Rezensionen

Montag, 28. November 2011

Bach und Marais im Gespräch

Meisterkonzert auf Schloss Albrechtsberg

Außergewöhnlich war das Meisterkonzert auf Schloss Albrechtsberg am vergangenen Freitag schon durch seine Instrumentenwahl: Gambe und Cembalo standen auf der Bühne bereit, und damit stand zumindest für das durch die Romantik geübte Kammermusikohr ein Ausflug in die frühen Zeiten des Virtuosenspiels an. Keinesfalls jedoch darf man diese feinsinnige Musik der Barockzeit an Schwierigkeitsgrad, Anspruch oder gar Emotion unterschätzen. Nachdem die Gambe und die damit verbundene Literatur im 19. Jahrhundert nahezu ausgestorben war, wurde das Instrument im Zuge der Renaissance der Alten Musik für den Konzertgebrauch wiederentdeckt.

Mittlerweile ist die Musik der frühen Barockzeit selbstverständlicher, wichtiger Lehrinhalt an den Hochschulen. So freute sich das Publikum auf zwei hochrangige Solisten, die - ganz wie damals unter den Virtuosen üblich - ihre Kunst auch lehrend weitergeben. Jakob David Rattinger (Gambe) und Christine Schornsheim (Cembalo) darf man Meister ihres Fachs nennen, davon waren die Zuhörer im Meisterkonzert schon nach den ersten Stücken überzeugt. Intelligent waren die Werke ausgewählt worden, denn man beschränkte sich nicht auf den - ohnehin noch zu wenig bekannten - französischen Komponisten und Gambenspieler Marin Marais (1656-1728), sondern gesellte ihm Johann Sebastian Bach zur Seite. Hier ist die Stückauswahl allerdings beschränkt, denn Bach schrieb in Köthen lediglich eine kleinere Folge von Gambensonaten. Das Instrument hatte da seine Blütezeit schon überschritten und war um 1720 noch zum "Dilettieren" im Hausgebrauch.

Schornsheim und Rattinger nutzten die Hereinnahme Bach eher, um französische und deutsche Stilformen voneinander abzugrenzen und damit reizvolle Kontraste herzustellen: fast hatte man den Eindruck, die beiden Meister säßen sich im Gespräch, oder besser Diskurs gegenüber. Musikalisch war die Darbietung erfüllend - gleich die Suite in a-Moll aus dem 3. Buch der "Pièces de Viole" von Marais war eine wunderbare Demonstration der hohen Kunst auf diesem Instrument. Wie affektgeladen das Spiel auf den sechs Seiten geraten kann, zeigte das temperamentvolle "Rondeau Le Troilleur" und vor allem das "Tombeau pour Mr. Sainte-Colombe", ein musikalisches Grabmal, das Marais seinem verehrten Lehrer setzte und in dem man Trauer und Weinen plastisch wahrnahm. Dafür sorgte Rattingers überlegtes und in jedem Ton stark gestaltendes Spiel. Frühe Bach-Werke wie die Toccata c-Moll für Cembalo bewiesen gleiche Meisterschaft im Kontrapunkt wie in der Ornamentik. Der Wettstreit ging sogar soweit, dass man versucht war, in den beiden Präludien und Fugen A-Dur und a-Moll, die Schornsheim mit tollem Sinn für den musikalischen Fluss musizierte, Marais'sche Wurzeln zu finden.

Vor allem aber zur Einkehr und Beruhigung taugten auch viele langsame Sätze des Programms. In der Pause nahm sich Rattinger sogar die Muße, den interessierten Zuhörern eine Demonstration der Viola da Gamba zu geben. Damit gab es im Meisterkonzert nicht nur "Künstler zum Anfassen", sondern insgesamt eine spannende Innenschau der Gamben-Hochzeit im Barock.

Samstag, 19. November 2011

Fruchtbare Verbindungen

Sinfoniekonzert im Rahmen der Tschechisch-Deutschen Kulturtagein der Musikhochschule

Dank der gemeinsamen historischen Wurzeln und der Initiative kultureller Initiativen und Stiftungen ist Tschechien und insbesondere Böhmen näher an Sachsen herangerückt - der aktuell lebendige Austausch von Kunst, Musik, Kultur verweist immer auf gemeinsame Wurzeln, aber auch auf spannende Gegenwart: auch im Bewusstsein auf die Unterschiede zwischen beiden Ländern kann sich Gemeinsames entwickeln.

So stand das Sinfoniekonzert in der Hochschule für Musik im Rahmen der 13. Tschechisch-Deutschen Kulturtage eben für diesen Austausch: Die Brücke/Most-Stiftung feierte damit das 10jährige Jubiläum ihres Stipendiatenprogramms, das tschechische und slowakische Studentinnen und Studenten an der Musikhochschule Dresden unterstützt. Drei Absolventinnen dieses Programms stellten sich im Konzert vor, die Nordböhmische Philharmonie Teplice musizierte unter der Leitung des Dresdner Hochschulrektors Ekkehard Klemm höchstselbst. Das ansprechende klassische Programm sorgte für einen vollen Konzertsaal und die entsprechend festliche Atmosphäre.

Fast schon eine Selbstverständlichkeit war es, dass die ersten beiden Werke aus der Feder von Antonín Dvořák stammten. Für die Auftritte der beiden Streichersolistinnen wurden allerdings nicht die beiden Konzerte ausgewählt, die auch den Rahmen des Konzertes gesprengt hätten. Eva Jamníková (Klasse Prof. Ivan Zenatý) spielte mit schönem Ton die ebenso virtuose wie musikantische "Mazurek", Opus 49 für Violine und Orchester. Natália Skvorcovová (Klasse Prof. Emil Rovner) schloss sich mit der warm empfundenen "Waldesruh" aus Opus 68 an. Die Kürze der Stücke konnte indes nur ein Schlaglicht auf das Können der beiden Solistinnen werfen - diese Aufgabe lösten sie allerdings mit Bravour und kaum sicht- oder hörbarem Lampenfieber. Ekkehard Klemm begleitete mit der Philharmonie Teplice kundig und mit guter Ausbalancierung der Dynamik, um den Solostimmen Raum zu geben. Der Pianistin Hana Vlasáková (Klasse Prof. Arkadi Zenzipér) war dann ein ganzes Konzert vergönnt, das überdies zu den sehr populären Vertretern des Genres gehört: das Klavierkonzert G-Dur von Maurice Ravel. Dass die junge Pianistin das temperamentvolle Konzert technisch mit souveräner Lockerheit bewältigte, beeindruckte. Nicht immer einverstanden konnte man indes mit ihren Temporückungen im 1. Satz sein; ein recht lapidarer Zugang zum Adagio überraschte zudem, war aber durchaus charaktervoll durchgehalten. Grundsätzlich gab es noch einiges Potenzial - auch im Orchester - für eine Leichtigkeit des Zuganges, die im Ergebnis eine schärfere Zeichnung des Werkes ermöglicht hätte.

Die 8. Sinfonie von Ludwig van Beethoven im Programm bildete nicht bloß das sinfonische Abschlusswerk, denn die Skizzen zum Werk doch 1812 bei einem Kuraufenthalt Beethovens in Teplitz entstanden. So schloss sich ein Kreis der fruchtbaren musikalischen Verbindungen, und die schwungvolle, auf viele Details eingehende Interpretation des aufmerksam den Intentionen von Ekkehard Klemm folgenden Orchesters tat ein übriges für dieses gelungene Konzert.

Zum Weiterdenken geeignet

"Erste Anhörung" der Dresdner Philharmonie in der Musikhochschule

Wenn man sich der "Ersten Anhörung", die die Dresdner Musikhochschule in Zusammenarbeit mit der Dresdner Philharmonie einmal pro Saison veranstaltet, widmet, muss zunächst die einschränkende Bemerkung fallen, dass es sich nicht um ein Konzert im üblichen Sinne handelt. Moderator Wilfried Krätzschmar wies in seinen einleitenden Worten auch darauf hin, dass hier jungen Kompositionsstudenten die Möglichkeit gegeben wird, mit einem professionellen Orchester Stücke zu erarbeiten - eine Idee, die in Dresden übrigens schon eine lange Tradition hat: kurz nach der Wende war es noch das Sinfonieorchester Pirna, in dessen Probestätte Carolabad die Dresdner Studenten einmal im Jahr pilgerten, um ihre neuesten Töne auszuprobieren.

Heute verfügt die Hochschule selbst über einen hervorragenden Konzertsaal und so war die Philharmonie nun zu Gast, um drei neue Stücke in einem Probenworkshop am Montag kennenzulernen und am Abend dem Publikum zu präsentieren. Abwechslung garantierten diesmal die sehr unterschiedlichen Handschriften der Komponisten. Christian Rheber (*1980) stellte zwei Sätze unter dem Titel "Spiegel Stücke" vor, die starken Bezug zur Tradition aufwiesen, der nicht von der Hand zu weisen ist: Rheber arbeitet auch in der Film- und Popmusik. Allerdings schienen die beiden Sätze in ihrer völlig unterschiedlichen Stilistik kaum unter einen Hut zu passen, zudem waren die Sprecherparts im 2. Satz teilweise vom Orchester zugedeckt.

Eine ähnliche Problematik wies Arman Gushchyans (*1981) "Peri-Ge" auf, hier sprachen die Musiker Textfragmente, deren Herkunft weder das Programmheft verriet noch waren diese deutlich zu vernehmen. Dabei hatte gerade dieses Stück in seiner wuchernden Natur-Nähe einiges an Reiz zu bieten: Gushchyan schrieb einen sehr detailreichen Orchestersatz, in dem sogar die Besetzung und Verteilung der Instrumente neu definiert wurde. In vorsichtig voranschreitender Klanglichkeit bewahrte Gushchyan donnernde Höhepunkte bis zum letzten Drittel auf und hatte so auch eine wirkungsvolle formale Struktur für das Stück gefunden.

Tobias Schick (*1985) benannte sein Orchesterstück "o.T." (ohne Titel) und führt den Zuhörer damit natürlich gleich auf den Boden der Spekulation: solcher Absicht muss ein Programm innewohnen! Doch auch ohne Beschreibung konnte der Hörer staunen, wie kurze und längere Klangflächen ineinander verwoben und verschoben waren, bevor ein Höhepunkt einen Registerwechsel in tiefste Regionen erforderlich machte und das Stück plötzlich ein Ende fand. Das "Weiterdenken" wird bei allen drei Werken sicher einsetzen und sich in einer Fortsetzung oder einem neuen Werk niederschlagen. Die Dresdner Philharmonie spielte die Novitäten mit dem großem Anspruch der Konzertreife, die allerdings hier auch nicht verlangt war - es klang dennoch sehr ansprechend.

Dem Dirigenten Lennart Dohms, Absolvent der Dresdner Musikhochschule, wurde anschließend der Kunstpreis der Hanna Johannes Arras Stiftung verliehen, eine Auszeichnung bürgerschaftlichen Engagements, die seit 11 Jahren vor allem junge Künstler ehrt, die sich im Kulturleben Dresdens verdient machen.

Freitag, 11. November 2011

Ganz ohne Winnetou

3. Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie mit Weill, Korngold und Bartók

Na endlich! - Der Ausruf lag einem auf den Lippen, als man im Saisonprogramm der Dresdner Philharmonie auf den Namen Carolin Widmann stieß. Sie gehört zu den wohl charismatischsten Geigerinnen der jüngeren Generation in Deutschland und brilliert nicht nur mit ihrem technischen Können, sondern auch mit einer alles Neue in der Violinliteratur aufsaugenden Neugier, die sich kurz darauf in atemberaubenden Interpretationen niederschlägt. Ihre große Offenheit und nunmehr jahrelange Erfahrung mit zeitgenössischer Musik erweitert auch die Perspektive für die Klassiker.

Für ihr Dresden-Debut wählte sie das spätromantische Violinkonzert D-Dur von Erich Wolfgang Korngold aus. Das süffige Stück ist normalerweise prädestiniert dazu, das Publikum zwischen aus der eigenen Schublade geklauten Filmmusik, mindestens acht Dutzend unaufgelösten Vorhalten in den Hauptthemen und rasantem Sport auf vier Saiten hart an die Grenze des Ertragbaren zu führen. Doch Carolin Widmanns Interpretation geriet zur Lehrstunde und berührte den Hörer durch eine unbändige Kraftentfaltung, deren Tiefe erreicht wurde durch die mit jedem Ton ausgedrückte Überzeugung, die dahinterstand. Vergeblich suchte man im 3. Satz Winnetou samt Pferd auf sonnendurchflutetem Hang erscheinen, dafür gibt es genügend Geiger auf dieser Welt, die für das Anwerfen solch imaginärer Kitschmaschinerien zuständig sind. Widmanns Augenmerk galt vor allem der hochentwickelten technischen Seite des Werkes, das ja für Jascha Heifetz geschrieben wurde. Neben ordentlich Feuer in den Ecksätzen war ihre Deutung des 2. Satzes als permanente, von großem Ton durchdrungene Beruhigung eine Glanzleistung. Die Dresdner Philharmonie hatte einige Schwierigkeiten, den rasanten Tempi der Solistin zu folgen, das gelang selbst mit konzentrierter Hilfe des - auch hier ein Debut bei der Philharmonie - amerikanischen Gastdirigenten James Gaffigan nicht immer reibungslos. Trotzdem war man sehr erfreut über einen vor allem durchlässigen, manchmal indes aufgrund der durchgehaltenen Konzentration zu spannungsarmen Orchesterklang.

Dabei hatte man sich ja locker eingespielt: Kurt Weills Suite aus der "Dreigroschenoper" war ein schöner Ausflug in einen heutzutage kaum mehr auf der Orchesterbühne gepflegten Musikstil. Und zweifelsohne kann das Ergebnis nur sein: Philharmoniker spielen Weill, dies gelingt mit ganzem Können und Anspruch, aber eben auch in diesem Arrangement von Max Schönherr mit einer gewissen Trockenheit, die Weills Komposition eben genau mittig zwischen Broadway und Konzertsaal verortet.

Hatte das Zykluskonzert mit Liebe und Verbrechen (Weill) sowie Leidenschaft und Tod (Carolin Widmann hatte Korngolds hingebungsvollen Melodielinien eine packende Ysaye-Zugabe inklusive "Dies Irae" folgen lassen) schon den thematischen Faden treffend aufgenommen, war nach der Pause die Geschichte des "Wunderbaren Mandarins" als Märchen von der Erlösung durch Liebe fast folgerichtig. Wenngleich Béla Bartóks Musik denkbar weit entfernt von Korngold und Weill ist, stellt sie doch gerade in diesem Kontext ein wichtiges Dokument der Musiklandschaft des ersten Drittel des 20. Jahrhunderts dar. Zur Zeit der Uraufführung 1926 Skandale im Publikum erzeugend, hat sich der "Mandarin" schon lange zum Bravourstück großer Orchester gemausert und ist in seiner bestechenden Farbigkeit der Instrumentation unwiderstehlich.

James Gaffigan setzte auf eine pointierte Klarheit der Interpretation. Das tat dem Stück sehr gut, denn so erhielt es eine rhythmische Struktur; die Harmonik wurde offengelegt und Zielpunkte deutlich definiert. Da die Tanzpantomime gleichzeitig auch ein ineinander verschränktes Klarinetten- und Posaunenkonzert darstellt, gebührte den beiden fabelhaft aufspielenden Instrumentengruppen großer Sonderapplaus. Mit der stets spannend gehaltenen Ausführung der reich ornamentierten Partitur gelang den Philharmonikern hier eine bestechend gute Interpretation eines sehr anspruchsvollen Werkes.

Jugend und Reife

Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle mit Schostakowitsch, Janáček und Dvořák

Werke dreier großer Komponisten standen auf dem Programm des 3. Kammerabends der Sächsischen Staatskapelle, dennoch blieb der Kammermusik-Vereins des Orchesters seinem Credo treu, vor allem unentdeckte Perlen der Musikliteratur zu heben. Unverhoffter Glanz kann ebenso durch eine besondere Interpretation eines bekannten Werkes entstehen und so freute man sich vor allem auf das "Dumky"-Trio von Antonín Dvořák im zweiten Teil des Konzertes. Zuvor machten die Zuhörer Bekanntschaft mit dem frühen Klaviertrio Opus 8 von Dmitri Schostakowitsch. Allen Konzertmeistern der Staatskapelle ist die Vorliebe zum solistischen wie zum Kammermusikspiel sehr zu eigen, so musizierte Geiger Matthias Wollong diesmal mit seinen Leipziger Kollegen Matthias Moosdorf (Cello) und Gerald Fauth (Klavier) - bekannt als "Trio Ex Aequo".

Das Frühwerk des 17jährigen Schostakowitsch gingen die drei mit dem Mut zum Widersprüchlichen an, denn die Komposition kippt beständig zwischen rührig verfolgter romantischer Tradition und einer besonders von Fauth herausmodellierten abstrakten Sachlichkeit. An einigen Übergängen stockte der musikalische Fluss jedoch etwas und die wenigen herausbrechenden Höhepunkte hätten mehr Kontrolle verdient.

Während Schostakowitsch seine musikalische Sprache im Trio gerade zur frühen Reifung formt, blickt Leoš Janáčeks Bläsersextett "Mládi" (Jugend) in der Handschrift des 70jährigen Meisters zurück - in diesem Fall sind es versöhnliche Gedanken, die Janáček formuliert, und dankbar ist man für die natürliche Einbindung der vom Komponisten immer geliebten Volksmusik seines Landes. Andreas Kißling, Albrecht Krauß, Jan Seifert, Robert Langbein, Hannes Schirlitz und Christian Dollfuß interpretierten packend und mit einer rhythmischen Verve, die staunenswert war. Das kleine Ensemble schuf eine charakteristische Klangwelt, in der die zahlreichen Verästelungen und virtuosen Einwürfe perfekt eingebettet waren.

Das abschließende, wiederum vom "Ex Aequo"-Trio dargebotene "Dumky"-Trio von Antonín Dvořák zeigt ebenfalls die reife Komponistenhandschrift, doch dem positiven Glanz der beiden letzten Sinfonien Dvořáks steht hier eine durchgehende Melancholie gegenüber, die erst vom letzten Satz zögernd aufgelöst wird. Diese Wellen und Kontraste arbeiteten Wollong, Moosdorf und Fauth mit klanglicher Flexibilität sehr überzeugend heraus. Sie ließen sich auf jedes noch so kleine Motiv oder eine Begleitfigur immer wieder neu ein und schufen so eine spannungsgeladene Interpretation, die die inneren Geschichten des Werkes erlebbar machte.

Dienstag, 1. November 2011

Pettersson-Aufführung in Leipzig

1. Violinkonzert erklang im Gewandhaus

Das letzte Oktoberwochenende widmete das Leipziger Streichquartett in gleich mehreren Aufführungen an wechselnden Orten in Leipzig bedeutenden Kammermusikwerken. Am Sonntag beendete das Ensemble seinen Zyklus im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses. Unter dem Titel “Tiefe Einsichten” gab es zum Abschluss zwei außergewöhnliche Kompositionen von Allan Pettersson und Anton Bruckner.

Handelt es sich bei dem großen Sinfoniker des 19. Jahrhunderts um – von einem frühen Streichquartett abgesehen – dessen einziges Kammermusikwerk, so ist der andere als großer Sinfoniker des 20. Jahrhunderts immer noch nicht recht in der Aufmerksamkeit angekommen. Dass seine – ebenfalls nicht sehr umfangreiche, doch wichtige – Kammermusik einen wertvollen Einstieg zum OEuvre des Schweden, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr fast unbemerkt von der Öffentlichkeit begangen wurde. Um so wertvoller scheint die Würdigung durch das Leipziger Streichquartett, das in diesem Jahr bereits eine Aufnahme mit Kammermusikwerken Petterssons beim Label Dabringhaus & Grimm vorlegte. Darauf ist auch das Konzert für Violine und Streichquartett (1. Violinkonzert) aus dem Jahr 1949 vertreten, dessen verspätetes “Record Release” man nun in Leipzig erleben konnte.

Fast hatte man den Eindruck, es mit der Handschrift eines “jungen Wilden” zu tun; zwar stellt das Violinkonzert Petterssons Debut als Komponist in der Konzertöffentlichkeit dar, aber der zum Zeitpunkt der Uraufführung 40jährige Komponist hatte schon ein erstes “Leben” als Bratscher im Stockholmer Orchester hinter sich, bevor er zu dieser Zeit beschloss, fortan nur noch zu komponieren. Was aber ist dies für ein ungestümes, dramatisches und den Zuhörer mit jeder Note packendes Werk. Die Tonsprache ist schroff, in – Pettersson-Hörern von der später entstandenen Sinfonik her vertrauten – vielen Wellen rollen immer neue Höhepunkte heran, die versiegen, abbrechen, neue Wellen erzeugen. Die chinesische Solistin Yamei Yu tritt nur zu wenigen Kadenzen hervor, alle fünf Musiker haben oft gleichberechtigte, hochvirtuose Parts zu bewältigen. Selten beruhigt sich das Werk, um dann, noch im Adrenalin des vorausgegangenen Höllenrittes, zauberhafte, plötzlich tonal gefärbte melodische Abschnitte hervorzubringen. Dem Leipziger Streichquartett gelang eine überlegte und zupackende Interpretation; das Ensemble schaffte es sogar, den ersten Satz auf eine fast leichtfüßige rhythmische Basis zu stellen und so Kontraste zum Folgenden aufzubauen. Großer Applaus für diese musikalische Entdeckung war die Folge, und vielleicht für manchen im Publikum der Anlass, sich mit dem interessanten Werk des Komponisten näher zu beschäftigen.

Die Partnerschaft mit Anton Bruckner im selben Konzert gerät ungewöhnlich, wenngleich man Parallelen gerade in der Großbögigkeit der Anlage versucht ist zu ziehen, die sich aber erst später in Petterssons sinfonischem Werk offenbaren. So wirkte Bruckners “kleine” Sinfonie für fünf Streicher vor allem in den ersten beiden Sätzen seltsam unbekümmert und das Quintett (mit Barbara Buntrock als Gast an der zweiten Bratsche) brauchte eine Weile, um sich in diese neue Klangwelt einzufinden. Sehr stark war dann das Adagio als Zentrum des Werkes ausgestaltet und genaues Zuhören führte zu einer überzeugenden, in der zelebrierten Langsamkeit niemals den Fluss verleugnenden Interpretation. Mit einer Fuge von Bach als Zugabe verabschiedete sich das Leipziger Streichquartett von diesem intensiven, Horizonte öffnenden Kammermusikwochende.

Montag, 31. Oktober 2011

Lebendige Versöhnung durch Musik

Benjamin Brittens "War Requiem" in der Frauenkirche

Ein sonniger Herbsttag neigte sich, als die Besucher am Sonnabend der Frauenkirche zuströmten - Benjamin Brittens monumentales "War Requiem" stand auf dem Programm, veranstaltet von der Stiftung Frauenkirche und musiziert von der Dresdner Philharmonie. Ein wenig sucht man da schon nach dem Anlass einer solchen Aufführung - rechtfertigt ein "normales" Samstagabend-Konzert den Aufwand dieses Werkes, das mehrfach bereits zum Gedenktag am 13. Februar aufgeführt wurde? Diese Frage ist im Falle Britten zu bejahen - denn dieses Stück gehört als musikalisches Versöhnungszeichen ohnehin in die beiden Städte, das Nagelkreuz am Altar der Frauenkirche zeugt von der Verbindung, die im Gedenken, aber auch in Kunst und Kultur lebendig erscheint.

Die Frauenkirche darf gerne zukünftig einigen Mehraufwand betreiben, um dieses 1965, drei Jahre nach der Uraufführung in Coventry erstmals in Dresden erklungene, so wichtige Oratorium dem Dresdner Publikum nahezubringen. Dazu gehört eine gemäßigte Preisgestaltung ebenso wie Werkeinführungen und der Mut, auch einmal von der touristischen Vermarktung abzusehen, die doch allzusehr von der Absicht einer nachwirkenden Aufführung mit Aussage ablenkt.

Musikalisch befand man sich bei der Aufführung am Sonnabend auf allerhöchstem Niveau. Es war die zweite Aufführung des Oratoriums in der Frauenkirche überhaupt; die erste fand dort 2008 ebenfalls mit der Dresdner Philharmonie statt. Die Hamburgische Generalmusikdirektorin und Intendantin Simone Young, profunde Kennerin von Brittens Werk, verstand es exzellent, zwischen exakter, zugreifender Impulsivität und flüssiger Liniengestaltung (etwa im Agnus Dei) zu vermitteln. So erhielt das War Requiem eine Kontrastbreite, die im feinfühlig musizierenden Orchester zwischen innigstem Solo und herausbrechender Masse alle musikalischen Schattierungen zu zeigen vermochte.

Ein von Emotionen freier Nachvollzug des Werkes ist ohnehin schon unmöglich, läßt man sich nur einmal in die von Young gut gezeichneten a-cappella-Schlüsse der Sätze fallen. Mit enormer Weichheit und tragendem Ton wurden diese vom Philharmonischen Chor Brünn geformt, der für das Werk optimal vorbereitet war. Ausgezeichnete Deklamation, gute Intonation und jederzeit in großen Bögen und Linien fließende Stimmen waren die Kennzeichen dieses Spitzenchores. Dem stand der Philharmonische Kinderchor kaum nach, war aber - räumliche Grenzen waren erreicht - auf der seitlichen Chorempore akustisch nur diffus wahrnehmbar. Überragend gestalteten Andrew Staples (Tenor) und William Shimell (Bariton) die exorbitanten Solopartien aus den in den lateinischen Messetext eingefügten Gedichten von Wilfred Owen, die oft zu knapp intonierende Sopranistin Miriam Gordon-Stewart konnte mit dieser Qualität nicht mithalten. Am Ende schien selbst das Orchester ergriffen von der soeben gestalteten, unglaublichen Musik; fast zu kurz erschien die Stille im Rund der Kirche nach dem letzten - versöhnlichen - Chorakkord.

Sinnspiel von Leben und Tod

Karl Amadeus Hartmanns "Simplicius Simplicissimus" in Semper2

"Wir sind ja nun mehr ganz verheeret" - ein Zitat aus Andreas Gryphius ergreifendem Gedicht "Tränen des Vaterlandes" (1636), das mitten in Karl Amadeus Hartmanns Oper "Simplicius Simplicissimus" erscheint und die ganze Befindlichkeit des gebeutelten Volkes im Dreißigjährigen Krieg spiegelt, legt sich von diesem Mittelpunkt aus wie ein Schleier über die ganze Oper: Auch Hartmann (1905-1963) befand sich zum Zeitpunkt der Komposition des Werkes zwischen den Verheerungen der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Reflektion und ahnungsvolle Vision gehen hier eine bedrückende Gemeinschaft ein und am Ende der Oper ist klar, dass auch die in vielen Weltgegenden gewaltreiche Gegenwart kaum Anlass zum Zurücklehnen bietet.

Insofern bot die Premiere von Karl Amadeus Hartmanns bewegendem Werk an der Dresdner Semperoper nicht nur einen zeitlos wichtigen Kommentar zum Zeitgeschehen, sondern in knappestmöglicher, konzentrierter Form reichlich Anlass zum Nachdenken. Dass dies ermöglicht wurde, garantierte die stimmige Einheit von Regie (Manfred Weiß), Bühne (Timo Dentler) und Kostümen (Okarina Peter). Für die frühe Kammerorchesterfassung mit 15 Instrumenten schien der intime Raum von Semper2 prädestiniert. Statt in einer Probebühne wähnte man sich durch die Quader-Bühnengestaltung um das Publikum herum in einem derart abgeschlossenen Raum, dass die Übertragung von Szene und Musik auf den Zuhörer in einer selten so direkt zu erlebenden Weise geschah. Konventionelles Frontaltheater wäre bei dieser Thematik ohnehin unangebracht: an jeder Stelle des Werkes, das "seine formale Konsistenz aus der Erregung nicht verleugnen kann" (Hartmann) sind wir unmittelbar angesprochen.

Regisseur Weiß versuchte (von einigen Schneeflocken abgesehen) daher auch gar nicht, die Kraft des Wortes, die ohnehin auch in zeitgenössischen Texten überwiegt, durch Theaterdonner oder Chiffrierung zu mildern. Auf einfachen Hockern folgt das Publikum-Volk der Geschichte des Bauernjungen Simplici, der in den Kriegswirren seine Authentizität behält, die ihm am Ende sogar das Leben rettet und kurzzeitig vermag, anderen die Augen zu öffnen. Wie stark wirkt in dieser minimalistischen Umgebung die 2. Szene in der Natur, wie selbstverständlich und unverrückbar steht der schon von Hartmann mitkonzipierte Lebensbaum als Gleichnis und einziges Bühnenutensil im Raum.

Auch den Protagonisten des Werkes ist anzumerken, dass sowohl die Intensität des Momentes als auch der dramatische Zug hin zur dritten Szene nachvollzogen wird. Die Australierin Valda Wilson in der Hauptrolle bleibt natürlich, sowohl stimmlich als auch darstellerisch; damit folgt man ihr bereitwillig durch Freude und Leid der Handlung. Timothy Oliver als Einsiedel überzeugt ebenfalls mit souveräner Gestaltung, genauso Matthias Henneberg als Hauptmann. In weiteren Rollen fügen sich Allen Boxer und Tom Martinsen, sowie Lina Lindheimer (Tanz) und ein kleines Ensemble des Staatsopernchors in dieses Sinnspiel von Leben und Tod, von Arm und Reich, Frieden und Gewalt. Der Hartmann-erfahrene Dirigent Erik Nielsen leitet straff und gleichzeitig flexibel durch die schillernde Partitur, die zwischen barockem Choral, Strophenlied und derbem Gassenhauer alles auffährt, was in den Zwischenkriegsjahren des vergangenen Jahrhunderts en vogue war - niemals aber verliert Hartmann den ihm eigenen, oft zweifelnden, abwartenden Ton, den Nielsen mit dem Ensemble vor allem in vielen Instrumentalsoli überzeugend herausmodelliert.

Potenzial besteht dennoch, die letzte Konsequenz einer zwingenden Übereinstimmung aller Musiker und Darsteller könnte diese Inszenierung zu einem geheimen Höhepunkt der Saison machen. Dank einer Vielzahl von Ansetzungen sollte jedem Interessierten der Besuch einer Aufführung anempfohlen sein - die fehlenden Kronleuchter vergisst man gleich in den ersten Takten, in denen man - Theater sei Dank - mitten in die Handlung geschleudert wird.

weitere Termine: 24., 25., 27, 30. Oktober & 1., 3., 8., 10., 11. November

Dienstag, 25. Oktober 2011

Erneuerung und Kontinuität

20 Jahre "Sächsische Gesellschaft für Neue Musik"

Die ersten Jahre nach der Wende bedeuteten für viele Menschen intensive Phasen der Neuorientierung. Neben der Suche und Behauptung der Identität stand im kulturellen Bereich im Vordergrund, sich nicht nur in der neuen Gesellschaft wiederzufinden, sondern auch gestaltender Teil dieses Neuen zu sein. So wuchsen und verblühten verschiedene Pflanzen des Aufbruchs, doch manche hatten Bestand und nach wechselvoller Geschichte gilt es heute Jubiläum zu feiern.

Im März 1991 gründeten Dresdner Komponisten, Musiker, Musikwissenschaftler und Dramaturgen die "Sächsische Gesellschaft für Neue Musik". Nicht nur das Wissen um ähnliche, bereits bestehende Einrichtungen im Westen stand im Focus, sondern vor allem der Willen zur Pflege und Aufführung der in Sachsen entstehenden zeitgenössischen Musik. Impulsgebend waren sicherlich damals die noch jungen "Tage der zeitgenössischen Musik", anstelle eines Festivals sollte die Gesellschaft aber vor allem gemeinsame Interessen, kreative Ideen und künstlerisch wirkende Persönlichkeiten bündeln. Als eingetragener Verein konnte die SGNM sich fortan im Dresdner Kulturleben verorten.

Ihre Aktivitäten sind dabei so vielgestaltig wie die neue Musik selbst; die Unabhängigkeit der kleinen Gesellschaft in der Kulturszene wurde bewahrt, wenngleich Kooperationspartner wie die Hochschule für Musik oder das Europäische Zentrum der Künste in den heutigen Zeiten nicht nur unabdingbar, sondern auch sehr nützlich erscheinen. So gab es je nach Veranstalter und Konzertkonzept wechselnde Aufführungsorte, auch die Gesellschaft selbst erneuerte sich in den zwanzig Jahren mehrfach. Natürlich ist der Landesname im Titel der Gesellschaft Programm, denn im Freistaat arbeiten schließlich unzählige Komponisten an der künstlerischen Gestaltung unserer Gegenwart, an tönendem Material herrscht also kein Mangel. In der letzten Dekade ist eine Kontinuität zu beobachten: seit 2004 leitet der Komponist Prof. Günter Schwarze die Geschicke; ab 2007 wurde die Konzertreihe "modus vivendi" entwickelt, in der die Orgel im Blickpunkt neuer Werke steht.

Daneben bildet Kammermusik in gemischten Besetzungen einen Schwerpunkt, jüngst wurde auch ein eigenes Ensemble gegründet. Trotzdem gab und gibt es auch immer wieder Einladungen versierter Instrumentalisten der zeitgenössischen Musik zu Porträt-Konzerten. Das 20jährige Jubiläum der Gesellschaft wird mit einem Orgelkonzert im Rahmen des Tonlagen-Festivals gefeiert. In der Martin-Luther-Kirche, deren frisch restaurierte Jehmlich-Orgel dann exemplarisch für Zeitgenössisches eingeweiht wird, musizieren am 10. Oktober Lydia Weißgerber und Reimund Böhmig (Orgel). Fünf Uraufführungen stehen auf dem Programm, darunter zwei neue Stücke aus dem großen Orgelzyklus "Namen Gottes" von Jörg Herchet, einem der Gründungsmitglieder der SGNM.

(8.10.11)

Die Leichtigkeit der Anstrengung

Jubiläumskonzert des elole-Klaviertrios beim "Tonlagen"-Festival Hellerau

Die Zeitbestimmung bei Jubiläen ist selten aussagekräftig: was bedeuten überhaupt zehn Jahre? Angesichts der atemberaubenden musikalischen Präsenz des Dresdner elole-Klaviertrios, das in diesem Jahr genau diese Zeitmarke erreicht, überlegt man erstaunt - gab es elole nicht schon immer? Diese zeitlose Eleganz der Interpretation, der Respekt vor den Komponisten, der Musik, der überaus sympathische handwerkliche Aspekt, der sich auch noch in der dem Konzert anschließenden Feier offenbart, wenn die musikalische Arbeit als das eigentliche Fest postuliert wird? -

Man gratuliert einem Klaviertrio, dass es geschafft hat, in zehn Jahren nicht nur eine Perlenkette von Uraufführungen aneinanderzureihen, sondern das Genre selbst kraftvoll im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen. Bewundernswert, dass der Weg des immer Neuen konsequent beschritten wurde; zu hoffen ist, dass das freie Ensemble zukünftig seine Qualität und Strahlkraft weiterhin innerhalb der Stadt als auch - und das ist längst überfällig - international entfalten kann. Das Jubiläumskonzert fand - mit Selbstverständlichkeit und Freude vom Veranstalter getragen - am Mitwoch während des Tonlagen-Festivals im Festspielhaus Hellerau statt.

Im Nancy-Spero-Saal gelang eine reizvolle musikalische Gegenüberstellung, die an die Anfänge des Trios zurückführte, denn zwei Werken aus dem ersten Konzert 2001 wurden zwei Uraufführungen derselben Komponisten zur Seite gestellt. Das Alte erklingt neu, das Neue wirkt plötzlich bekannt - so verblüffend einfach kann eine Konzertdramaturgie sein und so spannend gerät sie, wenn man um den Ernst und den gleichzeitigen Genuss in der Erarbeitung weiß, den Uta-Maria Lempert (Violine), Matthias Lorenz (Cello) und Stefan Eder (Klavier) den Werken angedeihen lassen. Ein gewisses Lustprinzip war bei der Auswahl der Stücke natürlich spürbar: mit allen drei Komponisten verbindet das Trio eine langjährige Beziehung und es teilt sich unmittelbar der Wille mit, die Besonderheiten der Stücke in klingende Botschaft umzusetzen.

Friedemann Schmidt-Mechau ("Sieben kleine Sätze" / "Nähe und Krümmung") etwa komponiert in klar abgestecktem Rahmen, um aber genau dessen Ränder zu erkunden, das Werk sogar kurz zu verlassen, um das Bewusstsein zu schärfen. Irritiert folgt der faszinierte Zuhörer dieser Trio-Achterbahn, die am Ende sogar noch einen fein ironischen Zug trägt. Michael Maierhofs ("Sugar 1" / "Exit E") Focus liegt im Gegensatz dazu völlig auf einer sprachbildenden Klangerzeugung, die jeglichen Bezug, jeglichen Verweis auf Bestehendes ausschaltet. Wiederum angenehm irritiert, dankt man für den Einstieg in eine Musikhöhle, in der es rattert und knarzt, und in der eine möglicherweise unerträgliche Gegenwart plötzlich in Geräuschen wieder einen Rückzugsort findet und Anstrengung eine überraschende Leichtigkeit erfährt.

Charlotte Seithers "Equal ways of difference" war hingegen ein vor allem formal sehr ansprechendes Stück, in dem ein zunächst ziellos wirkendes Materialkarussell nach und nach immer mehr Linearität und Beruhigung erfuhr. Diese ganzen Hörerfahrungen gründen einzig auf einer nur famos zu nennenden Interpretation. Einhelliger Jubel des Publikums war der Dank nicht nur für dieses Konzert, sondern für sehr viel Musik in zehn Jahren, denen hoffentlich weiterhin solch intensive, erhellende Jahre folgen werden.

Mehr elole: Homepage von elole
(6.10.11)

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Kreidler - 21. Dez, 04:33
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