig ohne Belang war dabei, ob die Stücke alleine für sich im Kämmerlein entstanden sind oder Bezüge zueinander aufwiesen, allein die entschiedene Anordnung schuf Kontraste, Dramatik oder Beruhigung. Inwendige Kunstbetrachtung ("ART-IST in everyday life...") von Lorenz Grau stand hineingenommener Außenwelt ("Straßenmusik" von Martin Baumgärtel) ebenso unvereinbar gegenüber wie wirkliche Mini-Oper ("The Cask of Amontialldo" nach Edgar Allan Poe von Michael Hiemke) und falsche Idylle ("Da Tebel is gewest") von Nicolas Kuhn.

Dazwischen gab es Licht-Spiele in den Bullaugen des Konzertsaales, einen von Klavier-Clustern regelrecht geohrfeigten Monolog von Eleftherios Veniadis und - plötzlich - ein Kammermusikwerk, das sich schüchtern wie aus dem Ei pellt und Hinhören verlangt: Neele Hülckers "Kleine Dinge", gespielt von Susanne Stock am Akkordeon. war der feine konzertante, vielleicht auch augenzwinkernd reflektierende Seitenblick in die Nebenwelt des Konzertsaales, der hier so wunderbar aufgelöst und neuerfunden schien - Fortsetzung erwünscht!

Donnerstag, 12. Januar 2012

Auf der Stuhlkante

Junges Sinfonieorchester und Hochschulorchester musizieren Mozart und Mahler unter Vladimir Jurowski

Das neue Jahr ist noch jung, die Studenten der Musikhochschule haben sich nach der Weihnachtszeit gerade wieder an den Hochschulalltag gewöhnt, da stand auch schon ein besonders ambitioniertes Projekt auf dem Programm: ein Konzert mit Werken von Gustav Mahler und Wolfgang Amadeus Mozart galt es vorzubereiten. Gleichzeitig war es das Jahreskonzert des Jungen Sinfonieorchesters des Landesgymnasiums für Musik. Der Rektor der Musikhochschule, Ekkehard Klemm, teilte erfreut dem Publikum im ausverkauften Konzertsaal der Hochschule mit, dass für dieses Projekt mit Vladimir Jurowski ein wahrer Pultstar gewonnen werden konnte.

Jurowski ist nicht nur Principal Conductor beim London Philharmonic Orchestra und ständiger Gast der Sächsischen Staatskapelle Dresden, er ist auch Alumnus der Dresdner Hochschule und hat daher das Projekt gerne übernommen. Dabei war das Konzert allerdings weit entfernt von einer Star-Show, im Gegenteil: die Musik stand im Vordergrund und damit auch das gemeinsame Erarbeiten der Partituren hin zu einem sehr professionellen, überzeugenden klanglichen Ergebnis.

Das begann mit dem Orchester des Landesgymnasiums und dem Klavierkonzert C-Dur KV 467 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der erst 18jährige Pianist Ngoc Doc Vu (Klasse Prof. Zenzipér) bot eine differenzierte, sichere Gestaltung und formte treffend die Charakteristik der drei Sätze. Noch dazu entschied er sich die umfangreichen Kadenzen von Alfred Schnittke zu verwenden, die dem Stück eine starke Intensivierung verliehen. Dirigent Vladimir Jurowski konnte sich auf fabelhaft agierende junge Musiker verlassen, trennte räumlich Bläser und Streicher und hatte keinerlei Mühe, Schwung und Deutlichkeit in den Ecksätzen und innige Verklärung im zweiten Satz zu erzeugen.

Nach der Pause war die terminlich leicht verspätete Ehrung des Jubilars Gustav Mahler mit einer spannenden Dramaturgie versehen: zunächst musizierte das Hochschulorchester die beiden Wunderhornlieder "Das irdische Leben" und "Das himmlische Leben" - beide Lieder sollten nach Mahlers Plänen in die 4. Sinfonie aufgenommen werden, doch dann entschied sich der Komponist nur für das Vokalfinale mit dem "himmlischen Leben". Die Sopranistinnen Rebekka Gruber und Elisabeth Auerbach gestalteten die beiden keinesfalls leichten Wunderhornlieder mit passender Klanggebung und guter Ausformung von Text und Charakter.

Das lyrische Moment dieser Lieder übertrug Vladimir Jurowski dann nahtlos in die Interpretation der 4. Sinfonie, in der das Hochschulsinfonieorchester ausnahmslos in allen Gruppen derartig farbig und flexibel agierte, als ob Mahler das täglich Brot wäre. Jurowski verstand es, den Musikern auch kleinste agogische Hinweise zu geben und gleichzeitig Spannung und Entwicklung zu halten - die jungen Musiker dankten diesem Engagement mit hoher Konzentration auf der Stuhlkante. Die Sopranistin Jihye Son führte im Solo des 4. Satzes die Sinfonie dann zu einem geschmeidig-wärmenden Abschluss. Es war eine erfolgreiche Kooperation, die die starken Potenziale der beiden Institute demonstrierte, aber hier vor allem ein einzigartiges Musikerlebnis schuf.

Musikalisches Ausrufezeichen

Landesbühnen Sachsen mit der Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven

Die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven wird für den Jahreswechsel von vielen Orchestern gern auf das Programm gesetzt, dabei ist es nicht nur der offene Jubel des bekannten Finalsatzes, der "Ode an die Freude", die zu den Aufbruchsgedanken eines neuen Jahres perfekt passt. Denn die Sinfonie, das wird gerne unterschlagen, besteht aus vier genial zusammengefügten Sätzen und bietet zahlreiche auskomponierte Haltungen und Gedanken feil, die letztlich alle auf eine komplexe Auseinandersetzung mit dem Menschen und der Natur zielen, somit philosophische Dimension offenbaren.

Insofern wäre das Werk auch gut geeignet, auch Politikern einen Moment der Besinnung angedeihen zu lassen: was kann Kultur bewirken? wie werde ich berührt? warum spendet das Publikum in der vollbesetzten Auferstehungskirche in Dresden-Plauen so großen, ehrlichen Applaus? Leider hat dieses musikalische Ausrufezeichen wohl niemanden der Verantwortlichen erreicht, die die Kürzungen des Orchesters der Landesbühnen unlängst durchgesetzt haben.

So fällt das Grußwort des Orchesters zum Jahresausklang sorgenvoll aus, dass die Musiker anschließend in der Sinfonie "um ihr Leben spielten", kann man als fast schon zynische Wahrheit beschreiben: die Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven war gleichsam ein historisches Ereignis, das keiner gewollt hat, denn in dieser Formation wird das Landesbühnenorchester wohl zum nächsten Jahreswechsel nicht mehr antreten. Mit diesem Beigeschmack versehen ist es um so bemerkenswerter, wie die Aufführung diesmal eine Intensivierung erfuhr, die mit dem Gefühl des "jetzt erst recht" nicht nur zu Beethovens Innerstem vordrang, sondern auch von mitreißender Ernsthaftigkeit geprägt war.

GMD Michele Carulli wählte für den Eingangssatz ein bedächtiges Tempo, das Raum für die Klangentfaltung ließ - der Orgelpunkt am Ende der Durchführung fiel dadurch um so bohrender, gar wütender aus. Anstelle von Wildheit und Chaos im Scherzo herrschte eine gespannte Ordnung, die den folgenden langsamen Satz noch intensiver geraten ließ. Carulli ließ im Finale dann alle musikalischen Kräfte frei, gestaltete aber sorgsam die gut deklamierenden Chöre (Singakademie Dresden und Chor der Landesbühnen) und das etwas auftrumpfend agierende Soloquartett (Anna Erxleben, Hannah Schlott, Guido Hackhausen, Iikka Leppänen).

Musste es erst zu der kulturpolitischen Unbill kommen, dass wir uns plötzlich wieder dem Sinn der Neunten zuwenden? Ein verrückter Gedanke, der uns aber näher an die Bedeutung des Werkes führt. Dieter Hildebrandt wird im Programmheft zitiert: "Nur wenn wir uns klarmachen, dass wir einem Hymnus auf die Vergeblichkeit beiwohnen, dämmert uns eine Ahnung von Widerstand und Widerständigkeit, bis in die letzte Note der Neunten." - Ode an die Freude, ungelöst.

Nachbemerkung: Dass ich ausgerechnet auf dem Weg zu diesem Konzert in einem Park in der Innenstadt von einer dort versammelten Meute "Sieg Heil"-Rufe vernahm, erfüllte mich mit Entsetzen - und rüclt den Kürzungsakt des Sächsischen Kultusministeriums in nahezu kriminelle Regionen. Wer Kultur kürzt, macht sich strafbar, und zwar geistig strafbar.

Mit Maß und Contenance

Georges Prêtre mit Schubert und Mahler im 6. Sinfoniekonzert der Staatskapelle

Vor fast genau zehn Jahren begann er eine intensive Zusammenarbeit mit der Sächsischen Staatskapelle, und das ist in seinem Alter und mit der Erfahrung, bei der man sich die Lieblingsorchester der Welt nahezu aussuchen kann, nicht selbstverständlich. Doch den 87jährigen Georges Prêtre, den französischen Grandseigneur der Dirigentenzunft zieht es immer wieder nach Dresden: Freundschaften wollen gepflegt werden, und wenn man einen Blick in seine funkelnden Augen während der Aufführung erhascht, so weiß man, dass diesem großen Mann nichts lieber ist als Musik, Musik, Musik.

Das 6. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle am vierten Advent war daher auch nahezu ausverkauft und mit Schuberts "Unvollendeter" und Mahlers 1. Sinfonie standen zwei große sinfonische Werke auf dem Programm, die nicht nur durch die Tonartenbeziehung eine interessante Dramaturgie aufwiesen. Prêtre ging durchaus ähnlich an beide Werke heran, indem er immer wieder in Ruhe nach einem spezifischen Klangfluss forschte, der zum einen punktgenau ins Detail verwies, zum anderen nie den Zusammenhang der Architektur des Werkes außer acht ließ. Mit dieser Konsequenz versehen, geriet das Konzert zu einem Festmahl, bei dem die Zeit rasant verflog, weil sie mit dem Äußersten angefüllt war.

Dazu übertrug sich Prêtres spannungsgeladenes Musizieren bis in die hintersten Reihen im Parkett, so dass man bei von Prêtre sensibel angelegten feinen Harmoniewechseln in der Schubert-Sinfonie atemlose Stille im Opernrund verspürte. Die Detailgenauigkeit führte aber niemals zum Bruch - Schuberts zweisätziges Meisterstück wurde wie ein liebevoll enthülltes Geschenk bedacht: Prêtre ist ein Meister im Maßhalten und so zauberte er vor allem einen runden, satten Klang aus dem Orchester, der Schubert keine Weltverzweiflung auferlegte, sondern vor allem Sensibilität und Lebensatem - sauber ist ein "Moderato" da vom "con moto" getrennt.
Dafür allein hätte man Prêtre schon feiern mögen, doch der sinfonische Erstling von Gustav Mahler wartete noch nach der Pause.

Auswendig und mit ökonomischer, dennoch scharfer Zeichengebung führte Georges Prêtre die Sinfonie zu einer differenzierten Interpretation. Das begann gleich bei der feinen Contenance, mit dem er die Naturlaute des 1. Satzes mit der persönlichen Reflektion des Komponisten verband und selbst im Höhepunkt noch Linien betreute und Abrundung gestaltete. Die Aufbruchsgedanken waren über den von Prêtre saftig musizierten 2. Satz bis in die letzten Noten des 4. Satzes gespannt. Sanft führte Prêtre die Musiker zu atemberaubenden Bläsersoli und gab im Dirigat oft nach um den Klang zu intensivieren, der Marsch des 3. Satzes erhielt dadurch eine Stringenz, die nie Grenzen überschritt, damit tiefen Ernst entwickelte.

Außergewöhnlich langsam geriet der 4. Satz, doch mit der Ruhe und Überlegenheit, die Prêtre ausstrahlte, entwickelte der Satz schon zu Beginn eine enorme Kraft. Doch Säbelrasseln ist Prêtres Sache nicht, stattdessen strömte das Finale mit allen seinen Rückblicken und Innenschauen markant und organisch auf seinen hymnischen Jubel zu. Den Blumenstrauß gab es als besondere Ehrerbietung gleich von Christian Thielemann höchstselbst; mit stehenden Ovationen dankte das Publikum Georges Prêtre und der Kapelle für ein außergewöhnliche Musikerlebnis.

Montag, 19. Dezember 2011

In persönlicher Reflektion

Zweiter Teil des Weihnachtsoratoriums mit Christian Thielemann

Am Donnerstagabend konnten die Zuhörer in der Frauenkirche den zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums mit der Staatskapelle Dresden unter Leitung von Christian Thielemann erleben. Die Kantaten 4-6 sind thematisch dem eigentlichen Weihnachtsfest nicht mehr ganz zugehörig, und doch sind Themen wie die Namensgebung, die Geschichte der Weisen und die Glaubensstärkung zugehörig vor allem im Sinne der persönlichen Reflektion, die in den Gottesdiensten der ersten Aufführungsserie in Leipzig eben durch Bachs Musik und Deutung in besonderer Weise gelang und sich bis heute fortsetzt.

Christian Thielemann suchte diese Botschaften in seiner Interpretation durch eine überwiegend forsche Herangehensweise darzustellen - das Klangbild war dem der ersten drei Kantaten ebenbürtig. Die Wirkung der einzelnen Sätze schien nun im Fortgang des musikalischen Ablaufs kompakter, da Thielemann klar definierte, oft sehr schnelle und wenig verrückbare Tempi wählte. Der Kammerchor der Frauenkirche gestaltete vor allem den ersten Chor "Fallt mit Danken" mit guter Zielsetzung, die beiden Eingangschöre der anderen Kantaten ließen im stetig schnellen Grundcharakter Flexibilität vermissen, dafür waren die Choräle sauber mit guter Textbetonung musiziert und von Thielemann auch als Kommentar oder Verinnerlichung abgesetzt.

In den Arien war deutlichere Emphase der musikalischen Ausgestaltung zu bemerken. Daniel Behle, der weiterhin als Evangelist überzeugte, hielt sich zu Beginn stimmlich auffallend zurück, um dann in der letzten Tenorarie "Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken" Überzeugung und Zuversicht auszustrahlen. Ein Glanzstück von Leichtigkeit waren auch die beiden Sopranarien von Sibylla Rubens, Christa Mayer war ihr im Terzett und den Rezitativen ebenbürtig. Hanno Müller-Brachmann übernahm in dieser Aufführung die Bass-Partie und deutete sie mit starker, manchmal zu theatralischer Gestaltung, das führte in "Erleucht auch meine finstre Sinnen" zu Unstimmigkeiten mit den Instrumentenpartien. Die Staatskapelle folgte Thielemanns Zeichengebung aufmerksam, das kraftvoll zupackendes Continuo ist ebenso positiv zu vermerken wie die erfreulich klangsinnigen Instrumental-Soli der Arien.

Dass Thielemann eine Finalwirkung konstruierte, indem er das letzte Rezitativ und den Schlusschoral im für die Trompeten gerade noch machbaren festlichen Duktus übereilte, mag Geschmacksache bleiben, wie überhaupt das Weihnachtsoratorium als Ganzes in diesem Aufführungszyklus zu Widerspruch und Diskussion aufrufen mag. Thielemanns Weihnachtsoratorium schreibt nicht die Bach-Rezeption neu, sondern ist als persönliche, sicher heutzutage ungewöhnliche Darstellung mit der aus einem "romantischen Ohr" interpretierten Musik im Fokus der Aufführung zu werten.

Interpretation mit Widersprüchen

Bachs Weihnachtsoratorium unter Christian Thielemann

"Thielemanns Weihnachtsoratorium", so frohlockte die Sächsische Staatskapelle vollmundig in der Ankündigung der Aufführung. Zum ersten Mal überhaupt widmete sich der designierte Chefdirigent der Kapelle einem Oratorienwerk von Johann Sebastian Bach. Der Slogan rückte den Interpreten in den Vordergrund, die Vermarktung für Radio und Heimkino stand bereit - das schürte Erwartungen. Am Donnerstagabend konnte sich das Publikum in der ausverkauften Frauenkirche von der Lesart Thielemanns der ersten drei Kantaten ein Bild machen. Von einer historisch informierten Aufführung ist nicht zu berichten - hier und da waren Elemente in die Interpretation eingeflossen, doch gerade die Kompetenz der Kapellmusiker in der Pflege des barocken Kulturgutes führte in Verbindung mit der Kompromisslösung modernen Instrumentariums und einer in den Phrasierungen nur punktuell zu beobachtenden Einigkeit zu unlösbaren Widersprüchen im Hörergebnis.

Thielemann suchte in den Kantaten Zusammenhang durch attacca-Übergänge zu schaffen, ihm geriet aber vor allem zur dritten Kantate hin der Mut zur Detailarbeit innerhalb der Sätze aus den Augen. Läßt man die Kapellmusiker mit minimalistischem Dirigat allein musizieren, so überträgt sich der Charakter des "Irgendwie" auch bis auf die Emporen. Gerade der Streicherklang ließ sich zwischen romantisierend-wulstigem Klang wie in der wenig prägnant strukturierten Hirtensinfonia oder in der Arie "Schlafe, mein Liebster" und ansatzweise realisierter Affektausgestaltung ("Lasset uns nun gehen") nicht auf einen Nenner bringen. Thielemanns Weihnachtsoratorium hat dafür reichlich dynamische Kontraste zu bieten, der Eingangschor war von Pauken und Trompeten stark dominiert.

Dieses oft von ihm terrassenartig eingesetzte Stilmittel reichte vor allem für den Chor kaum aus: der Kammerchor der Frauenkirche musizierte brav nach Dirigat mal laut, mal leise, wirkte aber in den Kantaten zwei und drei zu forciert und ohne erkennbare Linienführung, die zu Beginn besser ausgeprägt war. Auch in den Chorälen war keine Konzeption zu erkennen: mal wurde Bedeutung hineingeholt, mal flächig durchmusiziert, ohne dass sich ein Bezug zum Fortgang des Werkes herstellte. So war im Hörergebnis nicht nachvollziehbar, dass die Textausdeutung, und damit die Erzählung der Weihnachtsgeschichte in der Anordnung Bachs im Vordergrund von Thielemanns Sichtweise stand.

Es reihten sich mehr oder weniger überzeugende musikalische Einzelerlebnisse aneinander. Die Solistenbesetzung konnte den unklaren Gesamteindruck nicht verbessern. Auch hier gab es eine Diskrepanz in der jeweiligen Erfahrung und der individuellen Umsetzung der Bachschen Musik. Daniel Behle (Tenor) fand da als Evangelist genau das richtige Maß zwischen Einfühlung und Distanz der Erzählrolle, kundig vom stets hellwachen Continuo um Johannes Wulff-Woesten begleitet. Christa Mayer (Alt) agierte zumeist geschickt, um ihre große Opernstimme für diese Musik einzurichten. Ihre Arie "Schließe, mein Herze" fiel vor allem wegen Kai Vogler (Violine), dessen sämig vorgetragenes Solo im Stile einer "Pièce" des 19. Jahrhunderts nicht nur gegenüber Mayers Gesang zu dominant war, sondern auch stilistisch ausbrach. Florian Boesch (Bass) wiederum hätte von Behle einiges an Geschmeidigkeit übernehmen können, konnte sich aber durch übertriebene Gestaltung und herausgestemmte Spitzentöne keine Meriten erwerben.

Es blieb an Sibylla Rubens (Sopran), den Geist der Weihnacht auch durch eine musikalische Umsetzung hervorzuzaubern - wie sie den wenigen Noten des Engels und der weltbejahenden Energie des Duetts "Herr, dein Mitleid" natürlichen, ganz aus Bach heraus verstehenden Charakter gab, das war ein plötzlich aufleuchtender Stern dieses Weihnachtsoratoriums. Bachs Musik braucht starke, kompetente und vor Begeisterung brennende Interpreten - dass das vielfach unterschätzte und komplexe Oratorium einzig durch die von Thielemann im Vorfeld als Hauptattraktion benannte Unschuld und Naivität eine auch emotional nachvollziehbare musikalische Spannung und Dramaturgie erhielt, war nach der Aufführung in der Frauenkirche zu verneinen.

Klangfarben im Mittelpunkt

Konzert des KlangNetz-Projektensembles in der Musikhochschule

Seit vier Jahren hat das an der Musikhochschule beheimatete "KlangNetz Dresden" mit verschiedenen Partnern in der ganzen Stadt für neue Klänge gesorgt. Ein wichtiger Spross dieser Aktivitäten ist das "KlangNetz Projektensemble", dessen erstes Konzert im Mai 2008 im Kleinen Haus von Hans Zender geleitet wurde. Am Donnerstagabend fand ein Konzert des Ensembles im Konzertsaal der Musikhochschule statt, wobei die hinter den Darbietungen stehenden Grundideen der Vernetzung auch hier umgesetzt wurden: mit dem Österreicher Beat Furrer war eine wichtige Stimme der Musik der Gegenwart ausgewählt worden, der komponierend und interpretierend tätig ist - sein von ihm gegründetes Ensemble "Klangforum Wien" hat sich einen international hervorragenden Ruf erarbeitet.

Furrer leitete am Tag der Aufführung Workshops in der Hochschule und stellte im Konzertsaal je zwei Werke aus eigener und fremder Feder vor. Im Kammerensemble herrscht ein ungezwungenes Miteinander aus Studenten und Musikern der Dresdner Philharmonie. Kaum ist auszumachen, wer hier den besseren "Riecher" für die modernen Klänge hat, eher freut man sich, dass sich hier auch immer wieder eine offene, die Werke positiv befördernde und professionelle Gemeinschaft gebildet hat. Allen Stücken war zu eigen, dass sie trotz einer nicht immer leicht verständlichen kompositorischen Struktur den Weg zum ungeübten Ohr über die Arbeit mit der Klangfarbe finden.

Furrers "Xenos" aus der Umgebung des Musiktheaters "Wüstenbuch" ist vom Eindruck der Imam-Gesänge in Istanbul geprägt, ohne dieses Wissen muss man aber genau hinhören, um diese vokalen Ursprünge und deren instrumentale Umsetzung auszumachen. Vor allem aber wirkt hier ein sehr emotionaler, direkter Umgang mit den Farben des Instrumentalensembles, am Schluss zaghaft in Melodiefragmente mündend. Dankbar und bewegt war man auch von der Aufführung von "Bouchara" des Franko-Kanadiers Claude Vivier, dessen Werke sehr selten gespielt werden. Verrückt scheint, dass bei aller Flut von neuer Musik allenorten ausgerechnet diese Musik sofort eine tiefere Ebene öffnet, die Weghören unmöglich macht. Dafür sorgte auch der unablässige vokale Strom, den die Sopranistin Maria Perlt klangsinnig mit den Instrumenten erzeugte. Beat Furrer steuerte im Dirigat hier ebenfalls emotionale Impulse bei, die eine eindrucksvolle Interpretation formten.

Anton Weberns "6 Orchesterstücke" erklangen nach der Pause in einer Kammermusikfassung, deren Qualität eigenständig sein mag, aber interessanterweise gerade wegen der doch ganz anderen Wirkung etwa beim Austausch von Harfe und Klavier die Frage nach Original und Bearbeitung stellt. Zum Abschluss stellte Beat Furrer sein "Konzert für Klavier und Ensemble" vor, das der Solist Sang-Min Han ohne äußerliche Zeichen von Anstrengung souverän und rhythmisch prägnant bewältigte. Griffig und von Hochspannung getragen war dies eine Tour de Force, die von zahlreiche Spiegelungen durch ein zweites Klavier und dem auskomponierten Resonanzkörper in den Instrumenten bestimmt wurde. Der spannende Konzertabend fand reichlich Zustimmung beim Publikum und Initiator Jörn Peter Hiekel konnte mitteilen, dass die Ensemblearbeit auch nach dem Ende des Projektes des Netzwerk Neue Musik fortgesetzt wird - der Fortbestand des "KlangNetz Dresden" ist ein Bekenntnis für die Lebendigkeit aktueller Musik in der Stadt, die hoffentlich weiterhin auf so hohem Niveau fortgeführt wird.

Freitag, 9. Dezember 2011

Advent in h-Moll

Kammerchor der Singakademie Dresden mit Eccard, Hammerschmidt, Bach und Füting

Seit 2004 ist der "Adventsstern" der Singakademie Dresden ein fester Programmpunkt der musikalischen Aktivitäten der Vorweihnachtszeit. Dass neben der Besinnlichkeit und Vorbereitung auf das Weihnachtsfest in diesem Konzert tiefergehende Beleuchtung adventlicher Gedanken musikalischer Art zu erleben sind, darf sich gerne noch mehr herumsprechen. Als solches dient nämlich der "Adventsstern" als hervorragende Alternative zur inszenierten Besinnungslosigkeit dieser hektischen Zeit. Die Dramaturgie der Programme, für die Leiter Ekkehard Klemm verantwortlich zeichnet, bietet dabei manche Überraschung feil.

Doch nur kurz währet das Stutzen, als man im Programmheft neben dem Komponistennamen Johann Sebastian Bach nicht das Weihnachtsoratorium als Aufführungsgegenstand erblickt, sondern den ersten Teil der h-Moll-Messe. Klemm versteht die h-Moll-Messe im Sinne von Neuerung und Aufbruch und zieht damit eine sinnvolle Parallele zur Weihnachtszeit - eine weitere besteht in den weihnachtsaffinen Teilen des Ordinarium Missae, die selbstverständlich Geburt und Anbetung Jesu (Gloria, Benedictus) nicht auslassen. Die Singakademie wird sich dem Meisterwerk in drei Teilen bis 2013 im jeweiligen "Adventsstern" zuwenden und stellt Bach jeweils eine "Re-Aktion" eines zeitgenössischen Komponisten zur Seite. Am Sonntag war dies der in Amerika und Deutschland wirkende Komponist Reiko Füting, dem mit "höhen-stufen" eine reizvolle kontemplative Betrachtung von Sprache und Zeit gelang.

Spannend war zu beobachten, wie sich die Verzahnung von Harmonik und Zeitfluss in Fütings Werk zu Bach verhielt. Beide Komponisten arbeiten in klar wahrzunehmender strenger Strukturierung, und es wird jeweils eine Gesamtidee deutlich, die die Thematik beleuchtet, aber nicht einengt. Die Idee von himmlischen und irdischen Stimmen wird hier kompositorisch sehr plastisch ausgeformt und stellen somit auch einen Bezug zur Messe im theologischen Sinne her. Der Kammerchor der Singakademie hatte mitsamt fünf Solisten (Jana Reiner, Christiane Büttig, Elisabeth Holmer, Oliver Kaden und Egbert Junghanns) vielfältige Aufgaben zwischen Geräusch, Tonfläche und Deklamation zu bewältigen, Uta-Maria Lempert steuerte ein das Werk reflektierendes Violinsolo von der Empore bei.

Endend mit der Chorsatz "Cum Sancto Spiritu", wirkten Kyrie und Gloria der Messe in dieser Teilaufführung geschlossen und wurden ja auch von Bach zur - nicht erfolgreichen - Bewerbung um einen Hoftitel in Dresden eingereicht. Für den runden Gesamteindruck der Aufführung sorgte Klemms Auswahl flüssiger Tempi, die klare Themengestaltung zuließen - so rückte jeweils der ganze Satz in den Hörvordergrund, weniger die Details. Bereits die beiden Kyrie-Sätze waren zielgerichtet ausmusiziert, das Gloria hätte noch etwas mehr rhythmische Emphase zeigen dürfen. Der Kammerchor zeigte, dass er die anspruchsvollen Chorpartien engagiert bewältigen kann, einige Reserven waren in den Mittelstimmen zu bemerken. Empfunden und stilgerecht waren die Arien von den Solisten gestaltet, in der Begleitung der Sinfonietta Dresden fielen allerdings einige Ungenauigkeiten in der Phrasierung und ein durchweg zu präsentes Continuo auf. Der Kammerchor der Singakademie hatte zu Beginn noch einen weiteren Programmteil mit Continuo-Begleitung und a-cappella ausgestaltet und damit erfolgreich eine höchst ansprechende Gesamtleistung bewältigt: Motetten von Johann Eccard und Andreas Hammerschmidt zeigte der Chor mit überzeugender Textdeklamation ud folgte Klemms Zeichengebung stets aufmerksam, so dass die Motetten Schwung und Klarheit erhielten. Damit löste der Chor gleich zu Beginn die adventliche Stimmung aus, die im folgenden die Betrachtung der Gegenwart, der Musik und Kulturen erst ermöglichte.

Aufgehobene Distanzen

Jörg Herchets Kantate zum 3. Sonntag nach Epiphanias in der Musikhochschule

Zu einem Gesprächskonzert mit dem Komponisten Jörg Herchet lud die Dresdner Musikhochschule, wo Herchet viele Jahre als Professor für Analyse und Komposition wirkte, am Donnerstagabend ein. Nur ein einziges Werk stand auf dem Programm: die "komposition für violine, violoncello, klavier und publikum", gleichzeitig betitelt als Kantate zum 3. Sonntag nach Epiphanias von Jörg Herchet. Bereits im März wurde die Kantate im Leonhardi-Museum uraufgeführt, doch konnten sich die Interpreten und der Komponist glücklich schätzen, das Werk im Laufe des Jahres in mehreren sehr unterschiedlichen Räumen erklingen zu lassen, denn die Kantate bezieht nicht nur die Raumwirkung ein, sondern hebt auch die Distanzen auf, indem das Publikum an zwei Stellen zur Mitwirkung eingeladen wird.

Herchet begann seinen Zyklus mit Kantaten zum Kirchenjahr 1978; seitdem sind viele höchst unterschiedliche, in ihrer genuinen Kreativität immer wieder neu faszinierende Werke entstanden, die die jeweiligen Themen des Glaubens beleuchten, aber auch in Reflektion zum Menschen der Gegenwart setzen und dafür eine spezifische literarische und musikalische Ausdruckswelt erschaffen. In der Kantate zum 3. Sonntag nach Epiphanias, dem Dreikönigstag, ist schon die Besetzung ungewöhnlich: die Kantate kommt ohne Chor, Solisten, Orchester aus, stattdessen ist ein Klaviertrio Protagonist der Musik. Die drei Musiker sind auch gemeinsam mit dem Publikum Träger des Textes (Jörg Milbradt), dessen Auskomposition im Stil einer "Lesung" verbleibt und daher nah an den von der Kirche her gewohnten Rezitationen und einfachen Gesänge verbleibt.

Überraschend sinnfällig war die Einbeziehung des Publikums als Laut-Träger: die für jedermann sofort umsetzbaren Anweisungen der Lesung sorgten für eine mal individuelle, mal chorisch organisierte Klangebene. Das aufführende Dresdner elole-Klaviertrio und der Komponist gaben wertvolle Einblicke in die Partitur und konnten somit den Zuhörern vor der Aufführung eine Vertrautheit vermitteln, die nicht belehrend oder akademisch geriet. Dafür sorgt auch Herchets in diesem Werk überraschend bildhafte Musiksprache, die aber niemals totale Identifikation oder Eindeutigkeit fordert, doch lädt sie an vielen Stellen nicht nur zum Genuss (wie die "Lieblingsstellen" der Musiker bewiesen), sondern auch zur tiefergehenden Beschäftigung mit dem Thema ein - Herchets Einbeziehung des Zen-Buddhismus baut gottlob nicht auf Orientalismen, sondern führt behutsam etwa an die Wahrnehmung und Auflösung von erlebter Zeit heran.

Die Aufführung selbst geriet zu einem starken Erlebnis für alle: der nahezu ökumenische Gedanke der Kantate hin zu einer offenen Frage zum Bezug zwischen Wort, Glaube und Wunder manifestierte sich in Text wie Musik so zwingend, dass man nachgeradezu froh war, keine klassische oratorische Umsetzung vor sich zu haben. Immer wieder fanden sich in dem klar strukturierten Werk deutlich gezeichnete instrumentale Bilder, die durch die starke Umsetzung von elole wie eine Art geistige Wanderung durch eine Klanggalerie wirkten. In der passenden Form des Gesprächskonzertes wurde auch die immense Bedeutung des Kantatenzyklus von Herchet offenbar - nach Johann Sebastian Bach dürfte er der erste Komponist sein, der in der Neuzeit auf eine ähnlich intensive, zeitgenössische Art und Weise, zum Kirchenjahr Fragen stellt, Haltungen formuliert oder reflektiert und damit die Auseinandersetzung mit dem Glauben heute fördert - ein humanistischer Ansatz letztlich, für den man in der Verbindung mit der Musik nur dankbar ist.

Montag, 28. November 2011

Überzeugendes Debüt

Yuja Wang brilliert mit Prokofjew im 3. Sinfoniekonzert der Staatskapelle

Eine Absage einer großen Künstlerin ist traurig, aber zu respektieren. Im Rund der Semperoper kreisten vor dem 3. Sinfoniekonzert die Gespräche denn auch um die Bedauerung, dass man die Pianistin Martha Argerich zu ihrem zweiten Auftritt in der Semperoper nach 2009 nicht begrüßen konnte. Doch war das Publikum dennoch gespannt, denn die Staatskapelle hatte sich um würdigen Ersatz bemüht: die junge Chinesin Yuja Wang erklärte sich zum Einspringen und damit ihrem Dresden-Debüt bereit. Jüngst verlieh man der in den USA ausgebildete Künstlerin den ECHO-Klassik-Preis als beste Nachwuchskünstlerin. Mit dem Solistenwechsel war ein Programmwechsel unvermeidlich, doch die Entscheidung für das populäre 3. Klavierkonzertes C-Dur Opus 26 von Sergej Prokofjew gab dem Programm, das auch Werke von Debussy und Respighi vorsah (die ebenfalls gestrichene "Euryanthe"-Ouvertüre hätte trotz ihrer unbestreitbaren Qualität da wahrlich nur als Fremdkörper gewirkt), einen einheitlichen Anstrich unter dem Sujet von Tradition und Fortschritt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Für diese Werke stand mit Charles Dutoit ein ausgewiesener Spezialist als Gast am Pult der Sächsischen Staatskapelle. Schnell fanden Wang und Dutoit im Klavierkonzert zueinander, und ebenso rasch wurde man als Zuhörer aufmerksam auf ein großes Talent: die Chinesin überzeugte in allen drei Sätzen mit einer überlegten, kontrollierten Tempo-Gestaltung, legte Prokofjew zwar mit rhythmischer Emphase an, aber eben nicht mit unangebrachten Übertreibungen, die gerade in diesem Konzert hinter fast jedem motorischen Anrollen in den Ecksätzen als Gefahr lauern. Das Ergebnis dieses reifen, manchmal fast distanzierten Zugangs war eine natürliche, satte Kraft, die Wang ausbreiten konnte. Sie nahm sich Zeit für die Beruhigung im Mittelsatz, fand gemeinsam mit Dutoit viele Nuancen in den leisen Registern und legte das Finale mit ordentlichem Zugriff als Parforceritt hin bis zur letzten Note an. Offener Wunsch: die letzte Scheu darf sie noch ablegen - nach dieser überzeugenden Darbietung hofft man auf eine baldige Wiederkehr von Yuja Wang.

Im zweiten Teil des Konzertes standen dann zwei orchestrale Glanzstücke auf dem Programm. Zunächst ging es aufs Meer hinaus: Claude Debussys 1905 vollendete Orchesterskizzen "La Mer" gelten als Meisterwerk instrumentalen Farbenspiels - im Konzertsaal ist das Stück längst ein Klassiker der Moderne. Dutoits Interpretation ging auf viele Details ein, formte sorgfältig die Binnendynamik in den Orchestergruppen aus und hatte mit ausgestelltem Lärmen wenig am Hut. Viel spannender war denn auch, was er aus der Cellogruppe oder den vielen Bläsereinwürfen herausholte; die gemeinsame Formung des Höhepunktes am Schluss war dann eine Selbstverständlichkeit.

Damit waren die Musiker schon optimal für das Finale des Konzertes vorbereitet. Auch die "Pinien von Rom" von Ottorino Respighi erfreuen sich - nicht nur dank der vom Band eingespielten Nachtigall und einem zusätzlichen Bläserchor auf dem Balkon - einer großen Beliebtheit. Jedoch erfordern beide Stücke eine gute Gestaltung von Dynamik und Entwicklung. Dutoit hatte keinerlei Probleme mit dem lustvoll aufspielenden Orchester, das bei den "Pini del Gianicolo" silbrig glänzte und am Ende den Marsch der "Pini della Via Appia" wuchtig zur Apotheose steigerte.

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Kreidler - 22. Dez, 04:31
Schwerkräfte im Vergleich
Gravity in the solar system pic.twitter.com/yrEzytrqlH —...
Kreidler - 21. Dez, 04:33
Schildkröte kapiert Skaeboarden
Just a turtle skateboarding: apparently it understood...
Kreidler - 20. Dez, 04:32
Schönheit des Fallens
pic.twitter.com/QKURohAbI6 — no context memes...
Kreidler - 19. Dez, 04:31

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